Schweitzer Fachinformationen
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Kreta ist eine Welt für sich. Griechenlands größte Insel ragt wie ein Hochgebirge mit fast 2500 m hohen Gipfeln aus dem Meer. Hier findet fast jeder, was er sucht: lange Sandstrände und einsame Buchten, nächtliches Partyleben und die Stille wilder Schluchten ebenso wie viele Möglichkeiten zum Biken, Golfen, Surfen oder Tauchen. Und auch kulturell hat die Insel als Heimat der ersten europäischen Hochkultur viel zu bieten.
Die Städte und Badeorte gehen mit der Zeit, in den abgelegenen Bergdörfern läuft das Leben dagegen noch weitgehend in traditionellen Bahnen. So auch in einem kleinen, verschlafenen Dorf in den kretischen Bergen. Es ist noch früh im Jahr. Im schlichten kafenío an der Platía, dem Kaffeehaus am Dorfplatz, knistert Holz im Kanonenofen. Stühle mit geflochtenen Sitzflächen stehen an drei Wänden aufgereiht, zur Mitte hin ausgerichtet. Hinter dem Tresen an der vierten Wand brüht der Wirt unaufhörlich dunklen Kaffee in Messing- und Kupferkännchen, füllt ihn in kleine Mokkatassen und serviert ihn zusammen mit einem Glas Wasser seinen Gästen. Oberhalb des Tresens hängt ein riesiger Flachbildschirm made in Japan, auf dem ein wichtiges Fußballmatch läuft. Alle schauen hin und geben Kommentare zu der Partie ab. Dann der Halbzeitpfiff. Ein Gast schaltet den Fernseher aus. Zwei junge Männer, beide im Trikot des kretischen Lokalmatadors OFI Iráklio, greifen zur lýra, dem urkretischen Saiteninstrument, spielen es virtuos und singen dazu. Kreta wird mit allen Sinnen greifbar. Nach einer Viertelstunde geht der Fernseher aber wieder an, die Musik verstummt. Eine amerikanische Fast-Food-Kette preist ihre Hamburger an, dann kicken die Spieler wieder gegen den Ball.
Auch auf Kreta ist die Zeit eben nicht stehen geblieben. Auf Bergkämmen drehen sich riesige Windkraftanlagen, entlang der gesamten Nordküste verkürzt eine breite Schnellstraße die Reisezeit. Durch die Gassen von Mália dröhnen Quads, wenige Kilometer von der Ägäisküste entfernt sind musikbeschallte Spaßbäder mit Riesenrutschen entstanden. Für Urlauber, die das wollen, wird in All-inclusive-Hotels und Clubanlagen perfekt gesorgt, die Luxushotels von Eloúnda bieten sogar Helikoptertransfer und Butlerservice in der Ferienvilla mit Privatpool an. In Iráklio macht sich ein EU-Institut Gedanken über die Datensicherheit in ganz Europa, an der Südküste würden chinesische Investoren liebend gern einen großen Containerumschlaghafen für die Verteilung ihrer Waren im Mittel- und im Schwarzen Meer errichten.
Auf der Lassíthi-Hochebene ernten albanische Wanderarbeiter biologisch angebaute Kartoffeln, und der pakistanische Schafhirte telefoniert dank Flatrate nach Herzenslust mit der Heimat. Kreta ist Teil der globalisierten Welt und will es auch sein.
Aber Kreta hat eben auch seine andere, interessantere und vor allem ureigene Seite. Schon bei der Fahrt vom Flughafen zum Ferienhotel fallen Ihnen vielleicht die Einschusslöcher in etlichen Verkehrsschildern auf. Sie dienen so manchem Kreter als Schießscheiben. Jeder Schuss ist auch Ausdruck des Unbehagens über zu viel staatliche Autorität. Schlagzeilen machte das kleine Bergdorf Zonianá, in dem die Einwohner gegen zu viel Polizeipräsenz im Rahmen einer Rauschgiftfahndung protestierten - der Anblick so vieler Uniformierter gefährde die Moral der Kinder. Da klingt die lange Zeit der Fremdherrschaften nach: Bis zum Anschluss Kretas an Griechenland im Jahr 1912 und während der deutschen Besatzungszeit 1941-44 galt jeder Widerstand gegen die staatliche Autorität als freiheitskämpferische Heldentat, die auch heute noch in allen Schulbüchern gepriesen wird. "Freiheit oder Tod" lautet bis heute das kretische Motto.
Trotz manch martialischem Gehabe gehört Kreta zu den sichersten Urlaubszielen der Welt. Gastfreundschaft ist hier seit Jahrtausenden oberstes Gebot. Als Reisende erleben Sie dies - zumindest abseits der Touristenzentren - immer wieder. Rakí und Obst oder Süßspeisen werden in fast allen Tavernen kostenlos zum Nachtisch serviert, Zimmervermieter laden ihre Gäste häufig auf ein Tässchen griechischen Kaffee ein. Und wer zufällig auf eine kretische Dorfhochzeit gerät, wird sehr wahrscheinlich zum Bleiben und Mitfeiern aufgefordert.
