Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Rückenschmerzen: Das Wichtigste zum Start
In der Medizin und Gesundheitspolitik wird immer mehr gegen Rückenschmerzen unternommen, doch die Zahl der Menschen mit Rückenschmerzen steigt. Analysen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigen auch für die jüngste Vergangenheit unter den Mitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) einen Anstieg der Diagnosen aus dem Bereich Rückenschmerzen von fast 10 Prozent.1 Etwa vier von fünf Deutschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben darunter.2 Rückenschmerzen sind und bleiben damit Volkskrankheit Nummer eins. Dazu noch einige Zahlen:
Das Erschreckende an diesen Zahlen liegt darin, dass ein Ende dieser Entwicklung nicht in Sicht ist und dass Rückenschmerzen weltweit ein scheinbar ungelöstes Problem mit steigender Dringlichkeit darstellen.9 Auf globaler Ebene sind sie der häufigste Grund für Erwerbsunfähigkeit,10 in Europa die häufigste Ursache für Frühverrentungen.11 Im Vorwort der Ausgabe von Juni 2023 ist in The Lancet, eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, von einer »globalen Epidemie« der Rückenschmerzen die Rede - Tendenz steigend. So waren im Jahr 2020 weltweit 619 Millionen Menschen davon betroffen (fast 10 Prozent der Weltbevölkerung), und bis 2050 wird diese Zahl voraussichtlich auf 843 Millionen ansteigen. Die Autoren begründen dies mit einem Mangel an nachweislich wirksamen Behandlungen und verweisen darauf, dass mehr vom Gleichen keine Lösung sein kann.12
Schmerzmedikamente und herkömmliche Ansätze der Physiotherapie greifen also offenbar zu kurz, wenn es darum geht, Betroffenen wirklich dauerhaft zu helfen. Die vielfältigen Angebote der Krankenkassen wie Rückenschulen und Wirbelsäulengymnastik bringen keinen Erfolg - sie »erreichen« sogar eher eine leichte Verschlechterung.13 Bei bis zu 90 Prozent der Rückenschmerzen14 wird außerdem keine genaue Ursache gefunden, die gezielt behandelt werden könnte - »unspezifisch« nennt man diese Form der Rückenschmerzen.
Sind die Schmerzen längst chronisch geworden, ist der Leidensdruck hoch und konnten konservative Therapien keine dauerhafte Besserung erzielen, scheint häufig eine Operation der letzte Ausweg. Doch genau wie bei bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRT etc.) und stärksten Schmerzmitteln (Opioiden) ist ihr Einsatz unverhältnismäßig hoch,15 wie wir später noch sehen werden.
An dieser Stelle nur so viel: Aktuelle Zahlen legen nahe, dass von neun von zehn Operationen an der Wirbelsäule unnötig sind - wenn vorrangig aufgrund der Schmerzen operiert wird.16 Zudem geht jeder Eingriff mit erheblichen Risiken und auch immer mit einer massiven Veränderung der Statik der Wirbelsäule einher. Wenn bei Ihnen eine Operation im Raum steht, aber kein medizinischer Notfall vorliegt, empfehlen wir Ihnen daher: Probieren Sie zunächst, ob unsere Therapie oder Übungen Ihnen helfen. Besprechen Sie alles in Ruhe mit Ihrem Arzt, bestenfalls einem, der sich in unserer Therapie weitergebildet hat, oder einem anderen der vielen zertifizierten Liebscher & Bracht-Therapeuten und geben Sie Ihrem Körper einige Wochen Zeit.
Es geht um viel
Schmerzfreiheit ist Lebensqualität.
