Schweitzer Fachinformationen
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Worum es geht
Ethik ist ein Bereich der Philosophie. In einem ersten Schritt führen wir deshalb den Begriff der Philosophie ein und betonen ihren reflexiven Charakter. Aufbauend darauf erläutern wir in einem zweiten Schritt zentrale Aspekte der Ethik. Sie setzt sich inhaltlich mit Fragen der Moral und des guten Lebens auseinander. Der reflexive Charakter der Ethik kommt im Anspruch zum Ausdruck, das eigene Handeln begründen zu können. Darüber hinaus unterscheiden wir verschiedene Formen der ethischen Reflexion. Die zentralen Formen des elementaren und wissenschaftlichen Philosophierens finden sich prominent in philosophischen Gesprächen. Fachdidaktische Bezüge skizzieren zentrale Anliegen und ausgewählte Herausforderungen des Ethikunterrichts.
Der Ethikunterricht will die Schüler*innen befähigen, sich in unserer durch Werte und Normen geprägten Welt zu orientieren und auf der Basis grundlegender Werte und Normen selbstbestimmt und verantwortlich zu handeln. Mündige Menschen sind sich der zentralen Bedeutung von Werten und Normen für ihr eigenes Leben, aber auch für das Zusammenleben mit anderen bewusst und können sich an öffentlichen Diskussionen über Werte und Normen beteiligen. Sie erkennen ethische Herausforderung und können sie auf der Basis der ihnen zugrundeliegenden Werte und Normen rekonstruieren. In offenen, verständigungsorientierten Gesprächen können sie nach begründeten Lösungen auf ethische Herausforderungen suchen und so begründete Urteile fällen.
Ein Ethikunterricht, der die Ziele der Selbstbestimmung und Verantwortlichkeit betont, stellt die Fähigkeit zu einem kritischen, begründungsorientierten Umgang mit Werten und Normen ins Zentrum. Ihm liegt ein Ethikverständnis zugrunde, das Ethik als einen Teilbereich der Philosophie versteht und sich stark am Selbstverständnis und den Methoden der Philosophie orientiert. Dieser Punkt spiegelt sich in der Bedeutung, die dem didaktischen Ansatz des Philosophierens mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Ethikunterrichts an Volksschulen zukommt. Die Tatsache, dass Ethiklehrpläne auch häufig allgemeine philosophische Fragen und Themen aufnehmen, die nicht direkt in den Bereich der Ethik fallen, verstärkt diese Orientierung an der Philosophie als Bezugsdisziplin des Ethikunterrichts zusätzlich. Es bietet sich denn auch an, in einem ersten Schritt den Begriff der Philosophie zu klären.
Die Frage, was Philosophie ist, stellt selbst eine offene philosophische Frage dar. Entsprechend gibt es unterschiedliche Vorschläge, wie der Begriff der Philosophie zu bestimmen ist. Ein breiter Konsens besteht jedoch darüber, dass sich die Philosophie durch ihren reflexiven Charakter auszeichnet. Entsprechend nähern wir uns dem Begriff der Philosophie in einem ersten Zugriff über ihren reflexiven Charakter.
Anlass zum Philosophieren sind in der Regel kleinere oder grössere Irritationen, welche die Art, wie wir über die Welt nachdenken und in der Welt handeln, infrage stellen oder zumindest klärungsbedürftig erscheinen lassen. Die Philosophie hinterfragt denn auch Anschauungen, Überzeugungen, Prinzipien, Begriffe und Praktiken, die im Alltag oder in den Wissenschaften oft als selbstverständlich vorausgesetzt werden (Nagel 1990, 8; Pfister 2011, 18). Sie stellt beispielsweise die Frage, was es heisst, etwas zu wissen und wie sich Wissen und Wahrheit zueinander verhalten. Oder sie fragt, was wir eigentlich meinen, wenn wir von einer Zeichnung sagen, dass sie schön sei und weshalb genau es grundsätzlich falsch sein soll zu lügen. Wer philosophiert, denkt also über das eigene Denken und Handeln nach und damit immer auch über die Art, wie wir uns auf andere Menschen und die Welt insgesamt beziehen.
Dabei meint «Nachdenken» immer ein kritisches Nachdenken. «Kritisch» bedeutet hier anders als in der Alltagssprache nicht, etwas negativ einzuschätzen oder zu bezweifeln. Vielmehr meint es im Kern, dass wir das Denken und Handeln sorgfältig untersuchen und prüfen (Pfister 2020, 13). Wer philosophiert, versucht denn auch, das eigene Denken und Handeln besser zu verstehen, auf seine Tragfähigkeit und Plausibilität hin zu untersuchen und allenfalls aufzugeben oder anzupassen. Das ist im Kern mit dem reflexiven Charakter der Philosophie gemeint.
Fragen wir uns, welchen Gegenstand die Philosophie hat, fällt zunächst auf, dass sie sich mit unterschiedlichen Themenbereichen beschäftigt. Das wird aus den oben angedeuteten Beispielen bereits deutlich. Oft wird denn auch gesagt, dass die Philosophie im Unterschied zu anderen Wissenschaften keinen bestimmten Gegenstand habe.
