Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
»Ich beherrsche nur drei Wörter französisch: Yves, Saint, Laurent.«
(PRINZESSIN DIANA)
Zugegeben, es war nicht gerade die ideale erste Begegnung: Die Frühlingssonne durchflutete den Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel und ich schlenderte, mit Sonnenbrille und iPod bewaffnet, gut gelaunt und nichts ahnend zum Checkin-Schalter. Meine Agentur hatte mich zum ersten Mal für einen mehrwöchigen »Schnupperkurs« nach Paris geschickt, um auf die großen Castings der bevorstehenden, berühmt-berüchtigten Prêt-à-Porter-Schauen zu gehen.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, was genau mich erwarten würde - doch das sollte sich schneller ändern, als mir lieb war. Mein Gepäck, reduziert auf das Nötigste wie Kosmetika, eine bescheidene Auswahl an neun Paar Schuhen sowie ein Dutzend Klamotten für jeden Anlass, brachte in etwa so viel auf die Waage wie ich. PARIS, ich komme!, dachte ich, während mir Madonna ins Ohr groovte und ich lässigen Schritts meinen Trolley, ein Monstrum auf zwei Rädern, hinter mir herzog - als plötzlich eine Mischung aus Coco Chanel und Angela Merkel auf mich zueilte. Im Schlepptau hatte sie noch zwei Typen, faselte irgendetwas von Kamera und kannte offensichtlich meinen Namen. Sollte meine neue Kosmetik-Kampagne etwa schon draußen sein und die Leute erkannten mich trotz Sonnenbrille? Wow! Höflich wie ich bin, schaltete ich den iPod ab, zückte einen Stift und fragte die drei, wohin ich ihnen das Autogramm denn geben sollte. Doch sie sahen mich nur kopfschüttelnd an. Miss Merkel-Chanel, plötzlich nicht mehr ganz so freundlich, stellte sich mir als Karla Kassel vor, Fernsehreporterin eines großen deutschen Privatsenders. Eine TV-Kamera? Obacht! Während ich rasch meine Handtasche nach dem Puderdöschen durchwühlte, griff Karla Kassel zum Telefon. Einer der Männer scherzte, dass die Kamera doch noch gar nicht laufe, da klingelte auch mein Handy. Was für'n Stress! Fanny von Hamburg Models meldete sich. Sie gab mir zu verstehen, dass sie in der Eile wohl vergessen habe, mir auszurichten, dass mich ein Fernsehteam nach Paris begleiten würde, um eine Reportage über den >glamourösen< Model-Alltag in der Stadt der Mode zu drehen.
»Also: Glamour, Baby!«, meinte sie scherzhaft. Na klasse, ich war noch nicht einmal berühmt und hatte schon die Paparazzi am Hals! Fanny war einfach davon ausgegangen, dass das für mich schon okay sei. »Effi-Baby, DU auf den Brettern, die die Welt bedeuten - der Königs-Disziplin! Und das live bei uns im Fernsehen! Deine Familie und alle deine Freunde werden dir die ganze Zeit zuschauen - da bekommst du ja noch nicht einmal Heimweh! Und außerdem werden dadurch alle wichtigen Kunden des Landes auf dich aufmerksam, das könnte glatt dein Durchbruch werden! Natürlich vorausgesetzt, du .« - »Ja?« - ». überzeugst bei den Castings und läufst auch bei möglichst vielen Shows! Andernfalls .« - »Bin ich für immer der Loser der Nation!« - »Wird schon schiefgehen!« Tut. Tut. Tut.
Karla Kassel sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Alles klar jetzt, Schätzchen?« Schätzchen?! Der Kameramann schaltete das rote Licht an. »Na dann mal los, lauf einfach gekonnt die Hüfte schwingend weiter bis zum Schalter«, drängelte er. »Ein Hüftschwung? Mit dem Koffer? Der wiegt fast 50 Kilo!« - »Na schön, dann eben ohne Koffer. Aber, was sind das eigentlich für Treter, die du da trägst? Ich meine, hast du denn keine höheren Schuhe?« Höhere Schuhe? Wozu? Um meine Füße schon auf dem Hinflug zu ramponieren? Nein danke, Hühneraugen bringt der Job noch früh genug mit sich.
»Irgendwas mit solchen Pfennigabsätzen eben«, fügte der Wichtigtuer in Gesundheitslatschen und Karohemd hinzu. Pfennigabsätze? Als Nächstes sollte ich wohl noch auf dem Koffer tanzen! Ich sah ihn stirnrunzelnd an. Unglaublich, aber wahr: Selbst Models kommen NICHT in Highheels zur Welt.
»Dann eben nicht«, seufzte der Möchtegern-Michael Ballhaus. »Dann lauf eben einfach nur zum Business-Class-Schalter dort hinten und sieh dabei gut aus, kapito? Und immer schön SCHWINGEN!« Na, das ging ja gut los .
In Paris angekommen, verzog sich das Fernsehteam zum Glück erst einmal ins Hotel. Meine Wenigkeit machte sich mit Koffer, Stadtplan und Adresse auf die Suche nach dem Model-Apartment. Ich war gespannt!
»Die Mode ist eine charmante Tyrannei von kurzer Dauer.«
(MARCEL ACHARD, FRZ. DRAMATIKER)
Willkommen in meinem kleinen, bescheidenen Heim für die nächsten Wochen. Wer in diesen vier Wänden allerdings auch nur die Spur von Glamour erwartet hat, rüstet sich besser mit Schutzhandschuhen und Desinfektionsspray aus, denn eines sei gesagt: Gegen dieses Model-Apartment sind selbst Studentenwohnheime die reinsten Luxus-Hotels! Schon von der Benutzung des Lifts hatte mir der Portier unbedingt abgeraten. Warum, konnte ich seinem Pariser Kauderwelsch allerdings nicht entnehmen.
