Schweitzer Fachinformationen
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"Was hast du denn, Kindchen?", fragte Frau Tietjen. "Du zitterst ja am ganzen Leib."
Auf einmal stand die Hotel-Angestellte vor Elisa und fasste sie bei den Schultern. "Na, na, wer wird denn da weinen?", sagte sie und wischte Elisa mit dem Daumen die Tränen aus dem Gesicht. Und dann nahm sie Elisa in den Arm. Ihre Schürze roch nach Kaffee und frisch gebackenen Brötchen.
"Dein Onkel Hadi ist einkaufen. Und dein Papa und Wibke sind gerade zur Schule gegangen", erklärte sie. "Sie wollten eigentlich, dass du mitkommst und deinen neuen Direktor kennenlernst."
"Aber ich bleibe gar nicht hier", schluchzte Elisa.
Jetzt hielt Frau Tietjen Elisa auf Armeslänge von sich. "Was hör ich da? Gefällt es dir denn nicht bei uns?"
"Doch schon", gab Elisa zu. "Aber ."
"Verstehe", sagte Frau Tietjen. "Das ist alles schwer für dich. Erst das mit deiner Mama . Und nun schon wieder eine große Umstellung. Aber für deinen Papa ist das auch nicht leicht. Er will vor allem, dass es dir gut geht. Er wird dich auch sehr vermissen."
"Aber die hätten mich vorher fragen müssen", jammerte Elisa.
"Mag sein", sagte Frau Tietjen und streichelte Elisa über das aschblonde Haar. "Huch, was haben wir denn da?" Frau Tietjen hielt ein langes schwarzes und sehr festes Haar in die Höhe. Ein Haar aus Lunas Mähne! Schnell griff Elisa danach und verbarg es in ihrer Hand. In der Tür zum Frühstücksraum erschien einer der Gäste. "Entschuldigung, könnten wir bitte noch etwas Kaffee bekommen?", fragte er freundlich.
"Oh, ich komme sofort!", antwortete Frau Tietjen.
Dann wandte sie sich noch einmal an Elisa.
"Meinst du nicht, du könntest es einfach versuchen? Vielleicht bis Weihnachten auf Probe? Weihnachten ist doch immer so schön hier auf der Insel!"
Elisa presste die Lippen zusammen. Diese Möglichkeit war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen.
"Schau mal, da kommen sie ja!", sagte Frau Tietjen und ging den Kaffee holen.
Durch die Scheibe der Eingangstür sah Elisa Papa und Wibke.
Elisa wickelte das Mähnenhaar um ihren Zeigefinger und ließ die Hand in der Hosentasche verschwinden.
"Elisa, da bist du ja!", rief Papa erleichtert.
"Wie schade, dass du nicht mit zur Schule gekommen bist. Der Rektor hätte dich gern kennengelernt. Und deine neue Lehrerin war sogar auch da."
"Sie heißt Frau Ebel und ist supernett", ergänzte Wibke.
Elisa antwortete nicht. Sie war zwar immer noch traurig und wütend. Aber das, was Frau Tietjen gesagt hatte, hatte sie verwirrt.
Und war Papa denn gar nicht sauer, weil sie heute Morgen einfach abgehauen war?
Aber Papa rieb sich den Bauch und grinste.
"Also, wenn ihr mich fragt, ich könnte jetzt gut ein zweites Frühstück gebrauchen."
"Und was ist mit dir, Elisa?", fragte Wibke. "Hast du überhaupt schon etwas gegessen?" Elisa zuckte die Schultern. "Einen Muffin." "Dann also ab mit euch in den Frühstücksraum", kommandierte Wibke lachend.
Elisas Vater wählte einen Tisch in einer Nische aus. Er holte frische Brötchen vom Buffet.
Wibke brachte Kaffee und Kakao und verschwand dann im Büro.
Elisa wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie trank erst einmal Kakao und biss in ein Brötchen mit Marmelade.
Nach einer Weile fragte sie: "Wie ist sie denn so, diese Frau Ebel?"
Elisas Papa machte ein nachdenkliches Gesicht. "Na ja", sagte er. "Ihre Figur sieht ein bisschen aus wie ein Sack Kartoffeln. Im Gesicht hat sie sehr viele Runzeln und sie trägt offenbar immer nur Gummistiefel."
Elisa schluckte. Das klang ja nicht so großartig. "Ja, und außerdem hat sie einen ziemlich starken Damenbart", ergänzte ihr Vater.
"Papa!" Elisa boxte ihm gegen den Arm. "Du vergackeierst mich!"
Jetzt hatte er es tatsächlich geschafft, sie wieder zum Lachen zu bringen.
