Schweitzer Fachinformationen
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Am Wilseder Berg passt die Lüneburger Heide in jedes Klischee. Von dort oben blicken Sie auf weite, im späten August und September intensiv lila blühende Heideflächen, aus denen vereinzelt helle Birken und viele dunkelgrüne Wacholder aufragen. In der Dämmerung wirken sie wie Gespenstergruppen. Bienen tragen den Heideblütennektar zu altertümlich anmutenden, hölzernen Bienenzäunen; gelegentlich markiert ein Reetdach einen Heidschnuckenstall. Kein Auto stört die Stille, der Anblick von Pferdekutschen versetzt Wanderer und Radfahrer in umweltfreundlichere, motorenlose Zeiten. Zieht dann noch eine Schnuckenherde mit Schäfer und Hirtenhund vorbei, ist das Heideglück perfekt.
Doch der Wilseder Berg, Zentrum des Naturschutzparks Lüneburger Heide, ist nur ein kleiner Teil der weiten Urlaubsregion zwischen Aller und Elbe. Sie wirbt mit der Heide, lebt vom Image der Erika. Aber Heideflächen machen nur einen Teil der Landschaft aus. Wälder, Weiden, Kartoffeläcker- und Zuckerrübenfelder dominieren. Die Heideidylle allein ist ja auch nur einer der Gründe, warum immer mehr gerade auch junge Besucher sich für einen Urlaub in der Heide entscheiden. Wesentlich dazu bei trägt auch ein breit gefächertes Angebot von Attraktionen und Urlaubsaktivitäten für alle Altersgruppen und viele Interessengebiete, bei dem ökologische Aspekte (fast) immer intensiv berücksichtigt werden.
Bewegung wird in der Heide großgeschrieben. Bei Wanderungen - ob zu Fuß, mit Rad oder Kanu - nehmen Sie die Natur am intensivsten wahr. Sehen Storchennester und Biber beim Burgenbau, Greifvögel bei der Jagd und vielleicht schlängelt sich sogar eine Kreuzotter über den Weg. Heide- und Walderlebniszentren im Naturschutzpark vertiefen ebenso wie das Biosphaerium Bleckede im Unesco-Biosphärenreservat Elbtalaue Ihr Wissen um die Natur. Auf nostalgische Reisen in die Vergangenheit entführen Sie Museumseisenbahnen und Stadtführungen mit dem Nachtwächter oder der mittelalterlichen Fischersfrau - und wenn Ihre Lachmuskeln mal wieder Bewegung brauchen, schließen Sie sich der Lachyogalehrerin in Bad Bevensen an. Sollten Sie eher den modernen Geschwindigkeitsrausch bevorzugen, locken der Heide-Park in Soltau mit seinen 120 km/h schnellen Achterbahnen oder die Kartanlage des Formel-1-Piloten Ralf Schumacher und der "Snow Dome", die Skihalle bei Bispingen, die das ganze Jahr über zum Wintersport einlädt.
Tieren begegnen Sie in der Heide nicht nur in freier Natur. Pferdesport und -zucht sind in Orten wie Celle, Verden und Luhmühlen bei Lüneburg von internationaler Bedeutung; etliche Bauernhöfe bieten Reiterurlaub für Klein und Groß an. Tierparks präsentieren nicht nur ein breites Spektrum heimischer Fauna, sondern wie der Weltvogelpark in Walsrode oder der Wildpark Lüneburger Heide bei Nindorf auch exotische Begegnungen mit Schneeleoparden und Pinguinen, sibirischen Tigern und Kakadus. Falkner lassen Greifvögel aufsteigen und zwischen den Wölfen von Dörverden dürfen Sie sogar in indianischen Tipis die Nacht verbringen.
Eine Reise in die Lüneburger Heide bedeutet aber nicht nur Naturerlebnis und Wanderfreuden. Das Gesicht vieler Dörfer wird noch immer von alten Höfen mit reetgedeckten Häusern und altem Baumbestand geprägt. In vielen von ihnen können Sie eine Ferienwohnung beziehen, Bioprodukte vom eigenen Bauern oder einem Hofladen in der Nähe beziehen, schon vor Ort am eigenen Herd Heiderezepte ausprobieren und sich morgens von krähenden Hähnen wecken lassen. Eine Besonderheit sind die eigenartigen Rundlingsdörfer im Wendland mit ihren stattlichen Fachwerkhöfen rund um den zentralen Dorfplatz mit Milchbank und alten Eichen. Nur in wenigen von ihnen stehen kleine Hotels, alle wirken wie Boten aus Zeiten, als Tourismus noch ein Fremdwort war.
