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Kommissar Casper Munk ermittelt Der Schauspieler Greger Lind hat gerade den Vertrag seines Lebens unterschrieben: Er soll den charismatischen Ex-Regierungschef Olof Palme spielen, der vor mehr als 30 Jahren erschossen wurde. Zeitgleich wird in einem Stockholmer Grand Hotel eine Edelprostutierte tot aufgefunden. Die Todesumstände sowie das Motiv sind rätselhaft. Hat Greger Lind sie etwa mit seinem eigenen Körpergewicht erdrückt? Oder hat jemand falsche Spuren gelegt, um ihm den Mord in die Schuhe zu schieben und damit seine Karriere zu zerstören? Und was hat ein fast 100 Jahren zurückliegendes Verbrechen, bei dem ebenfalls eine Prostituierte erdrückt wurde und ein Stummfilmstar der 1920er-Jahre unter Verdacht geriet, damit zu tun? Kommissar Casper Munk und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Bald gibt es einen zweiten Toten. Und dann werden Teile einer dritten Leiche entdeckt - mit einer überraschenden DNA. Caspar Munk sucht den Mörder unter Staranwälten, Schauspielern - auch ein Pantomime gerät unter Verdacht - und Zuhältern. Er stößt dabei auf das geheime Doppelleben des ersten Opfers und findet ganz nebenbei, während er in diesem immer mysteriöser werdenden Fall ermittelt, sein privates Glück - in einer Hypochonder-Klinik in Norwegen . "Opfer ohne Blut" ist der erste Krimi um Kommissar Caspar Munk, seine beste Freundin Luna, Oma Andersson und ihre Enkelin, die Polizistin Leila, Hauptkommissar Halldor Selander und den Kriminaltechniker Jari Huskonen. Ebenfalls erschienen: "Opfer ohne Gewissen""Opfer ohne Wahl"
Sie beobachtete den Zwerghasen schon seit Tagen. Der Hase trieb sich im Flur herum, seit die Mutter den Spiegel dort angebracht hatte. Der Spiegel reichte nicht ganz bis zum Boden, und wenn der Hase sich davorhockte, konnte er nur seine Ohren sehen. Sie wusste das genau. Sie hatte sich einmal neben den Hasen auf den Boden gelegt, sodass sie auf Augenhöhe mit ihm war.
Er war schwarz, aber er hatte einen weißen Bauch. Auch seine schwarzen Löffel hatten weiße Flecken. Sie mochte ihn. Er war sehr anschmiegsam. Aber zurzeit interessierte sich der Hase nicht für sie.
Es war Samstagvormittag. Der Vater war überraschend ins Büro gefahren; er hatte einen Zettel hingelegt. Die Mutter war auch nicht zu Hause. Sie wusste nicht, wo die Mutter war. Vielleicht war sie einkaufen. Sie selbst hatte bis elf Uhr geschlafen, aber jetzt war sie in den Flur hinausgegangen und wollte in der Küche Milch holen, als der Zwerghase vor ihren Füßen in Richtung Haustür hoppelte. Dort angekommen, stellte er sich auf die Hinterpfoten, als müsse er einen Angreifer einschüchtern. Schließlich senkte er seine Vorderpfoten und seinen Kopf, sodass die Ohren den Boden berührten.
Dann lief er los.
Er raste den Flur entlang, als wären tausend Höllenhunde hinter ihm her. An der Ecke, an der sie stand, bog er nach links ab und lief schnurstracks auf den Spiegel zu, der am Ende des rechtwinklig angelegten Flurs angebracht war. 20 oder 30 Zentimeter vor dem Glas sprang der Hase ab, er flog mit flatternden Ohren - und knallte gegen den Spiegel. Er rutschte zu Boden, schüttelte sich und hoppelte davon, als wäre es ihm peinlich, was er gerade getan hatte. Sein Hals wirkte verrenkt. Er schüttelte sich noch einmal, als könnte er seinen Hals dadurch wieder einrenken. Der Hase hatte also zu dem anderen Hasen hinüberspringen wollen, dachte sie. Oder zur Häsin.
Am Nachmittag fand sie Sperma an ihren Kuschelhasen, die sie auf dem Sofa in ihrem Schlafzimmer drapiert hatte.
Molly hatte verstanden. Man musste die Rammler stoppen. Alle.
