Schweitzer Fachinformationen
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»Das klingt jetzt vielleicht nach einem charmanten Scherz, aber: Von deinen Küssen hängt tatsächlich mein Leben hier ab.« Als das 17-jährige Meermädchen Merla dem attraktiven Surfer Marc vor Hawaii das Leben rettet, begeht sie gleich zwei unverzeihliche Fehler: Sie bricht das höchste Gesetz der Unterwasserwelt UND sie setzt ihre Existenz als Wesen des Meeres aufs Spiel. Doch wie wichtig die ungewollte Verbindung zwischen ihr und dem Landmenschen wird, erfahren Merla und Marc erst, als unzählige Menschen Ziel eines Anschlags werden sollen - von der Herrscherin des Meeres geplant, um Rache an den zerstörerischen Menschen zu nehmen. Von einem Kuss hängt plötzlich das Schicksal der Menschen ab und es bleibt kaum mehr Zeit zum Luftholen ...
Maui, Hawaii
Vom Tag war noch kaum etwas zu sehen. Das wenige Licht hatte keine Farbe, war noch grau von den Schatten der Nacht. Nur die weißen Wellenkämme hoben sich deutlich von Meer und Himmel ab. Marc liebte genau diese Stimmung. Und vor allem liebte er es, allein zu surfen. Spätestens in einer Stunde würde die Sonne aufgehen und das Wasser voll sein mit Surfern, die noch kurz vor der Arbeit oder Schule eine Welle reiten wollten. Er atmete tief durch und streckte sich, dehnte seine müden nackten Beine, bevor er die vom vielen Paddeln muskulösen Arme in den Schultern kreiste. Dann lief er zum Wasser, warf sich auf sein Brett und arbeitete sich der tosenden Brandung entgegen.
Obwohl das Wasser hier im Pazifik nicht kalt war, wirkte das erste Tauchen unter einer Welle hindurch wie eine Dose Coke auf ex. Augenblicklich war Marc hellwach. Die Wellen brachen heute sauber. Auch wenn er kaum etwas sehen konnte: Marc wusste genau, wo er sein musste, um sich den ersten perfekten Ritt des Tages zu holen.
Als er endlich draußen war - wo die Dünung das Wasser nur noch hob und senkte -, setzte er sich auf sein Brett und drehte sich um.
Die Silhouette der Berge hob sich dunkel gegen den Himmel ab. Noch war nicht zu erahnen, in welches Paradies die Sonne die Insel bald verwandeln würde. Fettes, glänzendes Grün, Blumen in allen Farben und dazu Menschen, die mit »Aloha« grüßten und gerne mal die Arbeit links liegen ließen, um surfen zu gehen. Es war das größte Glück seines siebzehn Jahre währenden Lebens gewesen, dass sein Vater gerade hier auf Hawaii einen Job als Meeresbiologe bekommen hatte. Wer wollte schon im kalten, nebligen San Francisco aufwachsen, wenn hier einfach alles perfekt war? Das Wetter, die Wellen und auch die Mädchen waren irgendwie entspannter.
Bevor Marc anfangen konnte, seinen Gedanken über Mädchen im Allgemeinen und eines im Speziellen nachzuhängen, sah er eine Welle ganz nach seinem Geschmack das Wasser auftürmen. Eigentlich ahnte er sie mehr, als er sie sah. Doch schnell drehte er sein Board, legte sich ins Hohlkreuz und paddelte an. Die Welle hob ihn hoch, er spürte, wie sein Brett ins Gleiten kam, machte noch zwei schnelle Züge und sprang auf. Adrenalin und eine große Dosis Glück durchströmten ihn, als er die Welle entlangschoss und sein Brett in weichen, aber schnellen Schwüngen die Wasserwand zerfurchte.
Der Schatten direkt vor ihm brachte seinen Ritt abrupt zum Ende. In Bruchteilen von Sekunden registrierte er, dass es weder eine Schildkröte noch ein Hai war. Zum Glück! Eine Frau mit sehr langen Haaren schwamm da vor ihm. Sie hatte kein Brett, surfte auf dem Bauch, einen Arm zum Lenken nach vorn gestreckt.
