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Die Welt der drei Erdteile endete nicht an der Meeresküste. Vielmehr waren die großen Gewässer, die sie umgaben, hervorragende Verkehrswege, die zu ihrer Kohärenz beitrugen. In der Ostsee hatten schon während der Antike Einheimische ihre Boote und Schiffe bewegt, während sich die Römer damit begnügten, ihre Waren auf Strom- oder Landstraßen ins Baltikum zu transportieren. Die Nachfolge der (Tacitus) als seefahrende Völker traten im Mittelalter Angelsachsen und Friesen, Skandinavier, Russen und Deutsche an. Am Atlantik waren die Gestade Spaniens, Galliens, Britanniens und Germaniens in der Kaiserzeit ebenfalls römisch gewesen. Rom war «die einzige atlantische Macht» seiner Zeit (A. R. Lewis). Zur Zeitenwende erreichte die römische Atlantikflotte auch die Westküsten von Jütland und das Skagerrak, ein Feldherr umschiffte sogar den Norden Schottlands. Kurz darauf begannen sächsische, irische und piktische Piraten, das Reich herauszufordern, und nach dem Abzug der Flotte aus dem Kanal eröffneten eingesessene oder zugewanderte Germanen um 600 eine Epoche der . Norwegische Bauern trieben um 870 durch die Besiedlung Islands die Grenze Eufrasiens weit nach Nordwesten vor; als sie nach zwei Generationen das agrarisch nutzbare Land aufgeteilt hatten, zogen die Migranten nach Grönland weiter. Lebhafter Schiffsverkehr markierte die flandrisch-französische Atlantikküste, zumal gefördert durch den Salzhandel zwischen Gascogne und England (1152); ein Schiff aus Genua passierte 1277 zum ersten Mal die Straße von Gibraltar auf dem Weg zu den Häfen des nördlichen Europa. Weiteren Vorstößen nach Sonnenuntergang standen mentale Hindernisse im Wege. Lateinische Christen und Muslime scheuten den Ozean als , in dem sie die vermeintliche Uferlosigkeit schreckte. Schließlich wiesen Experten aus Genua Portugiesen und Kastiliern den Weg entlang der Küsten Afrikas nach Süden. 1434 glückte der Expedition Heinrichs des Seefahrers die Passage des Kap Bajador, 1488 umsegelte Bartolomeu Dias das , und 1497/98 erreichte Vasco da Gama Indien auf demselben Weg und nach der Passage Ostafrikas. Die Route - und Markierung Eufrasiens im Süden - trat neben die alte Transversale des Handels, die vom Mittelmeer über den Indischen Ozean nach Südostasien und China führte. Von dort gingen zwar regionale Verbindungen nach Korea und Japan weiter, aber sonst bildete auch der Pazifik eine unüberwindliche Grenze.
Die Grenzen der trikontinentalen Welt lagen also häufig im Meer und hier nicht selten parallel zu den Küstenlinien; anderswo verliefen sie im Landesinneren. Skandinavien, besonders Norwegen und Schweden, wurden erst zu einem Teil Europas, als die Wikinger als Piraten, Händler, Siedler und Eroberer mit dem Kontinent in Wechselbeziehungen traten (ca. 800 bis ca. 1050). Die Ostsee mutierte durch diese Integration zu einem eufrasischen Binnenmeer wie das Mittelmeer oder das Schwarze Meer. Ganz im Norden stieß die große Halbinsel an das Polarmeer, das im Westen bis Island, Grönland und Nordamerika und im Osten bis zur Beringstraße reichte. Die Menschen, die hier seit Jahrtausenden lebten, widmeten sich der Jagd und waren, abgesehen von gelegentlichem Handel mit Häuten und Pelzen, fast völlig isoliert von den Hirtennomaden und Ackerbaugesellschaften weiter im Süden. Um die Integration des Volks der Samen bemühten sich Schweden und Norwegen seit dem 11. Jahrhundert mit mäßigem Erfolg, während die russische Erschließung Sibiriens erst im späten 15. Jahrhundert einsetzte.
Eine ähnliche terrestrische Binnengrenze wie zwischen den Bewohnern der Tundra beziehungsweise Taiga und der Ökumene von Europa und Asien muss man auch für Afrika zur Kenntnis nehmen. Dieser riesige Kontinent war dünn besiedelt und durch überregionale Straßen kaum erschlossen. Klima und Geologie schieden eine mediterrane Küstenzone von einer Abfolge stark differenter Lebensräume, die von Nord nach Süd wie Gesteinsschichten aufeinander folgten: Wüste, Steppe, Savanne und Regenwald. Dieser war von außen schwer zu durchdringen. Das mittlere und südliche Afrika wurde insbesondere durch die Verbreitung der Bantusprache und -kultur mit Landwirtschaft, Eisen- und Kupferverarbeitung geprägt. Hinweise auf einen engeren Austausch mit dem Norden lassen sich bisher kaum ausmachen, und abgesehen vom Nil mit seinen Mittelmeerhäfen erlaubten nur wenige Flüsse zum Atlantik und Indik einen intensiveren Transport von Menschen und Waren. Ein Teil der trikontinentalen Ökumene waren diese Teile Afrikas genauso wenig wie die Küstenländer der Arktik.
