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DER BAU DER PYRAMIDEN DES ALTEN REICHES
Es gibt kaum eine Betrachtung in der Geschichte der Baukunst, die öfter und von so unterschiedlichen Seiten angestellt wurde, wie die Frage der Errichtung der ägyptischen Pyramiden. Dazu ist so Unterschiedliches und oft so wenig Kompetentes gesagt und geschrieben worden, dass ein Autor, der es ernst meint mit seiner Arbeit, sich doch eigentlich hüten sollte, sich in diesen kakophonischen Chor einzumischen. Nun habe ich allerdings, nun schon vor einigen Jahrzehnten, für mich selbst einige Überlegungen angestellt und nach längerem Zögern auch niedergeschrieben, die in manchem von den vorgetragenen Vermutungen und Behauptungen abweichen. Darum habe ich mich entschlossen, sie doch in diesen Band einzufügen, auch wenn sie wahrscheinlich, ebenso wie fast alles andere bisher Veröffentlichte, vor der wahren technischen Erfindungsgabe der alten Ägypter zurückbleiben müssen.
Ehe ich aber beginne, meine Gedanken zu diesem so umstrittenen Thema darzulegen, will ich bekennen, dass ich mich keineswegs unter die Ägyptologen oder Archäologen zählen möchte, auch wenn mich wie manchen anderen nachdenklichen Menschen diese beiden Gebiete der Forschung der Menschheitsgeschichte stets angezogen und zuweilen sogar längerhin gefesselt haben. Und so habe ich mich nebenbei auch immer wieder einmal in die darauf sich beziehende Sach- und Fachliteratur versenkt, ohne darum den Anspruch auf akademisch gegründetes Wissen zu erheben. Diese Wissenschaften, die sich den ältesten historischen Gegenständen widmen, sind selbst nicht ebenso alt. Mit den ersten Ausgrabungen von Pompeji und mit Napoleons Feldzug nach Ägypten hat alles erst begonnen und man hat sich nach den ersten zeichnerischen Messungen bald auch daran gemacht, die Schriften der Alten zu prüfen, um Nachrichten aus früherer Zeit über die alten Kulturen zu entdecken. Danach setzte man den Spaten an nicht nur im Tale des Nil, sondern auch im Zwischenstromland und in anderen Ländern. Vieles überaus Staunenswerte hat man seither entdeckt. Manches ist uns ein Rätsel geblieben. Einige der Fragen, die in weiteren Kreisen immer wieder aufgeworfen wurden, haben auch mich beschäftigt. Im Vertrauen darauf, dass die Zeiten vorüber sind, in denen einem, der die Lösung eines Rätsels verfehlte, der Kopf vor die Füße gelegt wurde, soll im Folgenden der Versuch einer Antwort unternommen werden von einem, der nicht viel mehr als ein wenig Menschenverstand und ebenso viel Phantasie für sich in Anspruch nehmen kann. Bauingenieure, Statiker, Religionsforscher, Ethnologen, Historiker und Astronomen mögen es sich gefallen lassen, einer Stimme aus dem Abseits vorurteilsfrei solange zuzuhören, bis sie Argumente zur Entkräftung seiner Hypothese formuliert haben. Im Vorhinein sei jedoch darauf verwiesen, dass religiöse Beweggründe für den gewaltigen Bau ebenso wenig wie davon nicht immer abzugrenzende astrologische Ausrichtungen Gegenstand der Untersuchung sein können. Es soll genug damit sein, das Augenscheinliche und Handgreifliche dieser ungeheuerlichen Unternehmung nachprüfbar darzulegen.
Begonnen sei mit der Behauptung, dass bisher die meisten Versuche einer Erklärung von einer Kenntnis von Technologien ausgegangen sind, die aus späteren Epochen stammen, und dennoch - oder gerade deswegen - zu keinem befriedigenden Ergebnis führten. Man suchte vor allen anderen die Frage zu beantworten, wie die riesigen Steinblöcke, die zum Bau der Jahrtausende überdauernden Werke dienten, in die Höhe gehievt und fugenlos an die ihnen zugedachten Orte gestellt werden konnten. Einige gingen dabei von der Überzeugung aus, dass sie zuerst senkrecht von unten nach oben gehoben oder gestemmt und danach seitlich verschoben worden sein mussten. Und man machte sich in der Folge Gedanken über die technischen Hilfsmittel, mit welchen diese Steine bewegt werden konnten, von denen die leichteren auf ein Gewicht von etwa 2,5 Tonnen, die schwersten aber auf eines von 40 Tonnen geschätzt werden. Damit scheiterten solche Überlegungen schon im Ansatz, da dergleichen Gewichte nur von Hebekränen und Seilen aus einem gehärteten Metall, vergleichbar unserem Stahl, gehoben werden können, einem Metall, das in einer Epoche, die wir in Mitteleuropa noch zur Steinzeit rechnen, auch in dem weit gegen die Bronzezeit fortgeschrittenen Ägypten nicht zur Verfügung stand. Auf die untauglichen Versuche der jüngst vergangenen Jahre, die im besten Falle zeigten, dass mit Kränen oder Wippen aus Holz und Stricken nur Steinblöcke von weit geringerem Gewicht und Umfang unversehrt auf eine Ebene von nur wenigen Metern befördert werden konnten, soll hier nicht eingegangen werden. Sie mögen für arrangierte Dokumentationen des Fernsehens recht unterhaltsam sein, können aber nichts weiter als die Hilflosigkeit der Televisionäre erweisen. Der zweite Versuch einer Antwort lautet, dass die Steinblöcke weder gehoben noch gestemmt wurden, sondern geschoben und gezogen. Aber einerseits konnte weder durch Schieben noch durch Ziehen eine Verfugung erreicht werden, die an manchen Stellen - nicht an allen - so eng ist, dass sie es keinem Grashalm erlaubt, sich zwischen die Ritzen zu drängen. Andererseits waren die Seitenwände der Quader nicht groß genug, um Zugriff für die vielen Hände, und die Standflächen auf den unteren Blöcken nicht breit genug, um Raum für die vielen Füße zu gewähren, die nötig gewesen wären, um menschliche Muskelkraft zur Verschiebung der Kuben einzusetzen. Die Steine konnten bestenfalls, wenn sie von allen Seiten frei zugänglich waren, mit Menschen- oder Tierkräften, mit Stricken und Rollen auf gleitender Fläche in sehr geringer Steigung aufwärts bewegt werden. Diese Bewegungsfreiheit aber war an dem ihnen bestimmten Standort in unmittelbarer Nachbarschaft anderer Quader nicht mehr gegeben. Die Steine konnten also am Ende ihres Weges nicht mehr geschoben oder gezogen werden. Wie aber wurden sie dann an ihre Stelle gebracht?
