Schweitzer Fachinformationen
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»Ich stehe vor Ihnen auf dem gefährlichen Boden, wo man Stellung bezieht, wo Absichten wurzeln, wo ein Narr die Arbeit macht, der scheitern will, und Gelingen ist Scheitern.«
Wer den Blick über die staatliche Landschaft wirft, wird eine eigentümliche Erscheinung bemerken, von der die Presse noch nicht Notiz genommen hat. Es sind die, im milden Klima der letzten Plenen, abweichend Denkenden. In den mit Mühe saubergehaltnen Instituten sammelt sich immer wieder ihr Unrat. Querulanten, belästigen sie die Verantwortlichen, die nichts als ihre Arbeit tun, mit verworrenen Vorschlägen und Vorbehalten. Nicht willig, sich wortlos einzugliedern in die sachten Anstrengungen der Gemeinschaft, bieten sie ein mutwilliges Schauspiel für das Ausland, und die Ämter sind in Atem gehalten.
Wer informiert ist, wieviel Energie die Regulierung des Denkens bindet (und wie wenig sie nutzt), wird ohne weiteres zugeben, daß man eine allgemeine Lösung des Problems ins Auge fassen muß. Berufsverbote, die in kühnen Ländern gewagt werden, oder die Artikulationsminimierung sind zu oberflächliche Maßnahmen, als daß sie den Prozeß in der Tiefe treffen könnten. Sie wirken einfach nicht im Sinne des Erfinders. Aller Zwang lebt von der Vorstellung, es handle sich um verschwindende Minderheiten und diese seien der Vernunft zugänglich. Es ist aber oft gerade die Vernunft, die die Burschen annehmen sollen, Gegenstand ihrer Unlust, mehr als die Zustände, die das erheischen. Es hilft nicht, daß, was wirklich ist, vernünftig ist, wenn sich herumgesprochen hat, daß nicht alles, was vernünftig, wirklich ist.
Das Andersdenken entspricht dem Befund einer Allergie: die Individuen reagieren, in den angeschlagenen Betrieben und Ehen, überempfindlich auf bestimmte, für normale Organismen harmlose Reize. (Und zwar sind es nach bestimmter Vorbehandlung erworbene Reaktionen.) Verernstet wird die Krankheit durch Reize von außen, die, trotz Abgrenzung, während der Berliner Konferenz[1] in unsere Organe gelangten und für eine entwickelte Gesellschaft allerdings unerträglich sind.
Es juckt mich sehr, einen Vorschlag zu machen. Er beruht auf zwei fundamentalen Erkenntnissen: 1. sind die Bevölkerungen, hier sowohl wie in den mitgedachten Bruderländern, in wirrer, spontaner Weise zusammengesetzt, wie sie seit der Völkerwanderung verblieben waren, und 2. existieren noch Grenzen und keiner weiß wozu. Indem ich mich zur vollen Dialektik beider Tatsachen bekenne, komme ich zu dem Schluß: wir müssen den Leuten ihre Grenzen setzen. Die Verteilung auf die Staaten muß Ausdruck ihrer Ansichten sein, nicht ihrer Abstammung. Wie in der sozialen Struktur nicht mehr der Zufall der Geburt entscheidet, soll ers auch nicht in der nationalen. Der waldursprüngliche Zustand, der nur eine geographische, nicht aber eine ideologische Bestimmung zuließ, würde so der Vergangenheit angehören.
Ich nehme meine Lösung als unblutige an.
Sie kann unsere Regierungen nicht vor unüberwindbare Schwierigkeiten stellen. Vieles, was wir erreicht haben, ist längst in diese Richtung gelaufen. Die Lösung käme also keineswegs überraschend. Wer dies bezweifelt, hat wenig von unserer Arbeit begriffen. Eine grobe Einteilung, durch relativ grobe Mittel, ist doch getroffen; wie doch immer die Ideen der Herrschenden herrschten und die Unbeherrschten daherredeten. Mit der einfachen Berechnung wie mit der höheren Einsicht und doppelten Logik wurde das Denken geschliffen; wer wollte behaupten, daß wir nichts ausgerichtet haben? Und die ohnehin Schweigenden werden noch jedem Plan zustimmen.