Städtchen und Städte in der Heide blicken oft auf eine lange Vergangenheit zurück. Die mächtigen Dome in Verden und Bardowick haben ihre Wurzeln noch im ersten Jahrtausend; die sechs jetzt von evangelischen Stiftsdamen bewohnten Heideklöster setzen eine über 700-jährige Tradition fort. Kunstschätze von überregionalem Rang finden Sie nicht nur in den Klosterkirchen und den stattlichen Gotteshäusern von Lüneburg und Celle, sondern auch in vielen kleinen Heidekirchen, die im Sommer oft zu stimmungsvollen Konzerten einladen. Farbig bemalte und reich beschnitzte Fachwerkhäuser schmücken viele Städte. Am schönsten sind sie in Celle, während in Lüneburg die Werke der Backsteingotik faszinieren. Da biegen sich mancherorts sogar die Wände, weil sich der Boden über den alten Salzstöcken teilweise senkt. Noch kurioser ist ein Neubau bei Bispingen: Da steht ein Haus auf dem Kopf - Sie durchstreifen es auf den Zimmerdecken und sehen Sessel, Tische, Betten und sogar die Sanitäranlagen über sich.
Ein Auto brauchen Sie für einen Urlaub in der Heide nicht unbedingt. Zumindest können Sie es des Öfteren stehen lassen. Im weiten Umkreis von Lüneburg, Wilseder Berg und Uelzen bringen Sie im Sommer Busse kostenlos von Ort zu Ort, ermöglichen Punkt-zu-Punkt-Wanderungen auch durch den Naturschutzpark. Teilweise haben Sie Anschluss ans Eisenbahnnetz, das Sie mit dem Niedersachsenticket der Bahn kostengünstig nutzen können. Und überall in der Heide ist das Radwegenetz ausgezeichnet; mehrere bestens markierte Radfernwege führen durch die ganze Region.
Allerdings werden Sie besonders beim Radfahren spüren, dass die Heide keineswegs platt ist. Fast wie in einem Mittelgebirge fühlen Sie sich nicht nur am Wilseder Berg, sondern auch in der Clenzer Schweiz oder auf der Elbuferstraße. Die beiden letzten Eiszeiten haben diese reich bewegte Landschaft geformt. Findlinge genannte, gewaltige Felsbrocken zeugen als Schmuck vieler Dörfer und Vorgärten sowie - besonders aufschlussreich - im Findlingspark bei Clenze von der einstigen Kraft der Gletscher.
Den schönsten Wald finden Sie nahe der Elbe in der Göhrde. Im Herbst kommen Großstädter aus Hamburg hierher, um Pilze zu sammeln; Jäger bringen viel schmackhaftes Wild aus den Wäldern auf die Speisekarten regionaler Esskultur. Misch- und Eichenwälder wie dieser bedeckten ursprünglich die ganze Region. Doch dann begannen Bauern im 9. Jh. damit, ihn für Ackerbau und Viehzucht zu roden. In der Umgebung von Lüneburg trug zudem die Brennholzgewinnung für die Siedepfannen der Salinen zu einem drastischen Rückgang der Waldgebiete bei. Auf den nährstoffarmen Böden breitete sich die Strauchheide mit Besen- und Glockenheide aus. Die Heidebauern wandten sich nun fast vollständig der Zucht von Heidschnucken zu. Diese Wildschafart ernährt sich von den jungen Trieben der Heidesträucher und verbeißt alle Baumtriebe, verhindert also eine natürliche Wiederverwaldung. Nur die spitzen Nadeln des Wacholders sind für sie ungenießbar. Die Schnucken hielten die Heideblüten auch von Spinnweben frei und ermöglichten so eine intensive Bienenzucht.
Diese typische Heidebauernwirtschaft dauerte bis ins 19. Jh. hinein. Doch die Heideflächen selbst gingen bereits seit dem 18. Jh. wieder zurück. Das Bevölkerungswachstum machte neue Äcker notwendig, die Kohlebergwerke und Stahlhütten an Ruhr und Saar verlangten nach Holz aus schnell aufgeforsteten Wäldern. Die Heidschnucken fanden in der Folge immer weniger Futter, Wollimporte verdrängten die drahtige Schnuckenwolle vom Markt. Die Heide schien als Landschaftsform dem Untergang geweiht.
Inzwischen hatten jedoch Dichter und Maler die Schönheit der Heide entdeckt. Ihre romantische Propaganda stieß in den rasant gewachsenen Großstädten auf offene Augen und Ohren. Die noch verbliebene Heide wurde zum beliebten Ausflugsziel, der Wilseder Berg zur Keimzelle des heutigen Naturschutzparks. Sein Erfolg führte dazu, dass immer mehr neue Heideflächen angelegt wurden. Heute sind sie wieder zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, denn Heide will schließlich jeder Heideurlauber sehen.
8000 v. Chr.
Am Ende der letzten Eiszeit hat die Heideregion ihre heutige Gestalt erhalten
6.-8. Jh.
Der germanische Stamm der Sachsen besiedelt die Heide; im angrenzenden Wendland lassen sich slawische Wenden nieder
1267
Gründung des Fürstentums Lüneburg
1378
Celle wird Residenzstadt der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (Haus Lüneburg)
1705
Das Haus Lüneburg geht im...
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