1 - Inhalt [Seite 6]
2 - Vorwort [Seite 10]
3 - Einleitung [Seite 12]
4 - 1 Altern und Alter [Seite 14]
4.1 - 1.1 Epidemiologie [Seite 15]
4.2 - 1.2 Physiologisches Altern [Seite 19]
4.3 - 1.3 Lebensqualität im Alter [Seite 20]
4.4 - 1.4 Anti-Aging und Stimme [Seite 21]
4.5 - 1.5 Bio-psycho-soziale Aspekte (ICF) und Alter [Seite 23]
4.6 - 1.6 Rehabilitationsfähigkeit [Seite 26]
4.6.1 - Literatur [Seite 27]
5 - 2 Stimmstörungen im Alter aus medizinischer Sicht [Seite 28]
5.1 - 2.1 Kehlkopfossifikation und Kehlkopfphysiologie [Seite 28]
5.2 - 2.2 Presbyphonie [Seite 36]
5.2.1 - Diagnostik und Symptome [Seite 39]
5.2.2 - Therapie [Seite 45]
5.2.3 - Presbyphonie und Presbyphagie [Seite 49]
5.2.4 - Presbyphonie und funktionelle Stimmstörungen im Alter [Seite 50]
5.3 - 2.3 Presbyakusis [Seite 51]
5.3.1 - Therapie [Seite 52]
5.4 - 2.4 Gutartige Veränderungen des Kehlkopfes [Seite 53]
5.5 - 2.5 Laryngektomie [Seite 55]
5.5.1 - Epidemiologie und Altersverteilung [Seite 55]
5.5.2 - Therapie [Seite 55]
5.5.3 - Laryngektomie und Radio-Chemotherapie im Vergleich [Seite 56]
5.6 - 2.6 Neurogene Stimmstörungen im Alter [Seite 57]
5.6.1 - Periphere neurogene Stimmstörungen (Stimmlippenlähmungen) [Seite 58]
5.6.2 - Morbus Parkinson [Seite 62]
5.6.3 - Morbus Parkinson und Presbyphonie [Seite 64]
5.6.4 - Spasmodische Dysphonie [Seite 65]
5.6.5 - Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma [Seite 66]
5.6.6 - Zustand nach Schlaganfall [Seite 67]
5.6.7 - Multiple Sklerose (MS) [Seite 67]
5.6.8 - Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) [Seite 68]
5.7 - 2.7 Allgemeine Erkrankungen [Seite 69]
5.7.1 - Literatur [Seite 70]
6 - 3 Stimmstörungen im Alter aus logopädischer Sicht [Seite 74]
6.1 - 3.1 Physiologisches Altern der Stimme [Seite 75]
6.1.1 - Veränderungen des Larynx [Seite 75]
6.1.2 - Veränderungen der Respiration [Seite 76]
6.1.3 - Veränderungen assoziierter Organsysteme und Funktionen [Seite 76]
6.1.4 - Merkmale der Altersstimme [Seite 77]
6.2 - 3.2 Stimmtherapeutisch relevante Stimmerkrankungen im Alter [Seite 77]
6.2.1 - Presbyphonie [Seite 78]
6.2.2 - Funktionelle Dysphonie [Seite 78]
6.2.3 - Dysphonie bei Presbyakusis [Seite 78]
6.2.4 - Organische Veränderungen der Stimmlippen [Seite 79]
6.2.5 - Neurogene Stimmstörungen [Seite 80]
6.3 - 3.3 Stimmdiagnostik im Alter [Seite 80]
6.3.1 - Im Alter besonders relevante anamnestische Daten [Seite 80]
6.3.2 - Befunderhebung [Seite 82]
6.3.3 - Diagnosestellung [Seite 83]
6.4 - 3.4 Stimmtherapie im Alter [Seite 84]
6.4.1 - Zielstellungen [Seite 84]
6.4.2 - Inhalte stimmtherapeutischer Arbeit [Seite 85]
6.5 - 3.5 Die Anwendung stimmtherapeutischer Methoden im Alter [Seite 87]
6.5.1 - Lee Silverman Voice Treatment [Seite 87]
6.5.2 - Funktionales Stimmtraining (FST) [Seite 88]
6.5.3 - Atemrhythmisch Angepasste Phonation (AAP) [Seite 89]
6.5.4 - Akzentmethode [Seite 89]
6.5.5 - Sonstige und komplementäre Verfahren [Seite 90]
6.6 - 3.6 Laryngektomie im Alter [Seite 91]
6.6.1 - Lebensqualität nach Laryngektomie [Seite 91]
