Schweitzer Fachinformationen
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Als Kind habe ich fast nur draußen gespielt und so mit den Jahreszeiten gelebt. Wenn im Spätwinter langsam der Schnee taute, gab es kein Halten mehr, augenblicklich ging es hinaus in den Wald. Es roch wunderbar, und der würzig-aromatische Duft feuchter Walderde steckt noch heute in meiner Nase. Am meisten freute ich mich über Laubbäume, die teilweise sehr alt werden und sich vom Frühjahr bis zum Winter ständig wandeln. Im Winter mochte ich sie am meisten, denn sie waren unbelaubt, sodass kein Blatt die Sicht auf ihre einzigartigen Formen störte. Stamm, Rinde, Äste und Zweige waren sehr genau zu erkennen, und in der Dämmerung und im Nebel hatte das einen ganz besonderen Reiz. Ich glaubte, in der Rinde dicker Stämme Gesichter zu erkennen, und stark verzweigte Wurzelsysteme sahen für mich wie Höhlen von Zwergen aus. Ich nahm die Bäume stets als freundliche Wesen wahr, weshalb ich mich im Wald geborgen fühlte. Irgendwie ahnte ich auch, dass Bäume großen Einfluss auf uns Menschen haben, ohne dass ich dies genauer beschreiben konnte. Erst viel später realisierte ich, dass ein ausgiebiger Waldspaziergang ausgesprochen wohltuend für unsere Seele ist.
Der Wald ist natürlich zu jeder Jahreszeit schön, insbesondere aber im Frühling. Ich sah die Sonne die noch lichten Baumkronen durchfluten, und es gab auf dem Boden wunderbare Schattenspiele. Die Vögel fingen an, sich zu paaren, sie bauten Nester und flatterten zwischen den Bäumen hin und her, als diese wieder lebendig wurden und die im Winter ruhenden Knospen zu treiben begannen. Der Waldboden wurde langsam trockener und roch nun nach frischem Humus. Frühlingsblumen wie Buschwindröschen, Maiglöckchen oder Waldmeister blühten üppig, und Insekten schwärmten aus. Sie steuerten die frühen Blüten an und sammelten ihren ersten Pollen.
Im Frühlingswald gab es ständig Neues zu entdecken. An vielen Stellen sah ich zahlreiche Eicheln und Bucheckern keimen. Ich beobachtete sie schon länger und registrierte, dass als Erstes ihre durchnässten, holzigen Wände aufplatzten und starke Wurzeln in den Boden wuchsen. Als Nächstes entwickelten sich Sprosse, die senkrecht Richtung Himmel strebten. Erst als die Wurzeln fest im Boden verankert waren, entfalteten sich die ersten Blätter. Sie waren zunächst cremefarben oder gelb und wurden nach einigen Tagen grün. Sehr viele Keimlinge hatten sich zwischen alten, großen Baumwurzeln angesiedelt. Wahrscheinlich hatten Tiere im Herbst die Früchte gesammelt und hier als Wintervorrat versteckt. Perfekt, denn so wurden Eicheln und Bucheckern auch an Orte gebracht, die weit entfernt von dem Baum lagen, an dem sie heruntergefallen waren. War es nicht so, dass es besonders viele Früchte im Herbst gab, wenn der anschließende Winter lang und kalt wurde? So hatten die Tiere genügend Futter und die Bäume viele Nachkommen. Offensichtlich gab es einen größeren Zusammenhang zwischen den Jahreszeiten, dem Wetter, den Pflanzen und den Tieren.
Oft grub ich Sämlinge aus, um sie mit nach Hause zu nehmen. Die Wurzeln, so stellte ich fest, fühlten sich in Lauberde besonders wohl. Ich war erstaunt, wie schnell die Keimlinge nach dem Umpflanzen größer wurden. Sonne, Wasser und Erde waren scheinbar alles, was die jungen Pflanzen benötigten. Das stimmte aber nicht ganz und nur anfangs, denn ich konnte sehen, dass sich die frisch ausgetriebenen Blätter im Lauf der Zeit veränderten. Sie blieben kleiner und wurden, auch wenn sie älter waren, nicht wirklich grün. Irgendetwas schien im Blumentopf nicht richtig zu funktionieren. Die Erde wurde immer weniger, und es kam mir vor, als wäre die übrig gebliebene Erde viel fester geworden. Jetzt half nur noch eins: nachschauen. Vorsichtig zog ich die kleinen Bäume aus dem Topf und inspizierte die Wurzeln. Die Ballen waren sehr dicht, aber die einzelnen Wurzeln sahen gesund aus. Es gab zwischen ihnen jedoch nur noch wenig Erde, und das musste der Grund sein, warum die Blätter immer mickriger wuchsen. Meine Idee war, dass Bäume vielleicht etwas zu essen brauchten, damit sie gut wuchsen. Bei Tieren und Menschen war das schließlich genauso. In meiner Vorstellung verspeisten die Bäume die Erde. Da lag ich nicht ganz falsch, wie ich später erfuhr.
Pflanzenreste kompostieren. Würmer, Kleinstlebewesen und Bakterien verwandeln sie in Humus und zerlegen diesen weiter in Pflanzennährstoffe. Die Wurzeln nehmen die Nährstoffe zusammen mit dem Wasser aus dem Boden auf. Was war also zu tun? Neue, frische Erde musste her und ein größerer Topf. Kaum waren die Bäume umgepflanzt, wurden die jungen Blätter wieder größer und grün. Den Pflanzen ging es bestens, der Zusammenhang zwischen Wachstum und Erde war erkannt. Intuitiv hatte ich genau das Richtige getan und schon wieder eine wichtige Botschaft der Pflanzen verstanden!
