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Erst vor zwei Wochen war die blonde Münchnerin Kay begegnet. In Porto Portals, der wohl exklusivsten Marina Mallorcas, nur wenige Kilometer südwestlich von Palma. Mit ihrer Freundin Eva saß die achtundzwanzigjährige Dana Mohnert in der Nachmittagssonne auf der Terrasse des Wellies, eines weithin bekannten Straßenrestaurants direkt an der palmengesäumten Uferpromenade. In Porto Portals, dem noblen Hafen von Portals Nous, kommt keine Langeweile auf. Da bollern schwere Motorräder an den Kneipen und Boutiquen vorbei. Diskomusik schallt über die Stege mit den Luxusschiffen. Zwischen die bunten Kleinwagen mischen sich teure Edelkarossen. Die Promenade wird zum Laufsteg der Eitelkeiten. Das Flanieren zählt zum Ritual.
Das ist nicht das Mallorca der Billigtouristen und Bettenburgen, das Mallorca mit dem negativen Image der Putzfraueninsel und des Teutonengrills. Es ist freilich auch nicht das Mallorca, das den Namen »Isla de la Calma« verdient, Insel der Stille. So hat vor rund hundert Jahren der katalanische Schriftsteller Santiago Rusiñol von der ruhigen Abgeschiedenheit auf Mallorca geschwärmt.
Insel der Stille - ein Mallorca, das es übrigens allem Fremdenverkehr zum Trotz noch gibt. Im Landesinneren und abseits der Ziele des Massentourismus. Dort verstecken sich malerische Fincas hinter stumpfgrünen, silbrig schimmernden Blättern von knorrigen Olivenbäumen, streicht im Januar der milde Wind durch ein Meer von weißen Mandelblüten, ziehen wie einst zu Zeiten George Sands Eselskarren über schmale Wege zwischen niedrigen Trockensteinmauern, legen sich die friedlichen Schatten von Pinien über die hektischen Sorgen des städtischen Alltags.
Porto Portals steht für ein anderes Mallorca. Ein Mallorca, das schon seit einiger Zeit die Schickimickis, die Promis und VIPs für sich entdeckt haben. Es muß eben nicht immer Saint-Tropez sein, Marbella oder Ibiza.
Danas schwarzhaarige Freundin Eva unterzog die Männer im Wellies einer ebenso systematischen wie kritischen Prüfung. Dana dagegen beobachtete amüsiert ihre Freundin. Sie wußte genau, was in Evas Kopf vorging. Im Unterschied zu Dana, die sich auf Mallorca einfach erholen und ihren Spaß haben wollte, war Eva ganz versessen darauf, im Urlaub einen reichen Mann kennenzulernen. Das trug ihr zwar regelmäßig Danas Spott ein, aber sie ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Und letztlich machte Dana gute Miene zum Spiel. Sie ließ sich von Eva schon seit Tagen zu allen Plätzen schleppen, wo diese glaubte, erfolgreich ihre Netze auslegen zu können.
»Na, ist einer dabei?« fragte Dana fröhlich-spöttisch ihre Freundin.
»Was heißt, ist einer dabei?« entrüstete sich Eva und drückte energisch ihre Zigarette im Aschenbecher aus. »Das klingt ja ganz so, als wäre ich auf Aufriß.«
»Bist du doch auch, bist du immer«, machte sich Dana über die heftige Reaktion lustig. »Also, was sagt dein Röntgenblick? Sitzt hier irgendwo ein schwerreicher Industrieerbe, der nur darauf wartet, von meiner Freundin Eva verführt und vor den Traualtar geschleppt zu werden?«
»Du bist echt gemein. Nur weil du so arrogant bist und reiche Männer bis zum Beweis des Gegenteils für Hohlköpfe hältst, muß ich doch nicht mein Leben als arme, einsame Kirchenmaus verbringen.«
»Dir wird es noch gehen wie Marilyn Monroe in >Wie angelt man sich einen Millionär<«, sagte Dana lachend.
»Sicher nicht«, antwortete Eva. »Marylin war nur viel zu kurzsichtig, um den richtigen Mann mit Kohle aufs Korn zu nehmen.«
Dana rührte mit dem Löffel in ihrem Café con leche. Sie hatte lange blonde Haare, einen geschmeidigen, durchtrainierten Körper und schlanke, braune Beine. Dana war ausgesprochen selbstbewußt, mit einem Hang zur Überheblichkeit. Ein Charakterzug, der durch ihre akademischen Ambitionen verstärkt wurde. Zunächst hatte sie Philosophie studiert. Jetzt arbeitete sie an ihrer Doktorarbeit in Theaterwissenschaft. Dana liebte es, andere Leute aus der Fassung zu bringen. Aber auch ohne etwas zu sagen, verfügte sie über eine besondere Ausstrahlung. Vielleicht lag es an ihrer lässigen, selbstsicheren Art. Jedenfalls wurde sie von Männern nicht selten hingebungsvoll angestarrt. Aber den meisten fehlte der Mut, sie anzusprechen.
Evas Aufmerksamkeit wurde immer wieder von den kleinen Piepmätzen abgelenkt, die frech vor ihnen auf dem Tisch landeten. Dann schaute sie wieder einige Tische weiter, wo ein einzelner Mann saß, mit an der Brust aufgeknöpftem Hemd, die Haare mit Gel nach hinten gestrichen und eifrig mit dem Handy telefonierend.
Dana folgte Evas Blicken. Ihr abfälliger Kommentar ließ nicht lange auf sich warten: »Daß dieser Typ ein Vollidiot ist, sieht man doch von hier aus.«
»Du bist eine große Hilfe«, antwortete Eva.