6.6.2 - Stimmliche Rehabilitation bei Laryngektomie [Seite 92]
6.6.3 - Literatur [Seite 92]
7 - 4 Störungen der Singstimme im Alter [Seite 96]
7.1 - 4.1 Strukturdaten zur sängerischen Aktivität in Deutschland [Seite 96]
7.2 - 4.2 Einflussfaktoren auf die Stimme [Seite 97]
7.3 - 4.3 Generelle Stimmveränderungen im Alter [Seite 98]
7.4 - 4.4 Die Sängerstimme im Alter [Seite 100]
7.5 - 4.5 Singen und Musizieren als Gesundheitspotenzial [Seite 103]
7.5.1 - Literatur [Seite 104]
8 - 5 Phonochirurgie [Seite 106]
8.1 - 5.1 Phonochirurgische Operationstechniken zur Medialisierung der Stimmlippen [Seite 109]
8.1.1 - Augmentation [Seite 109]
8.1.2 - Medialisierungsthyreoplastik von außen [Seite 110]
8.2 - 5.2 Phono-Mikrochirurgie in Vollnarkose zur Veränderung der Stimmlippengeschmeidigkeit [Seite 110]
9 - 6 Komplementäre Verfahren [Seite 112]
9.1 - 6.1 Überblick [Seite 112]
9.1.1 - Literatur [Seite 113]
9.2 - 6.2 Welche Möglichkeiten bietet Qigong für die Therapie von Kommunikationsstörungen im Alter? [Seite 113]
9.2.1 - Therapie von Kommunikationsstörungen im Alter [Seite 117]
9.2.2 - Qigong und Integrative Stimmtherapie mit Stimmfunktionskreis [Seite 123]
9.2.3 - Literatur [Seite 125]
9.3 - 6.3 Manuelle Faszilitation und Stimmstörungen im Alter [Seite 126]
9.3.1 - Manuelle Faszilitation [Seite 127]
9.3.2 - Basisbegriffe [Seite 128]
9.3.3 - Diagnostische Prozedur [Seite 129]
9.3.4 - Die therapeutische Prozedur [Seite 130]
9.3.5 - Das Älterwerden und die Stimme [Seite 131]
9.3.6 - Anwendung der manuellen Faszilitation bei alternder Stimme [Seite 132]
9.3.7 - Indikation und Kontraindikation [Seite 133]
9.3.8 - Literatur [Seite 134]
10 - 7 Falldarstellungen [Seite 136]
10.1 - 7.1 Phonochirurgische Möglichkeiten bei therapieresistenten Stimmstörungen im Alter [Seite 136]
10.1.1 - Fallbeispiel 1 [Seite 136]
10.1.2 - Fallbeispiel 2 [Seite 140]
10.2 - 7.2 Presbyphonie und damit verbundene Sprechangst [Seite 141]
10.2.1 - Anamnese [Seite 141]
10.2.2 - Phoniatrische Diagnose [Seite 142]
10.2.3 - Logopädischer Eingangsbefund [Seite 142]
10.2.4 - Therapieverlauf [Seite 143]
10.2.5 - Logopädischer Abschlussbefund [Seite 144]
10.2.6 - Literatur [Seite 145]
10.3 - 7.3 Stimmbelastbarkeit im Alter: Wenn Vorlesen und Singen zum Problem wird [Seite 145]
10.3.1 - Anamnese [Seite 146]
10.3.2 - Phoniatrisches Gutachten [Seite 146]
10.3.3 - Stimmbefund [Seite 147]
10.3.4 - Therapieplan [Seite 149]
10.3.5 - Hintergrund eines stimmtherapeutischen Vorgehens im Alter [Seite 150]
10.3.6 - Therapieaufbau [Seite 151]
10.3.7 - Therapieverlauf [Seite 152]
10.3.8 - Phoniatrisches Gutachten am Ende der Behandlung [Seite 156]
10.3.9 - Literatur [Seite 156]
10.4 - 7.4 Funktionale Stimmtherapie im Alter [Seite 157]
10.4.1 - Anamnese [Seite 157]
10.4.2 - Ärztlicher Kehlkopf- und Hörbefund [Seite 158]
10.4.3 - Logopädischer Stimmbefund [Seite 158]
10.4.4 - Besonderheiten [Seite 158]
10.4.5 - Verlauf der Stimmtherapie [Seite 159]
10.4.6 - Literatur [Seite 161]
10.5 - 7.5 Augmentationsplastik bei Presbyphonie [Seite 161]
