Schweitzer Fachinformationen
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Sie blicken mutig in die Zukunft. Doch können sie ihre Träume auch verwirklichen?
Karlskrona 1910. Dank ihrer Freundschaft und ihres Mutes haben Marlene und Liv gemeinsam eine Zuflucht geschaffen: Der malerische Rosenhag ist ein Ort, an dem Frauen einander helfen, sich gegenseitig unterstützen und Geheimnisse austauschen – ganz gleich, welche Herkunft sie auch haben mögen. Doch als ein Mann aus Marlenes Vergangenheit plötzlich in ihrem wohl geordneten Leben auftaucht, scheint alles, woran sie einst glaubte, nicht mehr gültig. Und auch das zarte Band zu Oskar könnte nun zerreißen. Liv hingegen ist bereit, sich neu zu verlieben. Wäre da nicht ihr grausamer Ehemann Sten Boregard, der mit allen Mitteln versucht, ihr Leben aus den Angeln zu reißen.
Mit Zuversicht wollen die Frauen in eine selbstbestimmte Zukunft schreiten – aber ihnen werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Können sie ihren Gegnern endlich gemeinsam die Stirn bieten? Oder müssen sie ihre Träume ein für alle Mal aufgeben?
Starke Frauenfiguren und das malerische Setting Schwedens – die unvergessliche Familiensaga von SPIEGEL-Bestsellerautorin Corina Bomann.
Liv
Während Marlene schlief, begab ich mich in mein Zimmer. Ich musste aus diesen Sachen raus, wenn ich zu Hammerstein gehen wollte!
Der Raum kam mir seltsam kühl vor. Als mein Blick auf das Bett fiel, erschauderte ich. Ich konnte einfach nicht vergessen, wie er das letzte Mal mit mir geschlafen hatte. Allein schon an seinen Körper zu denken verursachte mir Unwohlsein.
Ich riss mich los und schritt zum Kleiderschrank. Ich wusste freilich nicht, ob mein Anwalt schon wieder nach Karlskrona zurückgekehrt war, aber wenn nicht, konnte ich wenigstens einen Termin vereinbaren.
Binnen weniger Minuten hatte ich mich in ein geschäftsmäßig wirkendes blaues Kostüm gekleidet. Die Brosche meiner Mutter steckte ich mir an den Kragen. Es wäre zu viel, sie Glücksbringer zu nennen, doch sie gab mir das Gefühl, einen Rückhalt zu haben.
Nachdem ich mein Aussehen im Spiegel überprüft hatte, verließ ich den Raum.
»Ich mache eine Erledigung«, sagte ich zu Astrid. »Sorge bitte dafür, dass Frau Walsted alles bekommt, was sie braucht, wenn sie wieder wach ist.«
Das Büro von Sven Hammerstein befand sich im Süden der Stadt, in der Vallgatan, die gegenüber der Bastion und der Militärschule lag. Hier mischten sich Holz- und Steingebäude unterschiedlichen Alters, viele Fassaden waren in lebhaften Farben gestrichen.
Ganz in der Nähe befand sich die Baustelle des neuen Residenzgebäudes, das dem Gouverneur der Provinz Blekinge dienen sollte. Als ich das letzte Mal in dieser Gegend war, hatte man gerade den Grundstein gelegt, mittlerweile waren die Mauern größtenteils hochgezogen. Nur das Dach fehlte noch.
Ich verweilte allerdings nicht lange und betrat ohne Umschweife die Kanzlei.
Wie immer hing in den Gängen starker Kaffeegeruch. Mein Anwalt hatte beim ersten Mal, als ich ihn aufsuchte, bemerkt, dass er ohne Kaffee nicht richtig funktioniere.
Sven Hammerstein war ein Mann, dessen Äußeres nicht gerade auf Humor schließen ließ. Der Vatermörderkragen saß auch bei diesem heißen Wetter korrekt, und er behielt sein Jackett stets an, obwohl man ihm anmerkte, dass er unter dem dicken Stoff kochte.
Doch er hatte mich nicht seltsam angesehen, als ich ihm eröffnete, dass ich mich scheiden lassen wollte. Auch stellte er keine unpassenden Fragen oder versuchte es mir auszureden. Er sagte nur, dass er den Zeitungsartikel über die Solveig gelesen und Verständnis habe. Dann hatte er sich an die Arbeit gemacht.
