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Aus den genannten Anforderungen, die wir an ein gutes zahnärztliches Foto stellen, ergeben sich ebensolche, die an das Fotosystem gestellt werden müssen. Dies sind vor allem:
Abbildungsmaßstab ausreichend groß
freier Arbeitsabstand ausreichend groß
Schärfentiefe ausreichend
Beleuchtung gleichmäßig (auch im Inneren der Mundhöhle)
Belichtung richtig, unabhängig vom Reflexionsvermögen des Objektes
Farbwiedergabe korrekt
Handhabung unkompliziert
Preis in vernünftiger Relation zur Nutzung
Die folgende Besprechung der Hauptkomponenten der Fotoausrüstung soll zeigen, wie die Einzelbausteine beschaffen sein müssen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die Grundbausteine der Ausrüstung, die in diesem Zusammenhang besprochen werden, sind:
Kameragehäuse
Objektiv
Blitz/Licht
Es besteht in der Literatur Einigkeit darüber, dass die Kleinbild-Spiegelreflexkamera (KB = Kleinbild, SLR = Single Lens Reflex) für die medizinische Fotodokumentation am besten geeignet ist (Abb. 2-1). Dies gilt gleichermaßen für konventionelle wie für digitale Kameras. Prinzipiell ist es nicht notwendig, das jeweils teuerste Kameragehäuse einer Modellreihe auszuwählen. Das gesparte Geld gibt man besser für Objektiv und Blitzausrüstung aus.
Abb. 2-1 Darstellung einer modernen digitalen Spiegelreflexkamera (Bild: Canon).
2.1.1 Nachteile digitaler Sucherkameras
Digitale Sucherkameras bieten heute eine Menge technisch aufwändiger Funktionen an. Solange sie für die "normale" Fotografie verwendet werden, sind die Ergebnisse hervorragend. Daher glauben viele Zahnärzte, dass sie ebenso für die zahnmedizinische Fotografie eingesetzt werden können. Sehr häufig muss man dann nach kurzer Zeit feststellen, dass die Ergebnisse für eine medizinische Dokumentation nicht konstant genug sind. Es gibt Aufnahmen, die perfekt sind, aber auch viele, die weit davon entfernt sind. Daher sind digitale Sucherkameras nur sehr begrenzt für die medizinische Dokumentation geeignet. Einige ihrer Eigenschaften begrenzen ihren Gebrauch nachhaltig.
Sucherparallaxe
Wie auch konventionelle Sucherkameras haben die digitalen eine Sucherparallaxe. Das bedeutet, dass Sucherbild und aufgezeichnetes Bild nicht identisch sind (Abb. 2-2).
Man kann dies kompensieren, indem man das LCD-Bild als Sucherbild verwendet.
Auslöseverzögerung
Die meisten digitalen Sucherkameras haben eine sehr lange Auslöseverzögerung. Darunter versteht man die Zeit zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem Moment, in dem das Bild aufgezeichnet wird. Innerhalb dieser Zeitspanne wird das Bild fokussiert (sofern die Autofokus-Funktion eingeschaltet ist), der Weißabgleich wird durchgeführt, die Belichtung wird gemessen und der ISO-Wert wird bestimmt. All diese Funktionen benötigen Zeit, insbesondere das Fokussieren, das bei Sucherkameras mithilfe des CCD-Bildes durchgeführt wird. In der klinischen Fotografie wird überwiegend "freihändig" fotografiert, das heißt ohne Stabilisierung der Kamera mittels Stativ. Daher können kleine Kamerabewegungen bei der Aufnahme nicht vermieden werden. Das Ergebnis ist dann, dass die Kamera häufig zum Zeitpunkt der Bildaufzeichnung aus dem Fokus ist: das Bild ist dann unscharf. Das beste Mittel dagegen ist, die Kamera vorzufokussieren, indem man den Auslöser halb hinunterdrückt. Dann wird der Bildausschnitt gewählt und die Aufnahme wird ausgelöst.
Abb. 2-2 Im Nahbereich entspricht das Sucherbild der Sucherkamera nicht dem Bild auf dem Sensor (Sucherparallaxe).
Unzureichende Sucherinformation
Schaut man bei einer Sucherkamera in den Sucher, sind die Informationen, verglichen mit denen eines Spiegelreflexsuchers, sehr limitiert. Häufig ist zudem der Blick in den Sucher durch einen Blick auf ein LC-Display ersetzt (LC = liquid crystal), das sich auf der Kamerarückseite befindet. Eine Kontrolle der Schärfenebene ist auf diesem Weg nicht möglich.
