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4. Allergien und Unverträglichkeiten
Die Unverträglichkeiten
Als Futterunverträglichkeiten gelten alle adversen Futterreaktionen, an denen das Immunsystem nicht beteiligt ist. Die Unterscheidung zwischen Unverträglichkeit und Allergie ist jedoch oft gar nicht so einfach zu treffen. Beide können ähnliche Symptome hervorrufen, die sich unmittelbar nach der Futteraufnahme oder aber auch erst nach Tagen zeigen können. Für beide gibt es keine einfachen Labortests und ihr Nachweis erfordert zeitaufwendige Fütterungsversuche. Und manches Mal lässt sich der zugrunde liegende Krankheitsprozess gar nicht bestimmen. Bei reinen Störungen des Verdauungsapparates scheint es jedoch eher an Unverträglichkeiten als an Allergien zu liegen.
Eine sorgfältige Aufnahme der Krankengeschichte, insbesondere der Futterhistorie ist von großer Bedeutung. So lassen sich zum Beispiel einfache Fütterungsfehler rasch erkennen. Ein dauernder, schneller Wechsel zwischen verschiedenen Futtersorten bringt zwar Abwechslung, aber mitunter auch die Darmflora aus dem Gleichgewicht. Pansen ist bei Hundehaltern sehr beliebt und wird von Hunden gerne gefressen. Er enthält aber einen großen Anteil an Bindegewebe, das vornehmlich im Dickdarm fermentiert wird. Dies kann zu Durchfällen und Blähungen führen. Unausgewogene Futterrationen können zu Verdauungsstörungen führen, wie zum Beispiel bei einem zu hohen Fett- oder einem zu geringen Ballaststoffanteil.
Über die Futteranamnese kommt man auch speziellen Inhaltsstoffen auf die Spur, die pharmakologische Wirkungen beim Hund besitzen. Bei Hunden kann zum Beispiel das Süßungsmittel Xylit (in vielen zuckerfreien Produkten wie z. B. Kaugummis, Bonbons, Hustensaft, oder manche homöopathische Globuli) in größeren Mengen zu einer starken Insulinausschüttung führen. Durch die Unterzuckerung kommt es zu Benommenheit, Erbrechen, Zittern, unkoordinierten Bewegungen und Krämpfen bis hin zum Koma.
Magen-Darmstörungen nach der Fütterung von Milch oder (manchen) Milchprodukten können auf einer Allergie gegen eines der Milchproteine, aber ebenso auf einer Laktoseunverträglichkeit beruhen. Nicht nur der Mensch kann als Erwachsener durch einen Mangel an dem Enzym Laktase unter einer eingeschränkten Laktoseverwertung leiden.
Anhand des Beispiels des Histamins lassen sich die Schwierigkeiten bei der Differenzierung ganz gut veranschaulichen. Histamin ist ein Entzündungsmediator, der zu Juckreiz, Rötungen und Schwellungen führt. Er wird bei allergischen Vorgängen unter Vermittlung von Antikörpern aus Abwehrzellen (z. B. Mastzellen) freigesetzt. In Nahrungsmitteln kann jedoch Histamin (oder Stoffe, die dessen Ausschüttung anregen) schon in größerem Umfang enthalten sein. Beispiele hierfür sind Thunfisch oder lange gereifter Käse. Histamin kann dementsprechend mit oder ohne Beteiligung des Immunsystems zur Wirkung kommen.
Beispiele für Unverträglichkeiten:
Stoffwechselwirkung (Laktoseintoleranz durch einen Enzymmangel)
Toxische Wirkung (Bakterientoxine, Zwiebeln, Knoblauch, Weintrauben, Rosinen)
Pharmakologische Wirkung (Theobromin aus dem Kakao, Schilddrüsenhormon bei Schlundverfütterung, Histamin in Thunfisch, Xylit in zuckerfreien Produkten)
Physikalische Wirkung (z. B. Knochenfütterung)
Störung der Darmflora (Dysbiose)
Futterqualität (z. B. hoher Anteil schwer verdaulicher Komponenten)
Die Allergien des Hundes
Im Gegensatz zu den Unverträglichkeiten liegt einer Allergie immer eine Reaktion des Immunsystems zugrunde. Es kommt hierbei zu einer übertriebenen Abwehrreaktion gegenüber körperfremden, an sich aber harmlosen Stoffen (Allergenen).
Ist eine genetische Komponente beteiligt, spricht man von einer Atopie. Hierbei handelt es sich um eine Prädisposition, eine Anfälligkeit dafür, im Laufe des Lebens eine oder auch mehrere Allergien zu entwickeln. Die Veranlagung allein reicht aber nicht aus. Es bedarf noch weiterer Faktoren wie zum Beispiel bestimmter Umwelteinflüsse, damit das Krankheitsbild entsteht. Durch die Erforschung derartiger Cofaktoren hofft man, wertvolle Erkenntnisse für Therapie und Prävention zu gewinnen.