»Entschuldigen Sie, ist Herr Hammerstein aus Stockholm zurück?«, fragte ich das hübsche Fräulein im Vorzimmer, das ich heute zum ersten Mal sah. Sie mochte vielleicht gerade mal zwanzig sein, trug eine adrette Bluse und einen grünen Rock. Ihr Haar war zu einem eleganten Knoten geschlungen. »Mein Name ist Liv Boregard, er hatte mir geschrieben, dass ich ihn so schnell wie möglich aufsuchen soll.«
»Er ist hier«, antwortete die Vorzimmerdame und erhob sich. »Ich werde Sie ankündigen.«
Ich blickte ihr nach, während sie hinter der großen Flügeltür verschwand. Das Fenster des Büros stand offen, und jetzt, da ich allein war, vernahm ich den Lärm von der Baustelle.
Wenig später erschien sie und trat neben die offene Tür. »Herr Hammerstein empfängt Sie gern.«
Ich nickte ihr dankend zu und trat ein.
Hammerstein kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Frau Boregard, wie schön, Sie zu sehen!«
Ich erwiderte seinen Händedruck, dann bat er mich, auf einem der Lederstühle vor dem wuchtigen Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Schrecklicher Lärm von der Baustelle«, sagte er, während er das Fenster schloss. »Aber ab und zu muss frische Luft in den Raum. Besonders bei diesen Temperaturen.«
Auch heute trug er wieder seinen engen Kragen und sein Jackett. Ich war nicht sicher, ob er eine Ehefrau hatte, die ihn vielleicht zu einer leichteren Garderobe überredet hätte. Zu Stens Bekannten zählten ein paar Anwälte, doch ich hatte Hammerstein ausgewählt, weil er nicht dazugehörte.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte er, als er zur Anrichte ging. »Leni sorgt dafür, dass ich immer gut gewässert bin, als wäre ich eine Topfpflanze.«
Auch wenn das Wühlen in meinem Bauch schlimmer geworden war, musste ich angesichts seiner Bemerkung lächeln. »Ein Glas Wasser wäre sehr freundlich«, sagte ich, denn mein Mund war trocken.
»Ich habe Ihr Telegramm erhalten«, begann ich, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte.
Hammerstein kratzte sich am Kopf. »Ja, die Sache gestaltet sich etwas . holprig.«
Der vorsichtige Ausdruck weckte meine Unruhe.
»Ich hatte gestern die Gelegenheit«, fuhr er fort, »mit den Anwälten Ihres Gatten zu sprechen. Diese machten mir klar, dass ihr Mandant sich nicht auf eine gütliche Trennung einlassen will. Er sieht keinen Grund für eine Trennung.«
»Keinen Grund?« Ich schnaubte.
Hammerstein lehnte sich etwas vor und faltete die Hände auf der Tischplatte. »Ich weiß, dass Ihre Beziehung schwierig war. Sie haben mir ja geschildert, wie er Sie angepackt und in den Wochen danach seelisch unter Druck gesetzt hat. Aber das wird im Falle einer Scheidungsklage nicht als schwerwiegender Grund gelten.«
Wenn Sten mich so zusammengeschlagen hätte, wie Torben es bei Sigrun getan hatte, wäre es sicher leichter gewesen. Dennoch wollte ich keinen Augenblick länger die Ehefrau dieses Mannes sein.
»Sie wissen, wie unsere Gesellschaft ist«, sagte Hammerstein. »Man möchte die Ehen zusammenhalten. Keine Ahnung, wem das nützt, aber es ist so. Man wird Ihnen eine Schlichtung vorschlagen, man wird Ihnen raten, eine Weile gemeinsam zu verreisen.«
Ich wollte schon anbringen, dass das Unsinn sei, doch er hob die Hand. »Natürlich weiß ich, dass Sie das ablehnen. Ihr Mann jedoch würde sich darauf sicher einlassen.«
»Um mich dann weiter unter Druck zu setzen«, entgegnete ich. »Oder mich sogar in eine Nervenheilanstalt zu stecken, wie er es bereits angedroht hat.«
Hammerstein nickte ruhig. »Wie ich Ihnen schon bei unserem letzten Gespräch sagte, halte ich von derartigen Praktiken einiger Ehemänner überhaupt nichts. Viele Frauen sitzen ohne wirklichen Anlass in solchen Anstalten. Deshalb werde ich Ihnen auch zur Seite stehen.«
Das beruhigte mich, doch was, wenn er mir nicht helfen konnte?
