Etwas über Boote
Segeln ist, sich mit Hilfe des Windes auf einem schwimmenden Untersatz vorwärtsbewegen. Dieser Untersatz kann die verschiedensten Formen haben und die unverständlichsten Bezeichnungen tragen, aber allen gemeinsam ist der Antrieb durch den Wind. Ein Einteilungskriterium der Boote ist die Anzahl der Rümpfe, also Einrumpfboote, Katamaran (zwei Rümpfe), Trimaran (drei). Ein anderes ist die Rumpfform. Es gibt da die mit Knickspanten (kantige Verbindung des Bodens mit den Bordwänden) und jene mit Rundspantenbauweise (abgerunderter Rumpf). Die Einrümpfer wiederum werden unterteilt in Schwertboote (stabil durch ihre Form) und Kielboote (stabil hauptsächlich durch ihren am oder im Kiel angebrachten Ballast). Segelboote, vor allem Sportboote, werden weiterhin nach ihrer Länge eingeteilt, entweder in Fuß oder in Zentimeter gemessen. Das 20-Fuß-Boot des einen Herstellers entspricht dem 600-er Typ eines anderen (1 Fuß = 30 cm). In Häfen richten sich die Liegegebühren meist nach der Länge. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal ist das der Anzahl der Masten und der Anordnung der Segel (Takelage oder Rigg).
Einrümpfer
Mehrrumpfboote sind immer formstabil
Ein Bootsrumpf verdrängt das Wasser. Er schiebt sich regelrecht hindurch, indem er die seinem Gewicht entsprechende Wassermenge zur Seite schiebt. Dabei teilt er das Wasser vor sich mit dem Bug, wobei Wellen entstehen, bevor es sich am Heck unter Wirbeln wieder zu einer einheitlichen Masse schließt. Diese Schiffe haben eine rumpfbedingte Höchstgeschwindigkeit, die sie nicht überschreiten können. Als Faustregel kann man sagen: je länger ein Schiff ist (und je schmäler), umso schneller kann es fahren.
Irgendwo im Pazifik entstand das Surfen, das 'Wellenreiten'. Man nutzte die Neigung und Geschwindigkeit einer hohen Welle, um sich auf einem leichten Brett auf ihrer Oberfläche vorwärts zu bewegen. Das brachte Bootsbauer auf die Idee, Schiffstypen zu entwerfen, die sich, formbedingt, bei einer höheren Geschwindigkeit aus dem Wasser heben und darauf zu gleiten beginnen, was den Wasserwiderstand erheblich verkleinert.
Im Motorsport waren Gleitboote schon lange in Mode. Dazu kamen bald die Tragflächenboote, die sich ganz aus dem Wasser hoben und auf dünnen, klingenförmigen Tragflächen über das Wasser glitten. Bald montierte man solche 'Foils', Flossen auch unter Surfbretter. Im Segelbootsbau kamen diese erst sehr spät zur Anwendung, sind sie doch in starker See sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Erst mussten entsprechend Materialien wie Carbon-Fasern entwickelt werden. Seitdem ist der Geschwindigkeit keine Grenze mehr gesetzt. Diese Boote sind dermaßen mit Elektronik, Hydraulik und anderer Technik vollgestopft, dass sie eher einer Hi-Tech-Maschine gleichen. Lassen wir sie vorerst lieber mal beiseite, denn wer von uns will schon mit 100 Stundenkilometern oder mehr über das Wasser brettern? Früher sagte man: "Wasser hat keine Balken!" Bei so hohen Geschwindigkeiten aber ist es hart wie Holz! Wir 'Süßwasserkapitäne' suchen (zumindest vorerst) mehr die beschauliche oder sportliche Seite des Segelns.
Bootsrümpfe haben einen stromlinienförmigen Bau, vor allem im Unterwasserbereich. Da das Volumen des eingetauchten Bereiches dem Gewicht des Bootes entspricht, ist es verständlich, dass man, wo möglich leichte Materialien verbaut und überflüssiges Gewicht einzusparen versucht, ohne dass die Solidität des Bootsrumpfes darunter leidet. Ein Boot muss vor allem aber stabil sein, das heißt, ein möglichst optimales Wiederaufrichtungsvermögen haben. Das wird entweder durch seine Form bedingt (breit, flach) oder durch Ballastmasse. Oder beidem zugleich.
Früher war die Ballastmasse innen angebracht oder bestand aus Fracht. Das tief im Wasser liegende Boot in seiner ganzen Länge verhinderte ein seitliches Abdriften. Auch wirkte der äußerst starke Mittelbalken im Schiffsboden, der sogenannte Kiel, welcher sich meist (je nach Schiffstyp) nach unten etwas fortsetzte, einem seitlichen Wegtreiben entgegen. Ein Beispiel dafür ist die "Pen Duick" von Eric Tabarly. Um ein wendigeres und noch stabileres Boot zu bekommen, verkürzte man im Laufe der Zeit den Kiel und verlängerte ihn nach unten. Den Ballast brachte man in der stromlinienförmigen Gestalt eines Tropfens ganz unten an, um durch diesen, nun wie ein Hebel wirkenden Kiel ein noch größeres Wiederaufrichtungsvermögen zu erlangen.
