Im deutschen Einkommensteuerrecht sind Gewinne aus gewerblichen Veräußerungsgeschäften stets, Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften hingegen grundsätzlich nicht einkommensteuerpflichtig. Bei der Abgrenzung privater Vermögensverwaltung von gewerblichen Tätigkeiten verlieren sich Literatur und Rechtsprechung in einer unüberschaubaren Kasuistik, die zudem noch zwischen verschiedenen Anlageformen differenziert.
In der vorliegenden Arbeit wird eine nutzwertorientierte Gesamtbetrachtung entwickelt. Der Autor greift auf die in anderen Wissenschaftsbereichen seit langem anerkannte Nutzwertanalyse zurück. Die Abgrenzung der privaten Vermögensverwaltung von einer gewerblichen Tätigkeit erfolgt somit erstmals anlageformunabhängig und unter Einbeziehung aller relevanten Einzelmerkmale. Inhalt und Gewichtung der Einzelmerkmale untereinander sind aus den in Rechtsprechung und Literatur bestehenden Grundsätzen abgeleitet worden. Damit steht nun eine systematische und planbare Entscheidungsmethode zur Verfügung, ohne daß ein Verlust an Objektivität oder Einzelfallgerechtigkeit hingenommen werden müßte. Die empirische Überprüfung anhand einer Zufallsstichprobe von 45 Fällen ergibt eine fast vollständige Übereinstimmung mit der Rechtsprechung, so daß die nutzwertorientierte Gesamtbetrachtung in der Praxis eingesetzt werden kann.
Thesis
Dissertationsschrift
1998
Universität Heidelberg
Sprache
Verlagsort
Verlagsgruppe
Dateigröße
ISBN-13
978-3-428-50545-6 (9783428505456)
DOI
10.3790/978-3-428-50545-6
Schweitzer Klassifikation
Inhaltsübersicht: Einleitung und Problemstellung - 1. Teil: Der Einkunftsbegriff als Begrenzung des steuerbaren Bereichs: Überblick - Die Einkommenstheorien im Einkommensteuergesetz - Der Dualismus der Einkunftsarten - Die sieben Einkunftsarten als Rahmen der objektiven Steuerbarkeit - Ergebnis - 2. Teil: Grundstücks- und Wertpapiergeschäfte als gewerbliche Tätigkeit im Sinne des § 15 Abs. 2 EstG: Die gesetzlichen Tatbestandsmerkmale des § 15 Abs. 2 EStG - Ergebnis: Unvollständigkeit des gesetzlichen Tatbestandes - 3. Teil: Rechtsnatur des Begriffs "Gewerbebetrieb": Entscheidungsrelevanz der Rechtsnatur des Begriffs "Gewerbebetrieb" - Klassenbegriff und Typusbegriff - Der Gewerbebetriebsbegriff als Klassenbegriff mit typologischen Merkmalen - Ergebnis - 4. Teil: Das ungeschriebene Tatbestandsmerkmal des Gewerbebetriebs - Nichtüberschreiten der privaten Vermögensverwaltung: Begriff der privaten Vermögensverwaltung - Gewerbetreibende und private Vermögensverwaltung - Verhältnis zur Betriebsaufspaltung - Private Vermögensverwaltung in der Rechtsprechung des BFH - 5. Teil: Lösungsansatz: Private Vermögensverwaltung in der wirtschaftlichen Realität - Einheitliche, anlageformunabhängige Merkmale zur Abgrenzung des Gewerbebetriebs von der privaten Vermögensverwaltung - Gesamtbetrachtung der relevanten Merkmale des Einzelfalles - Die Lösung durch eine nutzwertorientierte Gesamtbetrachtung - Überprüfung der nutzwertorientierten Gesamtbetrachtung - Zusammenfassung - Anhang: Verifikation der nutzwertorientierten Gesamtbetrachtung anhand der Finanzrechtsprechung - Literaturverzeichnis - Sachwortverzeichnis
