1 - Soziale Handlungskompetenz in der Ergotherapie [Seite 1]
1.1 - Inhalt [Seite 7]
2 - Geleitwort [Seite 11]
3 - Vorwort [Seite 13]
4 - Einleitung [Seite 17]
5 - Teil I Soziale Handlungskompetenz: ein theoretisches Konzept [Seite 21]
6 - 1 Konzept der sozialen Handlungskompetenz in der Ergotherapie [Seite 23]
6.1 - 1.1 Handlungstheoretisches Modell (von Cranach) [Seite 23]
6.1.1 - 1.1.1 Quellen und Definition [Seite 23]
6.1.2 - 1.1.2 Dimensionen von Handlungen [Seite 26]
7 - 2 Die soziale Bedeutung von Handlungen [Seite 35]
7.1 - 2.1 Anpassungsfunktion von Handlungen [Seite 35]
7.2 - 2.2 Soziale Repräsentationen und individuelle soziale Repräsentationen [Seite 38]
7.3 - 2.3 Soziale Handlungskompetenz: ein erstes Arbeitskonzept [Seite 40]
8 - 3 Mentalisierung als Grundlage für soziale Handlungskompetenz [Seite 43]
8.1 - 3.1 Integration des "Äquivalenzmodus" und des "Als-ob-Modus" in der Auffassung der Wirklichkeit [Seite 46]
8.2 - 3.2 Entwicklung der Affektregulierung [Seite 47]
8.3 - 3.3 Erleben und Verstehen der eigenen Urheberschaft auf verschiedenen Ebenen [Seite 48]
8.4 - 3.4 Chancen und Beeinträchtigungen der Mentalisierungsfähigkeit [Seite 49]
9 - 4 Soziale Kompetenzen in einem Konzept über psychische Resilienz [Seite 53]
9.1 - 4.1 Entstehung des Begriffs Resilienz [Seite 54]
9.2 - 4.2 Definition für die Ergotherapie [Seite 57]
10 - Teil II Faktoren der sozialen Handlungskompetenz [Seite 61]
11 - 5 Einführung und Überblick [Seite 63]
12 - 6 Definition und Beschreibung [Seite 67]
12.1 - 6.1 Frustrationstoleranz [Seite 67]
12.2 - 6.2 Mentalisierungsfähigkeit [Seite 68]
12.3 - 6.3 Selbsteinschätzung [Seite 70]
12.4 - 6.4 Eigenverantwortung [Seite 71]
12.5 - 6.5 Initiative [Seite 72]
12.6 - 6.6 Realitätsbezogenheit [Seite 73]
12.7 - 6.7 Verbindlichkeit [Seite 74]
12.8 - 6.8 Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit [Seite 79]
12.9 - 6.9 Kompromiss- und Anpassungsfähigkeit [Seite 83]
12.10 - 6.10 Konflikt- und Kritikfähigkeit [Seite 86]
12.11 - 6.11 Durchsetzungsvermögen [Seite 87]
12.12 - 6.12 Solidarität [Seite 89]
12.13 - 6.13 Kooperationsfähigkeit [Seite 90]
13 - 7 Beurteilung der sozialen Handlungskompetenz [Seite 93]
13.1 - 7.1 Fragestellungen [Seite 93]
13.2 - 7.2 Klientenzentrierung [Seite 96]
13.3 - 7.3 Angemessenheit einer sozialen Handlungskompetenz [Seite 100]
14 - Teil III Das Erfassungsinstrument [Seite 103]
15 - 8 Einführung: Erfassungsinstrument versus Testverfahren [Seite 105]
16 - 9 Herleitung des Erfassungsinstrumentes [Seite 107]
16.1 - 9.1 Postulate und Gütekriterien der qualitativen Forschung [Seite 107]
16.2 - 9.2 Forschungsmethodik zum Konzept der Erfassung der sozialen Handlungskompetenz (ESHK 2017) [Seite 109]
16.2.1 - 9.2.1 Version 1 [Seite 109]
16.2.2 - 9.2.2 Version 2 [Seite 112]
16.3 - 9.3 Die Erfassungsitems [Seite 113]
16.4 - 9.4 Die Beurteilung [Seite 120]
16.5 - 9.5 Fallstudien [Seite 121]
16.5.1 - 9.5.1 Erste Fallstudie [Seite 121]
16.5.2 - 9.5.2 Zweite Fallstudie [Seite 128]
16.6 - 9.6 Setting zur Erfassung [Seite 134]
16.7 - 9.7 Verknüpfung mit dem Instrument zur Erfassung der individuellen Handlungskompetenz (EIHK) [Seite 135]
17 - Teil IV Implikationen für die Praxis [Seite 139]
18 - 10 Ergotherapeutische Handlungsformen zur Förderung sozialer Handlungskompetenz [Seite 141]
