Schweitzer Fachinformationen
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Von klein auf war ich ein fröhliches Mädchen, bekannt für meine Leichtigkeit und meine Lebensenergie. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich diese kindliche Unbeschwertheit verloren habe. Gerne denke ich an meine schönen Kindheitserinnerungen und an meine Lebensfreude zurück. Immer wieder habe ich die unterschiedlichsten Spitznamen erhalten. Einer davon war »Gumpibälleli« (Gummiball oder Flummi), da ich kaum zu bremsen war vor Energie und Unternehmungslust. Ein anderer Spitzname war »Goldlöckli«, der auf den ersten Blick auf mein blondes Haar zurückzuführen ist, vielleicht aber auch auf meine goldige Art.
Meine Großmutter, Potzi genannt, wanderte während meiner Kindheit auf die thailändische Insel Koh Samui aus. Die abenteuerlichen Familienferien in Thailand bei Potzi und ihrem Mann Charly habe ich geliebt. Mit neun Jahren durfte ich sie sogar zum ersten Mal ganz allein besuchen. Kein Abenteuer war mir zu groß und so stieg ich, das kleine Goldlöckli, in das riesige Flugzeug am Flughafen Zürich. Natürlich wurde ich von einer netten Flugbegleiterin betreut. Das viel zu große Schild um meinen Hals zeigte allen Menschen im Umkreis von 20 Metern, dass ich ein allein reisendes Kind war. Ob das meine Sicherheit erhöhte, fand ich schon damals fragwürdig. Trotzdem trug ich diese Medaille nicht ganz ohne Stolz über den ganzen Reiseweg.
Die Flugbegleiterin fragte ungefähr einmal in der Stunde, ob auch wirklich alles in Ordnung sei. Ich hatte auf dem Langstreckenflug nie mehr zu bemängeln als zu wenig Snacks. Schließlich kannte ich diese Reise so gut, dass ich das Flugzeug meiner Meinung nach selbst hätte fliegen können. Charly holte mich am Flughafen Bangkok ab, sodass ich nicht allein umsteigen musste, um nach Koh Samui zu gelangen. Auch für das mutige Goldlöckli gab es Grenzen, oder zumindest für ihre Eltern.
Zusammen mit Charly flog ich also auf die zweitgrößte Insel Thailands. Ich konnte es kaum erwarten, den Strand und den Dschungel ein weiteres Mal unsicher zu machen. An diese Ferien voller Leichtigkeit und Abenteuer kann ich mich noch sehr gut erinnern. Potzi und Charly hatten sich gerade erst einen kleinen Hund zugelegt. Ying, so hieß das wilde Fellknäuel, schlief jede Nacht neben meinem Bett. Wir waren unzertrennlich. Den ganzen Tag lang spielten wir gemeinsam auf der riesigen halbrunden Terrasse Verstecken. Brav wartete Ying, bis ich mich versteckt hatte. Meistens quetschte ich mich zwischen zwei Blumentöpfe, dessen Pflanzen mich um einiges überragten, oder ich schlich hinter eine Kommode. Dann rief ich nach ihr. Schnell begann Ying ihre Suche und fand mich stets innerhalb von wenigen Augenblicken. Es war herrlich!
Einmal fuhren wir zu viert an den Strand, um im Meer schwimmen zu gehen. Die Autofahrt an sich war schon ein Abenteuer. Der Welpe und ich schwankten auf der Ladefläche des Pick-ups hin und her. Keine noch so große Bodenwelle konnte unseren Spaß bremsen. Am Strand angekommen, spielten wir den ganzen Nachmittag im Meer, jagten den Wellen nach, spritzten uns nass und genossen den Blick in die Ferne. Diese Ferien sind gezeichnet von kindlichen und schönen Eindrücken. Doch nur wenige Jahre später war mein Alltag bereits von Schmerz, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit getränkt. Niemand hätte geglaubt, dass ausgerechnet das strahlende, blonde Mädchen einmal so ums Überleben kämpfen müssen würde.
Die Begeisterung für Abenteuer wurde mir in die Wiege gelegt. Wenn ich mich heute mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es definitiv: abenteuerlustig! Als ich noch sehr jung war, durfte ich mit meiner Familie tauchen gehen und surfen, als Teenie mit meiner Schwester Jamie Städtereisen unternehmen. Was für eine unbeschwerte Zeit das war! Diese Erinnerungen erfüllen mich mit tiefer Dankbarkeit. Wie konnte mir diese Lebensfreude zwischen den Fingern zerrinnen? Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, was dieses Mädchen noch für schwere Jahre vor sich hat.
Meine Abenteuerlust ließ mich meinen Alltag mit vielen Dingen füllen, für die ich schnell Leidenschaft gewann. Besonders galt dies für Sport und die Kirche. Mit nur sechs Jahren begann ich das Wasserspringen und trainierte dies bis in meine Jugendjahre auf leistungssportlichem Niveau. Ich hatte eine riesige Leidenschaft für diesen eleganten Sport. Am liebsten trainierte ich jeden Tag. Ich lernte, meine körperlichen und psychischen Grenzen zu überwinden, und es entwickelten sich großartige Freundschaften in den Trainings. Viele Stunden haben wir Krafttraining absolviert, unsere Sprünge auf dem Trampolin geübt und diese schließlich im Wasser perfektioniert. Meine Begeisterung für diesen Sport war so groß, dass ich dafür immer wieder die Pfadfinder, Geburtstagsfeiern oder sogar die Schule verpasste. In dieser Zeit gehörte nichts mehr zu meiner täglichen Routine, als in der Umkleide des Hallenbades meine Kleider in meinen Spint zu schließen und meine Trainingssachen über meinen Badeanzug zu ziehen. Doch wie das beim Leistungssport so ist, waren die Erwartungen hoch. Im Nachhinein weiß ich, dass ich schlechter mit dem Druck umgehen konnte, als mir damals bewusst war.
