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Im Jahre 1892, dem Jahr, als ich geboren wurde, traten die Niederlande in eine interessante und wichtige Epoche ein. Einige Jahre später sollte Wilhelmina als Königin gekrönt werden. Sie war damals erst 18 Jahre alt. Manches wies darauf hin, dass die Stabilität dieser letzten Jahre des 19. Jahrhunderts durch das Säbelrasseln der Deutschen schon bald ins Wanken kommen würde. Anfänge ausländischer Machtpolitik zeigten sich bereits, als der junge Kaiser Wilhelm II. das Land regierte, das später eine so große Rolle in meinem Leben spielen sollte.
Geschichte bedeutet einem Kinde nichts. Es war aber ein gewaltiges Ereignis, wenn es Mutter oder Tante Anna gelang, so viel Zucker und Butter aus einem Gulden zu holen, dass das herrliche Buttergebäck hergestellt werden konnte, das ich so gern mochte. Der Duft dieses Gebäcks drang wahrscheinlich bis in den Laden, und den Kunden lief dann wohl das Wasser im Munde zusammen, während wir in fröhliche Aufregung gerieten.
Als ich fünf Jahre alt war, lernte ich lesen; ich liebte besonders die Geschichten vom Herrn Jesus. Er gehörte für mein Gefühl zur Familie ten Boom - man konnte ebenso mit Ihm reden wie mit den Eltern, den Tanten oder Geschwistern. Er war da.
Eines Tages beobachtete Mutter mich, als ich in meiner kindlichen Fantasiewelt tat, als ob ich eine Nachbarin besuchen wolle. Ich klopfte an eine Tür und wartete . es kam niemand.
»Corrie, ich kenne jemand, der an deiner Tür steht und in diesem Augenblick anklopft.«
Spielte sie mit mir? Jetzt weiß ich, dass mein Herz schon für diesen Augenblick zubereitet war; der Heilige Geist macht uns bereit, Jesus Christus anzunehmen und unser Leben ihm zu übergeben.
Betsie, Willem, Nollie und Corrie
»Jesus hat gesagt, dass er vor der Türe steht und anklopft, und wenn du ihn darum bittest, wird er in dein Herz kommen«, sagte Mutter weiter. »Möchtest du Jesus nicht bitten hereinzukommen?«
»Ja, Mama, ich möchte Jesus gern in meinem Herzen haben.«
Sie nahm meine Hand in ihre Hände, und wir beteten zusammen. Es war so einfach, und doch sagt Jesus Christus, dass wir alle wie Kinder kommen sollen, gleichgültig, wie alt wir sind und welches gesellschaftliche oder geistige Niveau wir haben.
Als mir Mutter später von diesem Erlebnis erzählte, konnte ich mich deutlich daran erinnern.
Weiß ein fünfjähriges Kind wirklich, was es tut? Manche Leute sagen, dass ein Kind geistliche Dinge nicht verstehen kann - dass man warten soll, bis es »selbst entscheiden kann«. Aber ich bin sicher, dass ein Kind Hilfe braucht und geführt werden muss.
Von jenem Augenblick an wurde Jesus eine größere Realität für mich. Mutter erzählte mir später, dass ich, so jung ich war, für andere zu beten begann.
Die Straße hinter unserem Haus war die Smedestraat. Es gab dort viele Lokale, und manches von dem, was dort geschah, machte mir Angst. Wenn ich draußen spielte, Seil sprang oder mit Nollie, meiner Schwester, knöchelte, sah ich oft, dass die Polizei die herumlungernden, betrunkenen Männer mitnahm.
Ich stand manchmal vor dem Polizeiamt hinter der Beje und sah, wie die betrunkenen Männer hineingeschoben wurden. Dann zitterte ich. Das Gebäude war aus dunkelrotem Backstein gebaut, und im Dachgeschoss waren Mansardenfenster mit kleinen Scheiben. Ob das wohl die Zellen waren?
Viele Jahre später wurden mein Vater, alle seine Kinder und ein Enkel in dasselbe Polizeiamt gebracht, weil wir Juden geholfen hatten, der Gestapo zu entkommen.
Als Kind hatte ich großes Mitleid mit den Verhafteten und lief dann schluchzend nach Hause: »Mutter . ich habe so Angst, dass man den armen Männern wehtut ., sie sind so unglücklich!«
Wie verständnisvoll war doch Mutter! »Bete für sie, Corrie!«, sagte sie.
Und dann betete ich für die Betrunkenen. »Lieber Herr Jesus, bitte, hilf den Männern . und, Herr Jesus, hilf allen Menschen in der Smedestraat.«
Viele Jahre später sprach ich im Fernsehen in Holland. Daraufhin bekam ich einen Brief, in dem stand: »Es interessierte meinen Mann ganz besonders, als Sie erzählten, Sie hätten in Haarlem gewohnt. Er wohnte in der Smedestraat. Vor drei Jahren hat er den Herrn als seinen Heiland angenommen.«
Ich las den Brief und dachte an die Gebete der kleinen Corrie. Dieser Mann, dessen Frau mir schrieb, war einer von denen, für die ich vor 76 Jahren gebetet hatte.
In späteren Jahren hatte ich einmal eine Freizeit mit Mädchen aus Haarlem. Eines Abends, als wir am Lagerfeuer saßen, sprachen wir von Jesus und unterhielten uns darüber, wie schön der vergangene Tag gewesen sei.
»Wissen Sie, dass ich eine Ihrer Nachbarinnen bin?«, fragte mich eins der Mädchen. »Ich wohne in der Smedestraat.«
»Ich habe bis vor fünf Jahren dort gewohnt«, sagte ein anderes Mädchen.
