Schweitzer Fachinformationen
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Körperliche Voraussetzungen, die das Reiten erleichtern
Anatomische Gegebenheiten
Es gibt Menschen, die es aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten einfacher als andere haben, gut auf dem Pferd zu sitzen. Die Körpergröße ist bereits ein entscheidender Faktor. Wer sehr klein ist und kurze Beine hat, die kaum über das Sattelblatt hinabhängen, hat es schwer, mit dem Schenkel einzuwirken, und wird es vor allem auf sehr großen Pferden nicht einfach haben. Im Gegensatz dazu haben sehr große Reiter oft Probleme, sich auszubalancieren. Bei vielen Pferden hängen ihre Beine weit über den Pferdeleib hinab und ein Umklammern oder Hochziehen des Schenkels kann schnell zur Gewohnheit werden, wenn der Reiter versucht, effektiv einzuwirken. Der ideale Reiter ist folglich mittelgroß und hat im Verhältnis eher längere Beine und einen nicht allzu langen Oberkörper. Flache Oberschenkel vereinfachen die Lage der Beine; vor allem sehr runde Oberschenkel erschweren es, das Bein locker am Pferd hinabfallen zu lassen, und begünstigen häufig die Tendenz, nicht gut auf dem Gesäß Platz zu nehmen, sondern das Gewicht vermehrt auf den Oberschenkel zu verlagern.
Ein symmetrischer Körperbau ist für einen angehenden Reiter ein Geschenk. Entspannte Schultern, die exakt über einem geraden Becken stehen, führen zu einer symmetrischen Beinlänge. Das sind ideale Voraussetzungen, um auch balanciert auf dem Pferd sitzen zu können. Wer von Natur aus eine aufrechte Haltung hat mit Schultern, die locker nach hinten-unten fallen, und seinen Kopf gerade über der korrekt geformten Wirbelsäule trägt, der ist zum Reiten geradezu prädestiniert. Eine solide Bauch- und Rückenmuskulatur bei athletischer Figur trägt außerdem dazu bei, es dem angehenden Reiter leicht zu machen. Ein starkes Hohlkreuz, aber auch ein Rundrücken erschweren die aufrechte Haltung zu Pferde, und wer eine pathologische Skoliose der Wirbelsäule hat, muss gut Muskulatur aufbauen und sollte viel in Physiotherapie investieren, um trotzdem gut auf dem Pferd sitzen zu können. Ein bewegliches Becken erleichtert dem Reiter das Eingehen auf die Bewegungen des Pferdes und mobile Fußgelenke erlauben es ihm, die Fußspitzen parallel zum Pferdekörper zu halten und elastisch mitzufedern.
Körperliche Fähigkeiten
Viele Menschen haben ein angeborenes gutes Verhältnis von Mobilität und Stabilität. Das bedeutet, dass sie ein positives Maß an Körperspannung mit einem stabilen Muskeltonus haben, aber gleichzeitig auch so beweglich sind, um sich beispielsweise an die Bewegungen eines Pferdes anpassen zu können - ein großer Vorteil, wenn man gut reiten möchte. Allerdings gibt es auch Menschen, die extrem beweglich sind und nur einen sehr schwachen Muskeltonus aufweisen. Diesen fällt es meist sehr schwer, sich stabil und gerade auf dem Pferd zu halten. Sie sinken immer wieder in sich zusammen, neigen sich zu stark zu den Seiten oder nach vorn oder hinten, kurzum, sie finden keinen rechten Halt, weil sie schlichtweg hypermobil sind. Solche Personen benötigen Übungen zum Muskelaufbau und zur Stabilisierung. Dann gibt es auch noch die Gruppe, die sehr steif ist und einen sehr hohen Muskeltonus hat. Diesen Reitern fällt es schwer, sich an den Bewegungsablauf eines Pferdes anzuschmiegen, und sie tendieren dazu, als "Fremdkörper" ohne jede Elastizität auf dem Pferd zu sitzen.
Wer die Fähigkeit hat, seinen Körper objektiv wahrzunehmen, ist ganz klar im Vorteil, denn er wird seine Fehler in der Haltung, sofern er sich darauf konzentriert, bemerken. Die meisten von uns haben allerdings viele manifestierte Haltungsfehler oder falsche Bewegungsabläufe, die sie überhaupt nicht wahrnehmen und die folglich ohne Hilfe von außen nicht ins Bewusstsein gelangen.
Schließlich ist es die Koordination, die es uns erst ermöglicht, eine falsche Haltung oder ein ungesundes Bewegungsmuster abzulegen. Da ist im Vorteil, wer seinen Körper gut kontrollieren und einzelne Körperteile unabhängig von anderen so bewegen kann, dass es zur Besserung führt. Die Körperwahrnehmung, aber auch die Koordination sind Fähigkeiten, die man bereits als junger Mensch hervorragend trainieren kann und die einem im gesamten Leben von großem Nutzen sein können. Am besten kann man diese Talente im Ballett- oder Tanzunterricht ausbilden. Ständige Haltungskorrekturen vor dem Spiegel und das Einüben verschiedenster Schritte und Bewegungsabläufe, ohne dabei die Haltung zu verlieren, kommen der Problematik, die man im Sattel hat, oft recht nahe.
