Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
VORSPRUCH
.
REGIE räuspert sich.
REGIE:
Ansager!
ANSAGER hetzt auf die Bühne, blickt sich um.
Huch. Bin ich schon dran?
(Hustet.)
Zwei Höfe, gleich an Würde und Gebot, euch im Jauntal unser Spiel entdeckt: Wie altem Hader neuer Hass entloht, mit Bauernblut sich Bauernhand befleckt.
Wie aus der Feinde .
BÄUERIN CAPULET stürmt auf die Bühne:
Angelika, mein Rock kneift! Größe 38 hatte ich gesagt, hier auf dem Schild steht 42 und er ist trotzdem zu eng.
BAUER ROMEO aus dem Off:
Friss halt net so viel!
ANSAGER tapfer:
. unheilschwangerm Schoß - unsternverfolgt .
BÄUERIN CAPULET:
Das muss ich mir bieten lassen? Beleidigungen vor allen Leut? Regie!
REGIEASSISTENZ:
Er will dich doch nur auf den Arm nehmen! Bei dir ist kein Gramm Fett zu viel!
BAUER ROMEO lachend aus dem Off:
Na, eh kiloweise!
REGIE!
REGIE lacht.
Ich kümmer mich um den Rock. Da muss irgendwas mit den Schildern vertauscht worden sein. Ah, und könnte der Romeo vielleicht hinter der Bühne schweigend auf seinen Einsatz warten? Gemeinsam mit unserer Gräfin, äh, Bäuerin Capulet? Wir sind noch in der ersten Szene. Ansager bitte!
ANSAGER:
. ein Liebespaar . entspringt? Ach, dieser todgeweihten Liebe Lauf, des Elternhasses Wüten, dem ein Ziel der beiden Tod nur setzt - . Tod nur setzt .
. all das zeigt auf .
Ich mach mal Pause.
(Zur Regieassistenz:)
Du schaffst das schon allein.
. all das zeigt auf . all das zeigt auf . zwei Stunden lang der Bühne buntes Spiel!
(Ab)
Auftritt MERCUTIO
MERCUTIO:
Wieso bin ich Mercutio und nicht Romeo?
REGIEASSISTENZ seufzend:
Der Mercutio ist eine hervorragende Rolle und der Liebling des Publikums!
Aber der Romeo darf die schöne Valeria küssen. Und der Walter ist eh viel zu dick.
BÄUERIN CAPULET aus dem Off:
HA!
Nach den Sprechproben haben wir beschlossen .
DIENER aus dem Saal:
Du hast wenigstens eine richtige Rolle! Ich bin der DIENER!
DU kannst ja auch nicht schauspielern, aber ICH .
ROMEO:
Jetzt halt die Goschen, die schöne Valeria küss ich.
Ach ja? Was willst du blade Sau eigentlich?
HAA!
Glaubst du, du kannst dich mit mir anlegen?
ROMEO betritt die Bühne:
Komm doch her, wenn du dich traust!
(Schubst Mercutio.)
REGIEASSISTENZ springt zwischen die beiden.
JULIA betritt die Bühne:
Was ist denn das für ein Kindergarten hier?
(Wirft die Arme in die Luft.)
Wenn ihr vernünftig proben wollt, komm ich wieder, derweil lern ich meinen Text. WIE EIN PROFI!
(Stürmischer Abgang.)
Valeria!
(Seufzt, blickt sich um.)
Vielleicht könnten wir dann mit der nächsten Szene weitermachen? Wo ist denn unser Fürst, äh, Landeshauptmann? Außerdem sollte jemand Valeria beruhigen, ich denke .
Ich geh schon.
Das könnte dir so passen! Nein, das mach ich! Vielleicht hat sie ja auch Probleme mit ihrem Rock, äh, Kostüm, also da könnt ich ihr dann auch helfen.
(Blinzelt verwirrt.)
Ich denke, es wäre wohl besser, ich gehe selbst .
Angelika! Du bist die Regieassistentin! Was sollen wir ohne dich machen?
REGIEASSISTENZ resigniert:
Ja . was nur .
LANDESHAUPTMANN hetzt auf die Bühne:
Bin ich schon wieder dran?
Die Probe war wieder grauenhaft verlaufen. Valeria stand vor dem Spiegel und zerrte an der viel zu engen Schnürung ihres Kostüms. Im Umkleideraum auf dem umgebauten Dachboden der Eisner-Scheune war es viel zu heiß, und das Dirndl ließ ihr kaum Luft zum Atmen. Die hätte sie bei der ganzen Aufregung unten auf der Bühne aber wirklich gebraucht. Sie sah in den Spiegel, doch der half ihr nicht wirklich dabei, die Kordeln auseinanderzufädeln.
