Schweitzer Fachinformationen
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Am gleichen Tag
»Mein Name ist Katja Reinert«, stellte sich die Hauptkommissarin dem Einsatzleiter der Tatortsicherung vor. »LKA Saarbrücken! Danke Kollegen für die Arbeit.«
»Weyrich, angenehm. Alles klar«, entgegnete der Beamte.
»Ich weiß, wer Sie sind .«
»Nicht so förmlich, bitte!«, lächelte Katja Reinert.
»Nett gemeint, aber in meinem Alter ist man das Förmliche eben gewohnt. Kein Problem! Ähm . wir sind schon eine Weile hier, der Anruf kam um 10 Uhr 47. Die Kollegen vom Kriminaldauerdienst sind auch gerade erst angekommen.«
»Die sind genauso unterbesetzt wie wir alle. Okay! Mit wie vielen Leuten seid ihr vor Ort? Gibt es was Besonderes, das ich wissen müsste?«
»Ich habe nur drei Streifen mit einer Gesamtstärke von acht Kolleginnen und Kollegen. Zwei Kollegen muss ich umgehend abziehen, aber wir kommen klar. Liegt ziemlich abseits hier und ich muss lediglich zwei Seiten absichern, der Rest ist umzäunt. Hauptsächlich geht es um Schaulustige aus der Nachbarschaft; Spiesen-Elversberg ist ein Dorf, da spricht sich alles in Windeseile rum. Als wir kamen, war es ruhig, keine Auffälligkeiten. Bericht folgt, aber da wird nichts Besonderes drinstehen. Routine.«
»Wer hat euch alarmiert?«
»Der Mann heißt Werner Ziegler. Der Notarzt war vor uns da. Er hat den Mann mit ins St. Ingberter Krankenhaus genommen, weil Ziegler kollabiert ist. Ist wohl schon ein etwas älteres Semester.«
»Hast du den Toten gesehen?«
»Nur von Weitem. Nachdem der Arzt erklärt hatte, dass er tot ist, sind wir nicht näher ran.«
»Super! Wo liegt er?«
»Hinter dem Hauptgebäude. Da ist ein Anbau mit mehreren Räumen.«
»Dem Transparent nach zu urteilen, gehört das Gelände zu einem Wanderverein. Ist von denen schon jemand aufgetaucht?«
»Nicht, dass ich wüsste. Ich weiß auch nicht, ob die überhaupt informiert worden sind.«
»Gut, ich kümmere mich drum. Hast du Informationen über die Identität des Toten?«
»Nein, negativ.«
»Danke, Kollege! Ich geh dann mal zum Team rüber. Bis später vielleicht.«
Die Hauptkommissarin schlüpfte unter dem Absperrband hindurch, ging zum Fahrzeug des Kriminaldauerdienstes und ließ sich von einer jungen Beamtin Schutzkleidung und Überschuhe aushändigen.
»Geht's, oder willst du dich im Fahrzeug umziehen?«, fragte die Kollegin.
»Nee, geht schon! Wer hat die Einsatzleitung?«
»Die Kollegin Wertmüller. Korrekterweise, Frau Dr. Wertmüller, aber da legt sie keinen Wert drauf.«
»Den Namen habe ich zwar bereits gehört, aber persönlich kennengelernt habe ich sie noch nicht«, erklärte die Hauptkommissarin.
»Sie ist erst seit wenigen Wochen bei uns; ist aber eine ganz Nette.«
»Habt ihr schon was?«, wollte die Hauptkommissarin wissen.
»Nee, wir sind noch nicht lange hier. War mal wieder nicht einfach, das Personal zusammenzukratzen. Du kennst das wahrscheinlich; das wird bei euch auch nicht anders ein.«
»Da sagst du was! Meine Truppe geht auf dem Zahnfleisch. Was heißt Truppe: Wir sind noch drei, einer ist auf Weiterbildung! Die Überstunden bekommen wir im Leben nicht mehr weg. So, fertig! Wo muss ich hin?«
»Um das Hauptgebäude rum, hinten links.«
Katja Reinert nahm den beschriebenen Weg und lugte um die Ecke. Je näher sie kam, desto stärker wurde der bestialische Gestank. Das war nach einem Leichenfund nicht ungewöhnlich, aber daran gewöhnen würde sich Katja Reinert nie.
Drei Gestalten in den üblichen Ganzkörperkondomen waren mit dem Auffinden und der Sicherung von Spuren, deren Dokumentation und Einmessung beschäftigt. Katja war es aus der Entfernung nicht möglich, zu erkennen, ob sich unter dem Schutzanzug eine Frau oder ein Mann verbarg. Ohne Genehmigung der Teamleiterin bis zur Leiche hin zu gehen, würde Frau Wertmüller der Hauptkommissarin wahrscheinlich übelnehmen, weswegen Katja Reinert es für angebracht hielt, sich bemerkbar zu machen.
»Hallo Kolleginnen und Kollegen. Mein Name ist Reinert, Dezernat drei; nur damit ihr wisst, dass ich auch schon da bin!«
Eine der Gestalten drehte sich um und winkte ihr zu.
»Ah, die Frau Hauptkommissarin! Schön, dass wir uns auch mal kennenlernen. Die persönliche Vorstellung ist bisher aus Zeitmangel ausgefallen, aber ich habe schon einiges über dich gehört.«
»Ich hoffe, nur Gutes!«
»Absolut! Warte eine Minute, ich komme gleich!«
Frau Wertmüller sprach mit einer der weißen Gestalten und stand kurze Zeit später vor der Hauptkommissarin.
