Schweitzer Fachinformationen
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Über die Autoren 7
Einleitung 21
Teil I: Worum geht es in der Makroökonomik? 25
Kapitel 1: Was ist Makroökonomik? 27
Kapitel 2: Wirtschafts- und Finanzpolitik 43
Kapitel 3: Wachstum 55
Kapitel 4: Konjunktur 65
Teil II: Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 73
Kapitel 5: Wozu man die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung braucht 75
Kapitel 6: Aufbau der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 85
Kapitel 7: Die Zahlungsbilanz 105
Kapitel 8: Inflation und Preisbereinigung 113
Kapitel 9: Was die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung sagt - und was sie verschweigt 121
Teil III: Makroökonomische Modelle 127
Kapitel 10: Wozu Modelle? 129
Kapitel 11: Das klassische Modell 137
Kapitel 12: Das einfache keynesianische Modell 145
Kapitel 13: Das IS-LM-Modell 157
Kapitel 14: Die neoklassische Synthese 195
Kapitel 15: Das AS-AD-Modell 203
Kapitel 16: Entdeckung und Bedeutung von Erwartungen: Neuklassische Modelle 215
Kapitel 17: Das neukeynesianische Makromodell 233
Kapitel 18: Ausblick: Dynamic Stochastic General Equilibrium (DSGE) Modelle 249
Teil IV: Wirtschaftswachstum 261
Kapitel 19: Wirtschaftswachstum: Ein paar Fakten 263
Kapitel 20: Wirtschaftswachstum und Kapitalstock: Das Solow-Swan-Modell 269
Kapitel 21: Wirtschaftswachstum und technischer Fortschritt 285
Kapitel 22: Wie Wirtschaftswachstum entsteht: Endogenes Wachstum 293
Kapitel 23: Ist Wirtschaftswachstum heutzutage noch zu rechtfertigen? 309
Teil V: Geld 329
Kapitel 24: Geld, das unbekannte Wesen 331
Kapitel 25: Die Aufgaben der Zentralbank 341
Kapitel 26: Die Rolle der Geschäftsbanken und der Finanzmärkte 363
Kapitel 27: Fiat money und Geldschöpfung: Das Kreditgeldsystem 383
Teil VI: Makroökonomik offener Volkswirtschaften 401
Kapitel 28: Globalisierung 403
Kapitel 29: Das Mundell-Fleming-Modell 425
Teil VII: Der Top-Ten-Teil 445
Kapitel 30: Die zehn wichtigsten makroökonomischen Ideen 447
Literatur 451
Stichwortverzeichnis 459
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
In diesem Kapitel erfahren Sie, wie makroökonomische Theorien entwickelt wurden. Welche Methoden nutzen makroökonomische Modelle? Warum gibt es so viele verschiedene Theorien? Und warum haben sie alle ihre Berechtigung? Wir wollen Ihnen aber auch nicht die Kritik an der makroökonomischen Theorienbildung verschweigen.
Eine Volkswirtschaft ist ein gigantisches Netzwerk, das aus vielen Einzelteilen besteht, die eng miteinander verbunden sind. Sie ist aber nicht nur ein Netzwerk, sondern ein System von Netzwerken, die sowohl auf gleicher Ebene als auch auf unterschiedlichen Ebenen (hierarchisch) angeordnet sind. Solche Systeme findet man im Großen wie im Kleinen: Das Universum ist ein Netzwerk von Planeten, Sternen, Asteroiden und so weiter, die alle miteinander verbunden sind und aufeinander einwirken. Unser Körper ist ebenfalls ein solch hochkomplexes Netzwerk aus Organen, Knochen, Muskeln, Nerven und vielem mehr.
Eine grobe Einteilung der Elemente des Netzwerks »Volkswirtschaft« sieht wie folgt aus:
Diese Netzwerkbestandteile werden Wirtschaftssektoren oder kurz Sektoren genannt. Hinzu kommt noch eine ganz besondere Institution von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung: die Märkte.
Ein Wirtschaftssektor fasst in einer Volkswirtschaft einzelne ihrer Bestandteile anhand ihrer Funktion zusammen. Dies wird als Aggregation bezeichnet. Private Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland sind die auf der obersten Aggregationsebene unterschiedenen Sektoren.