10.5.1 - Patient [Seite 161]
10.5.2 - Allgemeine Anamnese [Seite 161]
10.5.3 - Störungsbezogene Anamnese [Seite 162]
10.5.4 - Untersuchungsbefunde [Seite 162]
10.5.5 - Therapie und Verlauf [Seite 164]
10.5.6 - Diskussion [Seite 166]
10.6 - 7.6 Larynxfraktur mit einseitigem Stimmlippenstillstandrechts (logopädische Behandlung einer Hochbetagten) [Seite 168]
10.6.1 - Patientin [Seite 168]
10.6.2 - HNO-ärztliche Diagnose und Behandlung [Seite 168]
10.6.3 - Logopädische Diagnose [Seite 169]
10.6.4 - Logopädische Therapie [Seite 170]
10.6.5 - Literatur [Seite 173]
10.7 - 7.7 Behandlung einer hypokinetischen Dysarthrophonie bei Morbus Parkinson mit dem Lee Silverman VoiceTreatment® (LSVT) LOUD [Seite 173]
10.7.1 - LSVT® LOUD und Methodik [Seite 173]
10.7.2 - Fallbeschreibung [Seite 174]
10.7.3 - Anamnese [Seite 175]
10.7.4 - Logopädischer Befund bei Aufnahme [Seite 176]
10.7.5 - Therapieverlauf [Seite 176]
10.7.6 - Therapieergebnisse [Seite 177]
10.7.7 - Literatur [Seite 178]
10.8 - 7.8 M. Parkinson und Presbyphonie [Seite 179]
10.8.1 - Fallbeispiel 1 [Seite 180]
10.8.2 - Fallbeispiel 2 [Seite 183]
10.8.3 - Literatur [Seite 186]
10.9 - 7.9 Berufsbedingte Dysphonie im Alter [Seite 186]
10.9.1 - Fallbeispiel 1 [Seite 188]
10.9.2 - Fallbeispiel 2 [Seite 189]
10.9.3 - Fallbeispiel 3 [Seite 189]
10.9.4 - Fallbeispiel 4 [Seite 190]
10.9.5 - Fallbeispiel 5 [Seite 190]
11 - 8 Resümee [Seite 192]
12 - Herausgeber und Autorinnen/Autoren [Seite 194]
1.3 Lebensqualität im Alter
Die Lebensqualität des Menschen verläuft im Alter sehr unterschiedlich. Einerseits gelingt es vielen älteren Menschen, auch im Alter ihre Lebensqualität stabil zu halten. In diesem Zusammenhang kann auch die Qualität der Stimmfunktion mit einbezogen werden, andererseits kann eine Multimorbidität die Stimmfunktion im negativen Sinne mit einbeziehen.
Alle Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit mithilfe präventiver Maßnahmen sind darauf ausgelegt, eine lange aktive Lebenserwartung mit einem Minimum von krankheitsfördernden Einflüssen herbeizuführen. Dafür spricht die große Anzahl von Menschen im Alter, die frei von schwerwiegenden Erkrankungen sind und selbständig leben können. Hier spricht man von einer Kompression der Morbidität.
Trotzdem ist eine Zunahme von erkrankten Menschen oft feststellbar. So zählt man im Rahmen einer Multimorbidität bei 65bis 70-Jährigen im Durchschnitt fünf Diagnosen, bei 70bis 80-Jährigen sieben Diagnosen und bei über 84-Jährigen über acht Diagnosen (Hansen 2007). Das «Geriatrietypische» der Multimorbidität ist eine Kombination folgender Merkmalkomplexe (von Renteln-Kruse 2009):
?? Immobilität
?? Sturzneigung und Schwindel
?? kognitive Defizite
?? Inkontinenz (Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz)
?? Dekubitalulzera
?? Fehlund Mangelernährung
?? Störungen im Flüssigkeitsund Elektrolythaushalt
?? Depression, Angststörung
?? chronische Schmerzen
?? Sensibilitätsstörungen
?? herabgesetzte körperliche Belastbarkeit/Gebrechlichkeit
?? ausgeprägte Sehund/oder Hörstörung.