Religionen sind ursprünglich durch Kulte von lokalen oder regionalen Gemeinschaften gekennzeichnet. Im ersten Jahrtausend unserer Zeit kamen aber auf, die die Grenzen natürlicher Lebensräume durchbrachen und allen Menschen «unabhängig von Blut, Rasse, Volk oder Nation» offenstanden (D. und J. E. Johnson). Zu diesen Religionen gehörten Christentum und Islam, die das mittelalterliche Jahrtausend mehr prägten als die anderen. Beide waren zwar schon seit ihren Anfängen durch Kontroversen und Schismen innerlich zerrissen, konnten aber ihre Einheit bewahren.
Die Verständigung der Christen beruhte vor allem auf der Jesustradition, also der Entdeckung Jesu als und Erlöser bald nach der Botschaft von seiner Auferstehung. Dazu kam die Anverwandlung der johanneischen Taufe als Initiationsritual und die Gemeindebildung mit der geschwisterlichen Aufhebung aller sozialen Schranken; in der Einrichtung der Eucharistie als Gemeinschaftsmahl fand diese ihren deutlichsten Ausdruck. Grundlegend waren ebenso die Fixierung eines Kanons der heiligen Schriften, vor allem der vier Evangelien, und die Bildung von kirchlichen Institutionen.
Wie das Christentum ist auch der Islam in einem antiken Umfeld entstanden, er entfaltete sich aber erst im Mittelalter als eine eufrasische Religion. Die arabische Bezeichnung hebt die Unterwerfung des Einzelnen gegenüber Gott hervor; alle Muslime verbindet der Glaube an Gottes Offenbarung durch seinen Propheten Mohammed. Die diesem in Mekka und Medina zuteilgewordenen Eingebungen wurden zu seinen Lebzeiten zwischen 610 und 632u.Z. gesammelt und im Koran aufgezeichnet. Abgesehen von der Anerkennung dieser Heiligen Schrift teilen die Muslime ein begrenztes Repertoire von Ritualen; besonders sinnfällig für Dritte ist der , die jeder/jedem Gläubigen einmal im Leben vorgeschriebene Pilgerfahrt nach Mekka, die wegen ihrer terminlichen Fixierung Muslime aus aller Welt zusammenführt.
Christen und Muslime verdankten ihre frühe Dynamik der Tatsache, dass sie sich im Rahmen des universalistisch orientierten Imperiums der Römer entfalten konnten; dieses war allerdings tatsächlich ein mediterranes Reich, so dass für die eufrasische Expansion beider Religionen noch ein anderer Faktor hinzukommen musste: die Unterwerfung des Reichs der Sasaniden durch arabische Truppen und damit die Öffnung der römisch-persischen Grenze nach Zentralasien. Die Gläubigen beider Religionen fühlten sich berufen, die ganze Welt für sich zu gewinnen. Bei den Christen oblag die Bekehrungsarbeit keineswegs nur den Geistlichen, den Bischöfen und Mönchen, sondern allen Gemeindemitgliedern. Auf Jesus selbst wurde ein allgemeiner Missionsbefehl zurückgeführt, der die Kirche zu einem multipolaren Kraftwerk formte. Die Christianisierung wurde dadurch begünstigt, dass sie sich im Mittelmeerraum und Europa fast nur mit einer Bevölkerung auseinanderzusetzen hatte; wo sie, wie in Süd- oder Ostasien, auf die Anhänger hochentwickelter, schriftgestützter Religionen stieß, hatte sie hingegen große Probleme. Die christliche Mission setzte nach dem Konzept der Alten Kirche beim Einzelnen an. Danach musste die Konversion durch geistliche Unterweisung vorbereitet und innerlich vollzogen sein, bevor die Taufe erteilt werden konnte. Auf diesem Weg hätte sich freilich das Christentum nicht durchgesetzt. Es kam vielmehr auf die beispielgebende Entscheidung von Königtum und Adel an. Christianisierung war also sozialgeschichtlich gesehen meistens ein Top-down-Prozess, dem sich niemand entziehen sollte.
Im Islam folgte die Verbreitung der religiösen Lehre und Rituale im Allgemeinen der Errichtung und Ausdehnung islamischer Herrschaften, sei es durch...
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