1 - Individuelle und soziale Handlungskompetenz [Seite 1]
1.1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 7]
2 - Vorwort [Seite 9]
3 - 1 Die Instrumente im Überblick - 1.1 Das Erfassungsinstrument für individuelle Handlungskompetenz (EIHK) [Seite 13]
4 - 1.2 Das Erfassungsinstrument für soziale Handlungskompetenz (ESHK) [Seite 14]
5 - 2 Das Erfassungsinstrument für individuelle Handlungskompetenz (EIHK) - 2.1 Theoretische Grundlagen [Seite 15]
6 - 2.2 Testkonzept [Seite 17]
6.1 - 2.2.1 Fragestellungen und Zielgruppen [Seite 17]
6.2 - 2.2.2 Erfasste Fähigkeiten [Seite 18]
7 - 2.3 Anwendung des Verfahrens [Seite 23]
7.1 - 2.3.1 Durchführung [Seite 23]
7.2 - 2.3.2 Auswertung [Seite 24]
7.3 - 2.3.3 Interpretation [Seite 29]
8 - 2.4 Entwicklung des EIHK [Seite 29]
8.1 - 2.4.1 Forschungsstruktur [Seite 29]
8.2 - 2.4.2 Menschliche Handlungskompetenz: Theoretische Grundlage [Seite 34]
8.3 - 2.4.3 Forschungsdesign [Seite 35]
8.4 - 2.4.4 Gütekriterien der qualitativen Forschung [Seite 36]
8.5 - 2.4.5 Gütekriterien der quantitativen Forschung [Seite 39]
8.6 - 2.4.6 Revisionen [Seite 39]
9 - 3 Das Erfassungsinstrument für soziale Handlungskompetenz (ESHK) - 3.1 Theoretische Grundlagen [Seite 41]
10 - 3.2 Testkonzept [Seite 43]
10.1 - 3.2.1 Fragestellungen und Zielgruppen [Seite 43]
10.2 - 3.2.2 Erfasste Fähigkeiten [Seite 43]
11 - 3.3 Integration der Erfassungsinstrumente [Seite 46]
12 - 3.4 Anwendung des Verfahrens [Seite 50]
12.1 - 3.4.1 Durchführung [Seite 50]
12.2 - 3.4.2 Auswertung [Seite 50]
12.3 - 3.4.3 Interpretation [Seite 56]
13 - 3.5 Entwicklung des ESHK [Seite 61]
13.1 - 3.5.1 Theoretische Grundlagen [Seite 61]
13.2 - 3.5.2 Forschungsdesign [Seite 61]
13.3 - 3.5.3 Gütekriterien der qualitativen Forschung [Seite 66]
13.4 - 3.5.4 Gütekriterien der quantitativen Forschung [Seite 66]
14 - 3.6 Abschließende Empfehlung [Seite 67]
15 - Literaturverzeichnis [Seite 69]
2 Das Erfassungsinstrument für individuelle Handlungskompetenz (EIHK)
Dieses Erfassungsinstrument ist vielen Ergotherapeutinnen bereits unter dem Namen "Basisbogen zur Erfassung der Handlungsfähigkeit" bekannt. Als solches wird es bereits seit 25 Jahren in der Ergotherapie, insbesondere im Fachbereich Psychiatrie eingesetzt. Es ist eines von mehreren bekannten und häufig eingesetzten Assessments für die Ergotherapie, jedoch zurzeit das einzige, das speziell für die Psychiatrie entwickelt und erprobt wurde. Es ist direkt im Dialog mit den Anwenderinnen entstanden und seit der ersten Veröffentlichung in der Schweiz, in Deutschland und Österreich in der ergotherapeutischen Ausbildung sowie in Weiterbildungen für Ergotherapeuten vermittelt worden. In größeren Institutionen ist es auch bereits elektronisch in umfassende Verlaufsdokumentationsprogramme aufgenommen worden. Zahlreiche praktizierende Ergotherapeutinnen haben das Erfassungsinstrument im Hinblick auf jeweils spezifische Erkrankungen oder Einschränkungen untersucht und validiert. In der hier vorgelegten Auflage sind wesentliche Veränderungen in der Skalierung vorgenommen worden, während der Aufbau und die Items gleich bleiben, da diese ja direkt aus dem handlungstheoretischen Modell nach v. Cranach hergeleitet sind. Die neue Skalierung spiegelt die Entwicklung der Ergotherapie in diesen 25 Jahren wieder. Das Bewusstsein um die Wichtigkeit der individuellen Relevanz der Handlungskompetenz ist in ergotherapeutischen Fachkreisen gestiegen. Es gibt nicht eine optimale Handlungskompetenz, sondern eine jeweils für einen einzelnen Menschen in seinem ganz speziellen Umfeld relevante Handlungskompetenz. Während der Basisbogen noch einen gewissen Spielraum für Ergotherapeuten bot, den Maßstab für die zu erreichende Handlungskompetenz festzulegen beziehungsweise durch das Instrument nicht direkt dazu aufgefordert wurde, diesen individuellen Handlungsrahmen zu berücksichtigen, wird dies mit der neuen Skalierung direkt vorgegeben.
2.1 Theoretische Grundlagen
Das Instrument wird ganz direkt durch das handlungstheoretische Modell von v. Cranach abgestützt. Im Zentrum aller ergotherapeutischen Behandlungskonzepte steht die Förderung der autonomen Handlungskompetenz. In diesem Sinne stellt ein Instrument zur Erfassung dieser (sowohl im individuellen als auch im sozialen Rahmen) eine ausschlaggebende Komponente eines konzeptionellen Modells für die Ergotherapie dar.
Das handlungstheoretische Modell nach v. Cranach beruht auf verhaltenstheoretischen (naive Verhaltenstheorie nach Heider, 1958; Laucken, 1973), sozialpsychologischen (Theorie der sozialen Kontrolle im symbolischen Interaktionismus nach Goffmann, 1961, 1963, 1969; Mead, 1964; Harré & Secord, 1972) und insbesondere auf systemtheoretischen handlungsanalytischen Modellen (Miller et al., 1973, Hacker, 1986). Dass das Modell diese drei Quellen vereinigt, verleiht ihm eine große Spannbreite der Erfassungsund Betrachtungsmöglichkeiten. Eine umfassende Darstellung des Modells findet die interessierte Leserin in Blaser, 2004 und Blaser und Csontos, 2014 (Ergotherapie in der Psychiatrie, Bern: Hans Huber) Hier soll derjenige Aspekt des handlungstheoretischen Modells hervorgehoben werden, der dem Erfassungsinstrument direkt zugrunde liegt. Dieser Aspekt ist der systemtheoretischen Handlungsanalyse zuzuordnen, die eine hierarchische Struktur der Handlung einerseits, eine sequentielle Struktur andererseits vorsieht.
Die hierarchische Struktur gliedert eine Handlung in sinnvolle, hierarchisch angeordnete Einheiten von Handlungen bis zu einzelnen Muskelbewegungen, die diese Handlungen erfordern.