Was zum Teufel machte die da auf seiner Welle? Es war doch definitiv kein Surfer mit ihm auf dem Wasser gewesen, und oben auf dem Parkplatz hatte auch kein Auto gestanden.
Er strauchelte. Das Meer gönnte ihm diesen kurzen Moment der Ablenkung nicht. Er hatte über die Schrecksekunden zu viel Geschwindigkeit verloren, und die donnernden Wassermassen hinter ihm hatten ihn eingeholt. Wie von einem unsichtbaren Seil gezogen, riss die Welle ihm das Brett unter den Füßen weg, sog es in sich hinein und zog Marc hinterher. Sein Körper wurde nach oben gerissen, und er wusste, was gleich kam: Er würde auf das Riff prallen, als würde ihn ein wütender Riese dagegen schleudern. Das kannte er schon, so ein heftiger Waschgang gehörte zum Surfen dazu.
Es würde wehtun, aber er würde es überleben.
Instinktiv schlang er noch die Arme um den Kopf, schon knallte er mit dem Hinterkopf auf den harten vulkanischen Meeresboden. Er war zwar nur kurz ohnmächtig, aber als er wieder zu sich kam, schrien seine Lungen bereits heftig nach Sauerstoff. Weil es auch im Wasser noch dunkel war, hatte er komplett die Orientierung verloren. Marc tastete zu dem Fuß, an dem das Surfboard festgebunden war, und hoffte, dass es noch da war. Ja, die Leash war nicht gerissen. Gut - das Brett würde Richtung Oberfläche aufsteigen. Das war seine Chance. Seine Lungen brannten und seine Beine schlugen hektisch im Wasser, versuchten verzweifelt, schneller in Richtung der rettenden Luft zu paddeln. Noch unerträglich weit weg sah er das Wasser minimal heller werden, und mit letzter Kraft kämpfte er sich nach oben. Keuchend holte er Luft - endlich. Doch das Meer gab ihm keine Chance zum Ausruhen. Kaum hatte er ein paarmal hektisch eingeatmet, rollte die nächste Welle wie ein heranrauschender Schnellzug über ihn hinweg. Wieder wurde Marc nach unten in die Dunkelheit gedrückt, und er wusste genau, dass das bisschen Sauerstoff in seinen Lungen nicht mehr lange ausreichen würde. Während er hektisch mit Armen und Beinen ruderte, suchte er verzweifelt nach einem Lichtschimmer. Vergebens. Seine Bewegungen waren ohne Ziel. Um ihn war nur Dunkelheit. Dann wurde es noch dunkler, sein Körper kraftloser. So ist es also, dachte Marc und wurde schlagartig ruhig.
***
Wohin war er verschwunden? Merla hatte den Surfer zu spät geortet. Sie wäre niemals in die Welle gegangen, wenn sie den Landmenschen vorher bemerkt hätte. War er zum Strand oder wieder nach draußen gepaddelt? Merla stieß sich mit einigen kräftigen Flossenschlägen in die Tiefe und wollte gerade zurück ins offene Meer schwimmen, als sie einen leblosen Körper unter sich treiben sah. Unsicher sah sie sich um - sie schwamm in fünf Meter Tiefe, und weit und breit war kein anderer Meeresbewohner zu sehen. Sollte sie es riskieren und den Nichtschwimmer retten?
Sie wusste, es war verboten. Strengstens verboten! Aber wahrscheinlich war sie selbst der Grund dafür, dass er jetzt ertrank. Schließlich hatten sie dieselbe Welle gesurft. Vielleicht war sie ihm im Weg gewesen und er war deshalb gestürzt . Merla schob die Zweifel beiseite. Sie hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken! Sonst käme sie zu spät. Sein Körper lag bereits reglos am Meeresboden. Rasch schwamm sie zu ihm hinunter und packte ihn an den Schultern. Mit schnellen, kurzen Flossenschlägen nahm sie Geschwindigkeit auf und glitt mühelos Richtung Wasseroberfläche. Als die Brandung sprudelnd und schäumend über sie hinwegrauschte, wagte sie einen Blick auf den Jungen, der schlaff in ihren Armen lag: Wasser lief ihm aus den Mundwinkeln, seine Lippen schimmerten bläulich.
