Schweitzer Fachinformationen
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Als sie in die Wohnung kamen, forderte Vega Nora mit einer Handbewegung auf, auf dem Ledersofa Platz zu nehmen, das im Wohnzimmer vor einer schwarz-weiß gestreiften Tapete stand. Die Kissen auf dem Sofa waren im Kontrast zu den Wänden farbenfroh, geradezu grell, und passten irgendwie gut zu Vegas Persönlichkeit. Wenn Kissen eine eigene Meinung haben könnten, hätten sie sich wahrscheinlich keinen Deut darum geschert, ob sie sich gut in den Raum einfügten oder nicht, sie machten einfach ihr eigenes Ding, genau wie Vega. Nora musste bei der Vorstellung lächeln. Vega war so wunderbar unbekümmert.
»Neues Sofa? Schön!«
Nora verzog das Gesicht, um ihre Wangen aufzutauen, die sich beim Sprechen immer noch steif anfühlten, während Vega zum Herd ging, um Teewasser aufzusetzen.
»Du trinkst doch noch Tee, oder?«, fragte sie.
»Ja, gern«, erwiderte Nora und wollte aufstehen, um ein paar saubere Tassen aus der Spülmaschine zu holen.
»Nein, jetzt wirst du erst mal umsorgt. Du bleibst sitzen«, sagte Vega bestimmt.
Während das Wasser anfing zu kochen, sah Nora sich neugierig in der modernen Zweizimmerwohnung mit offener Küche um. Seit sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sich viel verändert. Der Grundton der Einrichtung war weiß: weiße Küchenschränke, weiße Wände - abgesehen von der gestreiften Tapete hinter dem Sofa - und Fenster mit weißen Spitzenvorhängen. Der Küchenboden war grau gefliest und die Arbeitsplatte aus Marmor. Außerdem gab es größere und kleinere Bilder in verschiedenen Farben sowie andere Einrichtungsgegenstände, die sorgfältig ausgewählt waren. Vega hatte sich dabei nicht so um den Gesamteindruck gekümmert, sondern eher jede Sache einzeln betrachtet und für die Dinge Platz geschaffen, die sie mochte.
Die Wohnung selbst war ziemlich unordentlich. Auf dem Couchtisch stapelten sich neben einer Christrose Einrichtungsmagazine und Sportzeitschriften nachlässig übereinander. Überall lag schmutzige Wäsche herum, und mehrere ungebügelte Hemden und Blusen hingen über dem aufgestellten Bügelbrett neben dem Küchentisch. Aber Nora hatte nichts gegen die Unordnung, sie machte die Wohnung nur gemütlich.
Kurz darauf saßen die beiden Freundinnen einander gegenüber. Nora genoss, wie sich die Wärme des Tees in ihr ausbreitete und in die Finger strömte, die die heiße Tasse umklammert hielten. Das gesamte Wohnzimmer roch nach Vanille und Zimt.
»Ehrlich gesagt, siehst du ganz schön fertig aus, meine Liebe. Was ist denn passiert?«
Vega legte den Kopf schief, und Nora machte sich innerlich bereit, indem sie tief Luft holte, bevor sie damit begann zu erzählen, wie sich die Beziehung zu Jonas entwickelt hatte. Dass er berufliche Probleme bekommen und dass das seine Laune beeinflusst hatte.
»Zumindest dachte ich das am Anfang. Die IT-Branche lief nicht mehr so gut, niemand hatte mehr einen sicheren Posten. Natürlich tat er mir leid. Aber seine Laune wurde immer schlimmer. Manchmal wurde er so wütend, dass schon irgendeine Kleinigkeit genügte, um ihn zum Explodieren zu bringen.« Nora nahm einen Schluck Tee, bevor sie fortfuhr: »Mit der Zeit bekam ich regelrecht Angst vor ihm. Es wurde nahezu unmöglich, ihm zu widersprechen. Meistens ging es gut, solange ich ihm seinen Willen ließ, und ich fing an, auf Zehenspitzen um ihn herumzuschleichen. Am Anfang funktionierte das.«
Nora hasste Konflikte, und wenn sie sich mal verstanden, hatten sie eine richtig gute Zeit gehabt. Zumindest hatte Nora sich das eingeredet.
Vega hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen. Zwischendurch brummte sie nur mal, aber der Griff um ihre Tasse war fester geworden.
»Wie du weißt, lief es in dem Kommunikationsbüro, in dem ich arbeite, ziemlich gut. Und als dann von diesem Chefposten die Rede war, wurde es zwischen mir und Jonas richtig schwierig.«
»Stimmt, deine neue Stelle«, nickte Vega. »Ich erinnere mich. Kurz nachdem du davon erfahren hast, haben wir telefoniert. Du hast es nur kurz erzählt, du hattest damals keine Zeit für ein längeres Gespräch. Du wolltest dich wieder melden.«
Nora biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. »Ja, das wollte ich eigentlich. Tut mir leid!«
»Erzähl weiter«, ermahnte Vega sie und hob abwehrend die Hand.
