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Es war nicht das erste Mal, dass US-Secret-Service-Agentin Tessa Reed einen Kater hatte. Ihr Kopf hämmerte im Takt mit ihrem Herzschlag. Am liebsten hätte sie die Augen gar nicht aufgemacht. Sie wollte dem Tag nicht ins Angesicht sehen. Als sie ein Auge vorsichtig öffnete, sah sie, dass es noch dunkel war. Tessa hatte keine Ahnung, wie lange die Nacht noch dauern würde, aber sie kämpfte nicht gegen den Sog des Schlafes an, sondern ließ sich noch einmal davon überwältigen.
Als sie schließlich wieder wach wurde, waren ihre Kopfschmerzen noch viel schlimmer. Durch die Lider nahm sie Licht wahr und ein ekliger Gestank stieg ihr bei jedem Atemzug in die Nase.
Sie konnte sich zusammenreißen. Das hatte sie schon oft gemacht. Zu oft. Aber so heftige Schmerzen, dass ihr Schädel schon bei der kleinsten Bewegung dröhnte, fand Tessa in der weiten Landschaft ihrer Erinnerungen nicht.
Noch ein paarmal Luft holen und dann würde sie -
Kalte Erkenntnis packte sie, als ihr in einem Tsunami des Entsetzens drei unterschiedliche Empfindungen bewusst wurden. Sie lag auf der Bettdecke und . Tessa riss die Augen auf und kniff sie dann sofort wieder zusammen, um die Wirkung des Lichts zu minimieren, das zwischen den Gardinen hindurchdrang. Sie drehte sich langsam um und fand das bestätigt, was sie bereits wusste.
Ihre Bluse war nicht mehr da.
Nein! Nein! Das durfte nicht wahr sein! Bitte, Jesus, mach, dass es nicht wahr ist!
Tessa zwang sich, die Augen wieder aufzumachen und ihre Umgebung wahrzunehmen. Allem Anschein nach befand sie sich in einem billigen Motelzimmer. Ihre Bluse war weg, aber ihre restliche Kleidung trug sie noch, auch die Schuhe.
Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, wie sie dorthin gekommen war, wer bei ihr gewesen war, was sie getan hatten oder wann dieser Jemand zurückkommen würde.
Tessa kämpfte gegen ihre Übelkeit an und setzte sich mit Mühe auf. Dann saß sie mit dem Kopf in den Händen da und atmete flach ein und aus, bis der Angriff des imaginären Eispickels auf ihr Gehirn etwas nachließ.
Obwohl sie noch lange nicht bereit dazu war, hob sie den Kopf und sah sich im Zimmer um. Ihre Handtasche lag auf einem niedrigen Nachttisch. Von ihrer Bluse weit und breit keine Spur.
Was war gestern Nacht geschehen?
Als Nächstes untersuchte Tessa ihren Körper. Keine Prellungen. Keine sichtbaren Spuren einer Verletzung. Keine Schmerzen außer diesen höllischen Kopfschmerzen. Nichts fühlte sich gestaucht oder empfindlich an.
Sie nahm ihre Tasche und öffnete sie in der Erwartung, dass sie leer sein würde.
Handy und Schlüssel waren genau dort, wo Tessa sie hingetan hatte.
Wenn jemand sie entführt hatte, war es die schlimmste Entführung in der Geschichte der Menschheit.
Wenn sie freiwillig hierhergekommen war - nein. Das wäre sie nicht. Oder? Könnte sie aus freien Stücken hier sein - wo auch immer hier war? Das ergab keinen Sinn.
Tessa versuchte, sich zu erinnern. Sie war im Gino's gewesen. Sie hatte an der Bar gesessen. Und dann? Sie hatte eine vage Erinnerung an etwas, aber als sie nach konkreteren Anhaltspunkten suchte, entglitt sie ihr.
Dies war kein normaler Kater.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche.
Tot.
Wenn sie diesen Raum verließ, würde sie in völlige Ungewissheit treten und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine feindliche Umgebung - unbewaffnet und auf das, was dort draußen wartete, in keiner Weise vorbereitet. Und das Ganze ohne Bluse.
Aber wenn sie hierblieb, war völlig offen, wer oder wie viele Leute demnächst durch diese Tür kommen würden.
Tessa konnte auf sich aufpassen. Viel besser als die meisten Frauen. Oder Männer. Aber sie hatte eben keine Waffe. Und auch wenn sie Kampftechniken beherrschte, war es möglich, dass jemand sie überwältigte.
Jedenfalls konnte sie nicht in diesem Raum bleiben. Jeder Schritt jagte einen Stoß durch ihren schmerzenden Schädel, aber Tessa zwang sich, unter dem Bett und in den Schubladen nachzusehen. Ihre Bluse war eindeutig nicht mehr da. Vorsichtig trat sie ans Fenster und spähte an der Gardine vorbei auf einen Parkplatz. Sie sah nichts, was ihr einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort hätte geben können.
Ein uraltes Telefon mit Wählscheibe stand auf der Kommode. Sie schob sich rückwärts zu dem Apparat, die Tür immer im Blick. Dann nahm sie den Hörer ab und lauschte.
