Schweitzer Fachinformationen
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Sadie stand mit den anderen Reportern im Hof der Lawrences und wartete darauf, dass einer der Kriminalbeamten der Staatspolizei herauskommen und eine Presseerklärung abgeben würde. Die Nachbarn kamen herbei, um so viel wie möglich mitzubekommen. Ein paar gingen an die Tür und klopften; sie wollten wahrscheinlich ihre Hilfe anbieten, aber die Familie reagierte nicht darauf.
Ein Auto voller Teenager hielt hinter einem der Fernseh-Übertragungswagen, und als sie heraussprangen, wandte Sadie sich ab. Sie waren alle in ihrer Klasse - zwei Cheerleader und ein Nachwuchs-Quarterback.
"Sadie!"
Sie wandte sich ihnen wieder zu, erstaunt darüber, dass sie überhaupt ihren Namen kannten, obwohl sie sie sonst immer ignoriert hatten. Sie kamen über den Rasen auf sie zu.
"Sadie, stimmt das mit Emily?" April Manning sprach sie an, als wären sie die besten Freunde.
"Ich weiß auch nur das, was bisher gemeldet wurde."
"Aber du arbeitest doch für die Zeitung, oder?" Courtney Gray strich sich ihr in drei verschiedenen Tönen gefärbtes Haar zurück. "Du solltest es wissen."
"Ich warte auf eine Presseerklärung. Die Polizei ist immer noch drinnen."
"Im Radio haben sie gesagt, dass sie in einem Boot gefunden wurde. Wurde sie erschossen oder so?"
Sadie kämpfte gegen den Ärger an, der in ihr aufkeimte. Waren sie eigentlich schwerhörig? "Wie ich euch schon gesagt habe: Ich weiß wirklich nichts."
Steve spekulierte laut drauf los. "Sie wirkte immer so prüde, aber es gab Gerüchte, dass sie vielleicht ein Drogenproblem hatte."
Ein Drogenproblem? Sadie wusste, dass das nicht wahr war. "Emily war eine Christin. Sie hat keine Drogen genommen."
"Man kann nie wissen", sagte April. "Die Leute sind nicht immer so, wie sie sich in der Schule geben."
Steve stupste sie an. "Damit kennst du dich ja aus."
Das Mädchen grummelte vor sich hin.
Sadie hatte nicht die Kraft, sich mit ihren Gerüchten und Spekulationen abzugeben. "Ich muss ... den Film wechseln." Sie ließ sie einfach stehen und weiter über nichtige Details aus Emilys Leben und über ihren Tod diskutieren, und stieg in Blairs Wagen. Hier konnte sie sitzen, bis die Polizeibeamten herauskamen, um eine Presseerklärung abzugeben. Das war besser, als wenn sie wie einer dieser trauernden Groupies auf dem Hof stehen würde.
Sie lehnte ihren Kopf gegen den Sitz und wünschte, sie könnte positiver über sie denken. Aber die vielen Verletzungen, die sie von ihnen erlitten hatte, seit sie in Cape Refuge zur Schule ging, taten immer noch weh. In den letzten Monaten hatten die kränkenden Bemerkungen zwar etwas nachgelassen - oder aber sie bemerkte sie gar nicht mehr - und sie fühlte sich nicht mehr unsicher, wenn sie den Flur entlangging. Es gab wichtigere Dinge, über die sie sich Gedanken machen musste - wie zum Beispiel über ihre Mutter oder ihren Job.
Ihr Leben war jetzt ausgefüllt, viel ausgefüllter als früher, als ihre Mutter noch im Gefängnis gewesen war und Sadie ihre Tage damit verbracht hatte, sich und ihren kleinen Bruder vor seinem gewalttätigen Vater zu schützen. Sie war körperlich und psychisch am Ende gewesen, als sie hierhergekommen war und im Hanover House Zuflucht gefunden hatte. Morgan und Jonathan Cleary hatten sie in dem Haus aufgenommen, das verschiedene Leute, die ein schwieriges Leben hatten, beherbergte, und sie waren die Pflegeeltern von ihr und ihrem kleinen Bruder Caleb geworden, bis ihre Mutter vor rund einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden und zu ihnen gekommen war.
Bei all den Veränderungen hatte Sadie keine Zeit mehr, über ihre mangelnde Beliebtheit in der Schule zu jammern. Und seit es sie nicht mehr interessierte, hatte sie Freunde gefunden, und die anderen, denen sie aus dem Weg ging, verloren die Lust daran, sie zu ärgern.
Die Haustür ging auf, und Sadie setzte sich auf. Die Polizeibeamten kamen aus dem Haus. Sie sprang aus dem Wagen und schoss Fotos, während die Polizisten immer noch oben auf der Veranda standen. Sie ging zu dem Pulk der Reporter, die vor der Verandatreppe standen, zog das kleine Tonbandgerät aus ihrer Tasche und streckte es zwischen all die anderen Mikrofone und Tonbandgeräte.