»Es war so gedacht, dass ich in der Abteilung fünf Leute unter mir haben sollte, also nichts wirklich Besonderes. Aber ich war trotzdem stolz und sagte zu. Ich weiß noch, dass ich an dem Abend nach Hause ging, um Jonas mit einem richtigen Festessen zu überraschen. Ich konnte es kaum erwarten, ihm die Neuigkeit zu berichten, ich dachte, er würde sich auch freuen, aber da irrte ich mich gewaltig. >Du? Chefin? Soll das ein Witz sein?< Er hat mich sogar ausgelacht.«
»Im Ernst?«, brach es aus Vega hervor. Demonstrativ verschränkte sie die Arme. »Und wie ging es dann weiter?«
»Ich erzählte ihm, dass mein Chef an mich glaubte und auch meine Kollegen und dass mir schon ein paar Leute gratuliert hätten. >Ja, aber die kennen dich nicht so wie ich<, sagte Jonas. >Das ist nichts für dich, du wirst dich bloß lächerlich machen. Und wenn du Chefin bist, wer wird dann überhaupt abends kochen? Das bringt nur einen Haufen Überstunden mit sich und wird unsere Beziehung kaputt machen.<«
Vega schüttelte den Kopf.
»Sein war Blick war wieder ganz düster«, fuhr Nora fort. »Und dann beugte er sich vor und küsste mich auf die Wange. Aber der Kuss fühlte sich an wie eine Ohrfeige. Ich hatte ja seine Worte noch im Ohr und war ganz benommen. Was, wenn er recht hatte? Wenn ich mir nur einbildete, gut genug für den Job zu sein. Ich hatte mich nie als Vorgesetzte gesehen, damit lag er schon richtig. Und wollte ich wirklich für die Karriere meine Beziehung aufs Spiel setzen? Ich hatte eigentlich angenommen, dass beides miteinander funktionieren würde.«
Vega hielt ihre Teetasse inzwischen so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Man sah, dass sie sich zwingen musste, sich zusammenzureißen.
»Am Tag danach ging ich zu meinem Chef ins Büro und erzählte ihm, dass ich es mir anders überlegt hätte und ihm leider absagen müsste.«
Vega griff nach einem Kissen und warf es an die Wand. »Dass Jonas nicht richtig tickt, war mir schon klar, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, und ehrlich gesagt habe ich ihn nie besonders gemocht. Aber dass er dich manipuliert, indem er dich lächerlich macht, dir Schuldgefühle einredet und dich auslacht . Was für ein Mistkerl!«
Nora zog die Augenbrauen hoch. »Du hast recht. So habe ich das noch gar nicht gesehen! Aber ich bin noch nicht fertig. Zwei Tage nachdem ich den Chefposten abgesagt hatte, beschloss ich, früher Schluss zu machen. Ich wollte sein Lieblingsessen kochen, um mich mit ihm zu versöhnen. Also ging ich schnell in den Supermarkt, und auf dem Heimweg kam ich an dem Restaurant vorbei, das dort an der Ecke liegt.«
Nora schluckte.
»Und?«, drängte Vega und wedelte ungeduldig mit der Hand.
»Da habe ich die beiden gesehen. Jonas mit einer anderen Frau. Sie waren wohl gerade mit einem späten Mittagessen fertig, und ich habe gesehen, wie er seine Hände um ihre Hüften legte.«
Nora hatte bei dem Anblick einen Kloß im Hals gespürt, der so groß gewesen war, dass sie kaum Luft bekommen hatte, als Jonas sich vorgebeugt und die Frau geküsst hatte.
»Ich war so überrumpelt von dem Kuss und habe plötzlich eine solche Wut verspürt, dass sie die Angst vor ihm weggefegt hat. Ich habe die Tüten einfach auf der Straße stehen lassen und bin direkt ins Restaurant gegangen.«
Vega hatte sich das Kissen wieder geholt, das sie vorhin weggeschleudert hatte, und hielt es fest umklammert. Nora sah ihren fragenden Blick.
»Zuerst beteuerte er, es sei nicht das, wonach es aussehe. Aber dann änderte er seine Taktik auf einmal und behauptete, es sei meine Schuld. >Wenn du nicht so auf deine Karriere fixiert wärst, sondern an uns gedacht hättest .< Ich habe natürlich widersprochen und erklärt, dass ich den Job seinetwegen gerade abgesagt hätte, aber er hat einfach weitergeredet. >Nichts von all dem wäre passiert, wenn du nicht so verdammt langweilig wärst und auch noch so zugenommen hättest .«
»Was?«, fauchte Vega und schlug mit der Faust auf den Tisch, wodurch der Stapel mit den Einrichtungsmagazinen ins Wanken geriet.
Nora musterte Vega, die mindestens fünfmal in der Woche ins Fitnessstudio ging und streng Diät hielt. Vielleicht wünschte sich Jonas, dass sie einen Körper wie Vega hatte?
»Du bist eine schöne kurvige Frau, der offenbar nicht klar ist, wie hübsch sie ist. Dass er dir seine Untreue in die Schuhe schiebt! Das ist echt ein starkes Stück!«
Nora legte den Kopf in die Hände.
»Also, diesen Jonas«, fuhr Vega fort. »Den würde ich gerne mal alleine nachts im Dunkeln treffen . Beim ersten Mal wirkte er auf mich übrigens wie ein verzogener Pitbull, weißt du, so ein aggressiver Typ, der sein Revier markieren muss. Er war irgendwie so kontrolliert, und obwohl er uns allein gelassen hat, als ich das letzte Mal bei euch war, habe ich mich trotzdem ständig beobachtet gefühlt.«
Nora richtete sich überrascht auf. »Wirklich?«
»Ja. Und was dein Aussehen betrifft: Ich hätte gerne deine rotblonden Haare, dein hübsches Gesicht und deine hellblauen Augen. Du erinnerst mich an ein Reh oder eine Meerjungfrau oder eine Sphinx . Vielleicht Kleopatra? Aber nein, Kleopatra hatte wohl kaum rote Haare?«
Nora brach in Gelächter aus und bekam kaum noch mit, was...
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