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Fakten
Auch junge Leute treffen sich zum Tavli-Spielen im Café.
Schreibweise griechischer Namen
Die Schreibung der griechischen Namen ist problematisch, da es für die Transkription der griechischen Sprache ins Deutsche keine allgemein verbindlichen Richtlinien gibt. Um zumindest in diesem Reiseführer eine Einheitlichkeit zu erreichen, erfolgt die Umschrift nach der auch von der UNO verwendeten Transliterationstabelle ( siehe >>), wobei einige Namen in der allgemein üblichen Transliteration wiedergegeben werden (wie z. B. Iráklion statt Irákleio). Die Betonung des Wortes ist durch die Akzente zu erkennen.
Natur und Umwelt
Auf Kreta spürt man noch die Wurzeln einer alten bäuerlichen Kultur. So bildet auch heute noch die Landwirtschaft nach dem Tourismus eine Säule der Wirtschaft. Große Olivenhaine sind ein prägendes Element der kretischen Landschaft.
»Die kretische Landschaft ... ist frei von Überladenheit«.
Vor der sachlichen Beschreibung der kretischen Landschaft soll die poetische Darstellung aus Nikos Kazantzakis' berühmtem Roman »Alexis Sorbas« (1946) stehen: »Die kretische Landschaft ist gleich einer guten Prosa: klar durchdacht, nüchtern, frei von Überladenheiten, kräftig und verhalten. Sie drückt das Wesentlichste mit einfachen Mitteln aus. Sie spielt nicht. Sie wendet keine Kunstgriffe an und bleibt jeder Rhetorik fern. Was sie zu sagen hat, das sagt sie mit einer gewissen männlichen Strenge. Aber zwischen den herben Linien dieser kretischen Landschaft entdeckt man eine Empfindsamkeit und Zartheit, die keiner vermuten würde - in den windgeschützten Schluchten duften Zitronen- und Orangenbäume, und in der Ferne ergießt sich aus dem endlosen Meer eine grenzenlose Poesie.«
Geologie
Kreta ist das Hauptglied des Inselbogens, der sich von Südgriechenland bis Kleinasien erstreckt. Es sitzt auf dem Schelfsockel der Ägäischen Platte, unter die sich die in nördliche Richtung driftende Afrikanische Platte schiebt. In dieser geologischen Spannungszone werden gelegentlich Erdbeben ausgelöst, deren Auswirkungen an der Erdoberfläche mitunter katastrophale Ausmaße annehmen können ( Baedeker Wissen siehe >>). In geologisch jüngster Zeit ist der Westen Kretas durch tektonische Vorgänge emporgehoben, der Osten der Insel hingegen abgesenkt worden. Welche Spannung in der Kruste dieses Teils der Erde herrscht, zeigt die Tatsache, dass der Höhenunterschied zwischen der höchsten Erhebung der Insel und der tiefsten vor Kreta gemessenen Stelle im Meer über 7000 m beträgt.
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Kreta auf einen Blick
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Erdbeben
Afrika gegen Europa
Den 24. Mai 1994 werden die Bewohner von Kreta so schnell nicht vergessen. Am helllichten Montagvormittag um zehn vor zehn begann die Erde zu wackeln. Schulkinder liefen schreiend aus ihren Klassenzimmern ins Freie, Hauswände bröckelten, die Stromversorgung und die Telefonverbindungen brachen zusammen.
Was war geschehen? Ein Erdbeben der Stärke 6,1 auf der nach oben offenen Richter-Skala hatte die Insel erschüttert. Glücklicherweise gab es keine Menschenleben zu beklagen. Es war nicht das erste Mal, dass es in Kretas Untergrund heftig rumorte. In den letzten sechs Jahrtausenden ist die Insel schon mehrfach von schlimmen Erbebenkatastrophen heimgesucht worden. Im 3. Jh. v. Chr. hatte ein Erdstoß eine solche Wucht, dass er den Westteil der Insel um etliche Zentimeter anhob. Seit dem 13. Jh. ist Kreta von mindestens sechs starken Erdbeben erschüttert worden, wobei zahlreiche prachtvolle Bauten der byzantinischen und venezianischen Periode zerstört wurden. Verheerende Schäden richtete auch ein Beben an, das sich 1926 ereignete. Warum sich auf Kreta die Erde immer wieder einmal heftig bewegt, ist leicht erklärt, denn die Insel liegt in einer der seismisch aktivsten Zonen des gesamten Mittelmeerraums, nämlich genau dort, wo sich die nordwärts driftende Afrikanische Platte unter die am Südrand der Eurasischen Landmasse ausgebildete Ägäische Platte schiebt.
Driftende Kontinente
Dieser Vorgang verläuft jedoch nicht kontinuierlich und vor allem auch nicht ohne Spannungen. Dennoch kommt die Afrikanische Platte jährlich ein paar Zentimeter voran. Die Gesteinskörper der Erdkruste sind jedoch nur bis zu einem gewissen Grad elastisch. Auch verhaken sich Schollen ineinander. Entlang der Gleitflächen können sich somit extreme Spannungen aufbauen, die sich nach Erreichen eines festen Grenzwerts ruckartig entladen und die Erdoberfläche von einem Epizentrum aus erbeben lassen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Athener Erdbebenwarte monatlich bis zu 500 Erdstöße unterschiedlicher Stärke im Ägäischen Meer registriert. Nach neueren geophysikalischen Erkenntnissen bringen Konvektionsströme im Erdmantel die Kontinentalplatten in dieser Region in Bewegung.