Die Wirtschaftssektoren sind diejenigen Einheiten einer Volkswirtschaft, die quasi aus der Satellitenperspektive zu erkennen sind. Satelliten schweben in großer Höhe über der Erde und dienen dazu, großräumige Vorgänge auf der Erde zu beobachten, wie beispielsweise die Wolkenbildung durch Wettersatelliten. Analog könnte ein »Wirtschaftssatellit« die Daten der Wirtschaftssektoren einer Volkswirtschaft beobachten und sammeln. Tatsächlich gibt es in jedem Land einen solchen »Satelliten«: Es sind die Statistikbehörden, die volkswirtschaftliche Daten sammeln, aggregieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Eine wichtige Methode der Makroökonomik besteht also darin, einzelne Akteure zu Sektoren zu aggregieren - es gibt beispielsweise nur einen Haushaltssektor, der aber aus vielen Millionen Einzelhaushalten besteht. Natürlich wird das der großen Bandbreite von Haushalten, die es in einem Land gibt, nicht gerecht, aber diese Methode ermöglicht es überhaupt erst, makroökonomische Modelle aufzustellen - oder könnten Sie sich ein Modell vorstellen, das aus 40 Millionen Einzelhaushalten besteht?
Aber was verbirgt sich hinter diesen Sektoren, was wird hier aggregiert und warum? Dazu müssen Sie sich in die Froschperspektive begeben.
Volkswirtschaftlich gesehen sind Sie ein privater Haushalt oder Teil eines solchen, je nachdem, ob Sie allein oder in einer Gemeinschaft leben. Gut, das ist jetzt nicht der Knüller; volkswirtschaftlich gesehen ist es dennoch von Bedeutung, da der Sektor alle privaten Haushalte eines Landes umfasst. Und das Besondere? Nun, das ist die Funktion dieser Haushalte: Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie konsumieren und sparen sowie Steuern zahlen.
Das sind die volkswirtschaftlichen Funktionen, auf die man statistisch abstellt, wenn von privaten Haushalten die Rede ist. Gleichzeitig machen private Haushalte noch etwas volkswirtschaftlich höchst Relevantes: Sie bieten den Unternehmen Arbeitsleistungen an, für die sie mit Arbeitseinkommen entlohnt werden. Darüber hinaus stellen sie den Unternehmen auch Kapital zur Verfügung.
Unternehmen sind die Produktionseinheiten einer Volkswirtschaft. Sie stellen Güter und Dienstleistungen her und verkaufen diese auf Güter- und Dienstleistungsmärkten. Für ihren »Output« erzielen sie Erlöse, die sie dazu verwenden, die für die Produktion erforderlichen Inputfaktoren zu entlohnen.
Inputfaktoren sind alle Mittel, die man bei der Herstellung von Produkten oder Dienstleistungen verwendet. Die wichtigsten volkswirtschaftlichen Inputfaktoren sind Arbeitsleistungen und Kapital. Beides wird den Unternehmen von privaten Haushalten gegen Entgelt zur Verfügung gestellt.
Vereinfacht gesagt: Unternehmen stellen Produkte her. Mit den Erlösen aus dem Verkauf dieser Produkte bezahlen sie Arbeitnehmer (Inputfaktor Arbeit) in Form von Löhnen und die Kredit- und Kapitalgeber (Inputfaktor Kapital) in Form von Zinsen oder einer Gewinnbeteiligung. Neben der laufenden Produktion können Unternehmen ihre Produktionsmöglichkeiten (Produktionskapazität) erhöhen, indem sie investieren. Dazu nehmen sie den Teil ihrer Erlöse, den sie nicht an die Haushalte als Löhne oder Zinsen auszahlen, und kaufen dafür neue Maschinen oder Technologien, mit denen die Unternehmen im nächsten Jahr noch mehr produzieren können. Statt aus eigenen Gewinnen können die Investitionen auch durch Geld anderer Leute (Kredite) finanziert werden.
Eine Investition ist eine Ausgabe, die Unternehmen tätigen, um zu einem späteren Zeitpunkt mehr oder besser produzieren zu können.