»Sten hat zwanzig Menschen auf dem Gewissen«, sagte ich. »Er hat Versicherungsbetrug begangen. Das wäre doch ein schwerwiegender Grund, nicht wahr?«
Hammerstein nickte. »Das wäre es in der Tat - wenn er dieses Verbrechens überführt und verurteilt werden würde.«
»Aber überführt hat man ihn doch schon!«
Hammerstein schaute kurz auf die Tischplatte, dann bohrte sich sein Blick direkt in mein Gesicht. »Ich habe Erkundigungen eingezogen, wie es mit den Ermittlungen vorangeht. Offenbar verfolgen die Anwälte Ihres Gatten die Strategie, dass ihm der Betrug angelastet wird, nicht aber der Tod der Seeleute. Wenn das gelingt, wird Ihr Mann nicht im Gefängnis landen, sondern mit einer Geldstrafe davonkommen. Einer hohen Geldstrafe zwar, aber das schwedische Ehegesetz von 1734 sieht diese nicht als schwerwiegenden Grund.«
Ich hielt den Atem an. Es erschreckte mich zutiefst, dass Stens Anwälte alles tun würden, um ihn vor einer Haftstrafe zu bewahren.
»Und was können wir nun tun?«, fragte ich und spürte, wie Panik meinen Bauch flattern ließ. »Wenn er wegen des Todes der Seeleute wirklich nicht bestraft wird?«
»Nun, so weit ist es natürlich noch nicht. Der Staatsanwalt ist fest entschlossen, ihn wegen fahrlässiger Tötung verurteilen zu lassen. Dieses sollte Ihrem Mann eine Haftstrafe einbringen und ihn für eine Weile aus Ihrer Nähe fernhalten. Aber niemand weiß, wie der Richter es sieht. Und davon hängt in Ihrem Fall alles ab.«
Die Worte waren wie Glockenschläge in meinem Kopf. Alles hing davon ab, dass er für schuldig am Tod der Seeleute erklärt wurde. Ein beunruhigender Gedanke kam mir: Was, wenn Stens Anwälte es schafften, die Schuld auf Bjarne Walsted abzuwälzen?
»Welchen schwerwiegenden Grund würde es denn noch geben, der bei einer Scheidungsklage zählt?«, fragte ich. Meine Zunge klebte förmlich am Gaumen, aber dagegen würde auch das Wasser in dem Glas vor mir nichts ausrichten können.
»Übermäßige Grausamkeit, egal ob körperlich oder seelisch, und Ehebruch seitens eines der Partner.« Er sah mich fragend an. »Ihr Mann hatte keine Geliebte, nehme ich an.«
»Nicht dass ich wüsste.« Mir ging wieder durch den Sinn, was die Stockholmer Frauenärztin zu mir gesagt hatte bezüglich Stens Unfruchtbarkeit. Das war eigentlich nichts, was man mit seinem Anwalt diskutierte, und so fiel es mir schwer hinzuzufügen: »Eine Ärztin äußerte den Verdacht, dass unsere fehlgeschlagenen Bemühungen, Kinder zu bekommen, daran liegen könnte, dass er .« Ich stockte und spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss.
»Dass er eine venerische Erkrankung haben könnte?«, zog Hammerstein den richtigen Schluss. »In diesem Fall wären doch auch Sie in Mitleidenschaft gezogen worden, nicht wahr?«
Ich dachte wieder daran, wie Sten mich in meinem eigenen Bett genommen hatte. Wenn er wirklich Syphilis hatte .
Übelkeit erfasste mich. Rasch nahm ich einen Schluck Wasser.
»Nun, der Nachweis einer Untreue seinerseits würde uns in die Hände spielen«, sagte Hammerstein, während er mich aufmerksam musterte. »Sorgen macht mir allerdings momentan noch eine ganz andere...
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