Schweitzer Fachinformationen
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Als ihre Urgroßmutter Johanna krank wird, bietet Emilia an, sie zu betreuen. Sie kümmert sich liebevoll um die alte Dame, die ihr viele Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählt. Emilia taucht tief in die Wirren des Zweiten Weltkrieges ein und entdeckt ein wohlgehütetes Familiengeheimnis: Ihre Urgroßmutter flüchtete damals aus Pommern - und trotz all der Schrecken fand sie die große Liebe. Briefe ihres damaligen Geliebten, die die alte Frau sorgsam versteckt hielt, zeugen von den tiefen Gefühlen. Nach Johannas Tod erwacht in Emilia der Wunsch, mehr über die bewegte Vergangenheit ihrer Urgroßmutter herauszufinden. Sie begibt sich nach Südschweden in die Pension des charmanten Lars Tjorveson. Hier will sie zur Ruhe kommen und nach dem Menschen suchen, der Johanna so viel bedeutet hat. Doch in dem kleinen Ferienort findet sie letztendlich so viel mehr als nur die Wahrheit ... Wer bist du? Wo gehörst du hin? Und wem schenkst du dein Herz? Alle Romane der Familiengeheimnis-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Vogelgezwitscher weckte Emilia. Sie blinzelte ins Sonnenlicht, da sie vergessen hatte, die Rollläden herunterzulassen. Mit einem Seufzen drehte sie sich auf die andere Seite.
Es war ihr erster freier Tag. Gestern hatte sie sich von allen im Krankenhaus verabschiedet. Bei dem Gedanken daran fuhr ihr ein kleiner Stich ins Herz, doch er bohrte sich nicht mehr so tief wie noch vor ein paar Tagen. Sie hatte sich mit der Situation abgefunden. Was blieb ihr auch anderes übrig?
An Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie legte sich auf den Rücken, schob die Bettdecke zur Seite und beobachtete das Licht-und-Schatten-Spiel der Bäume an der Wand. Manchmal fühlte sie sich in ihrer Siedlung wie in einer kleinen Oase mitten in Berlin.
»Und heute mal kein Baulärm«, murmelte sie.
Unruhe überkam sie. Emilia konnte noch nicht ganz fassen, dass sie freihatte. Immer wieder überkam sie das Gefühl, sie müsste zur Arbeit oder für jemanden einspringen.
Als es an der Wohnungstür schellte, setzte sie sich erschrocken auf. Rasch sprang sie aus dem Bett und kämpfte kurz mit dunklen Punkten vor ihrem Sichtfeld. Ihr Kreislauf war wohl noch nicht wach. Sie schnappte sich ihren leichten Seidenmorgenmantel. Vielleicht war es ja der Paketbote. Ihre Nachbarn bestellten recht viel aus dem Internet und waren dann nie zu Hause. Also nahm sie häufig ihre Päckchen an.
Sie betätigte den Türöffner und wollte in den Hausflur treten, als sie entgeistert innehielt. Vor ihr stand einer der Bauarbeiter. Sein Unterhemd war verschwitzt, den Helm hatte er noch auf.
»Bitte entschuldigen Se die Störung, Frau Arndt, aber wir müssen det Wasser abstellen.«
»Ach verflixt! Das hättet ihr auch gestern schon sagen können.«
»Det ging nich.«
»Warum denn nicht?«
»Uns issn Missgeschick mit dem Bagger passiert, also vorhin, nich' gestern.«
»Ihr habt die Wasserleitung getroffen?«
»Also, icke wars nich«, sagte er grinsend.
»Sie sind nur der arme Tropf, der den Leuten am Samstag früh so eine gute Nachricht verkünden darf?«
»Ick sollte auch det Hemd ausziehen, so wie in de Werbung, aber . na ja .« Er zuckte mit den Schultern und lachte leise.
Emilia schmunzelte. Attraktiv war er wirklich!
»Na ja?«
»Verführen will ick ja keenen.« Er tippte sich an den Helm. »Ick werd dann mal den andern Bewohnern Bescheid sagen.«
Emilia beobachtete, wie er die Stufen hochhechtete. »Möchtet ihr da unten vielleicht Kaffee?«, rief sie ihm nach.