In einem Sommer besuchte ein neuer Junge unser Training, Jan. Es gefiel ihm so sehr, dass wir noch jahrelang gemeinsam trainierten, bis ich den Sport schließlich aufgab. Mein Trainer fragte den schüchternen Jungen, ob er wisse, um was es denn in den Trainings gehe. Der Junge lächelte und meinte voller Überzeugung: »Dass wir alle Spaß haben!« Leider war das die falsche Antwort. Unser Trainer lachte laut und entgegnete: »Nein, natürlich nicht, es geht darum zu gewinnen!«
Mein erstes Training verlief sehr ähnlich. Das Erste, das ich lernte, war, dass man nur hinter dem Sprungturm weinen durfte, so konnte dies nämlich niemand sehen. Damals war mir nicht bewusst, wie oft ich tatsächlich noch hinter diesem Turm weinen würde. Manchmal weinte ich wegen der Schmerzen eines nicht gelungenen Sprunges, manchmal aus Angst vor dem nächsten Sprung oder schlicht aufgrund von Druck und Überforderung. Und auch wenn der Druck groß war: Über viele Jahre hinweg war meine Leidenschaft um einiges größer.
Was mich immer wieder überrascht, wenn ich daran denke: Seit dem Moment, als ich aufgehört habe zu trainieren, habe ich nie mehr einen Sprung von einem Sprungbrett gemacht und möglichst selten überhaupt ein Hallenbad besucht. Das war keine bewusste Entscheidung und doch scheine ich eine klare Trennung davon gebraucht zu haben. Trotz vieler schwieriger Momente hege ich noch immer große Begeisterung für diese Sportart und schaue positiv auf diese Jahre zurück. Ich habe viel fürs Leben gelernt und in all den Trainingslagern und Wettkämpfen einmalige Abenteuer erlebt.
Die christlichen Pfadfinder, die Royal Rangers, waren auch ein wichtiger Teil meiner Kindheit. Hier durfte ich einzigartige junge Erwachsene kennenlernen, die ihr Leben ganz auf Jesus ausgerichtet hatten und voller Lebensfreude steckten. Sie waren authentisch, cool und standen unerschütterlich mitten im Alltag. Genau so wollte ich mein Leben gestalten, kompromisslos auf Jesus ausgerichtet, authentisch und geziert von spürbarer Lebensfreude.
Als meine Freundinnen und ich schließlich Leiterinnen wurden, durften wir in den Pfadfinderlagern endlich länger wach bleiben, als die Nachtruhe für die Kinder das erlaubte. Endlich gehörten wir zu den coolen Leitern. Als Leiter darf man viele Vorzüge genießen, hat dafür aber viel Verantwortung. Um das auszukosten und zu feiern, gingen wir mit allen anderen Leitern und Leiterinnen gemeinsam spät am Abend im Bodensee baden, denn wir zelteten direkt neben dem See auf einer Wiese. Uns junge Leiterinnen kostete es Mut, ins dunkle Wasser zu waten, aber das war genau mein Geschmack von Abenteuer. Die älteren Leiter meinten, wir dürften auf keinen Fall laut sein oder gar schreien, da die Kinder bereits schliefen. Wenn wir kreischten, würden wir ihnen ein Mittagessen beim Burger King auf dem Heimweg schulden. Also haben wir uns besonders viel Mühe gegeben, leise zu sein. Was wir jedoch nicht wussten, war, dass die älteren Leiter uns Mädels eine lebensgroße Holzfigur, die einen Indianer darstellte, in den Zelteingang stellten. Ein kleiner Scherz, um uns als neue Leiterinnen willkommen zu heißen. Als wir also nass vom Baden ganz leise in unser Zelt schleichen wollten, erstarrten wir drei Mädels vor Schreck: Da stand ein Mann in unserem dunklen Zelt! Wir alle haben uns so sehr erschrocken, dass wir nicht einmal mehr kreischen konnten. Wir rannten einfach so schnell wie möglich weg. Als wir aus dem Zelt stürzten, standen alle anderen Leiter da und fanden es unfassbar amüsant. Nach dem großen Schreck lachten wir und schmiedeten vor allem bald einen Plan, um uns zu rächen. Die Leiter waren so beeindruckt, dass wir nicht laut gekreischt hatten, dass sie uns als Wiedergutmachung selbst zum Mittagessen im Burger King einluden.
Wenn ich an solche Momente zurückdenke, kann ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Diese Vorbilder und solche Momente haben meine Vision fürs Leben maßgeblich geprägt. Ein Leben, ganz auf Jesus ausgerichtet, ist auf keinen Fall ein langweiliges Leben nach strikten Regeln, sondern ein riesiges Abenteuer mit viel Liebe für die Menschen um sich herum. Mir wurde klar: Ich musste nicht in klare christliche Vorlagen passen, um ein Leben an Gottes Seite zu leben. Gott hat Humor und ich glaube, Späße und Streiche sind viel näher am Göttlichen Wesen, als ich bisher verstanden habe.
Schon von klein auf besuchte ich eine Freikirche. Ich liebte es dort! Ich fühlte mich wohl und schloss enge Freundschaften. An einen Morgen in...
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