Das Immunsystem ist ganz besonders an den Grenzen zur Außenwelt, wie der Haut, dem Darm und den Atemwegen gefordert, potenzielle Gefahren abzuwehren. Regulierende Mechanismen sorgen dafür, dass überschießende Reaktionen vermieden und harmlose Stoffe toleriert werden. Bei einer Allergie gerät dies aus der Balance und ein ungefährlicher Stoff wird durch die Aktivierung spezieller Reaktionsketten bekämpft.
Im Gegensatz zu Unverträglichkeiten kommt es bei Allergien noch nicht beim ersten Kontakt zu den unerwünschten Reaktionen. Das Immunsystem braucht Zeit, um sich gegenüber einem Allergen zu sensibilisieren.
Der kürzlich vollzogene Futterwechsel, der gerne als verdächtig angenommen wird, entkräftet eher den Verdacht auf eine Futtermittelallergie. Studien zufolge haben sogar viele Hunde ein Futter schon über zwei Jahre lang gefressen, bevor sie allergische Reaktionen dagegen zeigen.
Das Auftreten und das Ausmaß von Unverträglichkeitsreaktionen hängen von der Menge des betreffenden Stoffes ab. Gewisse Laktoseanteile in der Nahrung werden meist noch vertragen, die Beschwerden steigern sich dann mit zunehmender Menge. Dies ist bei Allergien anders. Schon kleinste Mengen können fulminante Reaktionen hervorrufen. Dies erschwert die Diagnostik von Futtermittelallergien in Form von strikten Eliminationsdiäten. Dies betrifft Verunreinigungen in kommerziellen Futterprodukten, aber auch die Einsicht der ganzen Familie, dass selbst ein noch so kleines Betthupferl die ganze Diät gefährden kann.
Grundsätzlich können Hunde Allergien gegen die verschiedensten Stoffe entwickeln. Hierzu zählen Kontaktallergien z. B. gegen Chromverbindungen in Ledergerbstoffen, Allergien gegen Medikamente und evtl. auch Allergien gegen Bakterien oder Hefepilze.
Die drei bedeutendsten Allergien beim Hund sind aber die Allergie gegen Umweltallergene, die Flohallergie sowie die Futtermittelallergie. Sie können ähnliche Symptome hervorrufen, zusammen auftreten und sich gegenseitig verstärken. Insbesondere die Allergie gegen Umweltallergene und die Futtermittelallergie stehen sich sehr nahe. Dies spiegelt sich auch in der Allergiediagnostik wider.
Die Flohallergie
Flohallergien oder Flohbefall sind für Futtermittelallergiker in verschiedener Hinsicht von Bedeutung. Zum einen muss bei den Untersuchungen auf Umwelt- oder Futtermittelallergien eine Flohallergie als mögliche Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden (Differentialdiagnose, s. S. 74 und 79). Zum anderen besteht bei Futtermittelallergikern ein erhöhtes Risiko, noch weitere Allergien zu entwickeln. Und schließlich gelten Flohstiche als potenzielle Trigger für die Entwicklung von Allergieschüben bei Futtermittel - oder Umweltallergikern. Eine gute Flohprophylaxe gehört deshalb zum Management dieser Allergien.
Die Allergie auf Flöhe bzw. Flohspeichel führt zu heftigem Juckreiz, der ausgeprägte Hautläsionen durch das Lecken, Beißen und Kratzen der Hunde nach sich zieht. Eine Besonderheit ist die Lokalisation der Hautsymptome. Zu mindestens anfänglich ist vor allem die hintere Körperregion, das heißt die Kruppe und die Hinterbeine mit den Innenschenkeln betroffen. Dies ist eine Region, die bei den beiden anderen Allergien erst einmal nicht im Focus steht. Rezidivierende Hotspots dort sind in dieser Hinsicht sehr verdächtig.
Da sich Flöhe nicht ständig auf dem Tier aufhalten, beginnt die Spurensuche mit der Untersuchung auf Flohkot in der besagten Region. Man bürstet die Haare mit einem Flohkamm aus und streift ihn auf ein feuchtes Küchenpapiertuch aus. Stammen die gesammelten Krümel vom Floh, würde sich, als Ausdruck des unverdauten Blutes im Flohkot, auf dem feuchten Papier ein rötlicher Ring darum bilden.
Allerdings bedarf es bei einem Flohspeichelallergiker nicht erst eines deutlichen Flohbefalls. Schon wenige Stiche können einen massiven Juckreiz hervorrufen und der Floh verlässt angesichts der Abwehrmaßnahmen den Hund evtl. schon ohne verdächtige Hinterlassenschaft.
Hier kann die Krankengeschichte (Anamnese) weiterhelfen. Die angesprochene Lokalisation bei einem nicht entsprechend geschützten Hund zusammen mit typischen Flohquellen, wie der Igel im Garten oder die ständig über die Terrasse flanierende (ungeschützte) Katze des Nachbarn, erhärten den Verdacht. Dabei kann man sich nicht auf die Zeiten einer "Flohsaison" zur warmen Jahreszeit verlassen. In den gut geheizten Wohnungen finden Flöhe heutzutage gute Überwinterungsquartiere. Eine ganzjährige Symptomatik mit Spitzen in den Sommermonaten ist durchaus möglich.
Studien zu serologischen oder intracutanen Tests zum Nachweis einer Flohallergie ergaben recht unterschiedliche Resultate,...
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