Auf halber Treppe hielt er inne, sah zu ihr hinunter und grinste wieder. »Den ham wir. Trotzdem danke!«
Emilia ging zurück in die Wohnung. Duschen konnte sie ja einfach auf der Arbeit und .
Nein, konnte sie nicht!
Ihr Gefühlsbarometer sank abrupt.
Rasch füllte sie alle möglichen Gefäße und Eimer mit Leitungswasser, bis es nur noch aus dem Hahn tropfte.
Sie seufzte tief auf und bereitete sich einen Kaffee zu. Während das dunkle Gebräu durchlief, aß sie ein Knuspermüsli mit ein paar Weintrauben, die sich noch in ihrem Obstkorb gefunden hatten. Als die Maschine gluckerte, Emilia endlich ihren Kaffee in Händen hielt, umfasste sie die Tasse und genoss den tröstlichen Duft.
Mit dem Getränk setzte sie sich an ihren PC. Sie sollte irgendetwas Aufmunterndes tun. Stattdessen durchforstete sie das Internet nach Stellenanzeigen in und um Berlin.
Ein Pop-up öffnete sich. Emilia warf einen Blick darauf. Einer ihrer Facebook-Kontakte hatte sie auf eine Veranstaltung eingeladen. Emilia blinzelte. Sternschnuppennacht-Party? Verwundert öffnete sie den Link.
Ein besonderes Naturschauspiel!
Wenn die Erde die Umlaufbahn des Kometen Swift-Tuttle und den Meteorschauer der Perseiden streift, wird es Tausende von Sternschnuppen regnen. Wir werden das feiern! Komm zum Schillerpark, um zusammen mit uns die Sternschnuppen fallen zu sehen.
Die Einladung kam von Miriam.
»Natürlich, du willst mich ablenken«, murmelte Emilia und lächelte. »Sternschnuppen also.«
Die wohl inoffizielle Party begann um zehn Uhr abends und würde bis in die Nacht dauern.
Emilia sah auf den Tab mit den Stellenanzeigen, der auf dem Bildschirm minimiert war. Vielleicht sollte sie heute Abend mal die Jobsuche minimieren. Spontan sagte sie zu.
Als hätte Miriam nur darauf gewartet, schrieb sie sofort zurück: Ich freu mich, dass du kommst, Lia!
Emilia antwortete nur mit einem Herz-Emoticon.
Der weitere Tag verlief schleppend. Emilia wusste nichts mit sich anzufangen. Als die Wasserleitungen gegen Mittag immer noch abgestellt waren, nahm sie einen Eimer Wasser und säuberte die Wohnung, bis sie verschwitzt und mit schmerzendem Rücken auf die Couch fiel. Aber der Putzmarathon hatte ihr den Kopf frei gemacht.
Sie schmierte sich ein Leberwurstbrot, ging hinaus auf den Balkon und schaute den Bauarbeitern zu. Sofort erkannte sie den jungen Mann von heute Morgen. Er gab dem Baggerführer Anweisungen.
Emilia setzte sich auf den Klappstuhl und dachte an die Sternschnuppen, die heute Nacht vom Himmel fallen würden. Es konnte bestimmt nicht schaden, sich etwas zu wünschen.
*
Es dämmerte bereits, als Emilia zum Schillerpark lief. Er befand sich im selben Viertel wie ihr Wohnort, dennoch war es ein etwa zwanzigminütiger Fußmarsch.
Es kühlte merklich ab, die Temperaturen sanken auf ein angenehmes Maß. Emilia näherte sich dem Park und sog den Geruch von frischem Laub ein. Feuchtigkeit lag in der Luft. Ein paar Schäfchenwolken hingen wie Wattebäusche am Himmel, und die untergehende Sonne ließ sie in einem zarten Rosa erstrahlen. Zu großen Teilen war der Himmel klar.
Sie bog in den ersten Waldweg ein und fand sich auf einem unebenen Pfad wieder, der von dicht stehenden Bäumen gesäumt war. In der näheren Beschreibung der Veranstaltung war die Schillerstatue als Ort angegeben.