Ihr Papa grinste breit. "Sie ist wirklich sehr nett, Elisa", sagte er. "Sie ist noch jung und macht einen fröhlichen Eindruck. Hier an der Schule unterrichtet sie die Klasse eins bis drei." Kurz war Elisa verwirrt, aber dann fiel ihr wieder ein, dass es auf der Insel ja gar nicht so viele Schüler gab. Darum wurden drei Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet. Das hatte ihr Lars schon mal erzählt.
Endlich fasste sich Elisa ein Herz. "Papa, warum hast du all meine Sachen schon hergebracht? Du hast mich gar nicht gefragt, ob ich überhaupt hierbleiben will. Das finde ich echt gemein."
Ihr Papa stellte die Kaffeetasse zur Seite. Elisa spürte, dass er sie ansah. Aber Elisa wich seinem Blick aus und starrte auf ihr Marmeladenbrötchen.
"Ich weiß", sagte Papa. "Und ich habe auch fest damit gerechnet, dass du sauer auf mich bist. Ich kenn doch meine Elisa."
Er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. "Aber was sollte ich tun? Das Angebot von Wibke und Hadi kam, als du schon eine Weile hier warst. Mensch, Elisa, ich muss dich zu Hause so oft allein lassen mit allem: mit deinen Hausaufgaben, mit dem Essen, mit deinen Problemen und deinen Gedanken an Mama . Das ist nicht gut." "Aber Frau Köhler ist doch auch noch da", wandte Elisa mit leiser Stimme ein.
Ihr Vater streichelte ihr über den Kopf.
Elisa ließ es geschehen.
"Ich weiß . Aber Frau Köhler ist schon alt, das ist dir doch klar, oder? Sie wird früher oder später in eine seniorengerechte Wohnung umziehen. Und ich . Hm, das ist in der Firma nicht leicht. Sie haben schon viel Rücksicht auf mich genommen, wenn ich außer der Reihe freimachen musste, aber ich kann das auch nicht zu oft machen. Die Kollegen müssen das immer ausbaden."
Elisa nickte. Das hatte sie nicht gewusst.
"Es ist alles schwer genug für dich. Du bist seit Mamas Tod so tapfer gewesen und so vernünftig. Aber hier bei Hadi und Wibke, da brauchst du das nicht. Sie haben mir erzählt, dass du so viel gelacht hast", sagte Elisas Vater und sah ihr dabei fest in die Augen. "Und ein Kind in deinem Alter, das soll lachen und spielen!"
"Sind ja auch Ferien", murmelte Elisa.
Jetzt musste ihr Vater schmunzeln. Doch er wurde sogleich wieder ernst. "Ich wollte dich mit der Entscheidung nicht belasten", erklärte er. "Und wenn du erst noch einmal mit nach Hause gekommen wärst, wäre alles noch viel schwieriger für dich. Glaub mir."
Elisa umklammerte in der Hosentasche das Haar aus Lunas Mähne. Vielleicht hatte Papa recht.
"Außerdem fängt ja nächste Woche die Schule schon an", erinnerte Elisas Vater.
Elisa holte das Haar aus der Tasche und umklammerte es mit beiden Händen. "Frau Tietjen hat gesagt ." Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. "Also . Können wir nicht eine Abmachung abmachen?" Elisas Vater zog die Augenbrauen hoch. "Eine Abmachung abmachen?", wiederholte er. "Aber natürlich können wir eine Abmachung abmachen. Was denn für eine Abmachung?"
Elisa holte tief Luft. Dann sagte sie: "Vielleicht bis Weihnachten auf Probe?"
Ihr Vater fing laut an zu lachen. Elisa wurde rot. Hatte sie jetzt etwas Blödes gesagt?
Aber ihr Vater legte ihr die Hand an die Wange und sagte: "Elisa, das ist eine tolle Abmachung. Die kann ich so unterschreiben."
"In echt?", rief Elisa. "Würdest du das unterschreiben? So richtig?"
"Aber ja!" Papa nickte heftig.
Da sprang Elisa auf und besorgte einen Schreibblock und einen Kugelschreiber.
Dann setzten sie einen richtigen Vertrag auf. Elisa erklärte sich einverstanden, bei Hadi, Wibke und Lars zu bleiben. Erst mal bis Weihnachten. Und wenn Elisa dann lieber wieder zu Hause wohnen wollte, durfte sie nach Hause zu Papa. Damit erklärte sich ihr Vater einverstanden. Dann schrieben sie das Datum darunter und setzten beide ihre Unterschrift unter den Vertrag.
Elisa rannte damit zu Wibke ins Büro. "Darf ich eine Kopie machen?", fragte sie.
"Na klar", sagte Wibke und setzte sogar noch den Hotel-Stempel unter den Vertrag. Jetzt war es...
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