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Yoga ist eine Art Stabilitätstraining, zumindest wenn wir die ursprüngliche indische Philosophie ausklammern und nur die Asanas - so nennt man die Körperhaltungen des Yoga - betrachten. Die meisten Asanas, die wir heute im Yoga üben, sind noch gar nicht so alt wie die ursprüngliche traditionelle Yogalehre. Ungefähr im 11. Jahrhundert hat sich der Hatha-Yoga entwickelt, aus dem viele der heutigen Haltungen kommen. Unser moderner Yoga begann erst mit Sami Vivekananda, einem Inder, der es verstand, Ende der 1890er-Jahre in den USA mit seiner Yogaphilosophie wohlhabende Amerikaner zu beeindrucken. Seine Yogapraxis enthielt dabei kaum Körperübungen; es war eine meditative Praxis. Als Vater des modernen Yoga gilt Sri Tirumalai Krishnamacharya. Doch es war nicht er allein, der Yoga so weiterentwickelt hat, wie es heute in unserer modernen Gesellschaft geübt wird. Durch Pioniere wie den Bodybuilder Eugen Sandow (1867-1925), der unter anderem auch in Indien mit seinen Körpershows begeisterte, die Tänzerin und Gymnastiklehrerin Geneviève Stebbins (1857-1934), den Schweden Pehr Henrik Ling (1776-1839) mit seiner Heilgymnastik oder Harry Crowe Buck (1884-1943), ein amerikanischer College-Sporttrainer und -lehrer, hat sich Yoga so entwickelt, wie wir es heute kennen. Am Ende ist es jedoch egal, wie viel indischer Einfluss noch in unseren heutigen Haltungen steckt, der Kulturhistoriker Mark Singleton drückte es einmal so aus: »Wie die Pizza auf ihrem Weg von Neapel nach New York und zurück hat Yoga sich weit von seiner Heimat entfernt, hat verschiedene Einflüsse in sich aufgenommen - und ist mit neuen Zutaten nach Indien zurückgekehrt.«3 Yoga verwandelt sich immer in das, was Menschen gerade brauchen.
Viele unserer modernen Yogahaltungen sind unheimlich komplex und schwierig auszuführen. In jedem Fall bedarf es einer Grundstabilität des Körpers. Die Aktivierung der Körpermitte, unseres Zentrums, spielt im Yoga eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt damit ist Yoga automatisch Stabilitätstraining. Unser Zentrum wird im Yoga auch Solarplexus genannt. In der yogischen Philosophie sitzen hier Willenskraft, Disziplin und Selbstbewusstsein. Auch in der medizinischen Anatomie liegt der Solarplexus in unserer Körpermitte. Es ist ein strahlenartig verlaufendes Geflecht aus Nervenfasern, deshalb sein Name, der sich aus den lateinischen Wörtern solar für »Sonne« und plexus für »komplex, verschlungen, verflochten« zusammensetzt. Er ist Teil des vegetativen Nervensystems.
Der Baum ist eine klassische Haltung zur Stärkung der tief liegenden Muskulatur um die Wirbelsäule.
In fast jeder stehenden Körperhaltung im Yoga ist unser Zentrum aktiviert. Um das zu beherrschen und die Tiefenmuskulatur richtig anzusteuern, gibt es im Yoga eine Vielzahl von Übungen, die genau darauf abzielen: die tief liegende, stabilisierende Muskulatur rund um die Wirbelsäule zu aktivieren und zu stärken.
Es gibt sehr viele Stilrichtungen im Yoga. Zusammengefasst könnte man sagen, dass die meisten dazu dienen, die eigenen Kraftquellen zu mobilisieren, Ausgeglichenheit zu erreichen und zu sich selbst zu finden. In diesem Buch geht es um einen kraftvollen, dynamischen Yogastil. Es ist eine Art Functional Yoga, also eine Art des Yoga, die den Fokus nicht zu sehr auf Spiritualität legt, sondern auf das körperliche Training. Aber nichtsdestotrotz geht es auch hierbei darum, innerlich zu Kraft zu kommen. In seinem Ursprung bleibt Yoga eine Philosophie.
Yoga als Fitnesskonzept
Das Wort »Yoga« kommt aus dem Sanskrit. Viele religiöse Schriften der Hindus und Buddhisten wurden in Sanskrit verfasst. Im Sanskrit bedeutet das Wort yui so viel wie »binden«, »vereinen«, »fesseln«, aber auch »die Aufmerksamkeit leiten« und »konzentrieren«. Letzteres ist auch heute noch das, was wir von Yoga hauptsächlich erwarten.
Aerial Yoga ist eine neue, spielerische Art des Yoga.
