Schweitzer Fachinformationen
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In der Ägäis wehen die Winde meist aus nördlichen Richtungen. Deswegen leiten Flugzeuge ihren Landeanflug auf Höhe der Schwammtaucherinsel Kálimnos mit einer weitgezogenen Kurve ein, die sie vorbei an der Vulkaninsel Níssiros zum Flughafen führt. Aus der Vogelperspektive offenbart sich Kos als längliche Insel. Sie ist 50 km lang und dabei maximal 10 km breit. Da steht kein Haus und kein Hotel weit vom Meer entfernt. Und das wird, wie aus der Luft schon deutlich erkennbar, von kilometerlangen Stränden gesäumt.
Der Flughafen liegt fast genau in der Inselmitte. Durch diese erstreckt sich ein flacher, langgezogener Höhenrücken von der gebirgigen Kéfalos-Halbinsel im Westen zum Díkeos-Gebirge im Osten. Dank der gut ausgebauten Inseltransversale dauert ein Transfer vom Flughafen in ein beliebiges Hotel niemals länger als 40 Minuten. Kaum hat der Flieger die Landebahn erreicht, ist man also bereits im Urlaub. Oder in Kos-Stadt, der beschaulichen Inselhauptstadt, in der weit über die Hälfte der 33 400 Inselbewohner lebt. Der Rest verteilt sich auf eine Handvoll größerer Dörfer, von denen lediglich Kéfalos im Westen der Insel angesiedelt ist. Der Tourismus ist der einzige bedeutende Wirtschaftszweig. Industrie gibt es überhaupt nicht, die Landwirtschaft beschränkt sich hauptsächlich auf den Getreideanbau und die Haltung von Kühen oder Schafen. Kos steht unter den beliebtesten griechischen Reisezielen hinter Kreta, Rhodos und Korfu an vierter Stelle. Ein Hauptgrund dafür sind die vielen All-inclusive-Hotels und Clubanlagen wie Robinson und Magic Life, in denen große internationale Reiseveranstalter für permanente Auslastung sorgen. Die Koer wissen genau, wie wichtig die Touristen für die Insel sind, und tun viel dafür, ihre Gäste zufriedenzustellen. Schon früh haben sie deshalb Öko-Trends erkannt und umgesetzt. So wird auf Kos bereits seit Jahren das Fahrradfahren gefördert. Da sich fast alle Urlaubsorte und Strandhotels in der flachen Küstenebene an der Nordküste zwischen Mastichári und Ágios Fókas befinden, bereitet das Radfahren hier kaum Mühe. Breite Radwege und wenig befahrene Straßen verlaufen parallel zum Meer und machen das Fahrrad zu einem idealen Verkehrsmittel. Da können auch Kinder und alle, die sonst eher selten in den Sattel steigen, problemlos mitradeln und bekommen viel für alle Sinne geboten. Mal durchschneiden die Wege Getreidefelder, die schon im Mai abgeerntet werden und danach als Kuhweiden oder zum Melonenanbau dienen, dann wieder führen sie an niedrigen Dünen entlang, die zu spontanen Badestopps einladen. Und immer wieder entdeckt man schattige Baumgruppen direkt am Meer, die sich für eine kurze Rast anbieten. Viele Tavernen am Wegesrand haben Fahrradständer installiert - so fahrradfreundlich wie Kos ist kein anderes griechisches Urlaubsgebiet. Nur für Wanderer bringen die Koer noch immer wenig Verständnis auf. Dass jemand freiwillig zu Fuß geht, will ihnen nicht in den Kopf. Markierte und gepflegte Wanderwege bleiben deshalb auf Kos die Ausnahme.
Wiederum vorbildlich ist das Netz öffentlicher Verkehrsmittel. Stadtbuslinien verbinden die Strandhotels der Umgebung bis spät in den Abend hinein mit der Metropole, Fernbuslinien die Stadt mit Dörfern und Stränden. Da bleibt auch mobil, wer wenig Geld ausgeben oder ökologisch korrekt reisen will. Für die Busse gibt es - was in Griechenland sonst fast nirgends üblich ist - Fahrplankopien zum Mitnehmen. Innerhalb des Stadtgebiets sind die Haltestellen nummeriert. So muss man sich keine komplizierten Namen merken und kann ganz entspannt und mit mediterraner Gelassenheit in den Bus steigen.
Gelassenheit ist eine Grundeigenschaft der meisten Koer, Hektik ist ihnen fremd. Das zeigt sich in den Cafés, wo sie laut Statistik 94 Minuten bei einer einzigen Tasse Kaffee verbringen, und in den Tavernen, wo sie ganze Abende lang ausgiebig tafeln. Wie die Deutschen von Kneipe zu Kneipe oder die Spanier von Tapas-Bar zu Tapas-Bar zu ziehen, käme ihnen nie in den Sinn. Zu viel Bewegung würde ja die Gespräche mit Freunden behindern - und um die geht es einem Griechen vor allem, wenn er ausgeht. Immer wieder neue Lokale auszuprobieren ist unter Einheimischen ebenfalls wenig beliebt. Sie bevorzugen Tavernen und Cafés, wo der Wirt sie kennt. Auch der Urlauber bemerkt schnell das angenehme Gefühl, als Stammgast behandelt zu werden, wenn er ein zweites Mal kommt. Dabei geht es den Wirten weniger um ihre Umsatzsteigerung, sondern viel mehr um die Wertschätzung, die sie dadurch erfahren: Sie müssen gut sein, wenn ein Gast zum zweiten Mal kommt. Die eigene Ehre, das filótimo, ist den meisten Hellenen nämlich noch immer eins der höchsten Güter. Darum geziemt es sich auch nicht, an anderen Kritik zu üben. Nichts Positives über jemanden zu sagen, ist Urteil genug.