Wer eine gute Grundkondition hat, wird während einer Reitstunde sein Leistungsniveau besser halten können als jemand mit schwacher Kondition. Denn auch wer ohne Kraftaufwand und mit feinen Hilfen reitet, benötigt eine gewisse Fitness, denn allein die Bewegungen des Pferdes machen das Reiten zu einer körperlich anspruchsvollen Tätigkeit.
Wichtig erscheint mir außerdem, dass ein Reiter seine körperlichen Bedingungen genau kennt und seinen Körper dementsprechend bewusst einsetzt. Jemand, der beispielsweise hundert Kilo wiegt und auf einem eher kleinen Pferd unterwegs ist, sollte vorsichtig auf dem Pferd agieren, da seine Körpermasse bereits bei kleinem Einsatz große Wirkung zeigen kann. Andersherum kann jemand mit zum Beispiel knapp fünfzig Kilo Gewicht auf einem sehr großen, schweren Pferd durchaus einmal deutlich mit seinem Sitz einwirken müssen, um einer Hilfe Nachdruck zu verleihen.
Wer sportlich ist und eine natürlich gerade, aufrechte Haltung kombiniert mit einem guten Körpergefühl besitzt, hat ideale Voraussetzungen, um gut reiten zu lernen.
Ratschläge zum Einsatz des Körpers
Der Kopf, der Hals und der Blick
"Sein Kopf muss frei, fest und bequem gehalten sein; frei muss er sein, damit er allen natürlichen Bewegungen folgen kann, welche der Reiter unternimmt, indem er sich nach der einen oder anderen Seite dreht; fest muss er sein, das heißt gerade, ohne nach rechts, links, vorn oder hinten zu hängen; bequem muss er gehalten werden, weil, wenn das Gegenteil der Fall wäre, Steifheit eintreten würde, die sich auf alle Teile des Rumpfes und namentlich auf das Rückgrat fortpflanzen und diesem Zwang bereiten würde."
(Bourgelat in: Bertold Schirg, Die Reitkunst im Spiegel ihrer Meister, Band 1, Olms Verlag, 1987, Seite 77)
Ein Reiter sollte seinen Kopf frei über der Wirbelsäule tragen können, das setzt eine gute Halsmuskulatur voraus. Auf keinen Fall darf der Kopf mit der Bewegung des Pferdes im Takt wackeln. Das kann passieren, wenn der Reiter im Becken blockiert und seinen Rücken steif macht - die Bewegung des Pferdes wird schließlich an der Kopfbewegung des Reiters abzulesen sein, denn dort, wo sie eigentlich beim Reiter einfließen sollte, im Becken, wird sie abgewehrt. Ein wackelnder Kopf kann aber auch eine unzureichende Halsmuskulatur als Ursache haben; dem Reiter ist es auch in diesem Fall nicht möglich, seinen Kopf zu tragen. Ein weiterer grober Fehler ist ein weit vorgestreckter Kopf beziehungsweise Hals. Der Reiter wird dadurch massiv in der Halsmuskulatur, aber auch im Schulterbereich verspannt. Das Übel setzt sich dann zumeist über den ganzen Rücken fort. Wer diesen "Geierhals" beim Reiten pflegt, sollte beobachten, ob er auch im täglichen Leben dazu neigt, den Kopf nach vorn zu strecken. Meistens ist dieser Haltungsfehler allgegenwärtig und kann schließlich auch auf dem Boden und nicht nur auf dem Pferd korrigiert werden und so zum Wohlbefinden des Menschen beitragen. Als Korrektur sollte man sich immer wieder vorsagen: Kinn ran! Denn wie bereits Oeynhausen bemerkt:
Der sogenannte "Geierhals", bei dem der Kopf mit sehr angespannter Muskulatur weit nach vorne gestreckt wird, sollte unbedingt vermieden werden. (Zeichnung: Cornelia Koller)
"Der Kopf soll frei in der Höhe mit angezogenem Kinn getragen werden, das Anziehen des Kinns teilt sich dem ganzen Rücken vorteilhaft mit; Vorneigen des Kopfes führt die Krümmung des Rückens mit sich."
(Oeynhausen in: Bertold Schirg, Die Reitkunst im Spiegel ihrer Meister, Band 1, Olms Verlag, 1987, Seite 77)
Der Kopf sollte auch nicht nach unten hängen. Dazu kommt es oft, wenn der Reiter seinen Blick auf den Pferdehals fokussiert. Besser ist es, wenn man zwischen den Pferdeohren durchschaut, und zwar dorthin, wo man hinreiten möchte. Meistens ist es so, dass es nicht nur der Blick und der Kopf sind, die nach vorn-unten hängen, sondern alsbald folgen die Schultern des Reiters nach, und wie beim Dominoprinzip hat ein Fehler, der "weit oben" passiert, schließlich negative Auswirkungen auf die gesamte Haltung des Reiters!
Viele Reiter neigen dazu, bei einer Wendung...
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