22 König Harald tötet Þórólf
König Harald saß damals in Lade, als Hallvarð und sein Bruder fortfuhren, und sogleich machte sich der König ebenfalls so schnell wie möglich fertig und ging auf seine Schiffe, und sie ruderten den Fjord entlang durch den Skarnssund und dann durch den Beitstadfjord hinein nach Namdalseid. Dort ließ er die Schiffe zurück und zog nordwärts über die Landenge nach Namdal, und dort nahm er Langschiffe, die den Bauern gehörten, und ging mit seiner Mannschaft darauf; er hatte sein Gefolge und dazu an die drei Hunderte Männer; er hatte fünf oder sechs Schiffe, und alle waren sie groß. Sie bekamen harten Gegenwind und ruderten Nacht und Tag, so gut es gehen mochte; die Nacht war da zur Fahrt hell genug.
Sie kamen am Abend des nächsten Tages nach Sonnenuntergang nach Sandnæs und sahen da vor dem Hof ein großes Langschiff schwimmen, mit Zelttüchern darüber. Da erkannten sie das Schiff, das Þórólf besaß; er hatte es ausrüsten lassen und wollte außer Landes fahren, aber dann hatte er noch befohlen, sein Reisebier zu brauen. Der König befahl den Männern allesamt, die Schiffe zu verlassen; er ließ sein Kriegszeichen erheben. Sie mussten ein kurzes Stück zum Hof gehen, aber Þórólfs Wächter saßen drinnen beim Trunk und waren nicht auf die Wache gegangen, und es war kein Mann draußen; die ganze Mannschaft saß drinnen beim Trunk.
Der König ließ einen Ring von Männern um den Hof bilden; dann erhoben sie das Kampfgeschrei, und auf dem Königshorn wurde das Kampfsignal geblasen. Als aber Þórólf und seine Leute das hören, liefen sie zu den Waffen, denn alle Waffen eines jeden Mannes hingen über seinem Platz. Der König ließ in die Halle rufen und hieß die Frauen und Jungen und Alten, Knechte und Unfreie herausgehen.
Darauf gingen heraus Sigríð, die Hausfrau, und mit ihr die Frauen, die drinnen waren, und die anderen Leute, denen es erlaubt war herauszukommen. Sigríð fragte, ob die Söhne von Berðlu-Kári hier wären; sie gingen beide vor und fragten, was sie von ihnen wolle.
»Führt mich zum König«, sagte sie. Sie taten es. Und als sie zum König kam, da fragte sie: »Kann etwas dazu beitragen, Herr, einen Vergleich zwischen dir und Þórólf herbeizuführen?« Der König antwortet: »Will Þórólf sich ergeben und sich meiner Gewalt unterwerfen, um Verzeihung zu erhalten, dann soll er Leib und Leben behalten, aber seine Leute werden mit der Strafe büßen, zu der sie Anlass gegeben haben.«
Darauf ging Ölvir Hnúfa zur Halle und ließ Þórólf zu einem Gespräch zu sich rufen; er teilte ihm die Bedingung mit, die der König stellte. Þórólf antwortet: »Ich will keinen erzwungenen Vergleich vom König annehmen; bitte du den König, uns den Ausgang freizugeben; lassen wir dann dem Schicksal seinen Lauf.« Ölvir ging zum König und berichtete, worum Þórólf bat. Der König sagte: »Man lege Feuer an die Halle; ich will mich nicht mit denen schlagen und meine Leute verlieren; ich weiß, dass Þórólf uns große Verluste an Männern zufügen wird, wenn wir ihn hier draußen angreifen, da er schon drinnen schwer zu überwinden sein wird, obwohl er eine kleinere Mannschaft hat als wir.«
Darauf wurde Feuer an die Halle gelegt, und das ging schnell vor sich, denn das Gebälk war trocken und das Holz geteert und das Dach mit Birkenrinde gedeckt.
Þórólf befahl seinen Männern, die Holzwand aufzubrechen, die zwischen der Halle und der Vorstube war, und das geschah schnell. Und als sie an den untersten Balken der Wand kamen, da packten diesen einen Balken so viele, wie ihn fassen konnten, und stießen ihn mit dem einen Ende so kräftig gegen die Ecke der Halle, dass die Balken in den Verschränkungen herausbrachen und die Wände auseinanderfielen, so dass da eine große Öffnung war. Da ging Þórólf als Erster hinaus und dann Þorgils Gjallandi und dann einer nach dem anderen.
Nun begann der Kampf, und eine Zeitlang waren Þórólf und seine Leute im Rücken durch die Halle gedeckt, aber als sie zu brennen anfing, da erreichte das Feuer auch sie; da fielen viele aus ihrer Schar. Da lief Þórólf vor und hieb nach beiden Seiten, er drängte dorthin, wo das Kampfzeichen des Königs war. Da fiel Þorgils Gjallandi. Und als Þórólf an die Schildburg kam, durchbohrte er den Mann, der das Kampfzeichen trug, mit dem Schwert.
Da sprach Þórólf: »Nun ging ich um drei Schritte zu kurz.« Da trafen ihn Schwerter und Speere, und der König selber gab ihm die Todeswunde, und Þórólf fiel vornüber, dem König auf die Füße.