Ganz unspektakulär, aber dafür überraschend grün und vielfältig ist die koische Natur. Das 846 m hohe, zur Südküste hin unzugänglich steil abfallende Díkeos-Gebirge vermittelt lediglich einen Hauch der wilden Bergwelt, die das Festland oder Kreta dominiert. Am Salzsee von Tigáki sind nach niederschlagsreichen Wintern noch bis weit ins Frühjahr hinein Hunderte von Flamingos zu Gast. In den kleinräumigen Erosionstälern in der Inselmitte dürfen Feldblumen und wilde Artischocken ungestört blühen. Und auf der grünen Kéfalos-Halbinsel finden Schafe jede Menge Platz zum Weiden. Urlauber können hier stundenlang wandern und begegnen dabei lediglich ein paar Bauern oder Hirten. Die Landschaft ist nahezu baumlos und lässt den Blick weit über das Land schweifen, sodass sich hier trotz der mangelhaften Beschilderung niemand verläuft. Einsamer wird es auf Kos nur noch zwischen Mitte Oktober und Anfang Mai, wenn kaum mehr Urlauber auf der Insel sind. Betriebe, die nur vom Tourismus leben, bleiben dann geschlossen, und viele Koer gehen selbst auf Reisen. Wer zu Hause bleibt, widmet sich der Familie und den Olivenbäumen, deren Früchte zwischen November und März zu Boden fallen. Sie müssen möglichst schnell aufgelesen werden, damit sie nicht an Qualität verlieren.
Aus Kéfalos im ruhigen Inselwesten stammt auch der berühmteste Sohn der Insel: Hippokrates. Er wurde dort 460 v. Chr. geboren und gilt als "Vater der Medizin". Auf Kos gründete er eine Ärzteschule, die fast 1000 Jahre lang Bestand hatte. Er betrachtete Krankheiten nicht mehr als von den Göttern gesandt, sondern forschte nach ihren Ursachen, die er häufig in Umweltbedingungen und Lebensweisen seiner Patienten fand. Hippokrates beobachtete seine Patienten genau und sah seine Hauptaufgabe darin, ihre Selbstheilungskräfte zu stärken. Er gab Ernährungstipps und verschrieb Naturheilmittel, bezog aber auch die Götter geschickt in seine Therapien mit ein: Er interpretierte die Träume seiner Patienten als göttliche Ratschläge und setzte damit Impulse für psychosomatische Selbstheilungsvorgänge. Seine Lehre war so erfolgreich, dass ihm zu Ehren nach seinem Tod das Asklípion errichtet wurde und Kos sich zu einem der größten Kurzentren der Antike entwickelte. Die wichtigste historische Stätte der Insel befindet sich am Stadtrand von Kos. Selbst wer nur wegen Sonne und Meer hierher reist, sollte sich die einzigartige Mischung aus Tempelanlage und Krankenhaus in zudem aussichtsreicher Lage nicht entgehen lassen.
Auf Kos ist die Zahl der Zeugnisse aus römischer und hellenistischer Zeit ansonsten recht beschränkt - ganz im Gegensatz zu den Sonnenscheinstunden. Zwischen Juni und August fällt hier praktisch kein einziger Regentropfen, die Temperaturen klettern fast täglich über 30 Grad und das Meer ist angenehm warm. Jetzt kann Kos seinen größten touristischen Trumpf ausspielen, die herrlichen Sandstrände, die die Insel bereits vom Flugzeug aus angekündigt haben. Ob auf oder unter, im oder am Wasser: Es herrschen paradiesische Verhältnisse für Aktivsportler wie Sonnenhungrige.
2000-1450 v. Chr.
Minoische Kultur auf Kreta
1600-1150 v. Chr.
Mykenische Kultur
1150-750 v. Chr.
Kos wird vom griechischen Stamm der Dorer besiedelt
750-490 v. Chr.
Archaische Zeit, Entwicklung der griechischen Stadtstaaten
490-336 v. Chr.
Klassische Zeit. 460 wird der Arzt Hippokrates auf Kos geboren
336-82 v. Chr.
Hellenistische Zeit. Kos wird von den ägyptischen Ptolemäern regiert
82 v. Chr.-395 n. Chr.
Kos ist Teil des Römischen Reichs
395-1307
Kos gehört zum Oströmisch-byzantinischen Reich
1307-1523
Die Johanniter besetzen den Dodekanes
1523
Die Türken erobern den Dodekanes
1821-29
Griechischer...
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