Schön, dass Sie dieses Buch in Ihren Händen halten - und wichtig für Ihr persönliches Wohlbefinden. Denn in diesem Buch geht es darum, dass Sie Ihr Leben genießen können, weil es möglichst wenig von Rückenschmerzen beeinflusst wird. Was ist die Grundlage jedes Wohlfühlens? Dass wir gesund sind. Und dass wir frei von Schmerzen sind. Denn Schmerzen können einen verrückt machen. Sie können Energie rauben, uns unfähig machen, unseren Beruf auszuüben, erst recht das Hobby oder den Sport. Sie können das Zusammenleben so stören, dass Familien und Partnerschaften zerbrechen. Schmerzen können das Leben so belasten, dass sich Menschen vor lauter Verzweiflung eher umbringen, als weiterhin diese Qualen zu erleiden. In den USA hat man dazu Zahlen erhoben: Zwischen 2006 und 2008 begingen etwa 3 000 Menschen Suizid wegen anhaltender Schmerzen, die nicht in den Griff zu bekommen waren, besonders Rückenschmerzen schienen hierbei von großer Bedeutung zu sein.17
Rückenschmerzen - die Nummer eins bei Schmerzen
Natürlich handelt es sich dabei um extreme Fälle. Aber unsere Erfahrungen aus den letzten 35 Jahren lassen bei uns keinen Zweifel: Die Mehrzahl der Menschen mit Rückenschmerzen leidet unnötig. Und zwar viel zu lange. Grund dafür ist eine Über- oder Fehlversorgung von Rückenschmerzpatienten im Gesundheitssystem, die in der Fachliteratur wiederholt beschrieben wurde. Im Klartext heißt das: Bei den Betroffenen kommt entweder gar keine Hilfe in Form wirksamer Therapien an - oder die eingesetzten Behandlungen zielen auf lange Sicht ins Leere.
Die meisten Menschen mit Rückenschmerzen leiden unnötig.
Woran liegt das? Folgt man dem Schmerzmodell von Liebscher & Bracht, könnte der Grund schnell gefunden sein: Die häufigste Ursache von Rückenschmerzen wird übersehen oder zumindest vernachlässigt. Und was nicht auf dem Radar ist, kann auch nicht gezielt behoben werden.
Zur Erinnerung: Obwohl viele Faktoren mit der Entstehung von Rückenschmerzen in Verbindung gebracht werden, sind die zugrundeliegenden Mechanismen dahinter nur unzureichend bekannt.18 Eher selten liegt es an Verletzungen oder gefährlichen Ursachen. Der Anteil an Fällen von Rückenschmerzen mit klarer Diagnose ist deshalb gering: Die Medizin geht seit Jahren davon aus, dass ein Anteil von bis zu 90 Prozent der Rückenschmerzen unspezifisch ist.19 Das heißt: Der Arzt findet bei der körperlichen Untersuchung keine Hinweise auf eine konkrete Ursache, auch die Bildgebung zeigt keine großen Auffälligkeiten.
Immer mehr setzt sich deshalb die Erkenntnis durch, dass die meisten Fälle unspezifischer Rückenschmerzen auf zu hohe Spannungen der Muskeln und Faszien zurückzuführen sind20 - eine Ursache, die auf den MRT- oder Röntgenbildern aber nicht zu sehen ist und daher in der Behandlung weiterhin ein Schattendasein fristet.
Ein Hoch auf Muskeln und Faszien
Gehören Sie zu den 85 bis 90 Prozent, bei denen bisher keine genaue Ursache für die Rückenschmerzen gefunden wurde? Oder haben Sie von Ihrem Arzt eine Diagnose erhalten, die Ihre Schmerzen erklären soll? Wir haben eine gute Nachricht für Sie: Ihre Rückenschmerzen können Sie mit unseren Übungen meist in beiden Fällen lindern oder sogar ganz beseitigen. Weiter unten in Kapitel 1 kommen wir noch genauer darauf zu sprechen.
Bewegung gilt als Schlüssel für einen schmerz-
freien Rücken.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen aber bereits Mut machen: Handelt es sich bei Ihnen um sogenannte unspezifische Rückenschmerzen, stehen Ihre Erfolgschancen mit Bewegungsübungen erfahrungsgemäß sehr gut. Neben unserer jahrzehntelangen Erfahrung und den Ergebnissen unserer ersten eigenen Rückenstudie21 spricht dafür nicht zuletzt die aktuelle Forschungslage.22 Viele klinische Praxisleitlinien empfehlen heute ähnliche Ansätze für die Bewertung und Behandlung von unspezifischen Rückenschmerzen.
Wie auch bei uns beinhalten viele dieser empfohlenen...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.