Da rief der König und befahl damit aufzuhören, noch mehr Männer zu erschlagen, und so geschah es auch; dann hieß der König seine Leute zu den Schiffen hinuntergehen. Er sprach mit Ölvir und seinem Bruder: »Nehmt nun Þórólf, euern Verwandten, und bereitet ihm eine Totenfeier, wie sie ihm zukommt, und den anderen Männern auch, die hier gefallen sind, und bereitet ihnen ein Grab und lasst den Männern, von denen man annehmen kann, dass sie am Leben bleiben, die Wunden verbinden. Aber hier soll nicht geplündert werden, denn das alles ist mein Besitz.«
Darauf ging der König hinunter zu den Schiffen und die meisten aus seiner Schar mit ihm; und als sie auf die Schiffe gekommen waren, da machten sich die Männer daran, ihre Wunden zu verbinden. Der König ging auf dem Schiff umher und besah sich die Wunden der Männer; da sah er, wie ein Mann eine Fleischwunde verband. Der König sagte, dass nicht Þórólf ihm diese Wunde zugefügt hätte, »seine Waffen bissen auf ganz andere Weise; wenige, glaube ich, die er getroffen hat, verbinden ihre Wunden, und überaus schade ist es um einen solchen Mann.« Aber gleich am Morgen des nächsten Tages ließ der König die Segel aufziehen und segelte nach Süden, so schnell wie nur möglich. Und als der Tag dem Ende zuging, da stießen der König und seine Leute auf viele Ruderschiffe in jedem Sund zwischen den Inseln, und diese Leute hatten zu Þórólf fahren wollen, denn seine Kundschafter waren bis ganz im Süden im Namdal und weitum auf den Inseln gewesen. Sie hatten bemerkt, dass Hallvarð und sein Bruder mit einer großen Schar von Süden gekommen waren und zu Þórólf wollten. Hallvarð und sein Bruder hatten stets Gegenwind gehabt und hatten sich in verschiedenen Häfen aufgehalten, bis sich die Kunde davon am Land ausgebreitet hatte, und Þórólfs Kundschafter hatten das erfahren, und aus diesem Grunde waren die Männer in Waffen zusammengekommen.
Der König segelte mit raschem Wind, bis er nach Namdal kam; dort ließ er die Schiffe zurück, er aber zog auf dem Landweg nach Trondheim; dort nahm er seine Schiffe, die er hiergelassen hatte; dann fuhr er mit seiner Schar nach Lade. Diese Neuigkeiten wurden bald bekannt und gelangten dorthin, wo Hallvarð und sein Bruder lagen; da kehrten sie wieder um zum König, und ihre Fahrt erschien ziemlich schmählich.
Die Brüder Ölvir Hnúfa und Eyvind Lambi hielten sich eine Zeit auf Sandnæs auf; sie ließen die Männer begraben, die dort gefallen waren; sie bestatteten die Leiche Þórólfs, wie es Sitte war, den Leichnam eines vornehmen Mannes zu bestatten; sie setzten zur Erinnerung an ihn Bautasteine. Sie ließen die verwundeten Männer heilen, auch kümmerten sie sich mit Sigríð um den Hof; der ganze Viehbestand war geblieben, aber der größte Teil der Hauseinrichtung und des Tischzeugs und der Kleider der Leute war drinnen verbrannt. Und als die Brüder fertig waren, da fuhren sie südwärts und suchten König Harald auf, der in Trondheim war, und waren eine Weile bei ihm; sie waren wortkarg und sprachen wenig mit den Männern.
Eines Tages aber, da gingen die Brüder vor den König; Ölvir sagte: »Mein Bruder und ich wollen dich darum bitten, König, dass du uns die Heimfahrt zu unseren Höfen gestattest, denn hier haben sich solche Dinge ereignet, dass es nicht nach unserem Sinne ist, Trank und Sitz neben den Männern zu haben, die Waffen gegen Þórólf, unseren Verwandten, trugen.« Der König sah ihn an und antwortet ziemlich kurz: »Ich werde euch das nicht erlauben; ihr sollt hier bei mir sein.« Die Brüder gingen davon und wieder zu ihrem Platz.
Am nächsten Tag saß der König in der Beratungsstube, und da ließ er Ölvir und seinen Bruder dorthin rufen. »Nun sollt ihr wissen,« sagt der König, »wie es um die Angelegenheit steht, die ihr mit mir habt und wegen der ihr um die Heimfahrt gebeten habt. Ihr seid hier eine Zeit bei mir gewesen und habt euch aufgeführt, wie es sich geziemt; immer wart ihr tüchtig, und ich bin in allen Dingen mit euch wohl zufrieden gewesen. Nun will ich, Eyvind, dass du in den Norden nach Hálogaland fährst; ich will dich mit Sigríð auf Sandnæs vermählen, der Frau, die einst Þórólf gehabt hat; ich will dir den ganzen Besitz geben, den Þórólf hatte; du sollst das mit meiner Freundschaft haben, wenn du sie dir bewahren kannst. Ölvir aber soll mir folgen; ihn will ich nicht weglassen wegen seiner Kunst.«
Die Brüder dankten dem König für die Ehre, die er ihnen erwies, sie sagten, dass sie das gern annähmen. Eyvind machte sich dann zur Fahrt fertig, nahm ein gutes Schiff, das ihm geeignet und angemessen erschien. Der König übergab ihm seine Wahrzeichen über diese Entscheidung. Eyvinds Fahrt verlief gut und er kam im Norden auf Alsten nach Sandnæs; Sigríð nahm sie gut auf. Darauf wies Eyvind die Wahrzeichen des Königs und trug sein Anliegen vor Sigríð vor und begann seine Werbung um sie, er sagte, es sei des Königs Botschaft, dass Eyvind sie zur Frau bekommen sollte. Aber Sigríð sah, so wie es nun gekommen war, nur die Möglichkeit, den König über ihre Heirat bestimmen zu lassen. Es ging so aus, dass Eyvind die Sigríð heiratete; er nahm den Hof...