Ursprünglich ist der Yoga eines von sechs orthodoxen Systemen indischer Philosophie. Mehr als 2000 Jahre alt, hatte das philosophisch-religiöse System vor allem ein Ziel: spirituelle Erleuchtung oder, vereinfacht ausgedrückt, die Befreiung von Leid und Sorgen. Bei uns im Westen ist Yoga zu einem Fitnesskonzept geworden, das sich stets neu erfindet und so immer mehr Menschen für sich gewinnt. Das ist nichts Verwerfliches, es führt nämlich dazu, dass heute jeder »sein« Yoga finden kann. Ganz nach dem Motto »Besser irgendein Yoga als kein Yoga!«. Aus der jahrhundertealten Lehre haben sich zahlreiche neue Stile entwickelt. Yoga gelingt mit seiner kontinuierlichen Weiterentwicklung etwas, woran viele Fitnesskonzepte scheitern: Es ist keine Modeerscheinung, sondern seit Jahren im Trend. Yoga hält sich seit über zehn Jahren hartnäckig unter den Top 20 des Welt-Fitness-Reports des ACSM's Health & Fitness Journal. Das liegt natürlich nicht daran, dass es stylishe (und teure) Yogapants gibt, muskelbepackte Männer auf Instagram zu sehen sind, die ihre freien Oberkörper auf meterhohen Klippen in die wahnwitzigsten Haltungen biegen, oder dünne Frauen in Reels erklären, wie sie mit »Somatic Yoga« kiloweise Gewicht verloren haben. Yoga ist deswegen so erfolgreich, weil er wirkt. Zumindest wenn wir uns regelmäßig auf die Matte begeben. Nur Wunder dürfen wir von Yoga nicht erwarten, also auch keine kiloweise Gewichtsreduktion durch somatisches Yoga. Yoga heilt keine Krankheiten und löst keine Weltprobleme. Yoga ist ein Weg, Körperbeherrschung zu erlernen, Rückenschmerzen zu verringern und Stress zu regulieren.
Die positiven Effekte
In diesem Buch wird ein Yogastil beschrieben, der eine Kombination aus Ausdauer-, Kraft-, Flexibilitäts- und Koordinationstraining ist. Viele Sportarten, aber auch Berufe und sogar unser Lebensstil sind zum Teil sehr einseitig, und weil unser Körper sich der asymmetrischen Bewegung anpasst, entsteht ein Ungleichgewicht. Diese Dysbalancen führen häufig zu Verletzungen. Beim Yoga wird seitengleich gearbeitet, sodass das Ungleichgewicht ausgeglichen werden kann. Gerade Leistungssportler brauchen diesen Ausgleich, da Wettkampfsportarten den Körper meist nur sehr einseitig entwickeln. Beispielsweise überwiegt beim Marathonläufer vor allem Ausdauer, beim Gewichtheber Kraft, der Ruderer wiederum trainiert überwiegend in sehr einseitiger Körperhaltung. Aber auch die Körperteile werden unterschiedlich beansprucht. Ein Speerwerfer wird immer einen stärkeren Arm haben, er wird niemals mit beiden Armen gleich weit werfen können. Fußballspieler haben einen stärkeren Fuß, ein dominantes Bein, und so weiter. Das ist für die jeweilige Sportart auch wichtig und muss nicht unbedingt zu Problemen führen. Spitzenathleten wie die Olympiasiegerinnen Jessica von Bredow Werndl oder Laura Ludwig zeigen auf den sozialen Medien immer wieder Ausschnitte aus ihrer Yogapraxis. Zum Glück ist schon länger bekannt, dass Yoga für Leistungssportler eine absolut empfehlenswerte Ergänzung ist. Durch das regelmäßige Praktizieren kann Yoga präventiv Verletzungen und Überlastung entgegenwirken. Yoga stärkt die Knochen, weil es die Einlagerung von Kalzium in die Knochenmatrix anregt. Durch das tiefe Atmen und die Konzentration darauf erreichen wir eine höhere Sauerstoffzufuhr. Yogahaltungen schulen das Gleichgewicht und bieten somit eine hervorragende Sturzprophylaxe. Zuletzt sorgt das konzentrierte Üben der zum Teil komplexen Körperhaltungen für eine positive Auswirkung auf den neuromuskulären Bereich. Das heißt, wir lernen es, Muskeln bewusster anzusteuern. Ein weiterer Vorteil in Bezug auf die Prävention und die Behandlung verschiedener Sportverletzungen: Das Üben führt zu einer Veränderung der Muskelspannung und zur Verbesserung der Gelenkstellung.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Meditation, bestimmte Atemtechniken und Körperübungen helfen, Stress abzubauen. Dadurch bieten sie Linderung bei Beschwerden wie Migräne und Bluthochdruck. Wer täglich Atemübungen macht, kann seine Herzfrequenz reduzieren. Was bei vielen Menschen zu einem Aha-Effekt führt, ist die Tatsache, dass Yoga unsere Gedanken beruhigt, Angst reduziert und den Stresspegel sinken lässt. Yoga kann erwiesenermaßen unter anderem den Spiegel des beruhigenden Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure (GABA) anheben. Dies erklärt auch das wohlige Glücksgefühl, das manche nach einer Yogastunde spüren. Es lässt sich nicht so leicht mit Worten beschreiben, am ehesten trifft es vielleicht das: Es ist eine eindrückliche und seltene Ruhe im Kopf entstanden. Unser Kopf ist permanent gefüllt von Gedanken. Rund 6200 Gedanken gehen uns tagtäglich durch den Kopf. Das macht im Jahr mehr als zwei Millionen. Davon ist ein ziemlich großer Teil wirklicher Schwachsinn. Konstruktiv jedenfalls sind die wenigsten. Gedanken kommen niemals aus dem Nichts, sondern entstehen immer aus dem vorher Gedachten. »Unser Gehirn ist also permanent am Denken«, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck gegenüber dem Deutschlandfunk Nova.4 Yoga und Meditation führen dazu, »die hektische Betriebsamkeit der Gedanken zu beruhigen«, wie es der Neurowissenschaftler und Meditationsforscher Dr. Ulrich Ott ausdrückt. Wie genau ein Gedanke tatsächlich entsteht, ist immer noch nicht ganz erforscht. Klar ist jedenfalls, dass das Gehirn auch beim Meditieren sehr aktiv ist. Wenn...
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