Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eins
Forellen-Ceviche, Spargel, Wildkräuter
Ravioli, Kohlrabi-Paprika-Cashew-Füllung
Confierte Ente, Pilz-Risotto
Schmorgurke, Röstkartoffel
Kualua-Pork, Süßkartoffel-Walnussschaum
Hirsepraline, geröstete Äpfel, Zwiebeln
Vanille-Rhabarber, Gewürzcrumble, Cidre vom Boskopapfel
Schokoladenkuchen, geschäumte Beere, geeiste Minze
Apfelsorbet, Baiser, Himbeergel
Hunderte Lichter funkelten in den Bäumen am Ufer des Kleinhesseloher Sees. Lampions säumten den Weg zu diesem flachen Gewässer inmitten des Englischen Gartens in München. Callablüten schmückten die festlich eingedeckten Tische. Der Wind spielte mit den bodenlangen Tischdecken und trug den Blütenduft hinüber zu den Technikern.
»Achtung! Alles auf Anfang!«
Die Lichter gingen aus und die zwei Künstlerinnen betraten die Bühne. Sie begannen, ihre Körper im Takt der Musik zu verbiegen, ließen Fackeln an ihren Armen und Beinen entlangwandern und durch die Luft tanzen. Die Flammen spiegelten sich im Wasser und ließen die Darbietung magisch wirken. Schließlich schwirrten an langen Ketten befestigte Feuerkugeln durch die Luft und um die trainierten Körper, bis diese in einer grazilen Verbeugung zusammensanken. Das Feuer erlosch. Für einen Moment war es dunkel. Applaus! Nur fünf Menschen - drei Techniker und zwei Servicekräfte - bekundeten, dass ihnen die Darbietung gefallen hatte. Später würden es Hunderte sein. Hoffentlich!
»Okay! So weit, so gut.« Kilian Wohlleben, der Chef von Light and Sound Unlimited, schob Elemente auf dem Display seines Notebooks hin und her. »Alex, die rechte Seite muss besser ausgeleuchtet werden. Zum Schluss - kurz bevor sie die Kugeln wegwirft - war sie nur im Schatten! Am Anfang muss der Übergang von Blau zu Rot flüssiger sein. Das ist zu sehr Club und zu wenig Gala.«
Der Techniker hatte bereits eine Leiter unter die Scheinwerfer gestellt und begann, die Lichtkegel neu auszurichten.
»Kann ich noch mal? Ich brauche noch einen Durchlauf!«
Die Akrobatin, die für die Darstellung des Elementes Luft engagiert war, lief zurück zu der Brückenkonstruktion, mit der sie trockenen Fußes ihr Seil erreichen konnte. Die Kristalle, die an ihr eng anliegendes weißes Trikot genäht waren, glitzerten, als sie begann, am Gerüst hochzuklettern. Kaum hatte sie die Schlaufen um ihre Hände gewunden, begann die Musik.
»Zufrieden?« Der Techniker blickte die junge Frau an, die während des Auftritts an seiner Seite erschienen war. Sie nickte. Mit der schmalen Figur hätte man sie für eine der Artistinnen halten können. Bei genauem Hinsehen konnte man aber auf dem Gepäckträger des Mountainbikes, dessen Lenker sie umfasst hielt, eine sorgsam zusammengerollte Kochjacke erkennen. Ihre blauen Augen wanderten über die Seebühne und das Seil hin zu den Leinwänden, die den hinteren Teil des Gewässers vor den Blicken der Zuschauer verbargen. »Sieht gut aus«, sagte sie. »Gehen wir alles noch einmal durch?«
»Wie Sie wünschen.«
Wer Light and Sound Unlimited engagierte, legte Wert auf eine professionelle Umsetzung. Die meisten Kunden ließen die Techniker gewähren. Diese Frau überließ nichts dem Zufall.
Er zeigte ihr den Ablaufplan. »Ankunft der Gäste 21.55 Uhr bis 22.05 Uhr - Einnehmen der Plätze - Champagner - Musik - Start Magier 22.15 Uhr - Übergang brasilianische Trommler 22.23 Uhr - 22.26 Artistik »Luft« - 22.34 Uhr Trommler - 22.39 Uhr Artistik »Feuer« - 22.46 Uhr Trommler - Leinwand auf - und dann seid ihr dran.«
»Dann sind wir dran!«, sagte sie.
»Achten Sie darauf, dass die Dessert-Boote eineinhalb Meter vom Rand der Leinwände entfernt sind. Dann können wir sie mit den Scheinwerfern am besten einfangen.«
»Meine Leute sind Profis!«
»Sie haben .«
»Dreißig, vielleicht einunddreißig Minuten ab Beginn der Darbietung.«
Er nickte. »Haben Sie möglicherweise drei Portionen Erdschwein für uns? Meine Leute reden den ganzen Abend von nichts anderem.«
Sie lächelte und nahm ihr Handy aus der Tasche. »Johannes! Lily hier! Schick bitte drei Portionen Kualua-Pork zur Technik am See. Lass es mit einem der Golfcarts liefern. Vielen Dank.« Sie wischte über das Display. »Das Essen kommt! Sobald er jemanden entbehren kann, kriegen Sie Ihr Erdschwein.«
»Wie haben Sie es eigentlich geschafft, eine Genehmigung für die Grillgruben zu bekommen?«
»Berufsgeheimnis«, grinste Lily.