Einer der Polizisten trat vor. "Ich möchte im Namen der Polizei von Tybee Island und des Georgia Bureau of Investigation eine kurze Erklärung abgeben. Heute, am 30. Mai, wurde um ungefähr vier Uhr morgens in einem Boot, das zwischen Tybee Island und Cape Refuge trieb, eine Leiche entdeckt. Die Tote wurde am Flussufer von Tybee Island an Land gebracht und als die 16-jährige Emily Lawrence identifiziert. Todesursache war eine Schusswunde. Im Moment behandeln wir die Sache als einen Mordfall, aber wir haben bisher keine Verdächtigen. Die Autopsie soll morgen durchgeführt werden. Wir bitten die hiesige Bevölkerung, die Polizei anzurufen, wenn sie irgendetwas mitbekommen haben, das mit diesem Fall in Zusammenhang stehen könnte. Die Familie wird sich im Moment nicht äußern. Sie bitten darum, dass Sie heute ihren Wunsch nach Privatsphäre respektieren und ihr Grundstück verlassen. Das war's."
Er und der andere Polizist bahnten sich ihren Weg durch die Menge und gingen zu ihren Autos, während die Reporter sie mit Fragen bombardierten.
Sadie ließ die Kamera um ihren Hals baumeln, zog den Notizblock aus der Gesäßtasche ihrer Jeans und machte sich ein paar Notizen. Da kamen ihre drei neuen "Freunde" schon wieder auf sie zu.
April hatte Tränen in den Augen. "Es ist schrecklich, einfach schrecklich. Wer hätte je gedacht, dass jemand aus unserer Klasse ermordet werden würde?"
Sadie schluckte ihre Gefühle hinunter und sah von ihrem Notizblock auf. "Wisst ihr, mit wem Emily am meisten zusammen war? Außerhalb der Schule, meine ich?"
"Natürlich, ja", sagte Steve. "Sie hat viel Zeit mit Danny Brewer, Lourdes Grant und dieser Clique verbracht."
Sadie notierte sich das.
"Wirst du sie interviewen?"
"Vielleicht."
"Du könntest auch uns interviewen." Courtney lächelte sie hoffnungsvoll an.
Sadie zuckte mit den Schultern. "Okay. Gibt es irgendwas, das du über Emily erzählen willst?"
"Ja", sagte Courtney. "Schreib auf, dass sie ein nettes Mädchen war. Dass die Leute sie mochten und so was."
Originell, dachte Sadie. Das ist der Stoff, mit dem man Preise gewinnt.
"Und schreib meinen Namen mit e und nicht mit a. G-R-E-Y."
"Ich möchte auch etwas sagen", mischte sich April ein. "Schreib, dass es unheimlich ist, zu wissen, dass jemand da draußen ist, der deine Freunde ermordet. Man hat dann Angst davor, abends auszugehen."
Das war etwas, das sie gebrauchen konnte. Sie notierte es. "Noch etwas?"
Nun war Steve bereit für seine 15 Minuten. "Ja, ich habe letzte Woche mit ihr gesprochen, da schien es ihr gut zu gehen. Ich durfte ihr Handy benutzen. Sie machte nicht den Eindruck, als sei sie depressiv oder verrückt oder irgendetwas in der Art."
"Und wie heißt du mit Nachnamen?" Sie kannte seinen Nachnamen so gut wie ihren eigenen. Wer kannte ihn nicht? Aber sie wollte bei ihm nicht den Eindruck erwecken, dass sie ihn jemals bemerkt hatte.
"Singer", sagte er. "S-I-N-G..."
"Ich hab's schon." Sie klappte ihren Notizblock zu. "Also, vielen Dank, Leute. Ich muss jetzt gehen. Ich muss meinen Artikel schreiben."
Sie ließ sie stehen und ging zurück zu Blairs Wagen.
Matt Frazier hatte sich mit dem Transporter des Blumenladens seines Vaters hinter das Auto gestellt und rief nach ihr.
Sadie lächelte ihn an. "Hallo, Matt."
Er war ihr allererster Freund auf Cape Refuge gewesen. An dem Tag, als sie beim Hanover House abgesetzt worden war und niemand zu Hause gewesen war, war er vorbeigekommen, um einen Blumenkranz für die Tür zu bringen. Und dann hatten sie sich in den letzten eineinhalb Jahren immer besser kennengelernt.
"Sadie, sind Emilys Eltern schon herausgekommen, um ein Interview zu geben?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Nur die Polizei."
Er sah zur Tür hinüber. Einige Reporter standen immer noch zusammengedrängt im Hof und wollten offenbar nicht gehen. "Mein Vater wollte, dass ich ihnen einen Kranz bringe. Ich kann es immer noch nicht fassen. Wie konnte so etwas passieren?"
Sadie schüttelte den Kopf. "Arme Emily."
Sie standen beide schweigend da und Sadie sah die hilflose Wut in seinen Augen. Schließlich sah er sie an. "Geht es dir gut?"
Sie lächelte ihn durch den Schleier der Tränen, die ihr in den Augen standen, an. "Ja, danke."
"Ich weiß, dass sie in deiner Klasse war. Sie war ein tolles Mädchen. Ich habe sie manchmal im Baseballstadion getroffen, wo sie am Imbissstand gearbeitet hat. Sie war immer so fröhlich und lebhaft. Sie hat nie jemandem etwas getan."
Sadie hatte Angst, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde, deshalb streckte sie ihre Hand nach dem Griff der Autotür aus. "Ich muss los."
Er trat zur Tür, öffnete sie für sie und sah sie an, während sie einstieg. "Ruf mich an, wenn du reden willst, okay? Ich habe heute später am Vormittag noch Vorlesungen, aber ich habe mein Handy dabei."
"Vielleicht mache ich das."
Er schloss die Tür, und sie fuhr davon. Eine Träne kullerte über ihr Gesicht und sie wischte sie weg. Matt hatte sie getröstet, obwohl er Emily wahrscheinlich schon...
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