Etwa 623 000 Menschen leben auf der Insel, mehr als 200 000 von ihnen im Norden im Großraum der Hauptstadt Iráklio, deren Infrastruktur für solche Menschenmengen kaum ausreicht. Auch die anderen Inselstädte liegen fast alle an der Nordküste. Chaniá und Réthimno sollten Sie unbedingt besuchen; beide Orte besitzen malerische Häfen, venezianische Adelspaläste und alte Gassen, Moscheen mit schlanken Minaretten und einladende Einkaufssträßchen. Im Osten der Insel lockt Ágios Nikólaos aufgrund seiner herrlichen Lage an der Mirabéllo-Bucht und dem kleinen Binnensee direkt am Hafen, während das benachbarte Sitía durch seine bauliche Geschlossenheit und die Gelassenheit, die Landschaft und Menschen ausstrahlen, für sich einnimmt. An der Südküste, am Libyschen Meer, ist nur Platz für eine einzige Stadt, die schon recht afrikanisch wirkt: Ierápetra.
Das Binnenland ist so vielfältig wie die Küsten. Vier Gebirgsmassive prägen Kreta: im Westen die Weißen Berge mit dem 2453 m hohen Páchnes, östlich davon das Ída-Gebirge mit dem 2456 m hohen Timíos Stávros, im mittleren Osten dann das 2148 m hohe Díkti-Gebirge und im äußersten Osten schließlich das 1476 m hohe Sitía-Gebirge. In und zwischen diesen Bergmassiven liegt eine Reihe von Hochebenen versteckt, die völlig vom Meer abgeriegelt sind. In einigen wie der Lassíthi- und der Chandrás-Hochebene wird das ganze Jahr über intensiv Landwirtschaft betrieben; zu anderen wie der Nída- oder der Thriptí-Hochebene ziehen die Bauern nur im Sommer hinauf.
Die vielen Seiten Kretas kennenzulernen ist auch in kürzerer Zeit möglich. Die Insel ist zwar groß, 260 km lang und bis zu 60 km breit, aber die verschiedenen Facetten liegen immer ganz nahe beieinander. Tagesausflüge von den Stränden und geschäftigen Badeorten an der Küste führen Sie in weltabgeschiedene Bergdörfer und in geschichtsträchtige Altstädte, zu den Ausgrabungen minoischer Landgüter und Heiligtümer. Mit dem Boot kommen Sie zu vorgelagerten Inseln, geführte Mountainbiketouren lassen Sie die Natur unmittelbar erleben. In den von Bergen umschlossenen Hochebenen zählen Sie mehr Schafe und Ziegen als Menschen. Sie können Gebirge und wilde Schluchten durchwandern, aber auch Golf spielen, Yoga betreiben oder meditieren. Und zum Baden gibt es Strände für jeden Geschmack: Zwischen den südseehaften Lagunen der Westküste mit ihrem blau-türkis schimmernden Wasser über feinstem weißen Sand bis hin zum Palmenstrand von Vái ganz im Osten finden Sie Sanddünen und bunte Kieselsteinstrände zwischen schroffen Steilküsten, Kinderparadiese, winzige Buchten und zahllose Wassersportmöglichkeiten aller Art. Alle Strände sind frei zugänglich, denn Kurtaxe und Privatstrände kennen die freiheitsliebenden Kreter nicht.
Unübertroffen ist Kreta auch als Ziel für Studienreisende. Vor allem die Zeugnisse aus minoischer Zeit, 3500 bis 4000 Jahre alt, sind weltweit einzigartig. Die ehemaligen Palaststädte Knossós, Festós, Mália, Káto Zákros und Agía Triáda erzählen von der ersten Hochkultur auf europäischem Boden. Kretas archäologische Museen zeigen, dass die Menschen jener prähistorischen Zeit schon mindestens ebenso viel Kunstsinn besaßen wie wir heute. Faszinierend ist die landschaftliche Einbettung vieler Ausgrabungsstätten auch aus klassisch-griechischer und römischer Zeit. Aus der 700 Jahre währenden byzantinischen Epoche stammen fast 1000 Kirchen und Kapellen, oft mit mittelalterlichen Fresken geschmückt.
Die Venezianer, die Kreta danach für über 300 Jahre lang beherrschten, haben Städte und Landschaften wesentlich mitgeprägt. Venedig hat etwa den Anbau von Olivenbäumen gefördert, deren Öl die Paläste der Serenissima erhellte, wehrhafte Burgen erbauen und die Städte mit mächtigen Mauern umgeben lassen, die heute noch stehen. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 wurde Kreta für 200 Jahre zum Exil griechischer Aristokraten und Künstler. Der rege Austausch mit Italien führte Elemente der Renaissance in die kretische Kunst ein. Viele Bauwerke der Türken, die die Venezianer als fremde Herren über die Insel ablösten, verleihen besonders den...
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