Rechtstraegerschaft fuer fremde Rechnung

Die Treuhand fuegt sich in das klassische zivilrechtliche System von Schuld- und Sachenrecht nicht ein. Sie zeigt, dass es zwischen dem "fuer sich Haben" des Eigenrechts und dem "verlangen koennen" des schuldrechtlichen Verschaffungsanspruchs eine Zwischensphaere des "Habens fuer einen Dritten" gibt: die Rechtstraegerschaft fuer fremde Rechnung. Wann wir jedoch einen Treugeber, der nur wirtschaftlich gesehen Eigentuemer ist, auch rechtlich wie einen Eigentuemer zu behandeln haben, ist eine in der Zivilrechtslehre ungeklaerte Frage. Bislang werden in verschiedenen Rechtsbereichen ganz unterschiedliche Antworten angeboten: Im Insolvenz- und Vollstreckungsrecht soll etwa der Treugeber gegenueber den Glaeubigern des Treuhaenders nur dann Schutz gemaess ?? 771 ZPO, 47 InsO geniessen, wenn er das Treugut unmittelbar auf den Treuhaender uebertragen hat (sog. Unmittelbarkeitsprinzip). Bei deliktischen Schaedigungen von Treugut, bei der Aufrechnung mit treuhaenderisch gehaltenen Forderungen oder bei treuwidrigen Verfuegungen wird nach ganz anderen Grundsaetzen entschieden. Georg Bitter ueberwindet die 100 Jahre alte Unmittelbarkeitsdoktrin. Er entwickelt ein konsistentes Treuhandmodell, das einerseits eine klare Verortung der Treuhand zwischen Schuld- und Sachenrecht ermoeglicht, andererseits die in den verschiedenen Rechtsbereichen bisher sehr disparat beurteilten Aussenwirkungen der Treuhand in einem System zusammenfuehrt.