Schweitzer Fachinformationen
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Die malerischen Ufer der Rhône, farbenfrohe provenzalische Stoffe - und ein drohender Mord . Der 11. Fall für den liebenswerten Ermittler Pierre Durand! Es ist Ende Juni. Sainte-Valérie wird Schauplatz für die Modenschau des Designers Cyril Fontanel. Pierre Durand - für die Sicherheit vor Ort beauftragt - hat Mühe, den impulsiven Modeschöpfer sowie die vom Trubel aufgebrachten Dorfbewohner zu beruhigen. Als Fontanel anonyme Morddrohungen erhält, ist Pierre alarmiert: Will jemand der Karriere des Designers schaden? Oder verschweigt Fontanel Informationen aus seiner Vergangenheit? Fest steht: Sainte-Valérie darf nicht Kulisse eines Mordes werden! Die Suche nach dem Täter führt Pierre nach Tarascon - und zu einer Toten, die mit allem in Verbindung zu stehen scheint.
Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.
»Niemand verbindet Genuss und Verbrechen so harmonisch wie Sophie Bonnet in ihren Provence-Krimis.« Hamburger Morgenpost Mehr Südfrankreich gefällig? Lesen Sie auch weitere Romane der hoch spannenden »Pierre Durand«-Reihe!
Prolog
Das Licht der Spätnachmittagssonne warf breite Streifen durch die Fabrikfenster, als sie die Halle betrat. Erstaunt, die Tür unverschlossen vorgefunden zu haben. Sie hatte dem Druck nachgegeben und war mit lautem Knarzen aufgegangen. Offenbar war das Schloss beschädigt und nicht repariert worden. Mit festem Ruck schlug sie die Tür zu und hielt inne.
Wie verwahrlost alles wirkt, dachte sie, als sie die Spinn-weben registrierte, die sich entlang der Decke zogen und teils in Fetzen hinabhingen. Durch eine zerbrochene Glasscheibe wuchs wilder Wein. Und es riecht anders als früher, nach feuchten Wänden und kaltem Rauch.
In einer Ecke sah sie Schnapsflaschen liegen, daneben über den Boden verstreute Zigarettenstummel. Gegenüber der Druckstraße war ein großflächiges Graffiti aufgesprayt, offenbar nutzten Jugendliche die Halle als Partyraum, was in ihren Augen einer Entweihung gleichkam.
Es gab einiges zu tun, um der Fabrik zu altem Glanz zu verhelfen. Und sie fragte sich, wie zum Teufel Cyril rechtzeitig fertig werden wollte. Aber er war Perfektionist, sicher hatte er genügend Leute engagiert, die dafür sorgten.
Nur eine Woche bis zum großen Event .
Zögernd machte sie einen weiteren Schritt in das Gebäude, und dann noch einen. Sand knirschte unter ihren Füßen, und von irgendwoher kam ein Klackern. Abrupt blieb sie stehen. Lauschte, in der plötzlichen Angst, nicht allein zu sein. Durchscannte den Raum.
Ihr Blick fiel auf die Zweige, die durch das kaputte Fenster ragten und nun im Wind gegen den Rahmen schlugen. Erleichtert atmete sie aus.
Jetzt war es wieder still. In ihrem Kopf tönte es umso lauter.
Heute vor zehn Jahren war Zazàs Todestag gewesen, und die aufsteigende Trauer schnürte ihr unvermittelt die Luft ab.
Sie fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen. Aber nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, zur Polizei zu gehen, hatte sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Sie war spazieren gegangen, um der inneren Unruhe Herr zu werden. Schließlich hatten ihre Füße sie zu der alten Fabrik geführt, den ganzen Weg von Tarascon hierher. Am Ende war sie beinahe gerannt.
Ein letztes Mal wollte sie sich die Geschehnisse in Erinnerung rufen, jedes einzelne Detail, bevor sie ihre Aussage machte.
Reglos stand sie da, alle Sinne aufs Äußerste gespannt.
Die Stille war unheimlich. Und auf einmal konnte sie Zazàs Anwesenheit spüren. Sie war da, als wäre sie nie weg gewesen.
Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Bilder stürmten auf sie ein und sie wusste, dass sie ihnen nicht länger entkam. Die anstehende Modenschau hatte den Schleier von dem mühevoll verdrängten Wissen gerissen. Alles war wieder da, ganz präsent. Ungeschönt und nackt.
Nein, sie konnte und durfte ihr Wissen nicht weiter für sich behalten, das war ihr heute bewusst geworden. Sie hatte schon viel zu lange geschwiegen. Sie musste die Geschehnisse offenbaren, den Mord zur Anzeige bringen, um endlich für Gerechtigkeit zu sorgen.
Sie atmete tief ein und wieder aus. Ging weiter. Entschlossen, sich den Bildern zu stellen.
Bei der langen Produktionsbahn, auf der die mit Farbe präparierten Rahmen früher prägend über die Stoffe gefahren waren, tanzten Staubkörnchen im goldenen Licht. An der Stirnseite die ehemals weiß gekachelte Wand, an der noch immer die rotbraune Farbmelange vom Reinigen der Rahmen klebte.
Wie in einer Schlachterei, dachte sie. Früher hatten sie darüber Witze gemacht.
Sie sah zu dem großen Graffiti auf der Längsseite des Raumes gegenüber der Druckstraße. Buchstaben in Apricot, Pink und Rosé. Sie trat näher, stand jetzt mitten im Orangegelb der Sonne. War beleuchtet wie von einem übergroßen Scheinwerfer.
»ZAZÀ«, las sie leise. »Je t'adore. Ich verehre dich.«
Das Graffiti stammt nicht von Jugendlichen, dachte sie, als sie zwischen den farbigen Strichen auch gleichmäßige Muster von cigales und Lavendel in Schwarz und Weiß erkannte. Offensichtlich hatte Cyril es für das anstehende Defilee in Auftrag gegeben.