Kommissar Casper Munk fuhr in einer der besseren der ihm zur Verfügung stehenden Stimmungen die Stadtautobahn Essingeleden entlang. Er hatte die ganze Nacht und den halben Tag bei Lovisa verbracht, und er hätte traurig sein können. Sie hatte nämlich am Morgen gesagt, dass sie keine Beziehung mit ihm haben wolle; sie fühle sich derzeit mehr zu Frauen hingezogen. Munk hatte gefragt, wie das möglich sei: Fünf Wochen mit ihm, einem Mann, zu schlafen und sich dann »mehr zu Frauen hingezogen zu fühlen«? Lovisa hatte geantwortet, es sei schwer für einen Heterosexuellen, eine Bisexuelle zu verstehen. Sie hatten dann fünf oder sechs Stunden geredet, Munk konnte ihr folgen, aber richtig verstehen konnte er sie nicht. Er war eben heterosexuell. Nur eins hatte er kapiert: Er hatte im Moment keine Chance bei Lovisa Karlsson. Munk fand das schade. Aber er war nicht unglücklich. Er war in einer Phase, in der ihn die Ablehnung einer Frau nicht unglücklich machen konnte.
Munk schaltete das Radio an, es lief »Every rose has its thorn« von Poison. Die Musik beflügelte ihn, er drückte aufs Gaspedal und fuhr mit hoher Geschwindigkeit den Essingeleden entlang. Er dachte an die beiden Streifenpolizisten Kvant und Kristiansson aus den Krimis von Maj Sjöwall und Per Wahlöö. Kvant und Kristiansson wurden als Trottel dargestellt, als schlichte, faule Erfüllungsgehilfen eines maroden Staates. Munk musste immer herzlich über die Buchpassagen lachen, in denen sie auftauchten. Er würde jetzt gerne in eine Radarfalle fahren und von Kvant und Kristiansson von der Straße gewunken werden. Und dann würde er den beiden sagen, er sei gar nicht 100 Stundenkilometer gefahren, sondern zweimal 50, also korrekt. Kvant und Kristiansson konnte man damit verwirren. Vermutlich würden sie bei ihrer Einsatzstelle anrufen und den komplizierten Fall schildern. Munk lachte laut. Er hatte Lovisa fast vergessen. Und er wunderte sich darüber. Früher war er anders gewesen. Aber seit der schmerzhaften Trennung von seiner Frau Nila hatte sich eine Schicht über seine Seele gelegt. Es war eine Schutzschicht, aber sie schonte nicht nur seine Seele, indem sie Schmerz abwehrte; sie hielt auch die guten Gefühle fern. Munk war kälter geworden. Das sei normal, hatte seine beste Freundin Luna gesagt, und das gehe vorbei.
Manchmal hatte er Zweifel daran.
Munk nahm den Fuß vom Gaspedal, weil er in eine lang gezogene Rechtskurve fuhr. Auf dem Fahrstreifen, der auf den Essingeleden führte, stand ein Auto, das genügend Platz und Zeit gehabt hätte, auf die Stadtautobahn einzufahren. Aber das Auto stand nur da, der Fahrer zögerte. Nein, es war eine Fahrerin. Munk erkannte eine Frau mit langen Haaren. Warum fuhr sie nicht auf den Essingeleden, dachte er noch einmal, sie hat immer noch Zeit, bevor ich komme? Aber der Wagen rührte sich nicht von der Stelle.
Verdammt, dachte Munk. Ich hab's eilig. Ich muss ins Präsidium. Er hatte zwar Urlaub, aber sein Chef, Hauptkommissar Halldor Selander, wollte mit ihm über die Nachfolge von Greta Gustafsson reden. Greta war vier Jahre lang seine Kollegin gewesen, aber dann war eine Katastrophe passiert: Bei einem Einsatz war sie getötet worden - ein Sondereinsatzkommando der Polizei hatte sie versehentlich mit zwei Kriminellen in die Luft gejagt. Selander wollte Munk an diesem Nachmittag darüber informieren, wer Gretas Nachfolger werden sollte. Um 14 Uhr erwartete er Munk in seinem Büro. Casper Munk blickte aufs Armaturenbrett - es war 13.46 Uhr, er war spät dran.
