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Eine romantischer italienischer Sommer voller Geheimnisse
Für die Bewohner des Dörfchens Tigliobianco ist es ein Sommer wie jeder andere: Neugierige Nachbarinnen mischen sich in alles ein, Kinder toben umher, und der alljährliche Wettbewerb um die beste Erdbeertorte steht bevor. Für die weltberühmte Liebesromanautorin Priscilla Verdebosco aber ist Tigliobianco der perfekte Ort für den dringend benötigten Kreativitätsschub. Sie mietet die von einem Blumenmeer umgebene Villa Edera am Ortsrand - nicht ahnend, dass im Dorf gerade eine alte Fehde wieder aufgeflammt ist. Ehe sie es sich versieht, steckt auch Priscilla mittendrin. Ebenso wie der charmante Arzt Cesare Burello, der ihren Weg kreuzt. Er scheint ein Geheimnis zu hüten - ein Geheimnis, das auch für Priscilla weitreichende Folgen hat ...
»Erfrischend, herzenswarm und voller Leben, ein Roman zum Einkuscheln« CORRIERE DELLA SERA
»Dann bin ich gegangen und habe die Blumen dagelassen«, berichtete Priscilla Greenwood ihrer Freundin Rebecca, einer hübschen Frau mit dunklem Pagenschnitt.
»Die Blumen hättest du doch wenigstens mitnehmen können. Was waren es denn für welche?« Rebecca führte eine florierende Gärtnerei, und die Blumen weckten ihr professionelles Interesse.
»Keine Ahnung. Gelbe. Vielleicht Trollblumen?«
»Trollblumen? Wer bringt denn einen Strauß Trollblumen mit? Wohl eher Narzissen.«
»Darum geht es doch gar nicht, Rebecca. Es geht darum, dass ich kein einziges Mal bei meinen Eltern essen kann, ohne dass meine Mutter einen zufällig irgendwo aufgegabelten Single mit einlädt, um mich unter die Haube zu bringen.«
»Wie kommst du denn auf Trollblumen?« Offensichtlich hatte Rebecca nicht zugehört.
Ebenso wenig wie Priscilla. »Wo findet sie bloß all diese Singles? Stöbert sie die an der Tankstelle auf? Im Supermarkt? Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie nach einem Einkaufswagen ohne homogenisierte Lebensmittel Ausschau hält. Und dann tippt sie dem Typ auf die Schulter und sagt: >Entschuldigung, sind Sie Single? Weil, Sie haben da tiefgefrorene Fischsuppe im Wagen. Meine Tochter ist noch nicht verlobt, und sie ist wirklich sehr hübsch. Und noch dazu eine erfolgreiche Schriftstellerin. Warten Sie, ich zeige Ihnen ein Foto. Hier<. Und voilà, holt sie ein Foto von mir aus der Tasche und drückt es ihm wie einen Prospekt von Scientology in die Hand.«
»Also ich habe irgendwo gelesen, dass man in Supermärkten ziemlich gut flirten kann. Singles gehen ja schließlich auch einkaufen«, sinnierte Rebecca und steckte sich eine verschrumpelte Olive in den Mund.
Sie verfügte über die zweifelhafte Gabe, nie das Wesentliche einer Unterhaltung zu erfassen. Normalerweise fand Priscilla das erfrischend, aber heute nervte es sie. Sie hob die Hand, um einen weiteren Americano zu bestellen. Schön stark. War eh egal.
