Über dieses Buch
Über den Autor
Vorwort zur sechsten und siebenten Auflage
Einleitung
Prolog
Erstes Buch - Die Ankunft
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Zweites Buch - Der Zusammenstoß
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Drittes Buch - Sieg
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Einleitung
Im Jahre 1908 erschien in London ein Roman: »The Lord of the World«, dessen Autor, Robert Hugh Benson, in literarischen Kreisen schon seit geraumer Zeit einen nicht mehr gewöhnlichen Rang einnahm. Das Buch erregte sofort großes Aufsehen, was der Verfasser selbst vorausgesagt hatte, als er in der Vorrede schrieb:
»Ich bin vollständig davon überzeugt, dass dies ein außerordentlich sensationelles Werk ist und aus diesem Grunde sowohl, als auch nach anderen Richtungen hin, einer endlosen Kritik ausgesetzt sein wird. Aber ich wusste nicht, wie ich anders die Prinzipien, die ich darstellen wollte (und von deren Richtigkeit ich durch und durch überzeugt bin), zum Ausdruck hätte bringen können, als indem ich bei Darstellung ihres Entwicklungsganges die Form der Sensation wählte. Ich habe mich jedoch bemüht, nicht zu schrille Töne anzuschlagen und, soweit es mir möglich war, die Anschauungen anderer Leute mit Achtung und Schonung zu behandeln. Ob mir das gelungen, ist allerdings eine andere Frage.«
Ehe wir uns mit der literarischen Persönlichkeit Bensons näher befassen, mögen einige biografische Daten über diesen bedeutendsten katholischen Schriftsteller des heutigen England vorausgehen. Robert Hugh Benson wurde am 18. November 1871 zu Canterbury als der Sohn des 1896 verstorbenen anglikanischen Erzbischofs White Benson von Canterbury geboren. Bekanntlich bekleidet der Inhaber dieses Erzbischofssitzes, den im Mittelalter so große und glänzende Geister wie Dunstan, Lanfrank, Anselm, Thomas Becket und andere schmückten, die höchste Würde der anglikanischen Hierarchie, er ist »Primas von ganz England« und tritt in der Rangliste des Britischen Reiches unmittelbar nach den Mitgliedern des Königshauses. Der junge Benson genoss eine vortreffliche Erziehung. Nachdem er das berühmte Kolleg zu Eton in Buckingham, die Pflanzstätte so vieler in der Geschichte Englands unsterblich gewordener Männer, besucht hatte, widmete er sich in Cambridge dem Studium der Theologie. Hier, wo die Wiege des englischen Christentums stand, umrauschte ihn der Geist einer glänzenden Vergangenheit, hier goss das Mittelalter seinen vollen Zauber in das empfängliche Gemüt des Jünglings. Benson wurde nach Vollendung seiner Studien Vikar in Hackney Wick und in Kemsing. Er brachte eine nach Wissen und Wahrheit dürstende Seele mit in seinen Beruf. Glühend vor Eifer gab er sich der Seelsorgertätigkeit hin. Aber nur zu bald musste er sich gestehen, dass die auf anglikanischer, hochkirchlicher Seite betätigte allgemeine Auffassung des Priesteramts seinem Ideal nicht nachkam. In Benson regte sich das Gefühl der Unzufriedenheit, das ihn bewog, von seinem Amte zurückzutreten und sich einem Kreise seeleneifriger, gleichgesinnter Männer anzuschließen, die unter der Leitung eines Oberhauptes auf dem Gebiete der inneren Mission ihre Kräfte übten.
Widrige Gesundheitsverhältnisse nötigten Benson zu einer Erholungsreise nach Ägypten und dem Heiligen Lande. Da ereilte ihn in Jerusalem die Kunde, dass das Oberhaupt jener Missionsgenossenschaft zum Katholizismus übergetreten sei. Diese Nachricht löste eine schmerzliche Traurigkeit in Benson aus. Aber schon hatte die Gnade auch ihn berührt und seine Anschauung, als sei die anglikanische Kirche eine Schwester, ja ein Glied der katholischen, der er anzugehören meinte, wankend gemacht.
Bei seiner Rückkehr nach England fand er die Genossenschaft in Auflösung begriffen, nachdem noch mehr Mitglieder das Beispiel des Oberhauptes nachgeahmt hatten. In Benson erstarkte jetzt das Sehnen nach der Erneuerung Englands im katholischen Sinne immer mehr. Schon gehörte sein Herz dem Katholizismus und mächtig zogen ihn dessen Wahrheit und Schönheit in seinen Bann. Das »Zurück zur heiligen Kirche!« dem bereits so viele Protestanten gefolgt sind, klang unwiderstehlich auch dem Sohne des anglikanischen Primas in der Brust. Doch ehe er den Letzten, den entscheidenden Schritt wagte, ging er auf Wunsch seiner innig geliebten Mutter die angesehensten Autoritäten der Hochkirche, meistens persönliche Freunde seines verstorbenen Vaters, um ihren Rat an. Aber die Hoffnung der Mutter, dass es ihnen gelingen werde, den Sohn dem anglikanischen Kirchentum zu erhalten, wurde vereitelt: Im Jahre 1903 schied Benson aus demselben aus, um zur katholischen Kirche überzutreten; ein Jahr später wurde er in Rom zum Priester geweiht. Als solcher lebte er bis zu seinem Tode im Oktober 1914 in der Nähe von Buntingford bei Cambridge.
