Schweitzer Fachinformationen
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Als die hochkarätige Anwältin Natasha Winthrop eines Nachts in ihrem Haus überfallen und fast vergewaltigt wird, kommt es zum Kampf und sie tötet ihren Angreifer. Zunächst sieht es klar nach Notwehr aus, doch dann gibt es Unstimmigkeiten in Winthrops Bericht. Winthrop behauptet, Opfer einer Verschwörung zu sein, und beauftragt die Fallermittlerin Maggie Costello, herauszufinden, wer dahintersteckt. Aber als sie in Natasha Winthrops Leben nach Indizien gräbt, stößt sie auf Lücken im Lebenslauf. Ist Winthrop doch nicht, wer sie zu sein vorgibt?
Später sagte sie der Polizei, ihr sei sofort klar gewesen, dass es ein Mann war. Der Schall der Schritte unmittelbar vor Mitternacht und dieser dumpfe Tritt hätten keinen Raum für Zweifel gelassen, dass ein Mann in ihrem Haus war.
Fast den ganzen Abend habe sie in ein Dokument vertieft am Schreibtisch gesessen. Sie erläuterte, es habe sich um ein »Abschlussmemorandum für den Ausschuss« gehandelt, und nannte in ihrer offiziellen Aussage den offiziellen Namen sowohl des Falles als auch des Komitees. Nicht, dass dies nötig gewesen wäre. Die Kriminalbeamten wussten, wer sie war. Während der Anhörungen, die im Fernsehen übertragen wurden und das Land in Bann schlugen, hatte sie als Chefberaterin für den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses gearbeitet. Im Anschluss an die Sendungen hatte sie sich vor laufender Kamera den Medien gestellt und war im Zuge dessen zu einer Art Kultfigur geworden: In Washington und in den TV-Kabelnetzen hatte Natasha Winthrop es zu Prominenz gebracht. Nun wurde gemunkelt, sie könnte für ein hohes Amt kandidieren. Vielleicht sogar für das höchste.
Der Polizei teilte sie Dinge mit, die weniger bekannt waren: dass sie zwar für Menschen, die den gegenwärtigen Präsidenten verabscheuten, zu einer Heldin geworden sei, gleichzeitig aber bei denen, die den Mann vergötterten, ebenso extreme Reaktionen hervorrufe. Sie zeigte den Detectives einige Tweets, die an sie gerichtet worden waren, darunter zwei, die im Lauf des gleichen Tages eingetroffen waren: Du sollst verrecken, du Fotze!, lautete der eine; Hey, du Nutte, du lebst ja immer noch!, der andere.
An Geräusche in der Nacht sei sie gewöhnt, sagte sie den Kriminalbeamten. Ihr Haus in Georgetown stamme aus der Kolonialzeit und ächze und knarre vor Erinnerungen. Aber dieses Geräusch, zusammen mit dem leiseren, das darauf folgte, habe keinen Raum für Zweifel gelassen. Das zweite Geräusch wirkte vorsichtiger. Der Mann schien bedacht, den Fehler, Lärm verursacht zu haben, nicht zu wiederholen. In dem sorgfältigen Versuch, die eigene Anwesenheit zu verbergen, verriet sich eine bewusste menschliche Entscheidung - der Polizei gegenüber drückte sie sich allerdings anders aus. Das zweite Geräusch war auch näher gewesen. Und offensichtlich, ohne jeden Hauch eines Zweifels, stammte es von einem Mann.
Ihrer Aussage nach verstrichen nur wenige Sekunden, bis ein Mann vor ihr in der Tür zu ihrem Arbeitszimmer im Erdgeschoss stand. Sie sagte den Detectives, dass er innezuhalten schien, als schätzte er die Situation ein. Er war ganz in Schwarz gekleidet: Schuhe, dunkle Jeans, enge Winterjacke. Eine Skimaske bedeckte sein Gesicht, nur die Augen waren zu sehen. Er habe sie taxiert, fuhr sie fort, und sie habe sein Starren erwidert. Vermutlich dauerte es nicht länger als eine Sekunde, aber das Verschränken ihrer Blicke erschien ihr endlos. Er musterte sie lange, als suchte er nach etwas.
