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Die vorliegende Arbeit rekurriert auf ein textlinguistisch grundiertes, kommunikativ-funktional geprägtes Textverständnis, welches das Eingebundensein von Texten in ein konkretes Kommunikationsgeschehen herausstellt.94 Dabei wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Epheserbrief um einen pseudepigraphen Text handelt.95 Die Bezeichnung eines Textes als Pseudepigraphon lässt sich nun aber begreifen als eine Aussage, die das Verhältnis von zweien der an einem Prozess literarischer Kommunikation beteiligten Instanzen zueinander betrifft, verweist sie doch auf eine Differenz zwischen einem im Text erscheinenden, vorgeblichen Verfasser einerseits und dem tatsächlichen, empirischhistorischen Autor andererseits.
Um diesen Sachverhalt systematisch beschreibbar zu machen und - unter Aufnahme von Impulsen aus der neueren Pseudepigraphieforschung - auf seine etwaigen weitergehenden Implikationen bedenken zu können, soll er hineingestellt werden in den Zusammenhang eines Modells, das die an einem Prozess literarischer Kommunikation beteiligten Instanzen darzustellen vermag.
Entsprechende Modelle sind in der literaturwissenschaftlichen Diskussion aus unterschiedlicher Warte heraus vorgelegt und auch für die Exegese der neutestamentlichen Briefliteratur verschiedentlich rezipiert worden. Beachtung gefunden haben dabei besonders die im Bereich der Rezeptionsforschung angesiedelten Überlegungen Hannelore Links96 sowie erzähltheoretische Konzeptionen, zumal in ihrer Ausarbeitung durch Ansgar Nünning97. Aufgrund ihres elementarisierenden und in unterschiedliche, nicht zuletzt kognitiv-konstruktivistische Richtungen hin anschlussfähigen Ansatzes soll das Modell Links an dieser Stelle als Grundlage dienen.98
Die Darstellung wird dabei in ertragsorientierter Weise vorgehen und die Perspektive der eigenen Aneignung fortlaufend mitführen; die Ergebnisse werden abschließend in einem eigenen Schaubild zusammengefasst. Die dabei vorgenommenen Modifizierungen und Präzisierungen des Schemas Links können unter besonderer Berücksichtigung der genannten erzähltheoretischen Ansätze erfolgen, nehmen diese doch ebenfalls von Überlegungen zu den grundlegenden Verfasstheiten literarischer Kommunikation ihren Ausgang.
Tab. 1: Die "Instanzen der Autor- und Leserseite" nach Hannelore Link, Rezeptionsforschung. Eine Einführung in Methoden und Probleme, Stuttgart u.a. 1976, 25.
Einem Konsens in der Diskussion entspricht zunächst der Grundaufbau des Schemas. Dieser nimmt eine Zweiteilung in textexternen und textinternen Bereich vor und unterscheidet sodann in beiden Bereichen bestimmte kommunikative Ebenen, deren Anzahl von Modell zu Modell in gewissem Maße variiert. Auf den einzelnen Ebenen werden in der Regel jeweils zwei kommunikativ aufeinander bezogene Instanzen verortet, was die vorausgesetzte Eingebundenheit eines Textes in ein Kommunikationsgeschehen vor Augen führt. Link benennt jene Instanzen als 'Autor' und 'Leser'; verallgemeinernd lässt sich von einer 'produzierenden' bzw. einer 'rezipierenden Instanz' sprechen. Diese Bipolarität ist somit Merkmal der Binnenstruktur der einzelnen Ebenen und bedingt für das Gesamtschema eine Mehrzahl an Autor- und Leserinstanzen, die der Ebenenanordnung entsprechend nummeriert werden. Als durchaus markant erscheint, dass Link das genannte Strukturprinzip auf der als "Welt im Text" bezeichneten E4 durchbricht. Auch hierauf wird einzugehen sein in der näheren Betrachtung der einzelnen Ebenen, der sich nun zuzuwenden ist.
Kennzeichen der textexternen Ebene E1 ist es, Textproduzent und -rezipient als empirisch-historische Personen in den Blick zu nehmen, die in einer über einen Text vermittelten kommunikativen Beziehung stehen. Vorausgesetzt wird mithin, dass ein konkreter Text ein reales, personales Subjekt A1 zum Urheber hat und von zumindest einem realen Subjekt L1 rezipiert wird.