Segelboote mit variablen Tiefgang
Um das seitliche Abdriften zu verhindern, bedient man sich bei leichten Booten seitlich außen drehbar (ermöglicht ein Aus-dem- Wasser-Heben in seichten Gewässern) angebrachter Schwerter (Seitenschwerter) oder in Schiffsmitte in einem Kasten mobil untergebrachter Schwerter (Mittelschwerter), die man anheben kann. Auch erleichtert diese Bauart den Transport auf einem Anhänger. Man sagt, dass die Seitenschwerter von den Chinesen erfunden und von den Holländern und Engländern kopiert worden sind. Man findet sie hauptsächlich bei flachbodigen Transportseglern auf breiten, untiefen Flussmündungen und Binnengewässern und als Umbausatz für Paddelboote oder Schlauchboote, um diese zu einem Segler umrüsten zu können. Bei kleinen Booten sind sie an einen querverlaufenden Baum (Halterung) montiert, der am Boot festgeschraubt wird. In der Regel wird das Leeschwert (vom Wind abgewandte Seite) hinabgelassen.
Seitenschwerter
In Jollenkreuzern (Kajütbooten) befindet sich der Ballast meist innen im Schiffsboden eingeschlossen, um auch in seichten Gewässern fahren zu können oder um sich bei hochgezogenen Schwert auf dem Strand trockenfallen zu lassen. Auch bedient man sich seit kurzer Zeit in Längsrichtung im Boden eingebauter Tanks, die man einseitig fluten kann (mittels Pumpen), um dem durch den Wind bedingten Krängen entgegenzuwirken und trotzdem ein leichtes, transportierbares Boot zu haben.
Ein Kubikmeter Wasser wiegt 1 Tonne. Aber nur außerhalb des Wassers, das heißt, wenn das Boot krängt und die mit Wasser versehene Bootsseite aus dem Wasser kommt. Auf der anderen Seite erzeugt der leere Tank einen Auftrieb.
Manche Bootstypen haben eine Art Langkiel, in welchem sich zusätzlich ein senkbares, meist schweres Metallschwert befindet (Schwertkiel).
Ein Flugzeugbauer sagte mal: Ein Segelboot ist wie ein Flugzeug, das sich hochkant gleichzeitig in zwei Elementen bewegt. Weil diese Elemente aber verschieden dicht sind, hat es zwei verschieden große Flügel, den kleineren Kiel (oder das Schwert) unten, und das große Segel oben.
Wind und Wasser sind gleitende Elemente. Sie passen sich in kürzester Zeit jeder Form an und umströmen sie. Aber dennoch können sie auch einen großen Widerstand entgegensetzen. Den Widerstand des Windes nutzt man zur Vorwärtsbewegung, den des Wassers zum Steuern und um mittels des Kieles oder Schwertes ein seitliches Abdriften des Bootes zu verhindern. Das ist der Grund, warum ein Segelboot vom Wind getrieben in beschränkter Weise sogar "gegen" den Wind (bis zu einem Winkel von 45°) fahren kann. Dazu wirken die verschieden gerichteten Kräfte von Wasser, Wind und das Aufrichtungsvermögen des Rumpfes zusammen. Ein Segelboot befindet sich immer im Gleichgewicht, selbst wenn es krängt (schief liegt). Verliert es dieses Gleichgewicht, dann kentert es, fällt gewissermaßen um.
Bevor es aufs Wasser geht noch ein paar Erklärungen:
.in Bezug auf das Boot und das Drumherum
Ich habe in der Einleitung schon über Steuerbord gesprochen, welches in Fahrtrichtung gesehen die rechte Seite des Bootes bezeichnet und nachts durch ein grünes Licht markiert wird. Die linke Schiffsseite ist Backbord und führt nachts ein rotes Licht. Um ein Objekt auf dem Wasser zu signalisieren, richtet man sich nach dessen Winkel zur Schiffslängsachse und sagt: "Boot 45° an Steuerbord!" oder "Land 10 Uhr an Backbord!" Oft benutzt man aber auch die Ausdrücke "in Luv" (gegen den Wind) oder "in Lee", wenn sich das Objekt an der dem Wind abgewandten Seite des Bootes befindet. Das vereinfacht die Verständigung zumindest unter erfahreneren Seglern. Wir werden vorerst weiter so reden, wie wir es gewohnt sind, damit keine Missverständnisse auftreten können. Der Rest kommt von selber.
Auch richtet man sich nach dem Kompass, dessen Pfeil immer nach Nord (magnetisch Nord) zeigt und welcher (falls das Boot damit ausgerüstet ist) sich im Cockpit befindet. Man meldet...