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Was man unter Multipler Sklerose versteht und wie häufig sie diagnostiziert wird, erfährst du in diesem Kapitel. Außerdem bekommst du einen Überblick über die häufigsten MS-Symptome und liest, wie Neuroinflammationen, Multiple Sklerose und oxidativer Stress zusammenhängen. Informationen zu Übergewicht und Ansätze in der Ernährungstherapie runden mitsamt Tipps zur Gewichtsreduktion das Kapitel ab.
Multiple Sklerose (MS) ist die am häufigsten vorkommende chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fehlgeleitet ist und körpereigene Strukturen attackiert und beschädigt.
Unser Gehirn funktioniert wie ein fein abgestimmtes Schaltwerk, das Signale über das Rückenmark in die verschiedenen Körperregionen sendet, wo sie empfangen werden. Damit dies reibungslos funktionieren kann, benötigen wir die Nervenfasern, die ähnlich wie bei einem Kabel mit einer Schutzschicht umhüllt sind, der sogenannten Myelinscheide. Wird nun diese Hülle von unserem Immunsystem angegriffen, können wir uns das wie bei einem Kabelbrand vorstellen. Es entstehen an einer oder mehreren (multiplen) Stellen entzündliche sogenannte Entmarkungs-herde. Über diese können Signale nicht mehr ordnungsgemäß durch die Nervenfasern geleitet werden, und es können beispielsweise Missempfindungen, Sensibilitäts- oder Sehstörungen auftreten.
Multiple Sklerose ist eine chronischentzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.
Nach dieser entzündlichen Reaktion, die als Schub bezeichnet wird, können sich die Nervenfasern entweder regenerieren und die normale Funktion kann wiederhergestellt werden oder das entzündete Gewebe vernarbt. Im Fachjargon sagt man dazu, es sklerosiert, daher der Name Multiple Sklerose.
Weltweit leben ca. 2,8 Millionen Menschen und in Deutschland ca. 252.000 mit Multipler Sklerose. Jährlich erhalten in Deutschland mehr als 15.000 Personen eine MS-Diagnose, wobei Frauen mehr als doppelt so häufig erkranken wie Männer. Die Erkrankung wird häufig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt, weniger häufig kommt eine Diagnose im Kindes- und Jugendalter vor.
Links ein gesunder Nerv, rechts ein durch MS geschädigter
Die Diagnose Multiple Sklerose wird heute auf Grundlage von Symptomatiken und verschiedener Tests gestellt, da die ersten Symptome auch anderen Krankheitsbildern entsprechen können. Für einen gesicherten Befund ist es daher besonders wichtig, verschiedene Aspekte miteinzubeziehen und Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen. Folgende Untersuchungen werden zur Diagnosesicherung miteinbezogen:
neurologische, körperliche Untersuchung
Nervenleitfähigkeit und Geschwindigkeit (sogenannte evozierte Potentiale)
Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser aus dem Rückenmark)
Magnetresonanztomografie (MRT) von Gehirn und Rückenmark)1
Trotz intensiver Forschungen zur Entstehung von Multipler Sklerose ist die Ursache bislang noch unklar. Vermutlich gibt es keinen einzelnen Auslöser, sondern vieles spricht für eine Kombination aus mehreren Bedingungen, die zusammentreffen müssen, beispielsweise Umweltfaktoren (klimatische Einflüsse und unser Lebensstil), Ernährungsgewohnheiten oder erbliche Komponenten. Auch Störungen im Immunsystem und andere Faktoren wie Virusinfektionen (Epstein-Barr-Virus), ein niedriger Vitamin-D-Spiegel oder hohe psychische Belastungen sind Trigger für Autoimmunerkrankungen.
Nach den Ursachen der Entstehung von MS wird weiter intensiv geforscht.
Forscher aus aller Welt versuchen das Entstehungsrätsel der Multiplen Sklerose zu lösen und analysieren dafür die komplizierten Vorgänge des Immunsystems und die Reaktionen auf das Nervensystem. Multiple Sklerose ist nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Die gute Nachricht jedoch: Mittlerweile gibt es einige Therapiemöglichkeiten, die das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen können.
Neben den vorhandenen medikamentösen Therapien können wir selbst einen maßgeblichen Beitrag für unsere Gesundheit leisten, sei es durch eine entzündungshemmende Ernährung, regelmäßiges sportliches Training oder mehr Bewegung im Alltag. Auch Stressmanagement durch verschiedene Entspannungsmethoden oder Meditation und ein insgesamt entzündungshemmender Lebensstil unterstützen unser körperliches und mentales Wohlbefinden.