Tatsächlich erweist sich E1 als komplexer, als das Schema zunächst andeuten mag. Dies geht aus den begrifflichen Differenzierungen hervor, die Link in ihren Erläuterungen beifügt. Relevant ist hier insbesondere die dort anzutreffende Unterscheidung zwischen dem "Publikum" als der "offene[n] Menge all derer, denen das publizierte Werk im materiellen Sinn zugänglich ist", und dem damit keinesfalls ohne Weiteres deckungsgleichen Personenkreis, an den "der Autor sich mit seiner Botschaft wendet" (27).
Das ,Publikum' wird demnach gebildet durch all diejenigen Subjekte, deren schlichte Gemeinsamkeit es zunächst ist, einen bestimmten, vorfindlichen Text rezipieren zu können. In den Blick kommen somit aber letztlich sämtliche faktische Rezipienten eines Textes; das Publikum kann sich entsprechend über raum-zeitliche Grenzen hinweg konstituieren. Das Vorliegen von Dokumenten realen Rezeptionsverhaltens scheint insofern Voraussetzung für das Erforschen einer so verstandenen Leserinstanz L1, dem sich Rezeptionsgeschichte oder auch empirische Rezeptionsforschung widmen.
Der zweitgenannte Personenkreis lässt sich demgegenüber mit dem von Link im Weiteren (zunächst 28f.) herangezogenen Begriff des ,intendierten Lesers' in Verbindung bringen. Dieser gründet sich in dem kommunikationstheoretischen Postulat, dass ein Textproduzent als ,kommunikativ Handelnder' "stets auf Leser als Mithandelnde bezogen" ist (52). In den Blick kommt somit aber das begrenzte, spezifisch-geschichtliche kommunikative Setting, in dem ein Text wurzelt. Der intendierte Leser scheint hier präzis diejenige textexterne, personale Instanz zu benennen, auf die als Rezipientin hin der Urheber eines Textes ebendiesen formuliert. Ob ein realer Rezeptionsprozess durch diesen intendierten Leser tatsächlich stattfindet, ist zunächst unerheblich, ist doch - zumal unter den Bedingungen literarischer Kommunikation - eine gleichsam vorgängige Ebene im Blick, die in der "Vorstellung des realen Autors" (51) zu verankern ist.
Diese Bezogenheit des Textproduzenten auf die intendierte Leserschaft dürfte sich dabei in vielschichtiger Weise auf die Disposition des Textes, etwa das in ihm vorausgesetzte Sprach- und Weltwissen, auswirken. Als personale Instanz der textexternen Ebene ist der intendierte Leser jedoch zugleich potentieller Gegenstand einer auf extratextuellen Informationen - etwa sozialgeschichtlicher Art - basierenden Rückfrage. Entsprechend ist die Rekonstruktion des intendierten Lesers charakterisiert durch eine Verschränkung textinterner und textexterner Aspekte.
Für die Erhellung des historischen kommunikativen Settings eines Textes ist demnach der intendierte, nicht der reale Leser im Sinne des Publikums die maßgebliche Bezugsgröße. Sofern nun der einleitungswissenschaftliche Topos der Frage nach ,den Adressaten' zur Durchleuchtung ebenjenes Settings beizutragen sucht, ist er wesentlich als Rekonstruktion der intendierten Leserschaft zu konzeptualisieren.
Link verortet den intendierten Leser etwas schwebend zwischen textexternem und -internem Bereich. Dies erscheint insofern als nachvollziehbar, als der intendierte Leser nach Maßgabe des Gesagten tatsächlich einen Faktor der Textproduktion darstellt, der sich in der Textstruktur - womöglich sogar explizit - niederschlägt. Gleichwohl macht es der grundsätzlich empirisch-personale Charakter des als kommunikatives Gegenüber des realen Autors vorstellig gemachten intendierten Lesers erforderlich, diesen konzeptionell als Instanz der textexternen Kommunikationsebene einzuordnen und dies auch im Modell (s.u.) entsprechend abzubilden (L1*).
Ebene 3
Die Betrachtung der textinternen...
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