Ein Freizeichen. Danke, Jesus. Danke!
Drei Atemzüge lang überlegte sie, was für Optionen sie hatte, und dann wählte sie die Nummer.
Ihr blieb nichts anderes übrig.
Sie wartete darauf, dass er abnahm, wohl wissend, dass durch dieses grandiose Versagen die dunkelsten Seiten ihrer Seele ans Tageslicht gezerrt werden würden.
*
Secret-Service-Agent Zane Thacker warf einen Blick auf das Display seines Smartphones. Es war eine Nummer mit der lokalen Vorwahl, aber keine, die er erkannte. Er ließ die Mailbox anspringen.
Seine Beziehung zu Handys war eine Art Hassliebe, allerdings mit Schwerpunkt auf dem Hass. Trotzdem hatte er sein Telefon 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr bei sich. Dafür hatte er seine Gründe. Die meisten davon waren deprimierend. Und deshalb konnte nicht jeder, der ihn anrief, ihn auch erreichen, obwohl das Handy immer in seiner Nähe war. Vor allem jetzt nicht.
Zane hätte nichts dagegen gehabt, nie im Leben von einem trauernden, rachsüchtigen Attentäter angeschossen zu werden. Aber das Leben hatte es ihm in der Vergangenheit nicht gerade leicht gemacht. Warum also sollte es jetzt damit anfangen?
Der Arzt hatte ihm erlaubt, wieder arbeiten zu gehen, aber er bewegte sich noch immer langsam, seine Reaktionen blieben träge und die Schmerzen weigerten sich einfach zu verschwinden. Und deshalb war er an einem Samstag noch vor acht Uhr morgens wach, angezogen und dabei, seinen zweiten Kaffee zu trinken. Er hatte den Versuch weiterzuschlafen, schon vor Stunden aufgegeben.
Wieder klingelte das Telefon.
Niemand, der ihn kannte, würde so früh anrufen.
Es sei denn, die Person war in Schwierigkeiten.
Zane nahm den Anruf an. "Thacker."
"Zane", erklang Tessas zitternde Stimme. "Kannst du mich bitte abholen?"
Er hatte Schlüssel und Waffe schon in der Hand, noch bevor sie den Satz beendet hatte. "Wo bist du?"
"Ich . ich weiß nicht."
Er schaltete die Alarmanlage aus. "Bist du verletzt?"
"Nein. Aber ich kann nicht weg."
Zane spürte, wie eine eisige Hand nach ihm griff. "Wo ist dein Handy?"
"Das habe ich hier, aber der Akku ist leer. Ich rufe vom Telefon im Zimmer an."
"Warte." Er war schon beim Wagen und schob sich hinters Steuer seiner neuen Limousine. Wenn er zu schnell machte, würde es wehtun, und das würde ihn aufhalten. Besser, sich so zu bewegen, dass sein Körper nicht protestierte.
Als er auf dem Fahrersitz saß, öffnete er das "Freundefinder"-Programm, das alle Agenten beim amerikanischen Geheimdienst von Raleigh vor ein paar Monaten nur zu gerne installiert hatten. Wenn jemand versucht, dein ganzes Team auszuschalten, ist es ein gewisser Trost zu wissen, dass die anderen dich finden können. Ein Blick verriet Zane, was er längst wusste. Alle waren dort, wo sie sein sollten. Alle außer Tessa.
Tessa Reed war nicht in ihrer eleganten Wohnung. In der Wohnung mit Überwachungskameras in allen Hausfluren und auf dem gut beleuchteten Parkplatz. Der zuletzt angezeigte Standort ihres Handys befand sich in einem Stadtteil, in dem niemand sich aufhalten sollte. Schon gar nicht jemand, der aussah wie Tessa.
"Das letzte GPS-Signal zeigt an, dass du im Motel Tropische Oase bist."
"Okay. Dann bin ich wahrscheinlich dort. Obwohl nichts hier darauf hinweist. Und niemand, der bei Verstand ist, würde diesen Ort als Oase bezeichnen."
"Ich bin unterwegs. Wie es aussieht, werde ich zwanzig Minuten bis zu dir brauchen."
"Okay", flüsterte Tessa, aber weder Erleichterung noch Gewissheit schwangen in dem Wort mit.
"Gibt es einen speziellen Grund, warum du dort bist?"
Zane schlug mit der flachen Hand auf sein Lenkrad. Es gab so viele Dinge, die er sagen wollte. Aber er war klug genug, um zu wissen, dass nichts, was er sagte, helfen würde. Tessa hatte ein Problem. Und zwar ein riesiges. Es würde sie alles kosten.
Vielleicht hatte es sie schon viel mehr gekostet, als sie zu zahlen bereit war.
Dieser Gedanke ließ seine Wut verfliegen. Übrig blieb eine kraftvolle Mischung aus schwelendem Frust und herzzerreißendem Mitgefühl. "Gibt es einen Grund, warum du noch dort bist, Tess?"
"Ich habe keine Bluse." Ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum...
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