Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Vielleicht haben Sie dieses Buch vor allem gekauft, um von mir zu hören, welche Ausrüstung Sie brauchen und welche Einstellungen Sie benutzen müssen, um an der Küste schöne Bilder zu machen. Keine Angst, all diese Dinge kommen in den folgenden Kapiteln ausführlich zur Sprache. Doch Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Technik und Ausrüstung nicht das Wichtigste sind. Ein erstklassiger High-End-Backofen garantiert ebenso wenig leckere Aufläufe, wie der Einsatz der besten Kameras und Objektive automatisch fantastische Fotos hervorbringt. Zu guter Letzt sind es doch der Koch und der Fotograf, die für den Unterschied sorgen müssen - also Sie selbst!
Lassen Sie mich mit einem Blick auf die Veränderungen der vergangenen zwei Jahrzehnte noch etwas näher darauf eingehen. In diesem Zeitraum hat sich der Charakter der Fotografie durch das Aufkommen digitaler Fotoausrüstung und der Bildbearbeitungsprogramme einschneidend verändert. Früher war der Fotograf noch ein echter Handwerker - er verfügte über die beste Ausrüstung und wusste als Einziger damit umzugehen. Beim Fotografieren lag der Fokus oft darauf, ein technisch gutes Foto aufzunehmen, auf der richtigen Belichtung und Schärfe. Vor allem beim Arbeiten mit Dias war das regelmäßig eine Herausforderung. Wenn die Belichtung nicht stimmte, war das Dia entweder viel zu dunkel oder völlig überbelichtet, und man konnte es nur noch wegwerfen. Es gab keine Möglichkeit, zwischendrin zu prüfen, ob die Einstellungen passen. Erst Tage oder manchmal Wochen später, wenn man die Filme entwickelt vom Fotoladen abgeholt oder sie in der eigenen Dunkelkammer selbst entwickelt hatte, bekam man die Ergebnisse zu Gesicht. Der nutzbare ISO-Wert war abhängig vom gewählten Film und lag in der Farbfotografie meist bei 100 oder 200. Es gab keine Möglichkeit, den ISO-Wert für eine spezielle Aufnahme zu erhöhen oder zu verringern - dazu musste man erst den Film zu Ende fotografieren und ihn dann gegen einen neuen mit anderer Empfindlichkeit auswechseln. Und so ließen sich noch weitere Einschränkungen aufzählen, mit denen sich ein Fotograf vor zwanzig Jahren herumschlagen musste.
Kein Vergleich zu heute! Selbst das einfachste Einsteigermodell einer Spiegelreflex- oder Systemkamera bietet schon Möglichkeiten, von denen man früher nur träumen konnte. Da man jederzeit kontrollieren kann, ob die Belichtung und andere Einstellungen stimmen, lassen sich Schnitzer viel einfacher vermeiden. Der ISO-Wert kann bei den meisten Kameras derzeit problemlos auf 800 oder 1600 eingestellt werden, bei den aktuellen Top-Modellen manchmal sogar auf 8000 oder 10.000! Mit Speicherkarten von 64 oder 128 GB Speicherkapazität lassen sich beinahe endlos Fotos machen, ohne irgendetwas wechseln zu müssen oder einen Cent extra zu bezahlen. Hinzu kommt, dass es beispielsweise durch den großen Dynamikumfang der Kameras, die Bildstabilisation in Kameras und Objektiven und - last but not least - die immer weiter fortschreitenden Möglichkeiten der Bildbearbeitung nicht mehr so schwierig ist, technisch gute Fotos zu machen. Das kann heutzutage jeder!
Dieses Close-up einer Monsterwelle an der isländischen Küste fotografierte ich vor ein paar Jahren mit ISO 2500. Was im analogen Zeitalter undenkbar gewesen wäre, ist heutzutage nicht einmal ein besonders hoher ISO-Wert. | 280 mm, 1/800 s, Blende 6,3, ISO 2500
Die wohlbekannten Pfähle am Strand sind ein Lieblingsplatz der Meeresschnecken. | 100 mm, 1/6 s, Blende 16, ISO 250 und 100 mm, 0,4 s, Blende 16, ISO 400
Da sich heute mit nahezu jedem Telefon Fotos machen lassen und man so immer und überall eine Kamera dabeihat, fotografieren sehr viele Menschen Tag für Tag. Eine aktuelle Schätzung geht von etwa 2,7 Milliarden Fotos täglich aus! Und diese Bilder werden dann massenhaft auf sozialen Medien wie Instagram und Facebook geteilt. All das hat Fotografie der breiten Masse zugänglich gemacht. Sie wurde dadurch demokratisiert, und wir werden täglich überschwemmt von Bildern. Bilder sind wichtiger denn je.