18.1 - 10.1 Einführung [Seite 141]
18.2 - 10.2 Soziale Handlungskompetenz im Klinischen Reasoning der Ergotherapie [Seite 143]
18.3 - 10.3 Ergotherapeutisches Gruppensetting [Seite 143]
18.3.1 - 10.3.1 Partnerarbeit [Seite 144]
18.3.2 - 10.3.2 Einzelarbeit in der Gruppe [Seite 145]
18.3.3 - 10.3.3 Gruppenarbeit [Seite 146]
18.3.4 - 10.3.4 Projektarbeit [Seite 147]
18.4 - 10.4 Ergotherapeutische Mittel [Seite 148]
18.4.1 - 10.4.1 ADL (Activities of Daily Living) [Seite 149]
18.4.2 - 10.4.2 Handwerklich-gestalterische Mittel [Seite 150]
18.4.3 - 10.4.3 Kognitive Trainings [Seite 150]
18.4.4 - 10.4.4 Spiel und Gruppenprojekte [Seite 150]
18.5 - 10.5 Die ergotherapeutischen Instruktionsmethoden [Seite 152]
18.5.1 - 10.5.1 Ziele [Seite 152]
18.5.2 - 10.5.2 Unterstützung eines sozialen Netzes [Seite 153]
18.5.3 - 10.5.3 Die therapeutische Haltung [Seite 153]
19 - 11 Gedanken zum Abschluss und zum Ausblick [Seite 155]
20 - Literatur [Seite 157]
21 - Sachwortverzeichnis [Seite 161]
22 - Über die Autorin [Seite 167]
3 Mentalisierung als Grundlage für soziale Handlungskompetenz
Die Mentalisierung, wie sie von Fonagy et al. (2002) im Zusammenhang mit der Entwicklung der Affektregulation in der frühesten Kindheit und mit der Entwicklung des Selbst konzipiert wurde, hat in den vergangenen Jahren sowohl in der psychoanalytischen als auch in der kognitiven Entwicklungspsychologie, Psychopathologie und Psychotherapie sehr viel Beachtung gefunden. Im Zusammenhang mit sozialer Handlungskompetenz stellt sie eine unabdingbare Voraussetzung dar. So möchte ich behaupten, dass ein Umgang mit handlungsrelevantem Wissen über soziale Zusammenhänge und Voraussetzungen (Regeln, Normen, Haltungen, Soziale Repräsentationen und Individuelle Soziale Repräsentationen) ohne die Fähigkeit der Mentalisierung gar nicht möglich ist. Im Folgenden will ich die Konstrukte der Mentalisierung und der Affektregulierung, die in einem psychoanalytischen Rahmen konzipiert wurden, für unseren eigenen Zusammenhang im Hinblick auf die darauf aufbauende soziale Handlungskompetenz fassen.
Mentalisierung bedeutet, über eigene Gründe, Absichten und Tendenzen zu bestimmten Handlungen im Zusammenspiel mit denjenigen des Gegenübers nachzudenken, sie mental nachzuvollziehen und aufeinander abzustimmen. Es handelt sich also um einen gedanklichen Prozess, der mitunter einer Meditation über sich selbst und die anderen entspricht. Voraussetzung, solche mentalen Gedankenprozesse durchführen zu können, ist das Wissen darum, dass menschliches Handeln durch die persönliche Geschichte, durch assoziierte ebenso wie momentane Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen einerseits, durch Reaktionen, Pläne und Strategien, die auf ein vorweggenommenes Ziel bestimmt werden andererseits, geprägt und gestaltet wird. Zur Mentalisierungsfähigkeit gehört die Fähigkeit, dieses Wissen in eigene Handlungen umzusetzen, die die anderen berücksichtigen, sowohl im Sinne von Rücksichtnahme, als auch im Sinne von der Durchsetzung eigener Bedürfnisse. Damit wird deutlich, dass ohne die Mentalisierungsfähigkeit weder Empathie konstruktiv in eine Beziehung eingebracht, noch soziale Handlungskompetenz zur Anwendung kommen kann.