Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Lissabon, die Schöne am Tejo, umgibt der unwiderstehliche Charme vergangener Zeiten. Prächtige Paläste und Klöster zeugen von kolonialem Glanz, pittoreske Gassen und Treppen, malerische Winkel und verträumte Plätze bezaubern den Besucher. Das ist aber längst nicht alles: Die melancholische Metropole am Südwestrand Europas ist auch dynamisch, modern und weltoffen. Die junge Szene feiert in schicken Clubs und Restaurants am Tejo-Ufer oder holt sich den Kick beim Barhopping im Amüsierviertel Bairro Alto und dem lebendigen Hafenviertel Cais do Sodré. Lissabon, einst Hauptstadt der halben Welt, ist heute ein Schmelztiegel der Kulturen mit kosmopolitischem Flair. Lissabon - auf Portugiesisch Lisboa (sprich: Lischbóa) - ist sowohl provinziell als auch großstädtisch, multikulturell und weltoffen, herzlich und vor allem: entspannt. "Leben und leben lassen" ist das Motto. Ein gewisses Laisser-faire prägt die Stadt und ihre Bewohner fast mehr noch als die viel zitierte saudade, jene melancholische Wesensart, die als Schlüssel zur Volksseele der Portugiesen gilt und die kaum in deutsche Worte zu fassen ist.
Lissabons Herz schlägt am Rossio. Auf dieser breiten Esplanade mit dem kunstvollen Mosaikpflaster und den Terrassencafés pulsiert das urbane Leben: Aktentaschen- und Krawattenträger, schicke Shopper im Designeroutfit, Teenager mit Handy am Ohr flanieren über den Platz, Gruppen von Afrikanern sind gestikulierend ins Gespräch vertieft, Losverkäufer, Straßenhändler und Schuhputzer kurbeln lautstark ihr Geschäft an. Über der Stadt thront die mittelalterliche Burg Castelo de São Jorge. Das alte Alfama-Viertel darunter ist ein malerisches Labyrinth aus Gässchen und verwinkelten Treppchen, wo es nach vergangenen Zeiten (und gegrillten Sardinen) riecht. Windschiefe Gemäuer, an denen der Zahn der Zeit kräftig genagt hat, beherbergen kleine Bars (tascas), Gemüse- und Kramläden. Verblichene Kacheln (azulejos) zieren Wände und Bögen. Wie vor über 100 Jahren rumpeln die nostalgischen Straßenbahnen (eléctricos) ächzend die Hügel rauf und runter, in den Fenstern hängen kleine Vogelkäfige, darunter flattert die Wäsche im Wind.
Gegenüber dem Kastell liegt das Chiado-Viertel, Inbegriff der Lissabonner Eleganz. Hier haben sich die ersten Theater der Stadt, die Akademien der schönen Künste und der Architektur und die Hochschulen für Tanz und Musik angesiedelt. Der Chiado-Brand 1988 schockierte die Lissabonner, erlaubte aber auch einen Neubeginn. Der Name des Architekten Álvaro Vieira Silva bleibt für immer mit dem Wiederaufbau verbunden. Vom Rossio geht es durch die Baixa (Unterstadt) in Richtung Tejo, vorbei an nostalgischen Lädchen und Shops internationaler Designer. Straßenmusikanten und fliegende Händler bevölkern die breite Fußgängerpromenade, die in die prachtvolle Praça do Comércio mündet. Davor glitzert das Wasser des Tejo in der Sonne - jetzt klarer, seit die Abwässer in der neuen Kläranlage gesäubert werden. Bunte Fährschiffe schippern hin und her. Ab und an erinnert das monotone Horn eines Ozeanriesen daran, dass der Atlantik gleich vor der Haustür liegt. Vom Fluss aus gesehen wirkt Lissabon, vor allem im warmen Licht des Spätnachmittags, wie ein impressionistisches Gemälde - in Ocker und Pastelltönen gehalten, gesprenkelt mit Kirchturmspitzen und Kuppeln.
1994 war Lissabon Kulturhauptstadt Europas, 1998 präsentierte man die letzte Weltausstellung des ausgehenden Jahrtausends, ein Erfolgsevent, von dem Lissabon heute noch zehrt. Expo und Fußball-EM 2004 brachten massive Stadterneuerungen. Bezirke wurden neu hochgezogen, alte Viertel aufgemöbelt, Slums niedergerissen. Lissabon ist heute mehr denn je eine Stadt der Gegensätze. Neben mittelalterlichen Wohnvierteln ragen avantgardistische Türme in den Himmel, amerikanisch anmutende Shoppingmalls haben noch nicht die altmodischen Läden der Baixa verdrängt, wo man sich alle Zeit der Welt nimmt, Stoffbahnen abzuwickeln oder Kolonialkaffee einzupacken. Hinter abblätternden Fassaden verbergen sich Designerstores und Edeldiskotheken. Hippe Clubs und schicke Restaurants sind in die alten Hafenlager am Tejo-Ufer eingezogen, im traditionellen Amüsierviertel Bairro Alto haben sich szenige Bars und schrille Läden eingemietet. Lissabon hat etwa 500 000 Einwohner, im Großraum (Grande Lisboa) leben zwei Millionen Menschen. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Hunderttausende Zuwanderer aus den ehemaligen Kolonien Angola und Mozambique strömten in den 1960er- und 70er-Jahren ins Land. Nach Nelkenrevolution und Entkolonialisierung kamen Zehntausende, plötzlich mittellose portugiesische Rückkehrer, die retornados, hinzu. Zusammen mit den überwiegend im Bausektor beschäftigten Ukrainern, Einwanderern aus Brasilien, Indien (Goa) und dem chinesischen Macau, den Festlandchinesen und Pakistani in Gegenden wie Martim Moniz gehören sie heute zum Straßenbild.
