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Die Epen Ilias und Odyssee wurden im 8. Jh. v. Chr. aus älterem Traditionsgut komponiert, wahrscheinlich nicht von einem einzigen Dichter. Sie sind im ionisch-griechischen Dialekt der kleinasiatischen Küstengebiete abgefasst und wurden an Höfen von begnadeten Sängern (Rhapsoden) deklamiert.
Ilias: Gemäss der Mythologie beginnt der trojanische Krieg mit einem Schönheitswettbewerb: Eris, die Göttin der Zwietracht, spendet einen goldenen Apfel für die schönste Frau der Welt. Drei Göttinnen streiten alsbald um den Preis der Schönheit: die Göttermutter Hera, die Göttin der Künste Athene und die Göttin der Liebe Aphrodite. Uneins bestimmte der Göttervater Zeus den Paris, Sohn des Trojanerkönigs Priamos, zum externen Schiedsrichter. Dieser entschied sich für Aphrodite, die Paris zur Belohnung die schönste Frau auf Erden, die schöne Helena, versprach. Leider war diese mit dem Griechenfürsten Menelaos verheiratet. Helena wurde also nach Troja (Ilion) verschleppt, was die Wut bei den griechischen Fürsten auslöste: Ziel des Krieges war die Rückführung Helenas an ihren Ehemann und natürlich grosses Beutemachen durch einen Kriegszug nach Troja. Menelaos' älterer Bruder Agamemnon mobilisierte alle griechischen Fürsten und ihre Heere mit Waffen und Schiffen zum Krieg. Bekannt sind vor allem die griechischen Helden Odysseus, Ajax, Nestor, Patroklos und der grosse Achilles. Auf der Seite der Troer sind es der König Priamos, seine Frau Hekabe, ihre Tochter, die Seherin Kassandra, und ihre mythischen 50 Söhne, unter denen Hektor der menschlichste, aber auch der von den Griechen am meisten gefürchtete war. Hektor hatte mit seiner feinen Frau Andromache einen kleinen Sohn Astyanax. Es folgte ein langer Krieg der Brüdervölker, der auch den griechischen Götterhimmel entzweite.
Die Belagerung von Troja - in der Ilias beschrieben - dauert 10 Jahre. Viele Helden kommen um, insbesondere Ajax und Achilles' Geliebter Patroklos. Auf der Seite der Troer sterben die meisten Königssöhne, insbesondere der Retter von Troja, Hektor, dramatisch geschändet durch den wütenden Achilles. Die Ilias endet jedoch mit dem ergreifenden, versöhnenden Bittgang von König Priamos zu Achilles. Beide gelangen so, durch Wandel von Hass und Rache, wieder zu menschlicher Achtung und Grossherzigkeit: das beispielhafte Ziel und Ende der Ilias.
Odyssee: Im trojanischen Krieg hatte die List mit dem hölzernen Pferd voller Soldaten die Wendung gebracht. Auch in der Odyssee wird die vergangene Zerstörung der Stadt, das Blutbad, das Rauben und die Versklavung ihrer Einwohner, wie auch Achilles' Tod und Menelaos' Rückgewinnung von Helena bloss noch erwähnt. Die Odyssee beschreibt die weitere 10 Jahre dauernde Rückkehr aus Troja, die vielen Griechen und allen Gefährten des Odysseus das Leben kostete. Auch Odysseus musste über seine List und Bubenstreiche hinauswachsen und psychisch reifen, um die inneren Stürme und Leiden zu meistern und seine Psyche zu entdecken.
Auf seiner Rückreise machte Odysseus bei vier Frauen Station, den Magierinnen Kirke und Kalypso und der Königstochter Nausikaa, um schliesslich bei Penelope seine Reise zu vollenden und innere Heimat zu finden. Kirke liess Odysseus nur unter der Bedingung weiterziehen, dass er einen initiatischen Gang in die Unterwelt auf sich nahm, die berühmte Hadesfahrt. Vorerst blieb er jedoch wiederum bei Kalypso hängen, bis er sich dann endlich loszureissen vermochte. Schliesslich strandete er bei Nausikaa, die sich nicht auf Tändelei einliess und ihm vielmehr seinen Weg wies. Sie erwirkte von ihrem Vater, dem Phäaken-König Alkinoos, dass Odysseus wohl ausgerüstet auf seine Heimatinsel Ithaka zurückkehrte. Hier befreite er seine weise Frau Penelope aus den Händen der Freierschar. Während der langen Jahre hatte sie an ihn geglaubt und durchgehalten. Die Odyssee kann als Reifeprozess von Odysseus, auch über vier Stufen von Begegnungen mit der Frau, gelesen werden.