Die erste Überlegung zu dieser Frage führt zu der Behauptung, dass die Blöcke weder von unten noch von der Seite, sondern allein von oben auf den Millimeter genau an den richtigen Platz gefügt werden konnten. Von oben, das will heißen: Sie mussten von oben nach unten herabgesenkt und durften danach nicht weiter verschoben werden. Ein unwilliges Kopfschütteln ist hier zu erwarten. Und es klingt ja auch irritierend, wenn da einer in der Überzeugung auftritt, dass jedes Gewicht, um auf eine höhere Ebene gesenkt zu werden, erst noch um einiges höher gehoben werden muss, um danach zielgenau abgesenkt zu werden. Die Aufgabe scheint auf den ersten Blick durch eine solche Manipulation eher erschwert als erleichtert. Auf den zweiten Blick jedoch lässt sich erkennen, dass die fugenlose Einsetzung des Steinblockes auf diese - und nur auf diese Weise - ohne nachträgliche Rückungen erfolgen kann. Während ein auf dem Boden aufruhender Stein nur durch seitlich eingesetzte Riesenkräfte bewegt werden könnte, ist ein schwebender Stein mit dem kleinen Finger zu lenken. Die Schwerkraft war die stärkste der Kräfte, die beim Bau der Pyramiden eingesetzt werden konnten. Dazu musste sie jedoch zuerst überwunden werden. Wie also wurden die Steine an den höher gelegenen Ort gebracht, um sie abzusenken?
Man wird sich mit der Antwort darauf ein wenig gedulden und uns gestatten müssen, noch einmal zurück zu treten, um die Bedingungen des Landes und der Zeit darzulegen, unter welchen das Werk bewältigt wurde. Vorab ist dabei eine Überlegung anzustellen die Werkzeuge, die Baumaterialien und die Bewegungskräfte betreffend, die den Menschen dieser Epoche vor etwa viertausendsiebenhundert Jahren zur Verfügung standen. (Dass die Erbauung der Pyramiden gar vor sieben- oder mehr tausend Jahren geschehen sein soll, wie einige phantasievolle Theoretiker neuerdings vermuten, die sich mehr an astronomischen Kombinationen als an historischen Erkenntnissen orientieren, wollen wir beiseitelassen.) Die Epoche, mit der wir uns hier zu befassen haben, ist das so genannte Alte Reich der Ägypter, das von ungefähr 2880 bis 2220 währte und danach vermutlich durch einen Wandel des Klimas und nachfolgende Revolutionen in einer chaotischen Wirrnis und Zersplitterung endete, die man später als erste Zwischenzeit bezeichnet hat. Einzig in der Epoche des Alten Reiches wurden Pyramiden unterschiedlicher Form und Größe erbaut. Unser Augenmerk richtet sich jedoch nicht auf die älteren und wesentlich kleineren Stufenpyramiden und die Bauten des südlichen Sakkara, sondern allein auf die Werke der vierten Dynastie und hier vor allem auf die erste und größte der Pyramiden von Gizeh am Unterlauf des Nils, dem damaligen Zentrum des Reiches. Setzen wir nun aber einmal mit der klassischen Ägyptologie voraus, dass die älteste der drei Pyramiden von Gizeh, die des Cheops - auf ägyptisch nannte er sich Chufu - während der Jahre 2700 bis 2630 vor unserer Zeitrechnung gebaut wurde, so befinden wir uns noch in einer vorbronzezeitlichen Epoche. Die einzig vorhandenen metallenen Werkzeuge, Hämmer, Beile, Winkelmaße und Meißel, waren aus dem weicheren Kupfer geschmiedet. Daneben dienten den Erbauern Pflöcke und Balken aus Zedernholz, aus Pflanzenfasern gewundene Stricke und Seile sowie geschärfte und geschliffene Feuersteine als Hilfsmittel. Die gebräuchlichen Baumaterialien waren, wie auch heute noch vor Ort zu überprüfen ist, Steine, Sand und Wasser, die in großen Mengen verfügbar waren, und das teure Holz, das vor allem aus dem Libanon eingeführt werden musste. Die Kräfte, die zur Bewegung dieser Materialien eingesetzt werden konnten, waren zunächst einmal die zahlloser durch Befehl gedrungener oder durch Versprechungen gedungener Arbeiter, die, um den Göttern...
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