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In den Anfangsjahren von Bitcoin, von 2009 bis Anfang 2011, bestand das gesamte Ökosystem nur aus einer Software, dem Bitcoin-Client. Diese Software gab es zunächst für Microsoft Windows und sie bestand aus der Wallet, dem Full-Node und dem Miner. Es gab keine mobilen Anwendungen, keine Händler, keine Glücksspiel-Websites, keine Darknet-Märkte, keine börsengehandelten Produkte, keine Börsen, keine institutionellen Investoren; nur eine primitive und einfache Softwareanwendung. Alles, was man tun konnte, war ein paar Coins zu minen, sie zu versenden und zu empfangen. Zu dieser Zeit war Bitcoin ziemlich nutzlos, und oberflächlich betrachtet schien das System nicht viel Wert oder Potenzial zu haben. Um sich für diesen Space zu interessieren, brauchte man Vorstellungskraft. Man musste viele Schritte vorausdenken und konzeptualisieren, wie sich das System im Laufe der Zeit entwickeln und verändern würde. Man musste Schicht für Schicht Annahmen über die Entwicklung von Bitcoin aufstellen. Viele dieser Hypothesen wurden nie getestet oder umfassend diskutiert; sie wurden einfach als selbstverständlich hingenommen und akzeptiert. Im Jahr 2015 gab es Bitcoin bereits seit fünf oder sechs Jahren und für diejenigen, die sich in diesem Bereich engagierten, war das eine ziemlich lange Zeit, um eine Hypothese zu vertreten. Viele in der Community vertraten unterschiedliche, widersprüchliche Annahmen darüber, wie Bitcoin funktionierte, und das Ausmaß dieser Unstimmigkeiten war nie offengelegt worden. Jetzt brodelten diese Meinungsverschiedenheiten an der Oberfläche und da Bitcoin für die Beteiligten so viel bedeutete, hatten die Folgen das Potenzial, unangenehm und unvorhersehbar auszufallen.
Außerdem war der Bitcoin-Preis deutlich gestiegen, von wenigen Cent im Jahr 2010 auf rund 220 US-Dollar pro Coin im Sommer 2015. Viele Konfliktparteien hatten also aus finanzieller Sicht erheblich davon profitiert, dass sie früh in Bitcoin investiert hatten. Eine negative Konsequenz davon war, dass einige in der Community übermütig, ja sogar ein wenig arrogant wurden. Nehmen wir zum Beispiel an, jemand hätte sich Anfang 2011 für eine Investition entschieden, als der Bitcoin-Preis unter 1 US-Dollar lag. Er konnte die Coins dann bis 2015 behalten und bemerkt haben, wie seine Investition um mehr als das 200-Fache gestiegen ist. Das beeinflusst wahrscheinlich die Psyche: Die Annahmen aus dem Jahr 2011 waren offensichtlich richtig? Immerhin haben sie zu großen Gewinnen geführt. Dieser Anleger glaubt nun wahrscheinlich, dass er Bitcoin sehr gut versteht und weiß, was das Beste für die Zukunft ist. Er denkt, dass er Bitcoin im Jahr 2011 gut durchschaut hat, weil er so starke Gewinne erzielt hat. Leider war den Menschen vielleicht nicht ganz klar, dass andere mit ganz anderen und widersprüchlichen Visionen Anfang 2011 ebenfalls in Bitcoin investiert hatten, was diese etwas fehlerhafte und einseitige Logik widerlegte. Oft schien es, als ob die Menschen einfach davon ausgingen, dass die anderen frühen Investoren alle mit ihnen übereinstimmten und dass diejenigen, die im Blocksize-Krieg auf der anderen Seite standen, Neulinge waren. Das erklärt zu einem großen Teil, wie der Krieg um die Blocksize so schnell eskalieren und so bösartig geführt werden konnte.
An dieser Stelle lohnt es sich, ein wenig in die frühe Bitcoin-Geschichte einzutauchen. Als Bitcoin veröffentlicht wurde, gab es kein Blocksize-Limit (Limitierung für das Datenvolumen eines Blocks - Anm. d. Hrsg), obwohl größere Blöcke, wahrscheinlich mehr als 32 MB, das System zerstört hätten. Das Limit wurde von Satoshi erst im Sommer 2010 eingeführt. Am 15. Juli 2010 fügte Satoshi die folgende Code-Zeile in das Software-Repository ein:
static const unsigned int MAX_BLOCK_SIZE = 1000000;5
Die Software mit diesem Upgrade wurde dann am 19. Juli 2010 veröffentlicht. Die neue 1-MB-Grenze trat erst am 7. September 2010 in der in Blockhöhe 79.400 (79.400 Blöcke seit dem Release von Bitcoin) in Kraft, und zwar in der Blockhöhe 79.400 (79.400 Blöcke seit der Einführung von Bitcoin). Diese Art von Upgrade wurde als Soft-Fork bezeichnet, das heißt eine neue Regel, die die Beschränkungen der Blockgültigkeit verschärft. Es handelt sich um eine Soft-Fork, weil das Hinzufügen oder Senken des Limits die Regeln verschärft. Eine Erhöhung des Limits würde die Regeln lockern und wird daher als Hard-Fork bezeichnet. Im Falle einer Hard-Fork muss jeder auf eine neue Software umsteigen, um der neuen Chain zu folgen. Die Soft-Fork/Hard-Fork-Terminologie war damals jedoch noch nicht bekannt und wurde erst ab April 2012 verwendet.6 Diese Soft-Fork mit dem Blocksize-Limit war die erste Regel von Bitcoin, die eine Art Aktivierungsmethode hatte, in diesem Fall einen Signal-Tag, an dem die neuen Regeln ab einer bestimmten Blockhöhe aktiviert wurden. Satoshi hat nie einen klaren Grund für das gewählte Blocksize-Limit genannt. Viele Big-Blocker behaupten, dass die Maßnahme nur vorübergehend war, obwohl die Notizen, die ich aus dieser Zeit finden konnte, nicht darauf hindeuten.