Ilias und Odyssee, die ältesten griechischen Epen (8. Jh. v. Chr.), vereinigen gesammeltes älteres Traditionsgut zur griechischen Mythologie und zur griechischen Geschichte, auch derjenigen des bis heute andauernden Konfliktes um die Vormacht im griechisch-kleinasiatischen Raum. Hier besonders interessant ist jedoch die tiefere, die psychische Ebene der Epen, mit ihren starken Emotionen. Im Hadesgang des Odysseus lernt er seine Psyche mit ihrer emotionalen Struktur kennen, was dem Chakrenweg entspricht. Dies ist letztlich das bis jetzt unerkannte Anliegen der Odyssee.
Die Odyssee ist also mehr als ein Abenteuerroman des Kriegers und Seefahrers Odysseus, mehr als ein antiker Comic, sondern ein innerer Entwicklungsweg des Mannes. Auch die Ilias ist mehr als ein Kriegskrimi; sie zielt vielmehr auf den Wandlungsprozess von Wut und Groll zu hoher Menschlichkeit. In diesen anthropologischen Grundanliegen sind diese Epen heute noch genauso wichtig wie einst.
Eingeweihte Sänger der Epen brachten also die Zuhörenden zum Miterleben in Trance (mimesis)67. Wie heute wieder erkannt, wird in diesem Zustand leichter gelernt. Eingeweihte erlebten in den Abenteuerbildern das mitenthaltene Initiatenwissen.
9. These: Initiation (lat. INITIARE) heisst: Zugang zu höheren Bewusstseins-Ebenen verschaffen.
Abb. 4: aus dionysischorphischem Bilderzyklus (Paphos, Zypern).
Dieser Hinweis auf den Vollendungsweg wurde u. a. noch ins Christentum übernommen:
Abb. 5: Älteste Darstellung von Christus, zwischen A - O (Commodilla-Katakombe, Rom).
Odysseus ist Gast bei König Alkinoos und rezitiert - als Rhapsode - seine . Die Zuhörenden gelangen in Trance70 (4.2). Plötzlich will Odysseus abrupt die Erzählung beenden. Es ist dies die für Mysterientexte typische Sperrung. Von den Zuhörern jedoch zum Weitererzählen motiviert, taucht Odysseus nun in die Tiefen der berühmten Hadesfahrt (4.6): Wie er selbst in einem Nachtritual einst seine Psyche kennenlernte71, so überträgt er diese initiatische Erfahrung nun auf seine Zuhörer.
Die Odyssee enthält somit einen verborgenen Weg, die Einweihung des Odysseus und deren Weitergabe. Gemäss Heraklit psyche, sich zu verbergen>72; sie muss daher gesucht und gefunden werden. Das Suchen (zetesis) und das Finden (heuresis) bilden die Koordinaten des Mysterienweges; wie in den eleusinischen Mysterien, wo Demeter ihre Tochter Persephone sucht und sie schliesslich findet (5.1). Entsprechend enthält auch die Odyssee die verborgene Dramatik des Suchens und Findens.
Nachdem Odysseus durch seine List mit dem hölzernen Pferd das Stadtheiligtum Trojas zerstört hatte, musste dieser Frevel Folgen haben. Denn Odysseus hatte auch die Tempel, die Sakralräume der Gottheiten zerstört, und diese Kräfte stellten sich nun gegen ihn. Der göttliche Zorn traf neben den königlichen Anführern des Krieges, Agamemnon und Menelaos, insbesondere auch den Helden Odysseus: Er hatte nun einen langen Sühneweg anzutreten, um nicht nur heimzukehren, sondern um seine wahre Heimat, seine Psyche zu finden (JERPHAGNON). Ohne...
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