Schweitzer Fachinformationen
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In der vorliegenden Studie, die sich als Beitrag zur historischen Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung versteht, wird der Sprachwechsel der Hugenotten vom Französischen zum Deutschen in verschiedenen brandenburgischen Stadt- und Landkolonien rekonstruiert. Die an archivalischen Quellen vorgenommene Untersuchung zeigt, dass dieser Prozess je nach lokaler, sozialer und sprachlicher Umgebung sehr verschieden verlief und unterschiedliche Dynamiken entfaltete. Die sprachliche Akkulturation der frankophonen Migranten und ihrer nachfolgenden Generationen wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Differenziert nach Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Domänen und Textsorten, Schrift- und Schreibkompetenz, Schreibusus und Schriftsprachwandel sowie monolingualem und bilingualem Sprachunterricht wird in Longitudinalstudien der vom 17. bis 19. Jahrhundert dauernde Übergang zum Deutschen empirisch untersucht. Es zeigt sich, dass Sprachwechsel nicht das einfache Auswechseln der einen Sprache durch eine andere bedeutet, sondern ein komplexer und asynchroner Abbau, Umbau und Aufbau sprachlicher Muster in einem permanent mehrsprachigen Kontext ist.
Profil 4: Spracherwerb und Schule (S. 435-436) 1 Die hugenottischen Schulen im Brandenburger Refuge 1.1 Einleitung Neben individuellen Sprecher- und Schreiberbiographien, die als Resultat familiärer und biographischer Strukturen auf die sprachliche Ausstattung eines jeden Menschen wirken und die in Profil 3 untersucht wurden, soll im Profil 4 eine andere, sprachlich Einfluss nehmende Domäne, nämlich die der Schule, im Mittelpunkt stehen. Ein Blick auf die in Schulen herrschenden Sprachverhältnisse und den dort in gesteuerter Form ablaufenden Spracherwerb lässt nicht nur Rückschlüsse auf die sprachlichen Kompetenzen einer Gemeinschaft und deren Erwerbsmodalitäten zu. Mit der Analyse der Schuleinrichtungen und dem dortigen Sprachunterricht nähert man sich zugleich einer der sensiblen Domänen, wo mit sprachpolitischen Strategien der Sprachwechselprozess wirksam beschleunigt oder retardiert wird. Die Schule ist also ein Ort, wo nicht nur Spracherwerb stattfindet, sondern wo auch Sprachwechsel zugleich erzeugt und beeinflusst wird. Sprachgebrauch, Sprachpolitik und schulische Instruktion stehen miteinander in einem engen Zusammenhang, denn in der Schule werden die für eine Gemeinschaft maßgeblichen Kultur- und Sozialpraktiken eingeübt, wobei die Sprache als vermittelndes Medium wirkt. Die in konfessioneller, sprachlicher und kultureller Hinsicht wirksame Minderheitensituation der Hugenotten machte die Schule darüber hinaus zu einem wichtigen Ort der Identitätssicherung: Der Gebrauch des Französischen und die in den gemeindeeigenen Schulen anerzogenen Sozialund Kulturpraktiken waren nicht nur für die Réfugiés, sondern auch für die nachfolgenden Generationen wichtige Stützen im Refuge. Mit fortschreitender Akkulturation standen die identitätssichernden Elemente jedoch zur Disposition. Mit dem in diesem Profil anstehenden Vergleich zwischen der Schulsituation in der hugenottischen Elementarschule der ländlichen Kolonie Strasburg/U. und der Elementarschule des französischen Waisenhauses in der Berliner Kolonie soll beleuchtet werden, inwiefern Lehrprogramm und Sprach- und Schulpolitik in den Dienst der Identitäts- und Statussicherung gestellt wurden, aber auch im Widerspruch zuden tatsächlichen sprachlichen und sozialen Verhältnissen standen. Dabei werden der Sprachunterricht, die – soweit sie rekonstruierbar sind – dort angewandten Methoden, die Lehrmittel und die sprachpolitischen Strategien der jeweiligen Schule im Vordergrund stehen. Die schulische Instruktion der Hugenotten im brandenburgpreußischen Refuge war lange ein Desiderat, denn dieses Thema wurde, wenn überhaupt, in den Arbeiten über die Hugenotten höchstens am Rande berührt. Meist tauchte es im Kontext der Berliner Armen- und Sozialeinrichtungen auf, wo teilweise recht genau die schulischen Einrichtungen der Berliner Kolonie beschrieben wurden, ohne jedoch die dort ablaufenden Prozesse, Strategien und Diskurse zu problematisieren. Ein erster umfangreicherer Artikel von E. Birnstiel, der die Breite der Berliner hugenottischen Bildungseinrichtungen erfasst, aber auch deren politische und soziokulturelle Implikationen anreißt, erschien 1987. 1988 folgte ein Überblicksartikel von K. Steiner, der jedoch sehr allgemein gehalten und in manchen Punkt auch ungenau ist. Detailliert, problemorientiert und mit viel Material angereichert, wird das Berliner hugenottische Schulsystem jüngst in der Dissertation von F. Roosen beschrieben.
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