Das nächste Schlüsselereignis, das von den Big-Blockern häufig zitiert wird, fand am 4. Oktober 2010 statt. Nicht einmal einen Monat, nachdem das Blockgrößensize-Limit in Kraft getreten war, schlug einer der Bitcoin-Entwickler, Jeff Garzik, vor, es zu entfernen und das Limit zu erhöhen.7 Er reichte einen Software-Patch ein, der die 1-MB-Regel aufhob, und argumentierte, dass dies sicherstellen würde, dass Bitcoin skalieren und mit der Transaktionsrate von PayPal mithalten könne. Obwohl Jeff wusste, dass ein solcher Vorschlag zu dieser frühen Zeit nicht durchführbar war, fand er ihn aus Gründen der Marketing- und Storyperspektive wichtig. Nur 15 Minuten später antwortete Theymos mit den Worten: "Die Anwendung von diesem Patch macht dich mit anderen Bitcoin-Clients nicht kompatibel." Daraufhin schaltete sich Satoshi in das Gespräch ein:
+1 theymos. Benutze diesen Patch nicht, es macht dich mit dem Netzwerk inkompatibel, zu deinem eigenen Schaden. Wir können später, wenn wir es brauchen, eine allmähliche Veränderung einführen.
Am nächsten Tag gab Satoshi einen weiteren Kommentar ab, der heute zu den am häufigsten zitierten Aussagen der Big-Blocker gehört:
Es kann schrittweise eingeführt werden, so:
if (blocknumber > 115000)
maxblocksize = largerlimit
Es kann in späteren Versionen enthalten sein, sodass wenn diese Blocknummer erreicht wird und in Kraft tritt, die älteren Versionen, die es nicht haben, bereits obsolet sind.
Wenn wir uns der Cutoff-Blocknummer nähern, kann ich eine Warnung an alte Versionen schicken, damit sie wissen, dass sie upgraden müssen.
Es sollte beachtet werden, dass die Blockhöhe zu diesem Zeitpunkt 83.500 betrug, die Blockhöhe 115.000 lag also 31.500, etwa sieben Monate, in der Zukunft. Für die Big-Blocker ist Satoshis Absicht hier klar. Satoshi hat das Limit nur als vorübergehende Maßnahme eingeführt und gab bereits Anweisungen, wie es spezifisch geplant erhöht werden kann.
Generell hatten die Big-Blocker jedoch nicht immer das große Ganze oder den Kontext im Blick. Man kann den Dialog so interpretieren, dass Satoshi sich gegen den Patch ausspricht, der das Blocksize-Limit sofort erhöhen soll, da dies eine Inkompatibilität mit dem Netzwerk bedeuten würde. Satoshi nimmt dann eine vorsichtigere Haltung ein und beschreibt, wie man das Limit, wenn man es wollte, mit einigen Sicherheitsmechanismen erhöhen könnte, um ein reibungsloses Upgrade zu gewährleisten. Dieses Narrativ ähnelt eher dem, was die Small-Blocker sagten.
Das nächste Zitat von Satoshi, das von den Big-Blockern häufig zitiert wird, ist sogar noch älter, nämlich aus dem November 2008, also noch vor dem Release von Bitcoin. Darin spricht er davon, dass das Netzwerk irgendwann in der Lage sein wird, so viele Transaktionen wie Visa zu verarbeiten, nämlich 100 Millionen pro Tag. Dieses Zitat ist für die Big-Blocker sehr wichtig und deckt sich eindeutig mit vielen ihrer Visionen für Bitcoin:
Lange bevor das Netzwerk auch nur annähernd so groß wird, wäre es für die Nutzer sicher, die vereinfachte Zahlungsverifizierung (Abschnitt 8) zu nutzen, um doppelte Ausgaben zu überprüfen, wofür man nur die Chain der Block-Header oder etwa 12 KB pro Tag braucht. Nur Personen, die neue Coins schaffen wollen, würden Nodes betreiben. Am Anfang würden die meisten User Netzwerk-Nodes betreiben, aber wenn das Netzwerk über einen bestimmten Punkt hinauswächst, würde es mehr und mehr Spezialisten mit Serverfarmen und spezialisierter Hardware überlassen werden. Eine Serverfarm bräuchte nur einen Node im Netzwerk und der Rest des LANs würde sich mit diesem einen Node verbinden.
Die Bandbreite ist vielleicht nicht so limitierend, wie du meinst. Eine typische Transaktion ist etwa 400 Byte groß (ECC ist schön kompakt). Jede Transaktion muss zweimal gesendet werden, also sagen wir 1 KB pro Transaktion. Visa hat im Geschäftsjahr 200837 Milliarden Transaktionen verarbeitet, das sind durchschnittlich 100 Millionen Transaktionen pro Tag. Für so viele Transaktionen werden 100 GB Bandbreite benötigt, das entspricht der Größe von 12 DVDs oder 2 Filmen in HD-Qualität oder etwa 18 US-Dollar Bandbreite zu aktuellen Preisen.
Falls das Netzwerk so groß werden sollte,...
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