Natürlich sind viele davon Familien- oder Urlaubsbilder, die nur für Freunde und Angehörige von Interesse sind. Doch auch eine beachtliche Zahl hervorragender professioneller, semiprofessioneller und Amateur-Fotografen ist im Internet ausgesprochen aktiv. Allein in den Niederlanden beschäftigen sich vermutlich zehntausende Fotografen mit der Landschafts- und Naturfotografie. Manchmal kann es entmutigend sein, diesen Menschen in den sozialen Medien zu folgen und täglich von fantastischen Fotos überflutet zu werden. Nicht von ungefähr hört man Fotografen regelmäßig stöhnen, dass heutzutage alles schon einmal fotografiert worden ist.
Obwohl dieses Stöhnen verständlich ist, bin ich anderer Meinung. Natürlich ist es schwierig, zum Beispiel bekannte Strände auf den Lofoten oder Island oder die Pfahlreihen entlang der Nordseeküste auf neue Art zu fotografieren - aber es ist bestimmt nicht unmöglich. Es ist sogar erstaunlich einfach, Stellen zu finden, die selten oder nie fotografiert wurden, weil es die meisten Fotografen zu den populären Orten zieht und sie andere Gebiete links liegen lassen. Auch hierbei spielen soziale Medien eine wichtige Rolle: Aufgrund der fantastischen Fotos von ikonischen Orten zieht es immer mehr Menschen dorthin, um ebenfalls solche Bilder zu machen.
Es schadet auf keinen Fall, sich ab und an zu fragen, auf welche Weise man als Fotograf noch etwas hinzufügen und mit seinen Bildern auffallen kann in diesen Zeiten des Überflusses. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie als fortgeschrittener Fotograf überlegen, wie Ihr nächster Entwicklungsschritt aussehen könnte. Gute Ausrüstung oder eine ausgezeichnete Technik allein machen keinen Unterschied mehr. Schließlich sind all die Bilder in den sozialen Medien und in Zeitschriften von außerordentlicher Qualität, eins schöner als das andere, manchmal mittels intensiver Bildbearbeitung. Das bedeutet, dass nun andere Dinge für einen Fotografen viel wichtiger werden. Es geht dabei um so etwas wie Originalität, den persönlichen Stil, eine eigene Vision und die Fähigkeit, Menschen zu berühren und mit den eigenen Bildern eine Geschichte zu erzählen. Zu diesen Themen finden sich viel weniger Lehrbücher und Workshops, und es ist deutlich schwieriger, sie sich anzueignen. Dafür gibt es keine fertigen Rezepte oder Tricks - was nicht heißen soll, dass Sie nicht daran arbeiten und entsprechende Fähigkeiten entwickeln können. Deshalb werde ich in diesem Buch wiederholt auf diese Dinge eingehen. Denken Sie dabei immer an das englische Sprichwort: »Give a man a fish and you feed him for a day; teach a man to fish and you feed him for a lifetime.«1 Der Schwerpunkt dieses Buchs liegt darauf, dass Sie selbst fischen lernen!
Zweimal Pfähle auf eine etwas andere als die übliche Weise fotografiert. | 50 mm, 1/25 s, Blende 16, ISO 200 und 67 mm, 1/2 s, Blende 18, ISO 100
Man fügt etwas hinzu, wenn man einen Teil von sich in das Foto legen kann; das war in diesem Fall nicht so schwierig. Schaum-Selfies an einem Strand in Zeeland. | 100-mm-Makroobjektiv, 1/60 s, Blende 13, ISO 1000
Im Übrigen ist es durchaus wichtig, dass ein Fotograf die Arbeitsweise seiner Kamera und die Grundelemente der Fotografie gut beherrscht. Ich vergleiche das gern mit Autofahren: Man muss das Auto ohne viel Nachdenken bedienen und in einer bestimmten Situation die passenden Einstellungen vornehmen können. Falls das noch zu viel Kopfzerbrechen bereitet oder regelmäßig schiefgeht, ist es vielleicht besser, ein paar Fahrstunden zu nehmen und viel zu üben. Genauso ist es bei der Fotografie. Wer es schafft, ohne viel nachzudenken die richtige Belichtungszeit und Blende für ein bestimmtes Foto auszuwählen, der kann sich stärker auf die anderen Aspekte der Fotografie konzentrieren.
Ansel Adams
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass Fotografie etwas sehr Persönliches ist. Ein Zitat des berühmten US-amerikanischen Fotografen Ansel Adams bringt das sehr treffend zum Ausdruck: »You don't make a photograph just with a camera. You bring to the act of photography all the pictures you have seen, the books you have read, the music you have heard, the people you have loved.«2
Alle genannten Vorteile der digitalen Fotografie haben natürlich auch einen gewaltigen Nachteil: Man wird als Fotograf schnell bequem. Gerade weil das Fotografieren so viel einfacher ist und ein weiteres Foto keine zusätzlichen Kosten verursacht, erlebe ich regelmäßig, dass Fotografen vor Ort eifrig drauflosknipsen, statt sich erst einmal gründlich umzusehen und sorgfältig eine Komposition zu entwickeln....
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