»So«, sagte die Frau und streifte die Kapuze vom Kopf. »Ich bin Ramona.«
»Hallo, angenehm. Katja.«
Die beiden Frauen unterließen es wegen der Handschuhe, die Hände zu schütteln.
»Wie ist die Lage?«, fragte Katja Reinert.
»Viel kann ich nicht sagen. Männlich, 55 bis 60 Jahre alt, kräftige, gedrungene Statur, keine sichtbaren äußeren Verletzungen. Die Todesursache muss die Obduktion ergeben; sofern sie genehmigt wird. Keine Kampfspuren. Keine Blutspuren. Einkotungen, galliges Erbrechen.«
»Man riecht es! Fremdeinwirkungen?«
»Bisher nicht ersichtlich.«
»Todeszeitpunkt?«
»Kann ich dir noch nicht sagen. Der Auffindeort ist ein Kühlraum, deshalb sind aufwendige Untersuchungen und Modellrechnungen notwendig. Aber ich schätze mal, dass er ein, zwei Tage hier liegt.«
»Gibt es Hinweise auf seine Identität?«
»Nein. Wir haben die Leiche noch nicht bewegt; er liegt auf dem Bauch. In den Taschen der Hose ist nichts, was einer Identifizierung dienlich wäre. Wenn wir ihn später umdrehen, sehen wir weiter.«
»Könnte er erfroren sein?«, spekulierte die Hauptkommissarin.
»Naja, so kalt ist es im Kühlraum nun auch wieder nicht; Kühlraum ist vielleicht der falsche Ausdruck, wenngleich das Türschild ihn so ausweist. Eher ein Lagerraum ohne Kühlaggregat und Heizung . der Tote trug allerdings keine Jacke, insofern könnte Unterkühlung je nach Dauer und Gesundheitszustand mit todesursächlich sein. Aber das ist jetzt Spekulation, die Obduktion wird zeigen, woran er gestorben ist.«
»Gut, danke. Ich werde zunächst mit diesem Herrn Ziegler sprechen müssen, sobald der wieder auf dem Damm ist. Möglicherweise kennt er den Toten.«
»Kann ich nichts zu sagen, der Mann war schon weg, als wir kamen. Katja, es gibt da etwas, worauf du dein Augenmerk richten solltest.«
»Ach ja?«
»Der Schlüssel zu dem Raum steckt von außen.«
»Und was schließt du daraus?«
»Das ist dein Job«, lachte Ramona Wertmüller. »Ich glaube nicht, dass du meinen Rat brauchst.«
»Trotzdem würde ich gerne deine Meinung hören.«
»Ich frage mich, ob der Mann freiwillig in diesem Raum war.«
»Es könnte auch sein eigener Schlüssel sein«, entgegnete die Hauptkommissarin.
»Könnte, muss aber nicht. Er könnte auch dem gehören, der ihn gefunden hat. In dem Fall hätte dieser Ziegler die Tür aufgesperrt . den Rest kannst du dir denken.«
»Brannte Licht in dem Raum?«
»Es brennt immer noch. Wir nehmen logischerweise Fingerabdrücke vom Schalter und Türgriff. Wir brauchen Vergleichsabdrücke von diesem Ziegler, denk dran!«
»Logisch! Ich muss schleunigst mit dem Zeugen Ziegler reden! Wann kann ich zur Leiche?«
»Gib uns eine halbe bis dreiviertel Stunde, dann sind wir hier soweit.«
»Gut, ich warte. Vielleicht kann sich mein Kollege um Herrn Ziegler kümmern, mal schauen. Wir müssen auch Kontakt zu diesen Wandervögeln aufnehmen. Sag Bescheid, wenn du soweit bist.«
»Mache ich«, bestätigte Ramona Wertmüller. »Übrigens: Wir müssen unbedingt mal zusammen einen Kaffee trinken. Es kann nicht sein, dass man die Kollegen so überhaupt nicht kennt!«
»Klar, gerne! Nach Feierabend am Sankt Johanner Markt vielleicht. Das ist eine offizielle Einladung! Ruf mich einfach an, dann machen wir was aus.«
»Okay, ich mach dann mal weiter.«
Während Ramona Wertmüller sich weiter mit der Leiche von Alfred Koch beschäftigte, versuchte Katja Reinert ihren Kollegen Sam Wolff zu erreichen.
»So ein Zufall«, meldete sich der junge Hauptkommissar. »Ich wollte dich gerade anrufen und fragen, ob ich dich unterstützen soll.«
»Super!«
In einer kurzen Zusammenfassung informierte die Hauptkommissarin den Kollegen über den Stand der Dinge.
»Pass auf, Sam! Nimm bitte Kontakt mit dem Krankenhaus in St. Ingbert auf. Dort wurde heute Morgen ein Mann namens Werner Ziegler eingeliefert. Ein älterer Herr, der die Leiche hier in Spiesen-Elversberg gefunden hat. Er ist kollabiert und der Notarzt hat ihn eingeliefert. Frag nach, ob er stationär aufgenommen wurde, und ob er ansprechbar und vernehmungsfähig ist. Frag auch nach seiner Adresse, wir brauchen seine Aussage dringend! Wenn möglich, stell ihm folgende Fragen:
Kennt er das Opfer? Falls ja, alle Daten.
War die Tür abgesperrt? Falls ja, mit welchem Schlüssel hat er geöffnet?
Hat das Licht gebrannt?
Waren noch andere Personen auf dem Gelände?
Weitere Befragungen werden wir später mit ihm durchführen, das ist das Wichtigste, was ich wissen muss. Informier mich umgehend über das Ergebnis. Ich werde noch...
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