Der nächste Mann, dem ich in die Arme laufen sollte, war mein künftiger Mitbewohner John aus Ohio. Aha, ich würde also mit einem Mann wohnen, dachte ich überrascht und zugleich etwas amüsiert. Doch John war leider nicht gerade ein Prachtexemplar seiner Gattung. Wie sich schon bald herausstellte, war unser Kandidat aus Ohio einer der langweiligsten Typen des Planeten. Nachdem er eine einzige große Kampagne ergattert hatte, in der er wohlgemerkt nur von hinten (!) zu sehen war, erhoffte er sich von Paris die Chance seines Lebens und glaubte, dort zugleich auch die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Zu dumm, dass er ausgerechnet von seiner Angebeteten dabei erwischt wurde, wie er einen Fotografen von seinen »Talenten« nennen wir es »überzeugte«. Nach seiner Angebeteten lösten sich dann bedauerlicherweise auch seine Chancen auf die nächste große Kampagne in Luft auf. Da hatte der Gute den Mund wohl buchstäblich etwas zu voll genommen. Versunken in Selbstmitleid saß Mister Ohio seither rund um die Uhr nörgelnd in unserer Küche herum.
Das Wohnzimmer besetzte unser Nesthäkchen Irina, süße 14. Von ihrem niedlichen Stupsnäschen durfte man sich jedoch keinesfalls täuschen lassen - die russische Kratzbürste hatte es faustdick hinter den Ohren! Und das, obwohl sie vorerst außer Gefecht gesetzt war: Die Ärmste lag mit eingegipsten Beinen auf dem Sofa. Tag für Tag tat sie nichts weiter als durch drittklassige französische TV-Soaps zu zappen, von denen sie garantiert kein Wort verstand. So ein Pech aber auch, ausgerechnet vor der superwichtigen Fashion-Week. Auf dem Catwalk werden wir uns demnach wohl nicht begegnen, dachte ich und ertappte mich dabei, wie mir ein schadenfrohes Grinsen über die Lippen huschte.
Wer glaubt, dass Models auf dem Laufsteg ein Vermögen verdienen, irrt gewaltig. Catwalk-Shows gehören zu den am schlechtesten bezahlten Jobs der Branche. Dies gilt natürlich nicht für Supermodels: Ist man erst einmal in den Model-Olymp aufgestiegen, gelten auch auf dem Laufsteg andere, nahezu astronomische Preise. Bekanntlich werden auf den internationalen Catwalks jedoch die großen Nachwuchstalente erspäht - und was tut man nicht alles fürs Image.
Do: Jobs für Shows namhafter Designer sollten Newcomer-Models trotz der verhältnismäßig niedrigen Gage unbedingt annehmen.
Don't: Nicht jede Autohauseröffnung oder Hinterhofveranstaltung ist von Bedeutung. Im Gegenteil: Auch bei der Auswahl der Jobs sollte ein Model stets auf sein Image achten.
Ich setzte mich zu John in die Küche, denn ich war neugierig und wollte ihn über Irinas Gipsbeine ausfragen. Zunächst tippte ich auf einen Verkehrsunfall oder einen heruntergefallenen Riesenscheinwerfer. John grinste kopfschüttelnd. War meine Vermutung denn so abwegig? Ja! Von wegen Beinbruch!
»Na ist doch klar, wegen der Prêt-à-Porter-Schauen«, gab er mir achselzuckend zu verstehen. Wie bitte? »Na, Muskelabbau!« - ». Mus-kel-ab-bau?« Und jetzt haltet euch fest: Irina hatte ihre kerngesunden circa 1,15-Stelzen freiwillig eingipsen lassen! John kaute gelangweilt an einem Zahnstocher. »Erde an Effi, jemand zu Hause? Einer der großen Designer hat Irina für seine Eröffnungs-Show gebucht. Und damit ihre Gräten bis dahin noch dünner werden, Irina aber wohl kaum noch mehr Fett abnehmen kann, müssen eben die Muskeln schrumpfen«, erklärte er ganz nonchalant, als sei dies das Normalste der Welt. »Dünnere Stelzen durch weniger Muskeln, ist doch klar!?« Dass ich da nicht gleich darauf gekommen bin .
Reflexartig schnellte mein Blick an mir herunter. Sahen meine Beine nicht vielleicht auch etwas zu kräftig aus? Halt! Schluss jetzt, sagte ich mir und versuchte, diesen Gedanken sogleich wieder aus meinem Kopf zu verbannen.
»Und hast du Irina den Gips etwa .?« - »Wo denkst du hin! Sehe ich etwa aus wie ein Arzt?«, entgegnete John und sah mich dabei mit jener überlegenen Miene an, die er neulich für das Casting eines Unterhosen-Werbespots einstudiert hatte. »Sie war bei Doktor Blanchard.« Jetzt verstand ich. Doktor Blanchard, von uns auch Doktor No genannt, war so etwas wie der private Hausarzt für gewisse Extrawünsche. Ob Riesenzinken, schmale Lippen oder Verdacht auf Reiterhosen - Doktor No wusste IMMER Rat und besaß, Gerüchten zufolge, sogar regelrechte Wunderkräfte. John kannte ihn bereits etwas länger - ihm hatte er einen wohlgeformten Brustkorb beschert. Kein Scherz! Mein Mitbewohner besaß einen lebenslang durchtrainierten Super-Body, womit ihm das...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.