»Wenigstens hat er dir Blumen mitgebracht«, gab Rebecca zu bedenken, die Priscillas Mutter Lucinda schon immer gemocht hatte. »Vielleicht hätte er sich ja als ganz interessant herausgestellt. War er wenigstens süß?«
»Süß? Ein Mann muss nicht süß sein, zumindest nicht, wenn er älter als neun ist. Der Kanarienvogel Titti ist süß, ein Mann nicht! Außerdem war er Immobilienmakler, und weißt du, wie lange so einer über die Vorteile von Terrakottaböden reden kann? Sechsundzwanzig Minuten! SECHSUNDZWANZIG! Ich habe jede einzelne gezählt.«
»Und nach diesen sechsundzwanzig Minuten bist du also gegangen und hast die armen Narzissen einfach liegengelassen?«
»Das waren keine Narzissen. Wie die aussehen, weiß ich. Sonnenblumen vielleicht? Auf jeden Fall habe ich gewartet, bis wir fertig gegessen hatten, dann habe ich mich höflich von allen verabschiedet, mich bedankt, meiner Mamma und meinem Papà einen Kuss und dem Typ die Hand gegeben, und dann, ja dann hab ich meine Sachen gepackt und bin gegangen.«
»Sonnenblumen? Kann ich mir nicht vorstellen, die hättest du erkannt. Der innere Teil ist rund und ziemlich groß und schwarz - du weißt, welche ich meine, oder? Die hast du schon tausendmal gesehen. Und er hat nicht mal angeboten, dich nach Hause zu bringen?«
»Doch, aber ich habe gesagt, dass ich nicht nach Hause gehe.«
»Wo bist du denn noch hingegangen?«, fragte Rebecca staunend.
Dass Priscilla nicht nach Hause wollte, kam eigentlich nie vor. Sie zum Ausgehen zu überreden, war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, und dieser kleine Aperitif heute grenzte an ein Wunder.
»Nach Hause. Aber ich habe behauptet, ich hätte um Mitternacht noch eine Verabredung vor der Fenice und dürfte auf gar keinen Fall zu spät kommen.«
»Ich kann mir deine Mutter gerade gut vorstellen . Mit wem warst du denn um Mitternacht vor der Fenice verabredet?«
»Mit niemandem! Hör doch zu, Rebecca. Ich wollte einfach nur nach Hause, mich mit einer Flasche Rum einschließen und versuchen, Calliope umzubringen.«
Schockiert stellte Rebecca ihren Weißwein ab. »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
»Oh doch!«, gab Priscilla zurück und band sich ihr rötliches Haar nachlässig im Nacken zusammen. »Diesmal mache ich die Hure kalt.«
Am Nebentisch drehte ein leicht ergrauter Herr mit einem Bier in der Hand den Kopf gerade so weit, dass ein eventueller Mordplan ihm nicht entgehen konnte. Immerhin war sein Cousin Vittorio bei der Polizei. Man konnte ja nie wissen.
»Und wie?«
»Na ja, dunkle Gassen, Verfolgung, sowas eben.«
»Ich mag Calliope«, wandte Rebecca leise ein.
»Ich nicht mehr. Seit neun Jahren ertrage ich sie. Neun Jahre! Weißt du, wie viele Wörter ich heute Morgen geschrieben habe? Tausendsiebenhundertneunundachtzig!«
»Ist das viel oder wenig?«, wollte die Freundin wissen, die sich mit Pflanzen, aber nicht mit Word auskannte.
»Das ist erbärmlich. Ein Debakel. In drei Stunden und zwölf Minuten. Ich komme nicht drum herum, Rebecca: Entweder mache ich sie kalt, oder ich bin am Ende. Nach neun Jahren und sieben Romanen habe ich doch wohl jedes Recht der Welt, Calliope del Topazio nicht mehr zu ertragen, oder?«
Missmutig betrachtete Rebecca die Orangenscheibe in ihrem Drink.
Als Frau aus dem achtzehnten Jahrhundert, wunderschön, hellblond, keineswegs zugeknöpft (in jeglicher Hinsicht) und umworben von unzähligen Männern - hervorzuheben der finstere Pirat Jack Raven und der schmachtende Graf Edgar Allan -, war Calliope das genaue Gegenteil ihrer Schöpferin, die, in unförmige Sweatshirts und schwarze Leggins gekleidet, das störrische Haar mit Kinderspängchen wirr hochgesteckt, Nussschokolade und Pfefferchips gleich aus der Packung mümmelte, während sie die Abenteuer ihrer Heldin niederschrieb. Wo Calliope sich in einem blühenden Liebesleben erging, warf Priscilla mit sechsunddreißig Jahren ihre Angel schon längst nicht mehr aus. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich drei Liebesgeschichten erlaubt. Die erste hatte ihr eine winzige Narbe auf der Stirn eingebracht, gleich über der rechten Braue. Die zweite ein äußerst leidenschaftliches Abenteuer während der Studienzeit, unzählige schlaflose Nächte und ein verwundetes Herz. Die dritte ein halbes Jahr Psychotherapie. Das hatte gereicht.