Jetzt stand der Mann auf, um ins Restaurant zu gehen. Dabei mußte er an Evas und Danas Tisch vorbei. Während Dana gelangweilt in die Ferne schaute, stellte Eva flugs den Blickkontakt her. Mit dem Effekt, daß er die Stufe in der Terrasse übersah und der Länge nach hinschlug. Das Handy schlitterte scheppernd über den Steinboden.
»Wie ich schon sagte, ein Vollidiot«, sagte Dana, ohne den Gestürzten auch nur eines Blickes zu würdigen.
Vor ihnen fuhren mehrere Kabrios vorbei. Die Schranke zum Yachthafen ging hoch, und ein Porsche mit deutschem Kennzeichen kam heraus. Die Stereoanlage laut aufgedreht. Am Steuer ein dicker Glatzkopf mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht.
»Ich glaube, wir sind umzingelt«, sagte Dana. »Ich sehe nur noch Idioten!«
Plötzlich war Kay, den Dana und Eva vorher noch nie gesehen hatten, an ihrem kleinen Tisch aufgetaucht. Ohne lange zu fragen und wie selbstverständlich setzte er sich grußlos auf den freien Stuhl. Gleichzeitig stellte der Ober eine Flasche mallorquinischen Cava und drei Gläser auf den Tisch. Kay schenkte den Sekt ein, drückte die Gläser den verdutzten Mädchen in die Hände, hob sein Glas und sagte mit einem entwaffnenden Lächeln: »Salud! Ich hoffe, ihr habt nichts gegen meine Gesellschaft. Aber ich hatte plötzlich den sehnlichen Wunsch, mit euch auf den schönen Tag anzustoßen.«
Dana wußte nicht, warum, aber ohne die plumpe Anmache zu kommentieren, was eigentlich ihre Art gewesen wäre, folgte sie der Einladung und stieß mit Kay und ihrer Freundin an.
Sie rechnete damit, daß sich der Spender jetzt mit einer großen Selbstdarstellungsnummer lächerlich machen würde. Aber weit gefehlt. Kay machte es sich auf dem gespannten Leinen seines Stuhls bequem und schwieg.
Dana musterte ihr Gegenüber. Und wie sie es gerne tat, versuchte sie, eine Ähnlichkeit mit einer Hollywood-Größe vergangener Tage festzustellen. Das endete meist zum Nachteil ihrer Beobachtungsobjekte. Ihren schmachtenden Verehrer vom vergangenen Abend hatte sie mit der fortwährenden Anrede Oliver Hardy zur tragischen Witzfigur gestempelt und schier zum Wahnsinn gebracht. Da hatte ihr unbekannter Tischnachbar von heute entschieden bessere Karten. Sie fand, er sah aus wie ein braungebrannter Steve McQueen. Und Steve McQueen zählte immerhin zu ihren Favoriten. Ihr fiel der Film »Thomas Crown ist nicht zu fassen« ein, in dem McQueen einen reichen Bostoner Geschäftsmann spielte, der aus Langeweile eine Bank ausrauben ließ. Eine Versicherungsdetektivin, Faye Dunaway, kam ihm auf die Spur - und verliebte sich prompt in den Millionär. Aus purem Übermut und um sie auf die Probe zu stellen, plante Thomas Crown einen weiteren Coup. Jedenfalls machte er dem Filmtitel alle Ehre und war auch diesmal nicht zu fassen.
Ihr Visavis hatte einen ähnlich spöttischen Gesichtsausdruck wie Steve McQueen als Thomas Crown. Ein weiteres Detail stimmte: Er trug wie McQueen die Uhr am rechten Handgelenk. Allerdings hatte er einen Dreitagebart, was zu McQueens Zeiten noch nicht angesagt war. Und er war weit weniger korrekt gekleidet als der Gentleman-Gangster Thomas Crown. Aber das machte nichts.
Auch Eva unterzog Kay einer kritischen Betrachtung. Er sah irgendwie nett aus, fand sie. Zwar schon etwas älter, vielleicht Mitte Vierzig, aber durchaus anziehend. Typ Lebenskünstler. Mit einem entscheidenden Nachteil: Der aufgetischte Cava konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es dem Mann am nötigen Kapital fehlte. Die weißen Baumwolljeans hatten schon bessere Tage gesehen. Der dünne Pulli, den Kay mit hochgeschobenen Ärmeln auf der bloßen Haut trug, war vielleicht aus Kaschmir, aber wohl schon das Lieblingskleidungsstück seines Großvaters gewesen. Und die Plastikuhr taugte auch nichts. Finanzprüfung nicht bestanden, konstatierte Eva, die sich ihrer Analyse wie immer absolut sicher war. Der Mann war wahrscheinlich ein Aussteiger, lebte auf Mallorca, hatte vielleicht eine kleine Finca und malte Bilder, die keiner haben wollte. Die Kohle aus besseren Tagen reichte gerade, um ab und zu im Wellies mit einer Flasche Sekt auf Hasenjagd zu gehen.
Weder Kay noch Dana machten irgendwelche Anstalten, sich zu unterhalten. Waren die beiden zu stolz, oder was lief hier ab? fragte sich Eva. Schließlich wurde es ihr zu blöd, und sie plapperte einfach drauflos. Man konnte sich ja wenigstens miteinander bekannt machen. Da war wohl nichts dabei.
Dank Evas Initiative kam dann doch so etwas wie ein Gespräch zustande. Allerdings hatte Eva bald das Gefühl, daß sie dabei zunehmend eine Nebenrolle spielte. Auf eine ganz eigenartige Weise schienen sich Kay und Dana füreinander zu interessieren. Bahnte sich da etwas an?
Währenddessen ging Dana durch den Kopf, daß sie als junges Mädchen oft davon geträumt hatte, mit Steve McQueen auszugehen. Dana warf einen kurzen Blick hinüber zu ihrer...
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