»Meine Mutter hat dort gewohnt«, sagte wieder ein anderes.
Wir mussten lachen, als wir entdeckten, dass alle 18 Mädchen, die in dem großen Zelt schliefen, entweder selbst oder dass ihre Eltern dort gewohnt hatten. Sie hielten das für einen amüsanten Zufall.
»Hört mal zu!«, sagte ich. »Ich erinnere mich jetzt an etwas, was ich fast vergessen hatte. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, betete ich jeden Tag für die Menschen in der Smedestraat. Dass wir nun von Jesus gesprochen haben und Gott mich sogar gebraucht hat, einige eurer Eltern zu erreichen, ist die Antwort auf ein Kindergebet. Zweifelt doch nie daran, dass Gott unsere Gebete hört, und wenn sie noch so ungewöhnlich sind.«
Wie oft denken wir, wenn ein Gebet nicht erhört wird, dass Gott »Nein« gesagt hat. In vielen Fällen hat Er einfach »Warte« gesagt.
Wenn wir sehr jung sind, ist die Zukunft so schwer zu begreifen. Mein Vater nannte in jedem Gebet ein und dasselbe zukünftige Ereignis. Das war mir rätselhaft. Ich wollte aber nicht danach fragen, wenn alle dabei waren. Deshalb wartete ich, bis Vater am Abend zu mir kam, um mich zuzudecken; nun konnte ich alles fragen.
»Vati, in jedem Gebet betest du: >Lass den großen Tag bald kommen, wo Jesus Christus, Dein geliebter Sohn, auf den Wolken des Himmels wiederkommt.< Weshalb sehnst du dich nach diesem Tag?«
»Correman, weißt du noch, wie die betrunkenen Männer in der Smedestraat, die sich rauften, von der Polizei mitgenommen wurden? Die ganze Welt ist voller Streit. Vielleicht wirst du noch schlimmere Kämpfe in deinem Leben erleben als die, die du auf der Straße gesehen hast.«
Das hoffte ich nicht. Streitereien brachten mich ganz durcheinander.
»In der Bibel lesen wir, dass Jesus versprochen hat, auf diese Erde zu kommen, um alles neu zu machen«, fuhr Vater fort. »Die Welt ist jetzt von Hass erfüllt, aber wenn Jesus wiederkommt, wird die Erde von der Erkenntnis Gottes bedeckt sein wie der Meeresboden vom Wasser.«
Mary, das kleine Mädchen, das am Tage, nachdem sie den Herrn angenommen hatte, starb
Als ich mir diesen wunderbaren Tag vorstellte, verstand ich, weshalb Vater so oft darum betete. »O Papa, dann werden alle Menschen Jesus kennen! Wie froh werde ich sein, wenn Er kommt!«
Jahrzehnte später sprach ich in einer Versammlung und forderte die Eltern dazu auf, ihre Kinder zum Herrn Jesus zu führen. »Er hat gesagt: >Lasst die Kinder und wehret ihnen nicht zu kommen; denn ihnen gehört das Himmelreich<« (Matth. 19,14).
Dann erzählte ich, wie ich Jesus mit fünf Jahren angenommen hatte.
Nachdem ich gesprochen hatte, verließ ich das Podium und ging in ein Zimmerchen, wo ich einen Vater mit zwei kleinen Jungen auf den Knien sah. Der Vater hatte die Arme um die Schultern der Kinder gelegt. Ich zog mich leise zurück, während der Mann voller Liebe zu den Jungen sagte, dass sie nicht zu jung seien, um Jesus zu bitten, in ihr Herz zu kommen.
Später bekam ich einen Brief von einer Mutter, die mir erzählte, was jener Abend in ihrem Leben bewirkt hatte.
»Ich ging nach der Versammlung nach Hause und sofort zu meinem Töchterchen Mary. Sie lag im Bett. Sie wusste schon viel vom Herrn, denn sie ging in die Sonntagsschule. Aber an jenem Abend gab sie Jesus ihr Herz.
Am nächsten Morgen sagte sie: >O Mutti, ich bin so froh, dass Jesus nun in meinem Herzen wohnt. Er hat mich zu einem Kind Gottes gemacht.< Sie sang fortwährend, ehe sie zur Schule ging, und ich wunderte mich, dass sie so viele Lieder über den Himmel sang.
Mein Mann wollte sie an jenem Tag von der Schule abholen, und als er sich dem Schulgebäude näherte, sah er dort viele Menschen stehen. Anscheinend war ein Unglück passiert. Dann sah er, was geschehen war.
Mary lag auf der Straße. Sie war tot.
Sie war von hinten um einen Lastwagen herumgegangen und hatte ein Auto, das aus entgegengesetzter Richtung kam, nicht bemerkt. Sie war sofort tot.
Mein Mann brachte sie nach Hause. Er war verzweifelt; aber dann dachte er an die Lieder, die Mary an jenem Morgen gesungen hatte. Ich erzählte ihm, was am vorigen Abend geschehen war. Da nahm mein Mann, der diese Entscheidung noch nicht getroffen hatte, den Herrn Jesus als seinen Heiland an.
Bei Marys Begräbnis kamen viele Kinder aus ihrer Klasse zum Glauben.«
Ich saß lange mit dem Brief in der Hand. Mir wurde klar, dass ich jetzt mit besonderem Nachdruck mit Eltern über die Freude sprechen musste, ihre Kinder zum Herrn zu führen. Wie herrlich war es für Marys Eltern, zu wissen, dass ihr Töchterchen im...
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