>Die schöne Valeria<, so nannten sie sie in Lendnitz. Und das nicht ohne Grund: Dunkle große Augen, kastanienbraunes glänzendes Haar, eine ebenmäßige Haut, volle Lippen, und in dem Dirndl, das sie als Jauntaler Julia trug, kam auch ihre schlanke, an den richtigen Stellen großzügig gerundete Figur bestens zur Geltung. Ja, das Schicksal hatte es gut gemeint mit ihr, sie war schön, ganz gleich in welchem Auge des Betrachters.
Natürlich spielte sie die weibliche Hauptrolle, sie war schließlich die beste Schauspielerin weit und breit. Trotzdem schien ihr Können für die Rolle nicht ausschlaggebend gewesen zu sein. Beim Vorsprechen hatte ihr jeder Mann nur auf das Dekolleté gestarrt. Der Regisseur hatte einen glasigen Blick bekommen und gemurmelt: »Da muss die Kostümbildnerin dem Dirndl unbedingt einen großzügigeren Ausschnitt schneidern.«
Walter Kirschner und Markus, nein, Martin Riedl hatten eifrig genickt, und so war es beschlossene Sache.
Allerdings gab es keine Kostümbildnerin. Es gab auch keine Bühnenbildnerin, keine Souffleuse und keine Maskenbildnerin. Diese Aufgaben sollten die Schauspieler selbst übernehmen, die sie wiederum großzügig auf die Regieassistentin Angelika übertrugen.
Die Rolle der Julia hatte Valeria dann also mit einer anzüglichen Bemerkung bekommen, und seitdem trug sie das Textheft von >Romeo und Julia im Jauntal - Ein Kärntner Trauerspiel von Gerhard Seiler< mit sich herum. Offenbar im Gegensatz zu allen anderen Darstellern, von denen kaum einer seinen Text konnte. Aber Valeria wollte sich beweisen, es war Zeit, dass Lendnitz auch hinter ihre Fassade blickte und ihr Talent erkannte: Was nützte es ihr zu wissen, dass sie etwas konnte, wenn der ganze Ort sie dennoch nur als fesche Hülle wahrnahm?
Sie probierte, die Schleife ihres Kostüms zu lösen. Das Dirndl, das sie sich selbst ausgesucht hatte, war von Gerhard - unter erneutem eifrigem Nicken von Walter und Martin - als altbacken und langweilig verworfen worden. Jetzt musste Valeria sich mit diesem viel zu kurzen, viel zu weit ausgeschnittenen Hauch von Spitze herumschlagen, deren Schnürung sich mit ihren kurzen Fingernägeln einfach nicht öffnen ließ.
»Kruzifix!«, fluchte sie und hielt inne, als sie Schritte auf dem Flur hörte.
»Kann ich dir helfen?« Angelika stand in der Tür.
»Dich schickt der Himmel!« Valeria deutete auf den Knoten, der ihre Brust zuschnürte.
Angelika lächelte unsicher. Valeria schüttelte ihre langen Haare und strich sie sich über die Schulter zurück, damit sie nicht im Weg waren.
»Ich habe ziemlich kurze Fingernägel«, murmelte Angelika, beugte sich dann aber vor, um den Knoten genauer ansehen zu können.
»Ich krieg's sowieso nicht hin.« Valeria zuckte mit den Schultern, dann hielt sie still, damit Angelika arbeiten konnte. Valeria betrachtete die junge Frau, der sie bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Gerhard war so raumgreifend, da war seine Assistentin trotz ihrer Fähigkeiten - zumindest hatte sie Valeria bisher sinnvolleres Feedback gegeben, als lediglich ihre Brust noch weiter herauszustrecken - ein bisschen untergegangen. Sie war ungefähr so groß wie Valeria, vielleicht sogar ein paar Zentimeter größer, und hatte kurze dunkle Haare, die leicht verstrubbelt vom Kopf abstanden.
»Du bist wirklich gut. Im Schauspielern, meine ich«, sagte Angelika fast erstaunt und zupfte an einem Schnurende.
»Ich bin nicht nur schön, ich kann auch was. Äußerst ungewöhnlich.« Im gleichen Augenblick tat ihr die schnippische Antwort leid. Die Regieassistentin war schließlich eine der wenigen, die sich für ihr tatsächliches Talent interessierten.
Angelika blickte hoch, ihre Wangen waren leicht gerötet. »Du bist schon etwas Besonderes, das stimmt. Obwohl ich als Regisseurin viele Frauen...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: PDFKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat PDF zeigt auf jeder Hardware eine Buchseite stets identisch an. Daher ist eine PDF auch für ein komplexes Layout geeignet, wie es bei Lehr- und Fachbüchern verwendet wird (Bilder, Tabellen, Spalten, Fußnoten). Bei kleinen Displays von E-Readern oder Smartphones sind PDF leider eher nervig, weil zu viel Scrollen notwendig ist. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.