Es war in jener Zeit, da er die Wahrheit innerlich bereits angenommen hatte, jedoch mit tausend Fäden noch an seinen bisherigen Standpunkt und so vieles, was ihm lieb und teuer geworden war, sich gebunden sah, in jener Zeit auch, da er von den widerstrebendsten Gefühlen und Regungen hin und her geworfen dennoch das unvermeidliche Ende klar erkannte, dass ihm ein Manuskript über die Zeit der Königin Elisabeth unter die Hände kam. Es erweckte sein Interesse, und um sich dem Bewusstsein seines unerträglichen Gemütszustandes einigermaßen zu entziehen, nahm er Veranlassung, eine Art historischer Erzählung über den Gegenstand zu schreiben. So entstand sein erstes Buch »By what Authority«, von dem Benson selbst bekennt: »Diese Arbeit war, glaube ich, ein ausgezeichnetes Sicherheitsventil für meine Geistesverfassung, und hätte ich sie nicht gefunden, ich weiß nicht, was geschehen wäre.« Es ist bereits eine Apologie des katholischen Standpunktes und hat zum Gegenstand die Hauptschwäche der anglikanischen Position, den Mangel an Autorität.
Die Wirkung des Buches auf den Verfasser war eine ausgezeichnete, denn die strenge, konsequente Durchführung der einzelnen Charaktere, sowie ihres religiösen Standpunktes hatte klärend, reinigend und beruhigend auf ihn gewirkt, den gewonnenen Standpunkt erheblich gestärkt, viele Vorurteile in ihm niedergerissen und ihn die Haltlosigkeit vieler lieb gewordener Auffassungen erkennen lassen. Der Abschluss des Buches fällt mit dem Entschlüsse zusammen, den unvermeidlichen Schritt in die Kirche zu tun. Als Protestant hatte er begonnen, doch auch als Katholik legte er die Feder nicht nieder und zwei weitere historische Romane entstanden in der Folge, »The Kings Achievement« (Des Königs Werk), das die gewaltsame Einführung des Protestantismus in England schildert, und dessen Folge »The Queens Tragedy«, in deren Mittelpunkt Maria die Katholische steht.
Indem Benson diese Trilogie zum Dolmetscher seiner katholischen Anschauungen und Empfindungen machte, verfolgte er mit seinem Werke offensichtlich eine apologetische Tendenz. Dass sie sich nirgends aufdrängt, erklärt sich wohl besonders dadurch, dass er diese Bücher nur für sich und zur Begründung seiner Überzeugung sich selbst gegenüber geschrieben hat, nicht aber, um andere zu belehren oder zu beeinflussen. Deutlich und klar spricht auch daraus, was mitgewirkt hatte, ihn zur katholischen Kirche zurückzuführen: das Studium der vaterländischen Geschichte und besonders der sogenannten Reformation, von der vorurteilslose protestantische Engländer selbst urteilen, dass sie für England keinen Ruhmestitel bedeute. Father Bensons historisches Gemälde, ausgezeichnet vor allem durch Verständnis- und liebevolles Erfassen der englischen Kirche des 16. Jahrhunderts, wurde auch von der protestantischen Kritik mit warmem Beifall ausgenommen, die nicht zögerte, dem Verfasser einen Platz zwischen dem großen Kardinal und Konvertiten Newman und dem Schöpfer des historischen Romans. Walter Scott, einzuräumen.
Robert Hugh Bensons literarisches Schaffen zeugt von einer außerordentlichen Fruchtbarkeit und Regsamkeit seines Geistes, zugleich aber auch von einer merkwürdigen Energie im Streben nach künstlerischer Vollendung. Gerne wendet er sich in seinen Romanen zeitgemäßen Problemen zu, wie dem Sentimentalismus, Konventionalismus, Spiritismus, wobei er sich mit Vorliebe von einem mystischen Zuge treiben lässt.
Aber alles, was Benson auf dem Gebiet des historischen und modernen Romans geschaffen, wird übertroffen von seinem Werke: »Der Herr der Welt«. Die bedeutendsten Tagesblätter Englands gingen einig in begeisterten Lobeserhebungen über diese grandiose Dichtung, die sich an das Kühnste wagt, was einem Dichter zu wagen vergönnt ist: an die Schilderung des Weltendes und der Erscheinung des Allmächtigen am Tage des Gerichtes.
Weit davon entfernt, etwa eine Prophezeiung zu sein, sucht das Werk mit visionärer Gewalt dem Laufe der Jahrhunderte voranzueilen, um ein fantasievolles Gemälde der Kulturmenschheit zu entwerfen, wie sich diese vielleicht in einem Jahrhundert entwickelt haben mag. Vor dem inneren Schauen des Dichters erheben sich die gigantischen Triumphe des menschlichen Geistes, der die höchsten Spitzen der Wissenschaft erklommen haben wird. Dann wird die Menschheit nur mehr zwei große religiöse Lager erkennen, den Katholizismus und den Humanitarismus, zu denen sich die Form strengster Gesetzgebung und mitleidsloses Blutvergießen als die schärfsten Gegensätze verhalten. Für die katholische Kirche aber wird eine neue Zeit heftigster Verfolgung anbrechen, und dämonische Mächte werden sich am Ende der Zeiten auf sie stürzen, mit allen Machtmitteln des menschlichen Fortschrittes ausgerüstet.
Mit hinreißender Beredsamkeit und einer erstaunlichen Plastik stellt Benson jenes Zeitalter vor das erschauernde Gemüt des Lesers, der überwältigt wird von der dramatischen Wucht der Ereignisse. Welch ein furchtbares Epos, wenn die Luftschiffe des fanatisch hassenden Feindes der Kirche über dem ewigen Rom erscheinen, um es zu zerstören! Wer würde da nicht erinnert an die Offenbarung Johannes' von dem siebenköpfigen Tier: »Auch ward ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden . Und es tat große...