Auf einer formalen Ebene lässt sich jedoch durchaus ein Gegenstand bestimmen, wie die Charakterisierung der Philosophie über ihren reflexiven Charakter nahelegt: das eigene Denken und Handeln. Weil sich unser Denken auf unterschiedliche Dinge richten kann und wir in unterschiedlichen Kontexten handeln, legt diese Bestimmung des Gegenstands die Philosophie thematisch jedoch nicht fest. Diese formale Bestimmung lässt sich allerdings noch präzisieren. Auch wenn die Philosophie im Kern beim eigenen Denken und Handeln ansetzt, beschäftigt sie sich in einem doppelten Sinne mit allgemeinen Fragen des Denkens und Handelns.
Der Philosophie geht es nicht um einzelne oder zufällige Gedanken und Handlungen, sondern um solche, welche die Art prägen, wie wir über die Welt denken und in der Welt handeln (Schnädelbach 2011, 20 f.). Das lässt sich auch so auf den Punkt bringen, dass die Grundsätze unseres Denkens und Handelns den Gegenstand der Philosophie bilden. Dabei lässt sich «Grundsätze» sehr breit fassen. Das Wort bezeichnet unter anderem Begriffe, Prinzipien, Werte oder Haltungen. Am bereits erwähnten Beispiel von Wahrheit und Wissen lässt sich das veranschaulichen. Der Philosophie geht es beispielsweise nicht um die Frage, ob es wahr ist, dass Wasser bei einer Temperatur von 100 °C siedet oder ob das unter allen Bedingungen der Fall ist. Das gehört in den Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften. Vielmehr fragt sie, was wir hier mit Wahrheit meinen und unter welchen Bedingungen wir sagen können, dass wir etwas wissen. Und dies führt weiter zur Frage, wie sich theoretische Modelle und Wirklichkeit zueinander verhalten und ob theoretische Modelle wahr sein können. «Wissen» und «Wahrheit» sind Begriffe, die unseren Bezug zur Welt und auch unser Selbstverständnis als denkende und handelnde Wesen stark prägen. Nicht alle philosophischen Fragen beziehen sich auf derart basale Grundsätze. Aber sie vereint, dass sie in der einen oder anderen Form einen grundlegenden und damit allgemeinen Charakter haben.
Nicht zuletzt wegen ihres grundlegenden Charakters richten sich philosophische Fragen auf Vorstellungen und Prinzipien, die wir mit anderen Menschen teilen (Habermas 2019, 12). Sie stellen sich vor dem Hintergrund einer mit anderen geteilten Lebensweise. Es sind also Fragen, die uns nicht nur als einzelne, konkrete Individuen betreffen, sondern als Menschen, die mit anderen zusammen eine Lebensweise teilen. Sind wir unsicher, was wir genau unter «Wahrheit» verstehen oder unter welchen Bedingungen wir sagen können, dass wir etwas wissen, geht es uns in einer philosophischen Perspektive um die Frage, was wir alle unter «Wahrheit» oder «Wissen» verstehen können oder gar sollen. Wir beschäftigen uns in der Philosophie in diesem Sinne mit Fragen, die uns alle angehen und auch in diesem Sinne allgemein sind. Gelegentlich wird hier noch zwischen Lebensformen und Lebensweisen unterschieden. Mit «Lebensform» beziehen wir uns dann primär auf Fragen, die alle Menschen als Menschen betreffen. Im Unterschied dazu verweist «Lebensweise» auf bestimmte Arten, das Leben zu führen, die etwa für bestimmte Kulturen oder Subkulturen wichtig sind. Die Grenzziehung ist allerdings schwierig und wir verwenden «Lebensweise» hier in beiden Bedeutungen.
Diese beiden Präzisierungen lassen sich so auf den Punkt bringen, dass allgemeine Grundsätze unseres Denkens und Handelns den Gegenstand der Philosophie bilden, die eingelassen sind in eine mit anderen geteilte Lebensweise und die Art prägen, wie wir uns selbst verstehen und wie wir uns auf die Welt und andere Menschen beziehen.
Die Betonung des reflexiven Charakters der Philosophie bringt einen zentralen Unterschied zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen zum Ausdruck: Anders als die meisten anderen Wissenschaften sucht die Philosophie die Antworten auf ihre Fragen nicht durch die Beschreibung und Erklärung von Sachverhalten. Sie kann ihre Fragen denn auch nicht allein auf einer empirischen, erfahrungsbasierten Weise klären und beantworten. Darauf spielt bereits das Beispiel mit dem Siedepunkt von Wasser an. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass empirisches Wissen in der Philosophie keine Rolle spielt. Abhängig vom Kontext kommt ihm in der Problembeschreibung oder in der Begründung von Antworten durchaus eine wichtige Rolle zu. Es meint aber, dass sich philosophische Fragen nicht unmittelbar durch den Verweis auf Tatsachen beantworten lassen. In der Philosophie nehmen wir denn auch nicht die Rolle von Beobachter*innen ein, die Sachverhalte von aussen beschreiben, analysieren und erklären. Wir denken vielmehr als Akteur*innen über unser Denken und Handeln nach.
Dieses Nachdenken weist die Form einer Selbstverständigung über die Grundsätze unseres Denkens und Handelns auf....
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