Die Frau und ihr Auto standen immer noch auf dem Beschleunigungsstreifen. Munk passierte sie, er sah, dass sie starr nach vorne blickte und keine Anstalten machte, ihren Wagen in Bewegung zu setzen. Er blickte in den Rückspiegel und stellte fest, dass ihm kein Auto folgte. Er bremste abrupt ab und scherte vor dem Wagen der Frau auf den Beschleunigungsstreifen ein. Munk sprang aus seinem Auto, rannte die wenigen Meter zurück und klopfte ans Seitenfenster der Fahrerseite. Die Frau rührte sich nicht, sie blickte mit ausdruckslosen Augen in die Ferne. Sie war jung und stark geschminkt, aber die Schminke war verschmiert und die Farbe die Wangen hinabgelaufen. Die Frau hatte geweint. Im Augenblick saß sie jedoch nur still da und rührte sich nicht. Munk öffnete die Fahrertür und sprach sie an.
»Hallo«, sagte er. »Hallo, was ist mit Ihnen? Hören Sie mich?«
Die Frau reagierte nicht. Stand sie unter Drogen? Munk berührte ihre linke Schulter, sehr vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken. Die Frau schloss kurz die Augen, öffnete sie aber ruckartig wieder - als wollte sie das nicht sehen, was sich vor ihrem geistigen Auge abspielte.
»Hallo«, sagte Munk noch einmal. Wieder reagierte sie nicht. Er betrachtete sie von der Seite. Die Frau hatte lange blonde Haare, volle, stark geschminkte Lippen, eine helle Haut - und sie war sehr leicht bekleidet, obwohl es ein kalter Septembertag war. Sie trug ein braunes, dünnes Trägerkleid. Munks Blick wanderte nach unten: Er konnte aufgrund des tiefen Ausschnitts viel von ihren Brüsten und durch das kurze Kleid auch viel von ihren Beinen sehen. Ihre Füße steckten in leichten Sandaletten, die Nägel waren grell angemalt. Irgendein Hellgrün.
Munk holte sein Handy aus der Jackentasche.
»Schickt einen Streifenwagen!«, sprach er in sein Mobiltelefon. Er hoffte, die Polizisten, die kommen würden, wären nicht Kvant und Kristiansson.
Als er auf den Streifenwagen wartete, versuchte er noch ein paar Mal Kontakt zu der jungen Frau aufzunehmen. Er sprach sie an, stellte ihr behutsam Fragen und strich ihr sogar sanft über den Hinterkopf. Sie reagierte nicht. Als die beiden Streifenpolizisten kamen, bat er sie, die Frau ins Polizeipräsidium zu bringen. Er würde dann nachkommen. Die beiden Beamten hoben die Frau aus dem Wagen und schafften sie in ihr Polizeiauto. Die Frau ließ es geschehen. Munk rief den Abschleppdienst an, der ihren Wagen holen sollte. Dann fuhr er ins Präsidium.
Am Empfang standen die Sekretärin Emma Svensson und Munks Kollege Per Henrik Grip, den alle nur Grip nannten.
»Hej Casper«, sagte Grip, »Lust auf einen Witz?«
Grip hatte zwei Leidenschaften: Witze-Erzählen und unglückliche Frauengeschichten. Die Frauengeschichten kosteten ihn Nerven und Geld (er machte den Damen oft teure Geschenke), die Witze hatten ihn bei den Kollegen beliebt gemacht. Aber einmal hätte es ihn fast den Job gekostet. Grip liebte sexistische Witze, und als er einmal mit dem Polizei-Hubschrauber zu den Schäreninseln flog und seinem Kollegen kurz vor der Landung einen ebensolchen Witz erzählte, hörten ihn die Bewohner auf der Insel - und Halldor Selander, der bereits vor Ort war; der Funk war nämlich auf laut gestellt und übertönte sogar die Propellergeräusche. Grip kam mit einer Ermahnung davon.
»Jetzt nicht, Grip«, antwortete Munk und guckte auf die Uhr an der Wand. »Ich muss zu Halldor und ich bin ohnehin zu spät dran.«
»Entspann dich, Casper, der Alte kann noch eine Minute länger warten. Mein Witz ist kurz. Sehr kurz.«
Munk blickte Grip an. Er mochte ihn und seine Gelassenheit. Grip konnte sich in einen Fall verbeißen, er konnte Tag und Nacht bis zur Erschöpfung arbeiten, wenn sie einen Mörder suchten. Aber er wusste auch, wann man den Fuß vom Gas nehmen konnte.
»Also los, erzähl«, sagte Munk und lächelte, »aber wirklich nur kurz.«
»Es ist nur ein...
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