Schweitzer Fachinformationen
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Gutachter lieben es, für die Fachtierarzt-Prüfung ist es unerlässlich und Praktiker finden alles, was sie brauchen: Das Standardwerk für die Pferdepraxis!
Claus Peter Bartmann, Heidrun Gehlen
Vor der klinischen Untersuchung eines Pferdes werden überwiegend anhand einer Besitzerbefragung, aber auch durch Einsicht in Behandlungsunterlagen, Identifizierungs- oder Impfdokumente für das Krankheitsgeschehen relevante Informationen gewonnen. Dabei stehen Angaben zu Haltung, Fütterung und Gebrauchszweck sowie zu Dauer, Art und Entwicklung von Symptomen wie auch etwaige Vorbehandlungen im Vordergrund.
Der Umgang mit dem Pferd ist, allein schon aufgrund dessen Größe und Körpermasse, mit einem Risiko für den Untersucher behaftet. Darüber hinaus sind auch beim domestizierten Pferd die Eigenschaften als Fluchttier im Grundverhaltensmuster nach wie vor vorhanden. Fluchttiere reagieren auf ungewohnte und für sie beunruhigende Situationen häufig ängstlich oder abwehrend. Der Versuch des Tieres, sich einer Untersuchung oder Behandlung zu entziehen, kann somit sowohl das Pferd selbst, aber auch beteiligte Personen wesentlich gefährden ? [1], ? [5].
Vertrauensbildende Maßnahmen, eine Gegenkonditionierung oder eine ruhige und rücksichtsvolle Vorgehensweise gehören zum fachgerechten Umgang mit dem Pferd, sind aber kein Garant für dessen Toleranz gegenüber diagnostischen Maßnahmen. Unangenehme Erfahrungen des Pferdes können im Umkehrschluss zu einer negativen Verstärkung und Zunahme eines Abwehrverhaltens führen ? [14].
Bei entsprechender tierärztlicher Indikation sind durch geeignete Zwangsmaßnahmen Abwehrbewegungen zwar nicht absolut ausgeschlossen, das Risiko dafür ist aber wesentlich reduziert. Nicht zuletzt soll der Tierarzt im Rahmen der Sorgfaltspflicht auch Schaden von seinen Gehilfen abwenden ? [4].
Bei den physischen Zwangsmaßnahmen handelt es sich in erster Linie um Maßnahmen zur mechanischen Einwirkung auf das Pferd und zur Fixierung des gesamten Pferdes oder einzelner Körperteile. Dazu werden auch Hilfsmittel herangezogen ( ? Abb. 1.1).
Abb. 1.1 Korrekt angelegte Oberlippenbremse. Das Pferd ist zusätzlich am Halfter fixiert.
In der internationalen Fachliteratur lassen sich erhebliche Unterschiede bezüglich der Indikation, Durchführung und Akzeptanz physischer Zwangsmaßnahmen beim Pferd feststellen ? [1], ? [4], ? [5], ? [7]. Unter Beachtung nationaler tierschutzrechtlicher Bestimmungen sowie ethischer und tiermedizinischer Aspekte besteht auch bei der Anwendung von physischen Zwangsmaßnahmen die Verpflichtung, die physische und psychische Gesundheit des Pferdes zu erhalten ? [1], ? [13]. Somit sind Zwangsmaßnahmen, welche entweder zu körperlichen Beschädigungen oder Angst- und Panikzuständen führen, nicht anzuwenden. Grundsätzlich sollte auch nach Überprüfung der Indikation nach dem Prinzip des geringsten notwendigen Zwangs vorgegangen werden ? [1], ? [7].
Vor diesem Hintergrund kann eine Unterteilung in geeignete sowie ungeeignete und inakzeptable Zwangsmaßnahmen erfolgen.
Geeignete Zwangsmaßnahmen sind folgende:
Halfter, Trense, Führstrick
Haltegriff an Schweifrübe und Hals beim Fohlen
Oberlippenstrickbremse, "Nasenbremse"
Aufhalten einer Vordergliedmaße
Aufziehen einer Hautfalte
Ohrgrundgriff
Kappzaum
Maulöffner ohne Verletzungsgefahr
Spannen der Hintergliedmaße
Untersuchungsstand
Ungeeignete, inakzeptable Zwangsmaßnahmen sind dagegen:
"Polnische" Bremse
Scharnierbremse aus Eisen
Maulschleimhautbremsen mit Flaschenzug
Einsatz der Bremse an Unterlippe oder Ohrmuschel
Fixierung ausschließlich an der Zunge
Rarey-Riemen
Maulöffner mit Verletzungsgefahr
Aufziehen der Hintergliedmaße mit Seil durch Fixierring
Ablegen mit Wurfzeug ohne Einsatz geeigneter Pharmaka
Der Einsatz pharmakologischer Zwangsmaßnahmen ist angezeigt, wenn mechanische Zwangsmaßnahmen nicht zur benötigten oder stressarmen Fixierung des Pferdes führen, wenn aggressive oder besonders scheue Patienten betreut werden müssen oder besonderer technischer Aufwand erforderlich ist. Dazu werden Beruhigungsmittel (Sedativa) eingesetzt.
Eine Sedierung wird als psychische Dämpfung und Beruhigung durch Verabreichung pharmakologischer Wirkstoffe im Rahmen einer Prämedikation oder Analgosedierung verstanden.
Durch eine Sedierung werden viele Untersuchungen und Behandlungen am stehenden Pferd möglich. Die relaxierende Wirkung der in der Pferdemedizin eingesetzten Sedativa führt bei Untersuchungen der Maulhöhle gleichzeitig zu einer Reduzierung störender Zungen- und Kaubewegungen.
Die beim Pferd zur Sedierung überwiegend eingesetzten a2-Adrenozeptoragonisten Xylazin, Detomidin und Romifidin weisen zudem neben ihrer sedierenden noch eine analgetische Wirkung auf. Die sedierende und analgetische Wirkung kann durch Kombination mit den synthetischen Opioiden Levomethadon und Butorphanol verstärkt werden.
Mit der beruhigenden Wirkung einer Sedierung wird man auch der grundlegenden tierschutzrechtlichen Anforderung der Vermeidung von Leiden und Schäden für ein Tier gerecht. Mit einer fachgerechten Sedierung soll die Belastung des Pferdes bei diagnostischen und operativen Eingriffen minimiert werden.
Ob die gewählte Sedierung für die therapeutischen Maßnahmen auch vor dem Hintergrund einer erforderlichen Schmerzausschaltung ausreichend ist, muss vom individuellen Fall, dem Ergebnis der Untersuchung und der daraus resultierenden Eingriffe abhängig gemacht werden.
Eine sichere Identifikation und Wiedererkennung des Pferdes durch die Dokumentation seiner unveränderlichen Kennzeichen oder durch eine elektronische Identifizierung ist aus Gründen der tierärztlichen Dokumentationspflicht, aber auch durch Rechtsgrundlagen bedingt, erforderlich ? [4]. Zu den Kennzeichen des Pferdes gehören neben dessen Rassezugehörigkeit das Geschlecht, die Farbe und die Abzeichen, das Alter sowie im Rahmen der aktiven Kennzeichnung erworbene Abzeichen oder Transpondernummern.
Die vielseitige Nutzung des Pferdes als Arbeits-, Sport- und Freizeitpferd setzt eine spezielle Ausrichtung der Zucht voraus, was die große Rassenvielfalt des Hauspferdes erklärt. Die typischen Kennzeichen und Verbreitungen der einzelnen Rassen müssen der tierzüchterischen Fachliteratur entnommen werden.
Die geschlechtsspezifische...
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