Sie wollte sich bewegen, konnte es aber nicht. Wie erstarrt war sie, ihre Arme und Beine ebenso wie ihre Kehle. Und was in dieser Sekunde am seltsamsten war: Er wirkte genauso erstarrt. Irgendwie gelähmt. Zwei Menschen starrten einander an und standen der Leere gegenüber.
Aber der Moment ging vorüber. Mit zwei raschen Schritten kam er ins Zimmer. Es waren sehr entschlossene Schritte, als käme er, um etwas abzuholen. Sie sagte der Polizei, dass sie einen flüchtigen Augenblick überlegt habe, ob es sich um einen Raubüberfall handle. Ob er hier sei, um eine ihrer Akten zu stehlen. Oder eher ihren Laptop. Angesichts ihrer Arbeit wäre das kaum erstaunlich: Eine Vielzahl von Menschen hätte gern erfahren, was sie wusste.
Sowohl in ihrem ersten, inoffiziellen Gespräch mit einem Polizeibeamten als auch in ihrer unterzeichneten Aussage erwähnte sie, dass sie auf diese Möglichkeit vorbereitet gewesen sei. Nach dem Einbruch in der Kanzlei hatte sie Panikknöpfe einbauen lassen, die mit einer privaten Wachschutzfirma verbunden waren; zwei davon: einen am Bett und einen in der Küche. Aber keinen im Arbeitszimmer. Um Alarm zu schlagen, musste sie an dem Mann vorbei und den Raum verlassen.
Doch bevor sie Gelegenheit erhielt, sich auch nur zu bewegen, war er bei ihr, schlug ihr mit der flachen Hand gegen die linke Schulter, und schon lag sie am Boden. Und er war auf ihr. Sie sagte den Detectives, die Bewegung sei ihr eingeübt vorgekommen, eine Überwältigungstaktik. In diesem Moment habe sie gedacht: Das macht er nicht zum ersten Mal.
Sofort zerrte er an ihren Kleidern. Eine Hand blieb an ihrer Schulter, mit der anderen öffnete er ihren Gürtel und den Reißverschluss ihrer Hose. Sie versuchte, sich wegzudrehen, aber es gelang ihr nicht: Er war zu kräftig für sie.
Sie beschrieb, wie er sie mit den Knien am Boden festhielt; das eine hatte so hart gegen ihre Hüfte gedrückt, dass sie einen Knochenbruch befürchtete. Er war ihr so nahe, dass sie ihn riechen konnte. In seinen Kleidern hing die Feuchtigkeit von draußen, dieser Geruch von nassem Hund, der vom Regen durchtränkter Wolle anhaftet.
In ihrer Aussage beschrieb sie, dass er die ganze Zeit die Skimaske anbehielt, sodass sie nur seine Augen erkennen konnte. Sie hatte den Eindruck, dass er weder alt noch jung war, sondern irgendwo in der Mitte; vielleicht ein paar Jahre älter als sie. Achtunddreißig oder neununddreißig. Einmal verrutschte seine Maske, und sie glaubte zu sehen, dass er dunkle Haare hatte und seine Wangen stoppelig waren.
Später würde sie ihr Bestes tun, um zu beschreiben, was die Polizei stets als den »Kampf« bezeichnete, auch wenn ihr das Wort fehl am Platz erschien. Sie erinnerte sich, dass sie mehrmals die freie Hand, die rechte Hand, erhoben hatte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Nicht um ihm die Maske herunterzureißen, sondern um ihm wehzutun. Sie wusste noch, dass er das Gesicht verzog, als sie ihm die Fingernägel in den Hals bohrte. Sie kratzte ihn so fest, dass seine Haut aufriss. Zu spüren, wie das Gewebe unter ihren Nägeln nachgab, überraschte sie.
»Das ist gut«, hörte sie ihn murmeln. »Das gefällt mir.«
Bei diesen Worten, berichtete sie den Detectives, habe sie eine Welle der Übelkeit überrollt.