»Sie können sich nicht vorstellen, was wir anstellen mussten, dass wir die Lichterketten in den Bäumen anbringen durften. >Schützenswerter Baumbestand< - so etwas habe ich noch nie zuvor gehört!«
Ihr Lächeln signalisierte Verständnis. »Wenn Sie Nachspeise wollen, kommen Sie später einfach ins Zelt.«
Lily stieg auf ihr Mountainbike und trat kräftig in die Pedale. Sie nahm Kurs auf Küchenzelt Nummer vier, das ein paar Hundert Meter entfernt aufgestellt war. Der Hauptgang lief. Sie hatte überwacht, wie ihre Köche unter dem Staunen der knapp dreihundert Gäste den gegrillten Braten aus der Erdgrube gehievt und die ersten Stücke herausgegeben hatten. Dann hatte sie sich auf das Rad geschwungen. Zum Glück hatten die Techniker hier oben alles im Griff, und es gab keine Probleme mit den Künstlerinnen. Jetzt fehlte nur noch das Dessert - der Höhepunkt ihres Vier-Elemente-Menüs! Ein Vibrieren an ihrem Oberschenkel riss sie aus ihren Gedanken. Sie bremste so stark ab, dass das Hinterrad ins Schlingern geriet und sprang auf die Füße.
»Hi Louise, warte mal kurz!«, rief Lily in ihr Mobiltelefon und zerrte ihr Rad auf die Seite.
»Na, wie läuft's? Störe ich? Wir können auch später telefonieren, wenn es dir gerade nicht passt.«
»Nein! Ich freue mich doch, dass ich dich höre.« Lily schielte in Richtung Dessertzelt. »Ich musste nur kurz hinter dem Gebüsch parken, damit mich keiner sieht. Es läuft gut, fast zu gut! Schon die ersten zwei Gänge waren der Knaller.«
»Das wusste ich!«, jubelte Louise. »Das ist auch zu genial! Wenn ich einmal heirate, will ich von dir auch so ein Menü.«
»Wenn du einmal heiratest, lassen wir die Vorspeise an Minifallschirmen aus den Bäumen regnen«, sagte Lily. »Das ist mir heute eingefallen. Aber das hebe ich mir für dich auf.« Sie atmete tief durch. »Hoffentlich klappt das mit dem Dessert. Ich bin so nervös.«
»Das wird der Hammer. Glaub mir! Ich habe das im Gespür. Gibt's eigentlich Neuigkeiten vom Rosenkavalier?«
»Er schickt mir nach wie vor jede Stunde ein Foto von einer Rose - eine für jeden Monat.« Lily strahlte. »Acht habe ich schon.«
»Erst acht? Hat er erst mittags angefangen?« Louise pfiff missbilligend durch die Zähne. »Echte Rosen wären romantischer gewesen. Sind es wenigstens seine Fotos? Oder hat er sie aus dem Netz heruntergeladen?«
»Selbstverständlich sind es seine Fotos«, sagte Lily. Er kann ja schlecht jede Stunde eine Rose hier anschleppen. Wie sieht das denn aus? Eine Überraschung gibt es heute Abend auch noch.«
»Das will ich wohl hoffen. Hast du eine Vermutung?«
»Eventuell. Neben der letzten Rose lag ein Schlüsselbund, mit einem goldenen Herzanhänger. Süße, ich kann es hören, wenn du Würgegeräusche machst! Jedenfalls sieht der Schlüssel zu seiner Stadtwohnung anders aus, und ich denke, es ist endlich soweit.«
»Ach Lily, ich würde es dir so gönnen, aber glaubst du wirklich .«
»Ja, ja, ja. Ich glaube das ganz fest. Ich weiß es vielmehr! Du bist eine Desillusionistin.«
»Das kann ich nicht sein«, sagte Louise. »Das ist noch nicht einmal ein Wort.«
»Mir egal.« Lily raffte ihr Mountainbike wieder hoch. »Sag ganz schnell: Was macht New York? Ist deine Wohnung endlich bezugsfertig?«
»Gestern Abend war sie das bestimmt. Aber dann hat die Kuh zwei Stockwerke über mir den Hahn aufgedreht und ist in Urlaub gefahren. Momentan ist meine Wohnung also in erster Linie nass, aber das erzähle ich dir später. Du musst dir jetzt Sterne erarbeiten.«
»Das mache ich. Ich vermisse dich.« Lily schwang ihr Bein über den Sattel.
»Ich dich auch«, sagte Louise. »Toi toi toi. Schick ein Foto von den Booten!«
Lily hatte kaum das Handy eingesteckt, da vibrierte es erneut. Nachricht von Torsten. Aufgeregt öffnete sie den Messenger und tippte das Foto an, das soeben gesendet worden war. Die neunte Rose!
Die Familiengruppe zeigte sieben Nachrichten an. Das hatte Zeit bis später. Sie schloss kurz die Augen. Torsten und sie! Endlich!
Ohne sich noch einmal auf den Sattel zu setzen, fuhr sie zum Dessertzelt. Sie stellte ihr Mountainbike zwischen den weißen Lieferwagen mit dem »Miller Grand«- Aufdruck ab. Über dem Beifahrersitz hingen drei Kochjacken auf Bügeln bereit. Sie warf die alte Jacke hinter den Sitz und streifte sich eine frische über. »Chef de Cuisine Amelia T. Lindner« war auf Herzhöhe aufgestickt. Wenn die Leute fragten, was das T. bedeutete, antwortete sie stets »Das ist eine lange Geschichte«, verzichtete aber darauf, diese zu erzählen. Mit der Bürste fuhr sie sich durch die Haare und steckte mit geübten Griffen ihren Haarknoten fest. Letzter Gang! Die Kür!
»Chef kommt!«, rief einer der Köche, der ein Tablett mit kleinen Einweckgläsern aus dem Kühlcontainer geholt...
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