Den Investitionen der Unternehmen stehen die Ersparnisse der privaten Haushalte gegenüber. Wie wir später sehen werden, reichen die Ersparnisse auf wundersame Weise stets genau aus, um die Investitionen zu finanzieren. Ein Teil der Haushalte also legt Geld auf die Seite (sie sparen), und Unternehmen nehmen dieses Geld auf, um zu investieren.
Bei den Investitionen werden Brutto- und Nettoinvestitionen unterschieden. Dabei gilt folgender Zusammenhang: Bruttoinvestitionen = Nettoinvestitionen plus Ersatzinvestitionen. Die Ersatzinvestitionen dienen der Aufrechterhaltung der vorhandenen Produktionskapazität, dem sogenannten Kapitalstock; sie ersetzen den verschleißbedingten Kapitalverzehr. Die Nettoinvestitionen erweitern die Produktionskapazität, indem sie den Kapitalstock erhöhen.
Das klingt alles recht abstrakt, daher ein Beispiel: Wenn Sie ein Taxiunternehmen haben, bezahlen Sie sowohl die Fahrer (Inputfaktor Arbeit) als auch die Bank (Inputfaktor Kapital), die Ihnen das Geld für die Anschaffung Ihrer Taxen geliehen hat. Der Rest Ihrer Einnahmen ist Ihr Einkommen. Jedes Jahr verschleißen die Taxen ein wenig (die Kupplungen nutzen sich ab, die Stoßdämpfer werden schlechter und so weiter), sodass Sie jährlich 5.000 Euro je Taxi zurücklegen müssen, um den Wagen nach zum Beispiel fünf Jahren durch einen Neuwagen zum Preis von 25.000 Euro ersetzen zu können. Sie müssen also buchhalterisch den Wert der Taxen jedes Jahr um 5.000 Euro nach unten korrigieren, das sind die Abschreibungen zur Finanzierung der Ersatzinvestitionen; Ihre Nettoinvestitionen sind null. Beschließen Sie aber, zusätzlich eine neue Taxe im Wert von 25.000 Euro zu kaufen, dann haben Sie Ihren Fahrzeugpark erweitert; dieser Betrag entspricht Ihrer Nettoinvestition.
Der Sektor Staat umfasst alle Gebietskörperschaften. In Deutschland sind das der Bund, die 16 Bundesländer, die Gemeinden und die Sozialversicherungen (gesetzliche Renten-, Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung). Der Staat ist ein ganz besonderer Sektor, da er etwas tun kann und tut, was alle anderen Sektoren nicht können: Er finanziert sich über Steuern und Abgaben (zu Letzteren zählen insbesondere die Beiträge zu den Sozialversicherungen), deren Zahlung er erzwingen kann. Er erlässt Gesetze und Vorschriften, deren Einhaltung er ebenfalls mit Zwangsmitteln durchsetzen kann. Mit seinen Einnahmen aus Steuern und Abgaben finanziert der Staat Umverteilungsmaßnahmen und stellt darüber hinaus öffentliche Güter bereit. Zu diesen Gütern zählt vor allem auch die Infrastruktur wie Straßen, Schienen, Schulen oder Kommunikationsnetze. Die Infrastruktur gilt volkswirtschaftlich gesehen als Investition, da die Produktions- und Konsummöglichkeiten der Bevölkerung durch sie erhöht werden: Bessere Straßen führen dazu, dass man mehr produzieren kann. Die übrigen Ausgaben des Staates, die keine Investitionen sind, werden dagegen als Staatskonsum oder Staatsverbrauch bezeichnet. Dazu zählen etwa die Beamtengehälter.
Öffentliche Güter sind gegenüber privaten Gütern dadurch gekennzeichnet, dass sie in zwei Aspekten grundsätzlich anders sind:
(1) Es gibt keine (oder nur eine sehr eingeschränkte) Rivalität im Konsum. So können beispielsweise Straßen von sehr vielen Personen genutzt werden, ohne dass die Nutzung durch eine Person die gleichzeitige Nutzung durch eine andere Person ausschließt.
(2) Das Ausschlussprinzip kann nicht sinnvoll angewandt werden. Das...
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