Sie nahm ihre Umhängetasche ab und legte sie auf die Druckbahn. Dann holte sie ihr Mobiltelefon hervor, fasziniert von der Ästhetik der Bilder, und machte mehrere Fotos, bevor sie es wieder hineinschob.
Cyril war schon immer ein großer Künstler, dachte sie, während sie sich vor das Graffiti stellte und mit den Fingern die Muster nachzeichnete, deren Ursprünge hier in dieser Firma lagen. Die ihm ebenso Impulsgeber war wie er ihr. Er verstand das Spiel der Inszenierung, der Verwandlung wie kein zweiter. Zazà hatte das früh erkannt. Was Cyril mittlerweile erschaffen hatte, war besonders, eine Verbindung aus Anmut und Tradition. So wie bei diesem Graffiti, das einen kunstvollen Bogen vom Jetzt in die Vergangenheit schlug. Eine Hommage an die Frau, die ihm das Ganze erst ermöglicht hatte.
Sie lachte bitter und trat einen großen Schritt zurück.
Die Inhaberin von Tissu Hebrard war eine unbequeme Frau gewesen. Sie hatte ihren Angestellten alles abverlangt und sie zu Höchstleistungen angespornt. Wer sich nicht aufrecht hielt, zerbrach. Doch sie hatte auch eine warme, beschützende Seite gehabt. Wer in ihrem Licht stand, erstrahlte. Und damals gab es niemanden, der sich nicht danach sehnte, in diesem Licht zu stehen.
Ein lautes Schluchzen entfuhr ihrer Kehle, und sie krümmte sich angesichts der inneren Last.
Was nun vor ihr lag, würde alles verändern. Aber sie war entschlossen, sich der Vergangenheit zu stellen. Um sie dann für immer loszulassen. Also tupfte sie sich mit dem Ärmel ihrer Bluse die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor sie sich wieder aufrichtete.
Wie in Trance durchquerte sie den Raum, den sie früher die Küche genannt und in dem Regale voller Farbeimer gestanden hatten, aus denen Arbeiter die gewünschten Töne mischten. Weiter zum Lager, in dem einst Dutzende Rahmen mit den unterschiedlichen Mustern aufbewahrt wurden wie in einem überdimensionalen Archiv. Zu der angrenzenden kleinen Halle, in der die ungebleichten Baumwollstoffe für den Druck vorbereitet wurden. Die Entfernung der Fasern, die Bearbeitung in der Bleichmaschine, die chemische Beseitigung der beim Weben entstandenen Rückstände. Das anschließende Trocknen mit Hilfe eines Heißluftstroms, bevor die gebleichte Baumwolle in einem Natronlaugenbad stabilisiert wurde.
Die Vorbereitung der Stoffe war eine enorm aufwendige Angelegenheit. Das erneute Waschen und Trocknen, das Bügeln und wieder Aufrollen. Ein Verfahren, das sich nur noch wenige Unternehmer leisten konnten. Und Zazà Hebrard war eine von ihnen gewesen.
Die Grande Dame der indiennes, der traditionellen provenzalischen Stoffe. Bis zu diesem unseligen Sturz.
Nun war sie bei der Treppe angelangt, die in den ersten Stock führte, wo die Büroräume und das Designatelier lagen. Sie umfasste das Geländer, richtete den Blick nach oben. Bereit, nichts auszulassen. Sich alles zuzumuten.
Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Erst dachte sie, es wären wieder die Zweige im Wind. Doch jetzt erkannte sie das Knarzen der Eingangstür. Dann das Knirschen von Schritten. Jemand war in der Fabrik!
Sie wich zurück. Wollte ihr Mobiltelefon hervorholen, um es im Notfall griffbereit zu haben, als ihr einfiel, dass die Umhängetasche auf der Druckbahn lag.
Mit pochendem Herzen schlich sie vorwärts, setzte Fuß vor Fuß, bis sie wieder in der Halle ankam, wo die Tasche noch immer an ihrem Platz war. Niemand war zu sehen. Nur die Tür ins Freie stand jetzt einen Spaltbreit offen.
»Du bist ein dummes Huhn«, schalt sie sich leise.
Sicher waren es nur Mitarbeiter der Modenschau, die ihre Vorbereitungen fortsetzten. Gleich würden die Männer und Frauen eines Putzteams eintreten. Packer, die bestellte Möbel hineinschleppten - oder sogar Cyril selbst, der den Veranstaltungsort inspizierte.
»Hallo?«, rief sie. Ihre Stimme klang zittrig. Keine Antwort. »Ist da wer?«, setzte sie kräftiger hinzu.
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Der aufsteigenden Panik keinen Raum zu geben. Nicht die Nerven zu verlieren. Alles, was sie nun tun musste, war, zurück zur Produktionsbahn zu gehen, die Tasche zu ergreifen und dann die Halle zu verlassen.
»Alles wird gut«, flüsterte sie.
Das Herz klopfte ihr nun bis zum Hals. Ein unbestimmtes Gefühl von Gefahr schnürte ihr die Luft ab. Sie tat einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Schließlich nahm die Panik überhand und sie begann zu rennen. Mit einer raschen Handbewegung zerrte sie die Umhängetasche von der Druckbahn, als sie aus Richtung der Farbküche eine Bewegung wahrnahm.
Aus dem Augenwinkel sah sie eine Person, die etwas Metallisches in den Händen hielt und die ihr folgte. Eine Person, die sie kannte und deren entschlossener Blick keinen Zweifel daran ließ, was sie vorhatte.
Ihr Puls raste,...
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