Schon mit vier Jahren und der ersten Narbe hätte sie es begreifen müssen: Nicht jeder Topf findet seinen Deckel. Ihre Freundinnen trafen sich mit langweiligen, aber anständigen Männern und gründeten Familien, sie aber suchte ein märchenhaftes Abenteuer außerhalb des Märchens und versuchte, sich mit Therapiesitzungen zu trösten. Nein, es reichte. Mit Liebesangelegenheiten hatte sie abgeschlossen. Außer mit denen in ihren Büchern.
»Na gut, dann mach sie halt kalt.« Rebecca gab auf. »Aber erledige es ordentlich. Und bloß keine Sonnenblumen bei ihrer Beerdigung. Frag mich vorher.«
»Versprochen.«
»Weißt du noch, Dr. MacMillan? Zum Anbeißen war der«, schwärmte Rebecca plötzlich. »Den hast du aber nicht umgebracht, oder?«, fügte sie mit einem hoffnungsvollen Blick hinzu.
»Roger MacMillan . Was für ein Mann! Nein, nein, den habe ich am Leben gelassen.«
Priscilla Greenwood, deren richtiger Nachname Verdebosco lautete, hatte äußerst erfolgreich eine Reihe von Harmony-Liebesromanen um den Kinder-Herzchirurgen Dr. Roger MacMillan verfasst, den ersten Band mit dem Titel Rote Rosen und Narkosen. Sie war selbst ein bisschen verliebt in ihn, denn er war ihr wirklich gut gelungen: dunkelhaarig, sinnlich und sanft, aber doch ein bisschen verwegen. Die Mütter seiner kleinen Patienten liebten ihn, ebenso wie alle Krankenschwestern seiner Abteilung und überhaupt des gesamten Krankenhauses. Priscilla hatte ihn sich ziemlich detailreich ausgemalt, und wenn sie sich konzentrierte, dann konnte sie noch immer sein Bild vor ihrem inneren Auge sehen. Ach, Dr. MacMillan . Ihr Allheilmittel gegen die enttäuschenden Männer der Wirklichkeit. Ein Abgott, der sie immer tröstete.
Dann hatte sie für eine Reihe historischer Liebesromane Calliope erschaffen, dramatische Heldin unzähliger tragischer Abenteuer, und mit ihr einen Volltreffer gelandet. Erst in Italien, dann in ganz Europa, und schließlich auch in Amerika. Doch ausgerechnet jetzt, da sie zu einer gefeierten Persönlichkeit in diesem Genre geworden war, kam ihr eine furchtbare Schreibblockade in die Quere. Kurz: Sie steckte ziemlich in der Klemme.
Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass sie ihren italienischen Namen ablegen musste, wenn sie zur Königin leidenschaftlicher Liebesromanzen aufsteigen wollte. Wer würde sie mit dem Namen »Verdebosco« schon ernst nehmen? Sie hatte ihn also einfach ins Englische übersetzt und sich damit ein wunderbares Pseudonym zugelegt: Priscilla Greenwood war geboren. Der Einband ihrer Bücher zeigte ein zehn Jahre altes Foto von ihr sowie eine erfundene Kurzbiografie, in der es hieß, sie besitze eine große Ranch in Kalifornien, züchte Vollblutpferde und pendle zwischen den unendlichen Weiten Kaliforniens und ihrem Penthouse an der Fifth Avenue in New York hin und her.
In Wahrheit bewohnte sie ein Appartement in Venedig, und ihre Mutter Lucinda rief sie jeden Abend um Punkt acht Uhr an, um ihr zu prophezeien, dass sie als alte Jungfer enden würde, wenn sie so weitermachte. Es interessierte sie kein bisschen, dass ihre Tochter genau das wollte: ein Leben in Altjüngferlichkeit auf dem Sofa, mit erfundenen Geschichten, die mit der...
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