Diese Gewißheit gibt mir überhaupt Mut, jene zweite Völkerwanderung in Europa anzuregen, die sich, nach siegreichen Wahlen, bis nach Italien, Spanien und Nordafrika wälzen müßte. Die Fähigkeiten des zentralistischen Apparats könnten bei so einer großen Dienstfahrt voll ausgespielt werden. Alles würde damit beginnen, die Überzeugungen auszukundschaften bzw. die vorhandenen Unterlagen auszuwerten. Das könnte die bislang in dem Ressort tätige Zahl der Mitarbeiter durchaus bewältigen, wenn sie einige Zeit im Land bliebe. Die bislang undurchsichtige Masse sähe sich kategorisiert in die Personenkreise a . n: Anhänger stalinistischer Praktiken, des Neuen Ökonomischen Systems, der Arbeiterselbstverwaltung, des Eurokommunismus usw. Die Rechenzentren würden ermitteln, wie viele zusätzliche Grenzen wir brauchten, und der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe hätte die Standortverteilung zu beraten. Hier dürfte es Mißhelligkeiten geben, wir kennen es! um so mehr, als die nationale Eigensucht direkt herausgefordert wäre. Wo der Widerstand gewisser Delegationen aber gebrochen, wäre der Weg frei für die Massen. Ohne ihren Glauben und ihren Beruf zu verlieren, würden sie in die adäquaten Landstriche überführt. Bei exakter Planung könnte die Übergabe an laufenden Maschinen geschehen, in Poznan und Niedersedlitz und Chabarowsk. (Da die Integration einen achtbaren Grad erreicht hat, dürften die Überraschungen gelinde sein - und die bösen vielleicht der Miserabilität der eigenen Lieferungen geschuldet. Alles Stoff für die Literatur, die ungehindert aus unterschiedlichem Blickwinkel beschönigen könnte.)
Der Durchführung sollte aber unübliche Flexibilität gegenüber unsicheren Elementen eignen. Es gibt ja Leute, die sich nie festlegen wollen, die berufsmäßig lavieren. Ihnen wäre geduldig zu erklären, daß es sich für den einzelnen nur darum handelt, hingeschickt zu werden, wo er hingehört. Individualitäten, die sich absolut nicht entschließen können, müßte Gelegenheit gegeben werden, ihre Haltung zu überdenken. Man könnte sie in Schiffe auf die Ostsee oder den Pontus verfrachten, da mögen sie treiben wohin sie wollen. Solche Möglichkeiten also sollte man offenlassen und Landzungen oder kleinere Inseln (Kamtschatka, Vilm) mit Sektierern und Splittergruppen besiedeln.
Ich gestehe, daß ich nicht am Ende meiner Überlegungen bin. Jeder große Plan braucht die Weisheit des Volkes. Die Grundorganisationen müßten angewiesen werden, u.??a. zwei Fragen zu diskutieren: 1. Wie verfahren wir mit den Heranwachsenden, solange sie politisch unreif sind? 2. Was geschieht mit Personen, die nach der Konfination ihre Ansichten ändern? Zu Punkt 1 sehe ich auf den ersten Blick zwei Verfahren. Beim ersten, das zwar rauh, aber jeder gegenwärtigen Praxis überlegen ist, setzen wir die Kinder nach der Stillperiode bis zum 18. bzw. 25. Lebensjahr in einer neutralen Region aus (sibirischer Norden? Mecklenburg?) - dies leuchtet ein, da die Elternteile (Mutter und die möglichen Väter) oft nach der Vereinung in ganz entfernte Gebiete verstreut werden - und geben der Jugendweihe einen Sinn, indem sich die unterrichteten Jugendlichen einem selbst gewählten Lande weihen. Über das andere Verfahren spreche ich nur unter vier Augen.
Bei Punkt 2 stellt sich das Problem verschieden für Personen unauffälliger und auffälliger Berufe (Kapazitäten sowie sog. Kulturschaffende). Ich meine, besonders letzteren sollte man nicht kleinlich kommen und ein gewisses Wandern erlauben, infern sie sich, wo sie sich körperlich, auch geistig befänden. (Naturen ohne jede Kompromißbereitschaft müßten gewissenhaft mit den örtlichen Privilegien bekanntgemacht werden.) Kommt es doch einzig darauf an und ist es der ganze Zweck dieses Plans, die politisch-moralische Einheit jedes Staats zu gewährleisten.
Nicht schlüssig bin ich mir, ob wir den Zweck veröffentlichen sollen. Denn auch ich, wie unsere gesamte Presse, weiß nie, ob die Menschen soweit sind. Aber Verfahrensfragen haben mich, offen gesagt, nie gedrückt, wenn es den großen Gang betrifft. Der Teufel steckt im Detail, was auch heißt: die Hölle ist das tägliche Leben. Das kann kein Gegenstand allgemeiner Überlegungen sein. Die Menschen sind noch immer zu ihrem Glück gezwungen worden, und größeres Glück erfordert, wie jeder weiß, größeren Zwang. Es ist ein hinreichend bekannter Satz, daß die Einrichtung des Staats, eh sie entrümpelt werden kann, erdrückend werden muß.
Indem ich dies niederschreibe, zweifle ich keine Minute: mein Vorschlag wird mit tiefem Ernst geprüft werden. Wir alle sind uns im klaren, was auf dem Spiele steht. Ein bißchen Sozialismus rettet uns nicht; man kann nicht ein wenig schwanger sein. Wir sind so weit gekommen, daß es in den Leuten...
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