Schweitzer Fachinformationen
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MINDFULNESS - EIN VERSUCH DER BEGRIFFSBESTIMMUNG
AKZEPTIERE DEN AUGENBLICK!
BEDEUTUNG VON MINDFULNESS IM SPORT
ACHTSAMKEITSTRAINING SCHAFFT BEWUSSTSEIN
EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE LEISTUNGSFÄHIGKEIT
Eine kalte Nacht im September. Ein weiterer Läufer überholt mich. Unzählige sind in der Dunkelheit der vergangenen Stunden bereits von hinten aufgelaufen. Nach kurzem Vergewissern, ob es mir gut geht, verschwinden sie schnellen Schrittes in die Nacht. In der Weite der offenen Hochgebirgslandschaft blicke ich ihnen lange nach. Es geht mir nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Ich taumele dem Pass entgegen, dem Scheidepunkt bei diesem Wettrennen. Auf einmal ist es nicht die Distanz, die unendlich fordert. Es ist die Höhe, die Tribut zollt. Ehrfürchtig nähern wir uns dem Übergang aus dem zurückliegenden Nubra Tal ins zielführende Tal des jungen Indus. Wir sind im indischen Himalaya, auf 5.300 Metern am Khardung La, einem der höchsten befahrbaren Pässe der Erde.
Meine Strategie für den Silk Route Ultra, eine 122 Kilometer Laufdistanz im Rahmen des Ladakh Marathons, verflüchtigt sich gerade im Tiefblau des frühmorgendlichen Nachthimmels. Anstatt Gedanken zum weiteren Verlauf des Rennens zu jagen, bin ich absolut bei mir. Ich genieße die Stille und den Moment. Und kann mir gegenwärtig keinen schöneren Ort des Seins vorstellen. Meine Beine vollführen Routinearbeit, ein motivierender Antrieb ist nicht nötig. Trotz niedriger Sauerstoffverfügbarkeit und der damit einhergehenden limitierten Muskeltätigkeit ist es ein Schweben. Die ungeteilte Aufmerksamkeit ist nur auf das Jetzt gerichtet. Ich denke weder an vergangene Trainingseinheiten, noch lockt mich die nahende Ziellinie. Einzig der Atemrhythmus und die Bewegung meiner Arme und Beine finden meine Aufmerksamkeit. Das klingt zu entspannt nach 80 Kilometern bei noch zu absolvierenden 42? Keinesfalls. Alles Ergebnisse jahrelangen Trainings und Beschäftigung mit Stressregulation und Entspannung.
Achtsamkeit hat sich seit einigen Jahren als Modewort in verschiedenen Bereichen unseres Lebens etabliert. Sich immer schneller verändernde Prozesse und Technologien im Alltag erfordern einen Gegentrend, der gern auch als Entschleunigung bezeichnet wird. Chronischer Stress, ob im Beruf oder im Privatleben, bestehende Erwartungshaltungen der Gesellschaft, negative Nachrichten aus aller Welt, soziale Isolation trotz sozialer Medien oder falsche Wertevorstellungen sind nur einige Beispiele von Einflussfaktoren, mit denen wir uns tagtäglich auseinandersetzen. Zum Gegensteuern bleibt dann oft nur der Gang zum Arzt. Oder ein Wellnesswochenende. Oder der wohlverdiente Jahresurlaub.
Wie wäre es denn, wenn wir unseren Alltag so gestalten, dass wir nur die aktuell wesentlichen Einflüsse zulassen. Der Mensch ist ein Wunderwerk der Natur. Wir haben uns längst an die lebensfreundlichen Bedingungen unseres Planeten gewöhnt. Haben vergessen, Dinge wie Trinkwasser, Sauerstoff zum Atmen und die schützende Atmosphäre wertzuschätzen. Dieses Bewusstmachen, wie viele Komponenten für unsere Existenz verantwortlich sind und welche Rolle wir im unendlichen Universum spielen, kann manchmal nicht schaden. Das Bewusstsein schärfen, den Fokus auf den lebendigen Moment lenkend. Und gleichzeitig bei vielem, was wir tun, die Ernsthaftigkeit in Frage stellen.
Wer Achtsamkeit für sich und sein Leben entdeckt, wird oft als esoterisch oder religiös abgestempelt. In Verbindung mit Transzendenz, also einer nicht erklär- oder beweisbaren Wirklichkeit werden dabei Wunder erwartet. Tatsächlich hat Achtsamkeit nichts mit Spiritualität zu tun. Vielmehr ist es der absolute Bezug auf den Moment, das Hier und Jetzt. Yogamatte, Batik-Hippie-Hose und Räucherstäbchen sind kein Pflichtequipment, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Als Läufer stehe ich wortwörtlich mit beiden Beinen im Leben und schätze diese Verbindung zwischen einer der beliebtesten Sportarten und dem gegenwärtigen Augenblick. Diese Wahrnehmung, wenn immer möglich ohne Bewertung, Meinung oder Fantasie.
Den Titel dieses Buches prägt der anglistische Begriff Mindfulness. Die innere Bedeutung geht hier noch etwas weiter als beim deutschen Pendant Achtsamkeit. Die Übersetzung stammt aus dem buddhistischen und beschreibt den Begriff Sati. Dieser bezeichnet die Fähigkeit des Geistes, bei etwas zu verweilen, etwas im Gedächtnis zu behalten und mit ausgewogener Aufmerksamkeit gegenwärtig zu sein, ohne darüber nachzudenken und ohne zu bewerten. Mindfulness steht somit eher für "Voll im Geiste sein". Aus dieser Floskel gilt es das Sein herauszustellen. Das ist der eigentliche Kern der Achtsamkeit.