Multiple Sklerose wird auch die Krankheit der tausend Gesichter genannt. Die Symptome sind vielfältig, dauern unterschiedlich lange an, sind stärker oder schwächer ausgeprägt, und jeder Mensch erlebt sie auf andere Weise. Kein Verlauf gleicht dem anderen, daher kann die Liste bei dir länger oder kürzer ausfallen. Zu den häufigsten MS-bedingten Symptomen gehören:
Muskelschwäche oder Lähmungen
Minderung der Sehschärfe (Sehnerventzündung)
vorübergehende Verschlechterung der MS-Symptome bei Hitze (Uhthoff-Phänomen)
krampfhafte Erhöhung der Muskelspannung (Spastik)
Gefühlsstörungen, Missempfindungen, Taubheit oder Schwäche in den Gliedmaßen
Depressionen
anhaltende Erschöpfungszustände (Chronisches Fatigue-Syn-drom, CFS)
unangenehme elektrische Impulse bei bestimmten Halsbewegungen (Lhermitte-Zeichen)
Blasen- und/oder Darmentleerungsstörungen
Schwindel
Sprech- und Sprachstörungen
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
Der Begriff Neuroinflammation ist noch recht neu. Er beschreibt eine Entzündung des Nervengewebes, die bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen, also bei einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen, eine wichtige Rolle spielt. Dieses Entzündungsgeschehen kann durch Faktoren wie Stress, Schlafmangel, Übergewicht und eine geschädigte Darmbarriere beeinflusst werden - was nahelegt, dass diese bei einer ganzheitlichen Behandlung von Multipler Sklerose miteinbezogen werden sollten.
Die Neuroinflammation des ZNS wird durch entzündungsfördernde Zytokine (verschiedene Botenstoffe) verursacht. Eigentlich ist eine Entzündung nichts Schlechtes, denn sie ist ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr und dient dazu, Heilungsprozesse einzuleiten. Sie kann in allen Bereichen des Körpers auftreten. Die Entzündungsreaktion ist ein eingespielter Ablauf: Bereits beim Auftreten der Reaktion werden gleichzeitig regulierende Prozesse eingeleitet, sodass die Entzündung nicht außer Kontrolle geraten kann. Solche Immunreaktionen können auch im ZNS stattfinden, um bei einer Infektion pathogene Keime abzutöten und die Heilungsmechanismen durch spezielle Immunzellen in Gang zu setzen und die Neuronen zu schützen. Zu einer chronischen Entzündung kommt es, wenn das Immunsystem sich nicht mehr selbst regulieren kann - im weiteren Verlauf führt dies zum Verfall bzw. Verlust von Nervenzellen, also einer Neurodegeneration.2
Entzündungen sind ein normaler Vorgang unserer Immunabwehr, bei MS sind diese allerdings außer Kontrolle geraten.
Bei Menschen mit Multipler Sklerose öffnen die Zytokine die Blut-Hirn-Schranke teilweise und lassen Immunzellen in das ZNS einströmen, die im Gehirn Antikörper gegen die Myelinscheiden produzieren. Zudem können T-Helferzellen die Blut-Hirn-Schranke überwinden, die Schutzhülle der Nervenfasern (Myelin) angreifen und die Reizweiterleitung reduzieren.3
Die im ZNS zuständigen Immunzellen reagieren auf entzün-dungsfördernde Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress, Alterung, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem erhöhen diese Faktoren das Risiko für neu-rodegenerative und chronisch-entzündliche Erkrankungen. Viele dieser Krankheiten, z. B. Arteriosklerose, Diabetes mellitus Typ 2, Rheuma und Multiple Sklerose gehen mit einem chronischen Entzündungsgeschehen einher, ebenso Übergewicht und Stress.4
Die Oxidation beschreibt eine chemische Reaktion des Körpers, die z. B. durch die Aufspaltung von Nahrung in Proteine, Kohlenhydrate und andere Bestandteile ausgelöst wird. Diese Oxidationsprozesse sind wichtig für die Energiegewinnung der Zellen. Ein eingespielter Prozess, der an sich nicht schädlich ist, solange genügend antioxidierende Faktoren vorhanden sind, die den Schäden entgegenwirken und solange keine übermäßige Oxidation entsteht.
Oxidation
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