Sie versuchte den Bericht über das, was als Nächstes geschah, so kurz zu halten wie möglich, obwohl die Polizisten sämtliche Einzelheiten von ihr erfahren wollten. Wie er sie mit den Knien festhielt, sodass sie sich nicht rühren konnte, wie er ihr die Jeans herunterzog, wie sein Atem ihr ins Gesicht strömte. Wohin er seine Finger steckte. Wie viele. Was er tat.
Als sie zu erklären versuchte, wie sie reagiert hatte - als sie ihren Gedankenprozess erläutern wollte -, geriet sie ins Stottern. Gedanke sei nicht das passende Wort, es habe keinen Gedanken gegeben, mehr brachte sie nicht heraus. Nichts davon sei in ihrem Kopf abgelaufen. Ihr Körper habe ihr die Entscheidung abgenommen.
Sie hatte sich gewunden, um ihn abzuschütteln, und den Rücken gerade genug gewölbt, um sich vom Boden zu heben. (Sie sagte zu den Detectives, sie habe sich gefragt, ob er ihr die Bewegung bewusst gestattete, weil ihre Körper sich dadurch näher kamen und sie für ihn zugänglicher wurde. Dass er es für ein Zeichen irgendwelchen Einvernehmens gehalten oder es sogar - Gott behüte - genossen haben könnte, so als schmiegte sie sich an ihn. Schon der Gedanke widerte sie an. Doch zugleich war ihr dieser potenzielle Eindruck als nützlich erschienen.)
Sein Atem ging nun schwerer und schneller, seine Konzentration - und ja, sie war sich im Klaren, dass es ein merkwürdiges Wort war, aber genau dieser Begriff kam ihr in den Sinn -, seine Konzentration galt ganz seiner Invasion ihres Körpers. Er schien nicht darauf zu achten, was sie mit dem rechten Arm tat, der die Schreibtischplatte erreichen konnte. Er bemerkte nicht, dass sie sich mit den Fingern daran festkrallte und verzweifelt über die Fläche scharrte.
Schon bald gelangte sie mit den Fingern höher und fand die Kante ihres Laptops. Nun war sie fast am Ziel.
Von seiner überlegenen Kraft nach wie vor an Ort und Stelle gebannt, erreichte sie mit der Hand endlich, wonach sie suchte: das kühle, harte Metall des schwersten Gegenstands auf ihrem Schreibtisch. Er war nicht größer als eine Faust, eine kleine und nicht sonderlich bemerkenswerte Büste Ciceros. In ihrer Aussage erklärte sie, die Büste sei das Geschenk eines Ex-Freundes gewesen, während einer Dienstreise nach Rom in einem kitschigen Souvenirladen gekauft. (Für Natasha: Siehe, ein großer Jurist von gestern - für eine große Juristin von heute.)
Sie zögerte nicht, sie plante nicht. Ohne nachzudenken, ergriff sie die Büste, vergewisserte sich, dass sie ihr fest in der Hand lag, und senkte sie langsam, bis sie auf gleicher Höhe mit seiner Schläfe war. Er sah die Büste nicht. Er war zu sehr auf sich konzentriert.
Sie holte aus, verharrte eine Sekunde, und als wäre ihre Hand ein Katapultarm, schlug sie so schnell zu, wie sie nur konnte. Mit voller Wucht traf sie ihn seitlich am Schädel. Metall prallte gegen Knochen.
Das resultierende Geräusch war laut und erschien ihr doch leiser als die Stille, die darauf folgte: eine plötzliche Stille nach dem Lärm des Kampfes, dem Atmen, dem Winden und dem Schmerz, eine Stille, die den Raum und auch den Rest des Hauses füllte.
Sein Kopf sackte sofort nach vorn, sein Gesicht landete auf ihrem.
Ihre Haut wurde feucht und glitschig. Sie sagte der Polizei, zuerst habe sie angenommen, dass es sein Blut wäre.
Langsam öffnete sie die Hand, und...
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