Makrofunktion ist nicht ausreichend
Digitale Sucherkameras verfügen häufig über erstaunliche Makroeigenschaften, aber nur, wenn sich das Zoomobjektiv in der Weitwinkelstellung befindet. Weitwinkelposition bedeutet kurzer Arbeitsabstand; kurzer Arbeitsabstand wiederum bedeutet perspektivisch verzeichnete Bilder, die für eine medizinische Dokumentation nicht verwendet werden können.
Abb. 2-3 Diagramm einer Spiegelreflexkamera.
Abstand zwischen Blitz und Objektiv zu weit
Zur Vermeidung des "Rote-Augen-Effekts" ist der Abstand zwischen Blitz und Objektiv möglichst groß. Dies bedingt Schwierigkeiten bei der intraoralen Fotografie aus kurzem Abstand.
Weitere Nachteile digitaler Sucherkameras für die Dentalfotografie sind teilweise eine lange Bildfolgezeit, ein hoher Batterieverbrauch und eine lange Zeitspanne nach dem Einschalten der Kamera bis zu deren Bereitschaft.
Daher sind digitale Spiegelreflexkameras (DSLRs) eindeutig vorzuziehen, möchte man eine vollständige Kontrolle über den fotografischen Prozess behalten.
Einige digitale Sucherkameras, die für den Einsatz in der Dentalfotografie bedingt geeignet sind, sind in Kapitel 4 aufgelistet.
2.1.2 Spiegelreflexkameras (SLRs)
Der universellste Kameratyp ist die SLR-Kamera. Hierbei wird das Licht, das durch das Objektiv in die Kamera eingetreten ist, durch einen im Winkel von 45° zur optischen Achse angeordneten Spiegel auf eine Mattscheibe umgelenkt (Abb. 2-3). Der Blick auf dieses Mattscheibenbild versetzt den Fotografen in die Lage, das Bild auszurichten, es zu fokussieren, seine Schärfe zu kontrollieren und die Schärfentiefe zu beurteilen. In der medizinischen Fotodokumentation werden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur 35mm-SLR-Kameras (24×36 mm Bildformat) und digitale SLR-Kameras eingesetzt.
Wichtige Eigenschaften digitaler SLR-Kameras
Um den Umstieg von der konventionellen zur digitalen Fotografie zu erleichtern, modifizierten die Hersteller konventionelle Gehäuse. Dies bedeutet, dass man das alte Kamerazubehör wie Objektive und Blitzgeräte mit dem neuen Gehäuse weiter verwenden kann. Diesbezüglich eine Ausnahme stellt das Olympus E-1 System dar, das komplett neu für die Ansprüche der digitalen Fotografie konstruiert wurde, Objektive und Blitzgeräte eingeschlossen. Ein für die Dentalfotografie verwendetes DSLR-System sollte die folgenden Eigenschaften haben.
Manuelle Belichtung/Zeitautomatik
Die korrekte Belichtung eines Bildes ist immer das Ergebnis zweier Faktoren: Blende und Belichtungszeit. Eine große Blende geht mit einer kürzeren Belichtungszeit einher und umgekehrt (Abb. 2-4).
Abb. 2-4 Die Belichtung ist immer das Produkt aus Blende und Belichtungszeit. Eine kurze Belichtungszeit bei großer Blende erzielt das gleiche Ergebnis wie eine lange Belichtung bei geschlossener Blende.
Abb. 2-5 Die Belichtungsautomatik der Wahl für die Dentalfotografie ist die Zeitautomatik (Symbol "A"), da sie eine Kontrolle der Schärfentiefe erlaubt.
Die Belichtung kann bei SLR-Kameras manuell oder automatisch gewählt werden, wobei verschiedene Belichtungsautomatiken ausgesucht werden können. Die Belichtungsautomatik der Wahl ist in der Regel die Zeitautomatik. Hierbei wird die Blende vorgewählt und die zugehörige Verschlusszeit wird automatisch von der Kamera ermittelt und eingestellt. Um den Zeitautomatik-Modus einzustellen, wird die Kamera auf "A" (A = aperture priority) gestellt (Abb. 2-5). Dieser Modus hat den Vorteil, dass man durch Einstellen der Blende die im Nahbereich wichtige Schärfentiefe kontrollieren kann (siehe unten). Die Schärfentiefe wird - bei gegebenem Abbildungsmaßstab - durch die Blende bestimmt.
Kameras mit TTL-Blitzsteuerung können ebenfalls auf manuellen Betrieb ("M") gestellt werden. Die Blende wird vorgewählt (z.B. f22), eine Synchronzeit eingestellt (z.B. 1/125s) und der Blitz auf TTL-Modus gestellt, wodurch die korrekte Belichtung sichergestellt wird. Dies ist beispielsweise bei DSLR-Kameras von Canon die Einstellung der Wahl. Daneben ist der...