Vielleicht zerstörte ein Erdbeben auch den Palast von Knossós.
Relief
Das Relief der Insel Kreta hat sich in besonderem Maß seit dem Pleistozän, also seit den letzten, von mehreren Eiszeiten geprägten zwei Millionen Jahren, herausgebildet. Die an sich plump wirkenden Gebirge sind stark verkarstet, ihre Ränder von Schluchten und Tälern zerfranst. In höchst spektakulärer Weise wirken die landschaftlichen Kräfte der Erosion im Süden des Levká-Gebirges, wo die Samariá-Schlucht inzwischen zu einem Touristenmagneten erster Ordnung geworden ist. Die verschiedenen Kalt- und Warmzeiten haben zu Meeresspiegelschwankungen geführt, die vor allem an den Küsten Ostkretas nachweisbar sind. Auch junge Niveauveränderungen sind im Landschaftsbild zu erkennen. Der Westen Kretas ist seit der Antike durch tektonische Vorgänge um fast 10 m angehoben worden. In der Antike genutzte Häfen im Südwesten der Insel sind inzwischen landfest geworden. Tektonisch bedingte Absenkungen führten jedoch im Osten Kretas zum Versinken einiger antiker Hafenstandorte im Meer.
Gebirgsmassive
Drei überraschend hohe Gebirgsmassive bilden das Rückgrat Kretas. Im Westen der Insel erheben sich die oft schneebedeckten Levká Óri (»Weiße Berge«) bis zu 2452 m über den Meeresspiegel. Im Zentrum der Insel ragt das ebenfalls schneereiche Ídi-Gebirge auf, das im 2456 m hohen Psilorítis, dem höchsten Berg Kretas, gipfelt. Im Osten ist das Díkti-Gebirge aufgewölbt, dessen höchste Erhebung 2148 m erreicht. An der Ostspitze der Insel - jenseits des nur 12 km breiten Isthmus von Ierápetra - schwingen sich die Thryptí-Berge bis zu 1476 m auf. Die großflächig entwaldeten kretischen Gebirge sind stark verkarstet und zerklüftet. Sie lassen nur eine eher bescheidene Weidewirtschaft zu. In den mit fruchtbarer Erde angefüllten Poljen (Einbruchswannen) dagegen kann Landwirtschaft und Gartenbau betrieben werden. Ganz im Süden der Insel begrenzt die Asteroúsia-Küstengebirgskette, deren höchster Gipfel der 1231 m hohe Kófinas ist, die fruchtbare Messará-Ebene. Nördlich vor dem Ídi-Gebirge erstreckt sich das Kouloúkonas-Bergland westwärts bis an die Peripherie der Stadt Réthymnon. Seine Plattenkalke tauchen im Osten in den Golf von Iráklion ein.
Höhlen und Grotten
Auf Kreta sind mehrere Tausend Grotten und Höhlen bekannt, von denen viele überwältigende Tropfsteinbildungen (auch Stalaktiten und Stalagmiten) aufweisen. Sie sind in erster Linie das Ergebnis chemischer Verwitterung im wasserdurchlässigen Kalkstein. In Risse, Spalten und Klüfte dringt Oberflächenwasser ein, das unterirdisch abfließt. Das Sickerwasser reichert sich vor seinem Eindringen ins klüftige Gestein mit Kohlensäure aus der Luft an. Das nunmehr leicht säurehaltige Wasser löst den Kalk in Rissen und Spalten auf. Die schmalen Hohlräume werden mit der Zeit immer größer, bis schließlich eine Grotte oder Höhle entsteht. Dort, wo das Wasser in die Hohlräume tropft, wird der gelöste Kalk aus dem Wasser wieder ausgeschieden. So entstehen bei der Verdunstung des Wassers an der Höhlendecke Tropfsteine, die als Stalaktiten nach unten wachsen. Tropft das Wasser relativ schnell auf den Höhlenboden, so bilden sich Stalagmiten. Oft verwachsen die Tropfsteine miteinander und bilden steinerne Orgelpfeifen oder gar versteinerte Wasserfälle. Zwei der kretischen Tropfsteinhöhlen sind touristisch gut erschlossen: die Svendóni Ándro ( siehe >>) südwestlich von Iráklion und die Diktaío Ándro ( siehe >>) auf der Lassíthi-Hochebene.
Dolinen
Wenn die Decke einer Höhle oder Grotte einbricht, dann entsteht an der Erdoberfläche eine schüssel- oder trichterförmige Mulde, die als Doline bezeichnet wird. Brechen die Decken ganzer Höhlensysteme ein bzw. breiten sich die chemischen Lösungsvorgänge in die Tiefe und die Breite aus, so können ganze Dolinenfelder, Poljen und Karstebenen entstehen.
Ebenen
Zwischen den hohen Gebirgsmassiven dehnen sich fruchtbare Ebenen aus, in denen lukrativer Obst- und Gemüseanbau betrieben werden kann. Berühmt ist die weite und sehr fruchtbare Messará-Ebene im Süden. Das Wasser des Hieropotamos ermöglicht hier einen besonders ertragreichen Gartenbau. Für allerlei Obst- und Frühgemüsesorten sind Sonderkulturen angelegt. Von Bergzügen umschlossen sind hingegen die Hochebenen von Omalós, Nída und Lassíthi. Die Lassíthi ist...