Eindimensionale Altersbilder gibt es nicht. Im Alter beobachtet man vielfältige Arten einer erhaltenen Lebensqualität. Dies gilt auch für die Qualität der Stimme.
In diesem Zusammenhang ist wichtig: Je besser sich ein Mensch neuen beruflichen und privaten Situationen anpassen kann, umso größer ist seine Lebensqualität.
1.4 Anti-Aging und Stimme
Wie lässt sich die Lebensqualität im Alter erhalten?
Die Menschen unserer Gesellschaft leben deutlich länger, altersbezogen dynamischer, lebensfroher und gesünder. Die 60-Jährigen von heute fühlen sich so gut wie unsere Großeltern mit 45 Jahren. (Bruck 2010, S. 1).
Das Anti-Aging wird in unserem Fokus immer mehr diskutiert und auf vielfältige Art und Weise praktiziert. Der Begriff Anti-Aging ist eine Bezeichnung für präventive Maßnahmen, um die biologische Alterung des Menschen hinauszuzögern, damit die Lebensqualität möglichst lange auf einem hohen Niveau erhalten bleibt und das Lebens verlängert wird.
Der Markt für «Verjüngungs»-Mittel - das gilt besonders für Hormone, Vitamine und Spurenelemente - wird immer umfangreicher. Besonders umstritten sind Nahrungsergänzungsmittel und die Hormonsubstitution. Dagegen werden von Anti-Aging-Experten folgende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung empfohlen:
1. Kalorienreduktion (Vermeidung von Übergewicht)
2. ausgewogene Ernährung (Fisch und Gemüse essen)
3. regelmäßige Bewegung
4. Verzicht auf Rauchen, wenig Alkohol
5. intellektuelle Herausforderungen suchen
6. aktive soziale Aktivitäten
7. Stress-Reduktion.
Die Begriffe Life-Style-Medizin und Wellness-Medizin sind wissenschaftlich nicht belegbar und spielen vorwiegend als Modeströmung eine Rolle, die mit der AntiAging-Therapie nicht verwechselt werden sollte.
Ein Anti-Aging-Training für die Stimme: Altern ist der wichtigste Risikofaktor für eine Presbyphonie und verläuft im Rahmen einer komplexen morphologischen und psychophysischen Veränderung. Dabei muss zwischen dem kalendarischen und dem biologischen Alter unterschieden werden. Besonders in stimmund sprechintensiven Berufen erfordert diese Leistungsgrenze aufmerksame Beachtung. Singen ist ein wichtiger präventiver Faktor für eine permanente Leistung der Sprechund Singstimme - auch im Alter. Als Beispiel sei auf den 106-jährigen niederländischen Sänger Johannes Heesters (geb. 5. Dezember 1903) hingewiesen. Er verfügt trotz seines sehr hohen Alters über eine sehr leistungsfähige Singund Sprechstimme.
Bengtson-Opitz (2007, 2008) empfiehlt ein Anti-Aging-Training für die Stimme: Aus gesangspädagogischer Sicht beschreibt die in Hamburg tätige Gesangspädagogin den Stimmklang eines älteren Menschen mit seinen typischen Altersveränderungen wie folgt:
?? vermindertes Luftvolumen
?? verminderte Tonhaltedauer
?? Intonationsschwierigkeiten
?? Einschränkung der Tonhöhe
?? Geläufigkeit der Stimme
?? Brüchigkeit der Stimme
?? verringerte dynamische Fähigkeiten
?? stärkeres Hervortreten der Registerübergänge ?? oft schriller Klang der Frauenstimme
?? bisweilen greller Klang der Männerstimme
?? zu großes Vibrato.
Bei der alternden Singstimme werden Gruppeneffekte durch ein gemeinsames Training mit gleichaltrigen Sängern erzielt. Ein Präventiv-Programm für die gesunde Stimme wird von Bengtson-Opitz empfohlen. Dabei handelt es sich um ein gesangspädagogisches Konzept für Sänger und Sängerinnen (vor allem Chorleiter und Chorsänger) und stimminteressierte Laien, um den Alterungsprozess der Stimme aufzuhalten oder zumindest hinauszuzögern. Das Trainings-Programm gibt Senioren die Möglichkeit, ihre Stimmqualität zu verbessern.