Emilia horchte auf. Von Weitem erklang Gitarrenmusik, und ein Lachen hallte durch den Wald, der sich nun zu einer großen Wiese hin öffnete. Sie konnte die Terrassenanlage erkennen. Wie ein Festungswall umrahmte die Bastion das Herzstück des Parks - das aus Bronze gegossene Schillerdenkmal, das schon seit fast achtzig Jahren hier stand.
Emilia blieb kurz stehen und genoss die Atmosphäre. Ihr wurde bewusst, dass sie ohne die Kündigung heute nicht hier wäre.
Die hohe Mauer hinter der Statue war zwar mit Graffiti beschmiert, aber Emilia verspürte dennoch einen Funken Ehrfurcht.
»Lia, da bist du ja!«
Sie wandte sich um und fand sich in Miriams Armen wieder.
»Hallo, Miri! Bist du schon länger hier?«
»Seit 'ner Stunde oder so.«
Emilia sah sich um. Es befanden sich ungefähr zwanzig Leute auf der Anlage. Der Gitarrenspieler saß auf den Stufen der Bastion und zupfte gedankenverloren eine Melodie, andere standen zusammen, unterhielten sich und tranken Alcopops. Es herrschte eine fröhliche und entspannte Stimmung.
Miriam holte eine kleine Flasche aus einer Getränkekiste. »Hier, dein Begrüßungsschluck.«
Lächelnd nahm Emilia das Getränk und stieß mit ihrer Freundin an.
Der Abend hüllte nach und nach alles in feinen Nebel, sodass der Ort für eine Weile von geheimnisvollen Schleiern umgeben war. Miriam war schon leicht angetrunken und ging von einem zum anderen, um zu lachen und zu scherzen.
Später klarte die Nacht auf, aber bisher waren keine Sternschnuppen zu sehen gewesen. Nur eine Frau schaute unbeirrt in den Himmel, als könnte sie die fallenden Lichter heraufbeschwören. Neugierig ging Emilia zu ihr, stellte sich neben sie, tat es ihr nach und betrachtete die Sterne.
»Dein Wunsch muss groß sein, wenn du die Sternschnuppen so sehnsüchtig erwartest«, sagte Emilia und suchte den Blick der anderen.
Die Frau tauchte wie aus einem Traum auf, als hätte sie stumm mit dem Himmel Zwiesprache gehalten. Ihr Lächeln erschien Emilia so echt und freundlich, dass sie ihr die Hand reichte. »Ich heiße Emilia.«
Fast ein wenig überrascht nahm die Frau Emilias dargebotene Hand. »Ich bin Karina.«
»Wann es wohl anfängt?« Emilia zeigte hinauf zum Firmament.
»In der Zeitung stand, dass man es zwischen zwei und vier Uhr am besten sehen könne.«
Verstohlen sah Emilia auf die Uhr. Das waren noch fast zwei Stunden.
»Da!« Karina zeigte zum dunklen Himmel, und Emilias Blick folgte ihrer Hand.
Ein feiner Lichtstrahl blitzte hervor und schoss zwischen den übrigen Sternen Richtung Westen. Fast ehrfürchtig sah Karina hinauf.
Emilia lächelte. »Hast du dir was gewünscht?«
»Natürlich«, antwortete Karina. »Du nicht?«
Emilia seufzte und suchte den Himmel ab. »Das war deine Sternschnuppe.«
»Das . ist irgendwie ein schöner Gedanke«, sagte Karina leise wie zu sich selbst. »Jeder bekommt seine Sternschnuppe.«
Emilia atmete tief durch, hob erneut den Blick. Wie ein schwarzes Seidentuch spannte sich der Nachthimmel über den Park. Die Sterne glitzerten wie ein geheimes Versprechen. Sie sah die blinkenden Lichter der Flugzeuge und erkannte den hellen Polarstern.
»In so einer Nacht werden einige Wünsche auf einmal unwichtig«, flüsterte Karina.
Emilia riss sich von den Sternen los und betrachtete die Frau, deren Alter sie überhaupt nicht einschätzen konnte.
Still standen sie nebeneinander, das Lachen und die Gespräche der anderen verblassten. Sie...
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