Bei der leuchtenden Sonne! Hoffentlich ist es noch nicht zu spät!, dachte Merla und suchte mit den Augen die Felsen und das sandige Ufer ab. Sie brauchte einen Platz, wo sie ihn ungesehen an Land bringen konnte und die Wellen ihn nicht gleich wieder zu sich holen würden. Da - hinter einem vorgelagerten Felsen schien das Wasser flach und geschützt zu sein. Als der Junge sicher auf dem steinigen Grund lag, beugte sie sich über ihn und hoffte, dass noch etwas Leben in ihm war. Doch es war zu spät. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.
Was sollte sie tun? Konnte man das Herz vielleicht wieder aktivieren? Bei ihresgleichen funktionierte so etwas im Notfall. Zaghaft presste sie die Hände auf sein Brustbein und begann, im Rhythmus eines kräftigen Herzschlags zu drücken. Immer wieder setzte sie ab und horchte auf den Herzschlag des Erdenmenschen. Nichts.
»Oh mein Gott! Was machst du denn da? Hast du noch nie einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht? Eine Herzmassage hat nichts mit Streicheleinheiten zu tun. Geh mal zur Seite!«, herrschte sie die Stimme eines Mädchens an, das irgendwie aus dem Nichts aufgetaucht war. Mit energischem Schwung stützte diese sich auf den Brustkorb des Jungen und drückte ihn so heftig ein, dass die Rippen sich sichtbar nach innen durchbogen. »Los, du musst ihn beatmen! Nun guck nicht so - mach schon!«
Merla hatte keine Zeit, sich von dem Schock zu erholen. Noch ein Erdenmensch! Sie drehte sich kurz um und sah, dass ihre Flossen zwischen den Felsen im Wasser verborgen waren. Zu verschwinden war jetzt noch auffälliger, als zu bleiben. Aber ihm Atem geben? Noch hatte sie genug Luft für zwei in ihren Adern, aber bald würde sie ihren Kopf wieder unter die Wasseroberfläche bringen müssen, um nicht zu ersticken.
»Jetzt mach schon! Er stirbt!« Die Stimme des Mädchens schrillte panisch in ihren empfindlichen Ohren, und es war mehr ein Reflex als vernünftige Überlegung, als sie ihre Lippen auf seinen Mund presste.
Merla hatte ihr zweites Atemsystem bisher noch nie benutzt, doch nun musste sie ihre Lungen einsetzen. Der Sauerstoff wurde aus ihrem Blut in die Lungenbläschen gedrückt, und sie atmete mehr Sauerstoff aus, als es ein Erdenmensch je könnte.
Sie blies in seine Lungen, gab ihm ihre letzten Reserven, während das andere Mädchen wie wild auf sein Brustbein eindrückte. Der Brustkorb hob und senkte sich bei jedem geschenkten Atemzug und bebte heftig unter den Stößen der Herzmassage. Bitte! Nicht sterben! Es war ihre Schuld, dass er hier mit dem Tod rang. Nur ihre! Sie mussten es einfach schaffen.
Merla wusste nicht, wie viel Zeit schon vergangen war, wie oft sie ihm ihren Atem geschenkt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass das Mädchen nicht bemerkte, dass sie nie absetzte, um Luft zu holen.
Da! Merla sah die Augäpfel des Jungen unter den geschlossenen Lidern zucken und gab ihm noch einen Zug rettender Luft. Hustend und keuchend atmete der Junge ein, spuckte einen Schwall Wasser aus und öffnete die Augen.
Das Erste, was er wahrnahm, waren grüne, eigentümlich leuchtende Augen, die ihn durchdringend und fremdartig ansahen. Dann eine Stimme, die zu ihm sprach, obwohl der Mund des Gesichts vor ihm sich gar nicht geöffnet hatte. »Wow! Er lebt, er lebt - wir haben es geschafft! Fast hätte ich gedacht, du packst es nicht, Marc!«, jubelte die Stimme und Marc bemerkte, dass es ein zweites Mädchen war, das gesprochen hatte und nun neben ihm auf und ab hüpfte. Er hatte sie schon...
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