Diese Beobachtung ließ mich schlussfolgern: In dem System Natur hängt alles mit Pflanzen zusammen. Sie prägte mich stark, und mein Interesse für Pflanzen wuchs.
Später im Frühjahr wurde es im Wald schattig, denn die Bäume waren jetzt belaubt. Er war bereit für den Sommer mit seinen langen, manchmal sehr heißen Tagen. Im Wald dagegen blieb es kühl, und es war herrlich, unter großen Bäumen zu liegen. Ihr Blätterdach schützte vor großer Hitze, aber auch vor Regen. Oft sah ich nach den Baumsämlingen, wobei ich erkennen konnte, dass nicht alle groß wurden. Es gab einfach nicht genug Platz. Standen sie zu dicht zusammen, starben sie ab. Sie machten Platz für andere, die dann weiterwachsen konnten. Ich dachte: Die Natur kennt nur das Recht des Stärkeren, und bei Bäumen schien das sinnvoll zu sein. Nur starke Bäume ergeben einen gesunden Wald.
Ob ein Baum dann wirklich groß und alt wurde, hing von verschiedenen Dingen ab. Von den vielen Eichensämlingen etwa hatten nur die mit dem schnellsten Wachstum gute Chancen, einen Platz im Wald zu erobern. Ihre Wurzeln wuchsen tief, verzweigten sich stark und verdrängten die anderen Pflanzen. Sie nahmen das meiste Wasser und damit auch Nährstoffe auf, was ihre Sprosse wiederum schnell wachsen ließ. Diese breiteten ihre Blätter weit aus und bekamen so am meisten Licht. Die etwas langsamer wachsenden Pflanzen waren eindeutig im Nachteil. Der Lichtmangel schwächte die jungen Bäume, und über kurz oder lang gingen sie ein. Ihre Überreste verrotteten im Wald und wurden zu Nährstoffen zersetzt. Doch auch die Sprinter-Bäume wurden nicht automatisch groß, für sie gab es noch Hürden zu nehmen. Manchmal reichte das Licht nicht aus, der Boden war nicht passend - oder andere waren eben noch schneller. Dann starben auch sie ab und wurden in Nährstoffe für ihre Artgenossen verwandelt. Ich verstand nun, warum ein Baum so viele Samen produzieren musste, wollte er sich weiterverbreiten. Denn: Das Leben der Bäume folgte einem größeren Plan.
Nach dem Sommer folgte der Herbst. Die Tage wurden kürzer und kühler, es gab mehr Regen und manchmal auch Sturm. Das Leben in der Natur schien den Atem anzuhalten. Im Wald wurde es stiller, und es gab keinen Vogelgesang mehr zu hören. Jetzt konnte ich Tiere beobachten, die Vorräte für den Winter sammelten. Die Blätter der Bäume wurden bunt, die Früchte reif. Die fallenden Blätter lagen am Boden und begannen zu verrotten - Pflanzennahrung für das nächste Jahr. Der Nährstoffkreislauf, er war regelrecht spürbar. Der Wald und alle anderen Pflanzen regulieren den Wasserhaushalt auf der Erde, denn sämtliche Pflanzen nehmen Wasser aus dem Boden auf und verdunsten es über die Oberflächen ihrer Blätter. In der Luft bilden sich Wolken, die irgendwo abregnen, und so kommt das Wasser zurück in die Erde. Außerdem lernte ich, dass Blattgrün extrem wichtig für unsere Luft ist. Blätter atmen tagsüber Sauerstoff aus. Im Lauf der Zeit haben uns Bäume sehr fruchtbare Böden und eine gute Luft hinterlassen.
In Büchern las ich, dass Buchen (Fagus sylvatica) unsere Laubwälder dominieren. Sie streben gerade nach oben, stehen sehr dicht und werfen viel Schatten. Die öl- und eiweißhaltigen Bucheckern waren in Europa wichtige Baumfrucht und versorgten einst Menschen und Tiere. Aus der Rinde wurde früher Buchenteer gewonnen, innerlich diente sie als Hustenmittel, und äußerlich wurde sie bei rheumatischen Beschwerden und Hauterkrankungen verwendet. In der Pflanzensymbolik - eine mittelalterliche Symbolsprache, in der Pflanzen als Bedeutungsträger verwendet wurden - stand die Buche für Festigkeit, Sicherheit und Behütung, Klarheit, innere Stärke und seelischen Frieden. Die Legende besagt, dass Germanen unter frei stehenden Buchen ihren Göttern blutige Opfer darbrachten und Schädel, Knochen und Felle in den Bäumen aufhängten, um sie wohlgesonnen zu stimmen. Aus diesem Grund sollen unter manchen sehr alten Exemplaren bis heute blutgierige und gnadenlose Dämonen lauern. Die glatte Rinde enthält Gerbstoffe, sie wirken fiebersenkend, appetitanregend und desinfizierend. Heute werden homöopathische Zubereitungen der Buchenholzkohle bei Entzündungen der Atemwege, Krampfadern und Schwäche der Verdauungsorgane empfohlen. Spannend für mich ist auch die Stellung der Buche in der Blütentherapie des britischen Arztes Edward Bach (1886-1936), denn sie arbeitet mit der Seele der Pflanzen. Bach ordnete der Blutbuche Mitgefühl und Toleranz zu, im negativen Zustand aber Härte und Engstirnigkeit. In der Tat unterstützt die Blütenessenz die Meditation über Tod, Leere und Sterben und hilft, den inneren Frieden zu...
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