Einer Legende nach wurde Lissabon von Odysseus gegründet. Tatsächlich entwickelte sich die Siedlung aus einem phönizischen Handelsposten. Eine erste Blütezeit erlebte es unter den Römern, die sich 205 v. Chr. hier an der Tejo-Mündung niederließen und aus Olisipo den bedeutendsten Handelsplatz Lusitaniens machten. Zeugen dieser Zeit sind die Ruinen des römischen Theaters (Teatro Romano) in der Alfama, heute ein Museum. Einen noch dauerhafteren Eindruck haben die Mauren hinterlassen, die die Stadt im Jahr 714 eroberten. Unter ihrer 400 Jahre währenden Herrschaft wurde Lissabon ein Zentrum arabischer Kultur. Es entstanden als unbefestigte Vorstädte die heutigen zentralen Stadtviertel Alfama und Mouraria.
1147 gelang es dem späteren König Dom Afonso Henriques, im Bunde mit den Kreuzfahrern die Stadt zurückzuerobern. Lissabon wurde Sitz der königlichen Familie und mit dem Ende der Wiedereroberung (Reconquista) im 13. Jh. Hauptstadt des jungen portugiesischen Königreichs. Ihre wahre Größe erreichte die Stadt im 15. und 16. Jh. mit den Entdeckungen und Eroberungen der portugiesischen Seefahrer. Bartolomeu Diaz umrundete 1488 das Kap der Guten Hoffnung. Zehn Jahre später entdeckte Vasco da Gama den Seeweg nach Indien, und kurz darauf landete Pedro Álvares Cabral in Brasilien. Bald besaß das kleine Portugal ein Weltreich, und Lissabon wurde zur prächtigsten Metropole Europas. Schiffe, voll beladen mit Gold und Silber, Gewürzen und Edelhölzern - und Sklaven - legten im Hafen an. Der florierende Handel brachte unermesslichen Wohlstand. Prachtbauten wie das Hieronymuskloster (Mosteiro dos Jerónimos) im Vorort Belém sollten Lissabons Rolle als Welthandelszentrum unterstreichen.
Die Goldene Epoche fand mit dem verheerenden Erdbeben im November 1755 ein abruptes Ende. Die Katastrophe legte binnen weniger Minuten die Stadt in Schutt und Asche und kostete mehr als 40 000 Menschen das Leben. Der damalige Außenminister Marquês de Pombal erwies sich als genialer Stadtplaner. Er ließ Lissabon auf dem Reißbrett wieder auferstehen. Gerade Straßen, klare Linien, rechte Winkel, Sicherheitsabstände zwischen den Häuserzeilen waren seine Vision - die Geburtsstunde der Unterstadt Baixa, heute noch Baixa Pombalina genannt. Es folgten Jahrzehnte wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen. Das Königshaus versippte und brachte keine bedeutenden Persönlichkeiten mehr hervor. 1910 floh König Manuel II. nach Großbritannien ins Exil. Portugal wurde Republik und dann Diktatur. Der faschistische Diktator António de Oliveira Salazar leitete die Geschicke des Landes fast ein halbes Jahrhundert - Europas längste Diktatur -, und während es ihm gelang, Portugal aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten, machte er es gleichzeitig zum "Armenhaus Europas" - so seine eigenen Worte. Der Polizeistaat wurde am 25. April 1974 durch einen friedlichen Aufstand am Kolonialkrieg verzweifelnder Generäle mit Unterstützung des Volkes weggefegt: die "Nelkenrevolution" - nach den roten Nelken (cravos) in den Gewehrläufen der Soldaten.
Mit dem Anschluss an Europa 1986 gewann das Land neues Selbstbewusstsein, aber viele veraltete Strukturen blieben bestehen. Die üblichen Großstadtprobleme machen auch vor Lissabon nicht Halt. Durch den internationalen Hafen sickern Drogen in die Stadt, und an der Peripherie gibt es soziale Brennpunkte. Notwendige Sanierungen bleiben oft auf der Strecke. Der 100. Geburtstag der Republik am 5. Oktober 2010 fiel mitten in die Krise. Heute herrschen harte Realitäten: 14 Prozent Arbeitslosigkeit, niedrige Produktivität, eine Rekord-Emigrationsrate - und obwohl Portugal seit 2014 nicht mehr den strikten Auflagen der "Troika" unterliegt, bleibt die Lage prekär und die Stimmung gedrückt. Für Lissabon heißt das: Große Projekte wie der neue Flughafen liegen auf Eis. Die Lissabonner verzehren mehr Takeaway-Hühnchen denn je, jagen Schnäppchen und sparen sogar an ihren geheiligten zwei Restaurantmahlzeiten täglich. Der größte Wachstumssektor ist der Tourismus, mit vielen positiven Impulsen. Trotz röhrender Tuk-Tuk-Mobile, mancherlei Abzocke und explodierender Vermietungsraten an Besucher in den historischen Vierteln ist Lissabon noch kein touristischer Themenpark geworden.
Währenddessen behält Lissabon für Besucher der Stadt...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.