Spätestens seit Jon Kabat-Zinn an der University of Massachusetts Medical School im Jahre 1979 die unterdessen renommierte Stress Reduction Clinic gründete und in den Folgejahren aktive Forschung zu Geist-Körper-Interaktionen bei der Heilung und den klinischen Anwendungen des Achtsamkeitstrainings betrieben hat, erreichte Mindfulness einen populären Stellenwert. Mittlerweile werden die unterschiedlichsten Achtsamkeitsprogramme in Krankenhäusern, Schulen, Unternehmen, Gefängnissen und auch im Profisport angewandt. Bücher zum Thema gibt es unzählige. Und auch die Wissenschaft hat das Gebiet für sich entdeckt. In Studien werden Vorzüge und Nachteile einer achtsamen Lebensweise in fachspezifischem Wortschatz dargestellt. Keine Sorge, in diesem Buch nehmen wir Bezug auf derartige Trends, vollführen aber gleichzeitig allgemeinverständlich den Spagat zwischen Laufsport und Mindfulness. Beide Begriffe, Mindfulness und Achtsamkeit, werden auf den folgenden Seiten gleichbedeutend für die komplexere Definition des "Vollim-Geiste-Seins" verwendet.
Warum sollen wir uns als Läufer mit Mindfulness auseinandersetzen? Was bringt es einem Hobbyläufer? Oder einem ambitioniertem Altersklasseathleten? Oder gar einem Profisportler? Unternehmen wir mit physischen Trainingseinheiten und Mentalcoaching nicht schon genug für die angestrebten sportlichen Ziele? Wie bei allen Übungen und Formen eines ganzheitlichen Trainings ist es das Ziel, uns als Person und Sportler gesund weiterzuentwickeln. Wer möchte schon positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, im Umgang mit Stress oder Emotionsregulation von sich weisen? Dieses Sein als Teil der Entwicklung des eigenen Körpergefühls kann zusätzlich das Risiko von Krankheiten und Verletzungen verringern. Und doch bedarf es physischen Trainings. Unsere Handlungen, ja auch die abendliche Laufrunde, sind oft gezeichnet von einer unablässigen Getriebenheit. Ein Prozess des ständigen Denkens und Auseinandersetzens mit Vergangenheit und Zukunft lässt uns kaum Zeit, einfach nur zu sein. Stattdessen lassen wir uns von Gedanken und Handlungen in einem dynamischen Strom mitreißen. Wir ergeben uns diesem Fluss. Und enden nicht selten an Orten, an denen wir gar nicht sein möchten.
Achtsamkeit ist Pflege der Körper-Geist-Beziehung. Wie bei einem Auto brauchen wir immer wieder diesen Service, den Check oder Scan des gesamten Systems Mensch. Wir sind ein Wunderwerk und doch keine Maschinen. Die Software-Komponenten spielen für unser Dasein eine ebenso wichtige Rolle wie der Korpus. Erst die Kombination aus Körper und Geist macht uns vollkommen.
Gemeinsam unternehmen wir hier eine entspannte Reise in den Moment des Augenblicks. Gemeinsam mit dir, liebe Leserin, lieber Leser, und zusammen mit kompetenten Expertinnen und Experten. Unterstützend bei der Umsetzung dieses Buches standen mir echte Fachleute zur Seite. Von Beginn an war klar, dass die Komplexität dieses Themas eine fundierte Beratung und verlässliche Informationen von Spezialisten mit überdurchschnittlichem Wissen auf ihrem Gebiet, für eine Kombination aus Achtsamkeit und Laufen, erfordert.
Eine wichtige Säule weit über dieses Buchprojekt hinaus bildet Dr. Konrad Smolinski. Er ist diplomierter Sportwissenschaftler, hat einen Doktortitel im Fachbereich Sportpsychologie und studierte zusätzlich Philosophie und Psychologie. Seit zwanzig Jahren widmet er sich der Beratung, Betreuung und dem Coaching von Freizeit-, Leistungs- und Profisportlern sowie Führungskräften, Teams und Unternehmen, um deren körperliche und mentale Leistungsfähigkeit zu steigern.
Darüber hinaus ist Dr. Smolinski Dozent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, begleitet und unterstützt Forschungsprojekte in diversen Fachbereichen, ist Gesundheitsberater für renommierte Krankenkassen sowie Buchautor (Laufabenteuer in Ladakh).
Jenseits seiner unternehmerischen Tätigkeiten ist Dr. Smolinski leidenschaftlicher Läufer, Triathlet und Extremsportler. Dabei sucht er immer wieder die persönliche Herausforderung, um sein Potenzial an der Schnittstelle von Höchstleistung und Wohlbefinden auszuschöpfen.
Mit Dr. Smolinski verbinden mich bereits einige gemeinsame, sportliche Abenteuer. Er hat überhaupt einen großen Verdienst daran, dass ich auf dem sportlichen Wege, nach spätem Einstieg mit Mitte 30 erfolgreich bin. Erfolgreich in Bezug auf...
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